Über den Wildgrat zum Wildhorn 3250m
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Nach wettkampfbedingtem Unterbruch war der Appetit auf eine zünftige Bergtour gross. Da kam mir die Vorlage meines lieben Bergkollegen Zolliker wie gerufen, welcher die Runde ab Lauenensee aufs Wildhorn auf Hikr und seinem Blog schön dokumentiert hat. Dabei kombiniert man zwei abwechslungsreiche Routen abseits des Highways von der Wildhornhütte. Gletscherausrüstung wird keine benötigt und die technischen Schwierigkeiten sind kurz, die landschaftlichen Schönheiten dafür omnipräsent. Aber Achtung, das ist eine ausgewachsene Tagestour und speziell der Rückweg zieht sich böse in die Länge.
Um sieben Uhr geht's los vom Parkplatz beim Lauenensee. Und bereits muss ich mich ärgern: nicht genug Münz dabei (mein Fehler), Kartenleser defekt (Fehler der Gemeinde). Also klemme ich unauffällig eine Zwanzigernote unter den Scheibenwischer und hoffe - etwas naiv - auf ehrliche Passanten und einen kulanten Kontrolleur. Acht Stunden später die positive Überraschung: anstelle der Note finde ich ein Säckli mit gelöstem Billet und Rückgeld vor. So geht Gastfreundschaft! Das musste ich im Anschluss gleich via Mail verdanken. Übrigens, ab sofort braucht man sich nicht mehr ärgern: Die Gemeinde Lauenen hat einen Tag später die Bezahlung via Twint eingeführt.
Nach kurzem Einlaufen geht's ab Lädi in steilem Aufstieg hoch zur Alp Chüetungel - was für ein idyllisches Flecklein Erde. Dahinter türmt sich ein mächtiger Felskessel auf, den man in drei Stufen über insgesamt 550Hm überwinden kann. Vor Ort ergeben sich die Durchstiege recht offensichtlich, ansonsten verweise ich auf das hilfreiche Topo von Zolliker. Die erste Stufe lässt sich ganz bequem über eine diagonale rechts-links-Rampe begehen. Das Felscouloir der zweiten Stufe markiert die Schlüsselstelle der Tour: Der Einstieg beginnt mit gemütlicher Kraxelei, gegen oben wird das Gelände zunehmend steiler. Heikel kann das Wasser sein, welches über den Fels läuft. Unterwegs finden sich zwei alte Stände, welche der erfahrene Alpinwanderer nicht benötigt. Den heiklen Ausstieg entschärft ein altes Drahtseil. Man kann es getrost benutzen, denn die Verankerung ist intakt. Kurz erreicht man die T6-/II. Bei der dritten Stufe verlasse ich die Normalroute und klettere stattdessen - deutlich anspruchsvoller - eine Rippe (T6/II) weiter westlich. Also bitte nicht blind dem Track nachlaufen!
Oben angekommen öffnet sich der weite Kessel rund um den Dürrsee - so stelle ich mir die Mondlandschaft vor. Über die Silberritze gewinne ich etwas mühselig die Verbindung zwischen Wildgrat und Hahnenschritthorn (2834m). Letzteres erreiche ich im Sinne eines freiwilligen Abstechers über den gutmütigen Südgrat (zuoberst kurze Kletterei). Beim nächsten Mal würde ich mich direkt am Ostgrat versuchen. Zurück im Sattel geht's ans Herzstück der Tour: Wild- und Nordgrat zum Wildhorn. Der Wildgrat beginnt gemütlich mit Gehgelände. Gegen oben verjüngt er sich, man verbleibt aber im (etwas ausgesetzten) Kraxelbereich (T5).
Bei P. 2950 vereinigt sich der Wildgrat mit der Germanrippe zum Nordgrat. Man klettert einen (sehr) kurzen Turm ab (T6-), um dann vor dem nächsten Aufschwung wenig nach rechts auszuweichen, bevor man wieder hochklettert (II-). Das wär's auch schon mit den Schwierigkeiten; die Führer-Bewertung ZS/I ist für mich absolut unverständlich. Im Weiterweg alles dem Grat entlang bis zum Nordostgipfel (P. 3246) braucht man den Kraxelbereich nicht mehr verlassen (T5), schwache Wegspur vorhanden. Der Übergang zum Hauptgipfel vom Wildhorn (3250m), wo bereits eine Gruppe mit Führer pausiert, ist schnell geschafft. Vor fast genau drei Monaten war ich hier noch mit Ski zugange. Auch für mich ist es höchste Zeit für eine richtige Pause. Ich spüre die Höhe und den Verbier Marathon mehr als mir lieb ist...
Trotzdem lasse ich mir den nachfolgenden Abstecher zu Le Pucé (3177m) nicht entgehen. Die Route ist offensichtlich: man folgt dem Verbindungsgrat und klettert zuletzt direkt und lohnend die Nordrippe hoch (II). Ein Gegenanstieg ist leider unvermeidlich, um anschliessend wieder den Durchschlupf Richtung Col du Brotsé (2757m) zu erreichen. Dieser ist mit einem Steinmann gut markiert und man erkennt etwas weiter unten eine Schlinge zum Abseilen. Benötigt wird diese höchstens bei Vereisung, sonst ist das eine klassische Kraxel-T5. Wichtig ist bloss, dass man den zahlreichen Steinmännern folgt, denn von oben ist die Route etwas unübersichtlich. Etwa in der Mitte der Felsbastion befände sich ein zweite Standplatz.
Unten angekommen folge ich den Wegspuren durchs Geröll, verliere sie aber irgendwann wieder. Trotz völliger Ausaperung kann man den (hier) wenig geneigten Geltengletscher ohne jegliches Material queren. Gleich danach treffe ich wieder auf den Weg und die zugehörigen Steinmänner. Was ich auch finde, sind zahlreiche Flugabwehrgeschosse, die ich weiter unten deponiere und zuhause der Blindgängerzentrale melde. Und jetzt heisst es laufen, laufen, laufen. Den Rückweg durchs Rottal und über die Geltenalp habe ich definitiv unterschätzt. Da kommen einige Kilometer zusammen und rennen kann ich meinem Apparat noch nicht zumuten. Aber eigentlich bieten die landschaftlichen Reize (Wasserfälle etc.) genug Zerstreuung, auch von der Hitze. Und für einen Zwischenstopp stünde die Geltenhütte SAC (2002m) bereit, die heute rege besucht wird.
Zeiten (kum)
3:00 Hahneschritthorn
4:25 Wildhorn
4:50 Le Pucé
7:20 Lauenensee
Um sieben Uhr geht's los vom Parkplatz beim Lauenensee. Und bereits muss ich mich ärgern: nicht genug Münz dabei (mein Fehler), Kartenleser defekt (Fehler der Gemeinde). Also klemme ich unauffällig eine Zwanzigernote unter den Scheibenwischer und hoffe - etwas naiv - auf ehrliche Passanten und einen kulanten Kontrolleur. Acht Stunden später die positive Überraschung: anstelle der Note finde ich ein Säckli mit gelöstem Billet und Rückgeld vor. So geht Gastfreundschaft! Das musste ich im Anschluss gleich via Mail verdanken. Übrigens, ab sofort braucht man sich nicht mehr ärgern: Die Gemeinde Lauenen hat einen Tag später die Bezahlung via Twint eingeführt.
Nach kurzem Einlaufen geht's ab Lädi in steilem Aufstieg hoch zur Alp Chüetungel - was für ein idyllisches Flecklein Erde. Dahinter türmt sich ein mächtiger Felskessel auf, den man in drei Stufen über insgesamt 550Hm überwinden kann. Vor Ort ergeben sich die Durchstiege recht offensichtlich, ansonsten verweise ich auf das hilfreiche Topo von Zolliker. Die erste Stufe lässt sich ganz bequem über eine diagonale rechts-links-Rampe begehen. Das Felscouloir der zweiten Stufe markiert die Schlüsselstelle der Tour: Der Einstieg beginnt mit gemütlicher Kraxelei, gegen oben wird das Gelände zunehmend steiler. Heikel kann das Wasser sein, welches über den Fels läuft. Unterwegs finden sich zwei alte Stände, welche der erfahrene Alpinwanderer nicht benötigt. Den heiklen Ausstieg entschärft ein altes Drahtseil. Man kann es getrost benutzen, denn die Verankerung ist intakt. Kurz erreicht man die T6-/II. Bei der dritten Stufe verlasse ich die Normalroute und klettere stattdessen - deutlich anspruchsvoller - eine Rippe (T6/II) weiter westlich. Also bitte nicht blind dem Track nachlaufen!
Oben angekommen öffnet sich der weite Kessel rund um den Dürrsee - so stelle ich mir die Mondlandschaft vor. Über die Silberritze gewinne ich etwas mühselig die Verbindung zwischen Wildgrat und Hahnenschritthorn (2834m). Letzteres erreiche ich im Sinne eines freiwilligen Abstechers über den gutmütigen Südgrat (zuoberst kurze Kletterei). Beim nächsten Mal würde ich mich direkt am Ostgrat versuchen. Zurück im Sattel geht's ans Herzstück der Tour: Wild- und Nordgrat zum Wildhorn. Der Wildgrat beginnt gemütlich mit Gehgelände. Gegen oben verjüngt er sich, man verbleibt aber im (etwas ausgesetzten) Kraxelbereich (T5).
Bei P. 2950 vereinigt sich der Wildgrat mit der Germanrippe zum Nordgrat. Man klettert einen (sehr) kurzen Turm ab (T6-), um dann vor dem nächsten Aufschwung wenig nach rechts auszuweichen, bevor man wieder hochklettert (II-). Das wär's auch schon mit den Schwierigkeiten; die Führer-Bewertung ZS/I ist für mich absolut unverständlich. Im Weiterweg alles dem Grat entlang bis zum Nordostgipfel (P. 3246) braucht man den Kraxelbereich nicht mehr verlassen (T5), schwache Wegspur vorhanden. Der Übergang zum Hauptgipfel vom Wildhorn (3250m), wo bereits eine Gruppe mit Führer pausiert, ist schnell geschafft. Vor fast genau drei Monaten war ich hier noch mit Ski zugange. Auch für mich ist es höchste Zeit für eine richtige Pause. Ich spüre die Höhe und den Verbier Marathon mehr als mir lieb ist...
Trotzdem lasse ich mir den nachfolgenden Abstecher zu Le Pucé (3177m) nicht entgehen. Die Route ist offensichtlich: man folgt dem Verbindungsgrat und klettert zuletzt direkt und lohnend die Nordrippe hoch (II). Ein Gegenanstieg ist leider unvermeidlich, um anschliessend wieder den Durchschlupf Richtung Col du Brotsé (2757m) zu erreichen. Dieser ist mit einem Steinmann gut markiert und man erkennt etwas weiter unten eine Schlinge zum Abseilen. Benötigt wird diese höchstens bei Vereisung, sonst ist das eine klassische Kraxel-T5. Wichtig ist bloss, dass man den zahlreichen Steinmännern folgt, denn von oben ist die Route etwas unübersichtlich. Etwa in der Mitte der Felsbastion befände sich ein zweite Standplatz.
Unten angekommen folge ich den Wegspuren durchs Geröll, verliere sie aber irgendwann wieder. Trotz völliger Ausaperung kann man den (hier) wenig geneigten Geltengletscher ohne jegliches Material queren. Gleich danach treffe ich wieder auf den Weg und die zugehörigen Steinmänner. Was ich auch finde, sind zahlreiche Flugabwehrgeschosse, die ich weiter unten deponiere und zuhause der Blindgängerzentrale melde. Und jetzt heisst es laufen, laufen, laufen. Den Rückweg durchs Rottal und über die Geltenalp habe ich definitiv unterschätzt. Da kommen einige Kilometer zusammen und rennen kann ich meinem Apparat noch nicht zumuten. Aber eigentlich bieten die landschaftlichen Reize (Wasserfälle etc.) genug Zerstreuung, auch von der Hitze. Und für einen Zwischenstopp stünde die Geltenhütte SAC (2002m) bereit, die heute rege besucht wird.
Zeiten (kum)
3:00 Hahneschritthorn
4:25 Wildhorn
4:50 Le Pucé
7:20 Lauenensee
Tourengänger:
Bergamotte
Communities: T6
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