ohne Schippensprung am Fusse des Gr. Goliath
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Ein Jahr ist es nun her, dass ich den 18. Juli zu meinem Zweitgeburtstag machen durfte. Zeit, um noch einmal zurück zu kehren an den Ort, der sich so ziemlich in meinem Gedächtnis eingebrannt hat. Zu schauen, was es dort mit mir macht. Ob ich Frieden finden werde mit all meinen Gedanken, die da im Kopf rumschwirren seitdem ich ca. 25m unkontrolliert den "Abstieg etwas beschleunigte".
Gestoppt wurde ich damals durch eine Randkluft, in die ich ca. 2,5m hinein plumpste. Unbeschreiblich mein Glück, dass ich nur wenige und leichte Verletzungen erlitt und mich deshalb selbstständig aus dieser Spalte befreien konnte. Das Glück stand auch weiterhin auf meiner Seite, weil mein Handy nicht verloren ging und ich die Rettung in Aosta alarmieren konnte. Im dortigen Krankenhaus verbrachte ich 4Tage, bevor mich der ADAC dann per Liegendtransport zurück nach Flachlandhausen brachte.
Die eigentlichen Sturzverletzungen (Rippenbruch u 2 Minibrüche im rechten bzw. linken Fuß, Ganzkörperprellung und Schulterverletzung) verheilten in nur wenigen Wochen. Einzig meine Schulter blieb relativ unbeweglich und erst durch viel Physio und Reha-Maßnahmen konnte ich nach einem knappen halben Jahr wieder in die Arbeitswelt einsteigen.
Bei Interesse gibt`s den ganzen Tourenbericht hier zu lesen: Grand Goliath
Die webeBe hatte sich bereit erklärt die Begleitung am heutigen Jahrestag zu übernehmen. Dabei lag der Schwerpunkt nicht unbedingt bei einer zielgerichteten Altersbetreuung, viel mehr galt es mir ein wenig Unterstützung bei all der Emotionalität zu geben.
Bis zum Col de Saint-Rhemy scharwenzelten wir den Steig Nr 12 A auf mal schmalem, mal weniger schmalen Wanderwegen im fluffigen Auf und Ab. Da Schattenplätze auf dieser Tour eher die Ausnahme sind, brutzelte uns die Sonne schon am frühen Vormittag ordentlich die Köpfe zurecht, da helfen auch geliebte Schweizkappen eher mäßig.
Nach gut 1,5 Std erreichten wir besagten Col und der olle Golliath zeigt sich zum ersten Mal den eifrigen Wanderern.
Ich konnte von hier schon erkennen, dass der Berg zu meinem Erstaunen absolut schneefrei war. Meine Erinnerungsbilder von der Absturzstelle vom Juli 2021 purzelten wie ein Kartenhaus irgendwie zusammen, das aktuelle Panorama hatte nicht mehr viel mit "meiner" Unfallstelle zu tun.
Vom Col de Saint-Rhemy geht es über ein Steiglein wieder etwas hinab in das Tal Comba des Tholes Richtung Col des Ceingles. Kurz bevor es hinauf zum Schlussanstieg Richtung genannten Col geht, wird der angenehme Wanderweg verlassen und es beginnt der ungemütliche Teil dieser Tour, Willkommen im Club der Schutt-, Schotter- und Geröllhang-"Genießer"
Spätestens beim Anstieg über den steilen Geröllhang schüttelt die webeBe mehrfach energisch den Kopf und alte Erinnerungen an einen früheren Besteigungsversuch am Kinhorn tauchen bei ihr auf. Ihre Frage, wieso sich Menschen solch einen schuttigen und öden Aufstieg antun, können aber weder sie noch ich beantworten.
Und mein einziger Einwand, dass nach solch beschis.... ähm... bescheidenen Hängen der Genuss bei anderen schönen Aufstiegen NOCH größer wäre, wird mit einem "das geht auch ohne vorherige Schutt- und Schotter-Folter" schnell als untaugliche Begründung entlarvt.
Nach dem steilen Geröllhang wirds leider auch nicht besser. Zwar flacht das ganze Gelände für eine Weile etwas ab, aber wo sich vor einem Jahr noch ein feines Firnfeld vor mir ausbreitete, konnte ich mich nun wieder dem sinnfreien Spiel "wie viele Steinchen hätten Sie denn gerne" widmen und eifrig mit dem Zählen jener Objekte starten. Da kommt man auf "andere" Gedanken... nur so als Tipp, wem bei öden Geröll- und Schutthängen ein wenig Langeweile aufkommt :-)
Eigentlich ist es nun nicht mehr weit, bis zu jener Stelle, wo mein damaliger "flotter" Niedergang ein Ende fand. Aber der eben erwähnte flache Geländeteil steilt noch mal ordentlich auf. Was im letzten Jahr durch Firnlage einigermaßen erträglich war, ist nun.. ähm... nicht-meditatives Aufsteigen mit dem herzerfrischenden Motto: "1m rauf, 2m runter"... bin dann vorsichtshalber ein paar Meter vor der lieben webeBe aufgestiegen (sie hätte mich ansonsten höchstwahrscheinlich für komplett geistfrei erklärt, hier gleich 2 x aufgestiegen zu sein.... freiwillig!! Wenn mann DAS schon selbst in Erwägung zieht, muss mann es ja nicht auch noch von anderer Stelle bestätigt bekommen!)
Irgendwann ist auch das letzte lose Steinchen unter meinen Wanderschlappen geraten und ich komme am Wandfuss der Felsstufe an. Genau dort hatte mich vor einem Jahr eine Randkluft zum Halten gebracht.
Aber wo kein Schnee, da kann auch keine Randkluft sein.
Dachte ich im vorhinein, meine Gefühle werden an dieser Stelle Achterbahn mit mir fahren, passiert nun emotional.... NIX. Weil ganz einfach die heutige Stelle absolut gar nichts mit "meiner" letztjährigen Stelle zu tun hat. Sehr wohl wird einem dabei aber klar, WAS es bedeutet hätte, wenn 2021 dort auch kein Schnee gelegen hätte. Bei DEM Gedanken wird dann auch der Schweizkappenträger plötzlich etwas einsilbig und schweigt für einmal ein wenig vor sich hin.
Unerwähnt soll aber auch nicht bleiben, dass ich doch tatsächlich meine dort verloren gegangene Sonnenbrille wieder finden konnte. Zwar nur noch einbügelig und etwas arg zerkratzt. Aber wer knapp 365 Tage in Stein und Schnee sein einsames Sonnenbrillendasein fristete, der wird dann auch liebevoll in den Rucksack zurückgepackt.
Einige Fotos später machten wir uns dann auch wieder für den Abstieg parat. SO eine Steinwüste ist nicht wirklich ein Augenschmaus und die Lust auf grünes Ambiente ließ uns von dannen ziehen. Anscheinend hatte mich die Wiederkehr zur Absturzstelle aber doch beeinflusst, denn die ersten 100 Abstiegsmeter liefen absolut nicht rund u flüssig. Ziemlich unsicher wackelte ich den steilen Hang hinab. Schotter, Schutt und Geröll taten dann auch DAS, was sie des öfteren bei mir (und gefühlt eigentlich NUR bei mir :-)) machen, sie ließen mich fast auf den Hosenboden rutschen.
Froh waren wir dann beide als wir endlich wieder auf den Wanderweg Nr 12 A stießen, der uns zurück zur Flora und Fauna brachte.
Kleiner Nachtrag: NEIN, ein Schalter wurde durch dieses Zurückkehren nicht umgelegt. Es hat auch nicht "Klick" gemacht und ich steige nun unbeschwert und als sei nichts gewesen wieder in den Bergen herum. Viel mehr hat sich die Einsicht gestärkt, dass ich lernen und akzeptieren muss, MIT all den Facetten des erlebten Unfalls wieder auf Berge zu steigen. Klingt einfach und banal... isses aba nich!!!
Und noch ein Nachtrag, ein gaaanz wichtiger (wollte ich eigentlich im Oktober auf der Geburtstagsfeier loswerden... und hab`s vor lauter Rührung komplett nicht mehr im Hirn gehabt!!): ein FETTES MERCI VIELMAL an MaeNi und FraRoe für ihre Unterstützung und Hilfe in den darauffolgenden Tagen.
An den lieben Roger_h für seinen überraschenden Besuch in Flachlandhausen im August. Das war wie Medizin!!
Und ohne viele Worte, weil unmöglich DAS überhaupt in verständliche Sätze zu formulieren: Danke, mein Schatz, FÜR ALLES!!!
Gestoppt wurde ich damals durch eine Randkluft, in die ich ca. 2,5m hinein plumpste. Unbeschreiblich mein Glück, dass ich nur wenige und leichte Verletzungen erlitt und mich deshalb selbstständig aus dieser Spalte befreien konnte. Das Glück stand auch weiterhin auf meiner Seite, weil mein Handy nicht verloren ging und ich die Rettung in Aosta alarmieren konnte. Im dortigen Krankenhaus verbrachte ich 4Tage, bevor mich der ADAC dann per Liegendtransport zurück nach Flachlandhausen brachte.
Die eigentlichen Sturzverletzungen (Rippenbruch u 2 Minibrüche im rechten bzw. linken Fuß, Ganzkörperprellung und Schulterverletzung) verheilten in nur wenigen Wochen. Einzig meine Schulter blieb relativ unbeweglich und erst durch viel Physio und Reha-Maßnahmen konnte ich nach einem knappen halben Jahr wieder in die Arbeitswelt einsteigen.
Bei Interesse gibt`s den ganzen Tourenbericht hier zu lesen: Grand Goliath
Die webeBe hatte sich bereit erklärt die Begleitung am heutigen Jahrestag zu übernehmen. Dabei lag der Schwerpunkt nicht unbedingt bei einer zielgerichteten Altersbetreuung, viel mehr galt es mir ein wenig Unterstützung bei all der Emotionalität zu geben.
Bis zum Col de Saint-Rhemy scharwenzelten wir den Steig Nr 12 A auf mal schmalem, mal weniger schmalen Wanderwegen im fluffigen Auf und Ab. Da Schattenplätze auf dieser Tour eher die Ausnahme sind, brutzelte uns die Sonne schon am frühen Vormittag ordentlich die Köpfe zurecht, da helfen auch geliebte Schweizkappen eher mäßig.
Nach gut 1,5 Std erreichten wir besagten Col und der olle Golliath zeigt sich zum ersten Mal den eifrigen Wanderern.
Ich konnte von hier schon erkennen, dass der Berg zu meinem Erstaunen absolut schneefrei war. Meine Erinnerungsbilder von der Absturzstelle vom Juli 2021 purzelten wie ein Kartenhaus irgendwie zusammen, das aktuelle Panorama hatte nicht mehr viel mit "meiner" Unfallstelle zu tun.
Vom Col de Saint-Rhemy geht es über ein Steiglein wieder etwas hinab in das Tal Comba des Tholes Richtung Col des Ceingles. Kurz bevor es hinauf zum Schlussanstieg Richtung genannten Col geht, wird der angenehme Wanderweg verlassen und es beginnt der ungemütliche Teil dieser Tour, Willkommen im Club der Schutt-, Schotter- und Geröllhang-"Genießer"
Spätestens beim Anstieg über den steilen Geröllhang schüttelt die webeBe mehrfach energisch den Kopf und alte Erinnerungen an einen früheren Besteigungsversuch am Kinhorn tauchen bei ihr auf. Ihre Frage, wieso sich Menschen solch einen schuttigen und öden Aufstieg antun, können aber weder sie noch ich beantworten.
Und mein einziger Einwand, dass nach solch beschis.... ähm... bescheidenen Hängen der Genuss bei anderen schönen Aufstiegen NOCH größer wäre, wird mit einem "das geht auch ohne vorherige Schutt- und Schotter-Folter" schnell als untaugliche Begründung entlarvt.
Nach dem steilen Geröllhang wirds leider auch nicht besser. Zwar flacht das ganze Gelände für eine Weile etwas ab, aber wo sich vor einem Jahr noch ein feines Firnfeld vor mir ausbreitete, konnte ich mich nun wieder dem sinnfreien Spiel "wie viele Steinchen hätten Sie denn gerne" widmen und eifrig mit dem Zählen jener Objekte starten. Da kommt man auf "andere" Gedanken... nur so als Tipp, wem bei öden Geröll- und Schutthängen ein wenig Langeweile aufkommt :-)
Eigentlich ist es nun nicht mehr weit, bis zu jener Stelle, wo mein damaliger "flotter" Niedergang ein Ende fand. Aber der eben erwähnte flache Geländeteil steilt noch mal ordentlich auf. Was im letzten Jahr durch Firnlage einigermaßen erträglich war, ist nun.. ähm... nicht-meditatives Aufsteigen mit dem herzerfrischenden Motto: "1m rauf, 2m runter"... bin dann vorsichtshalber ein paar Meter vor der lieben webeBe aufgestiegen (sie hätte mich ansonsten höchstwahrscheinlich für komplett geistfrei erklärt, hier gleich 2 x aufgestiegen zu sein.... freiwillig!! Wenn mann DAS schon selbst in Erwägung zieht, muss mann es ja nicht auch noch von anderer Stelle bestätigt bekommen!)
Irgendwann ist auch das letzte lose Steinchen unter meinen Wanderschlappen geraten und ich komme am Wandfuss der Felsstufe an. Genau dort hatte mich vor einem Jahr eine Randkluft zum Halten gebracht.
Aber wo kein Schnee, da kann auch keine Randkluft sein.
Dachte ich im vorhinein, meine Gefühle werden an dieser Stelle Achterbahn mit mir fahren, passiert nun emotional.... NIX. Weil ganz einfach die heutige Stelle absolut gar nichts mit "meiner" letztjährigen Stelle zu tun hat. Sehr wohl wird einem dabei aber klar, WAS es bedeutet hätte, wenn 2021 dort auch kein Schnee gelegen hätte. Bei DEM Gedanken wird dann auch der Schweizkappenträger plötzlich etwas einsilbig und schweigt für einmal ein wenig vor sich hin.
Unerwähnt soll aber auch nicht bleiben, dass ich doch tatsächlich meine dort verloren gegangene Sonnenbrille wieder finden konnte. Zwar nur noch einbügelig und etwas arg zerkratzt. Aber wer knapp 365 Tage in Stein und Schnee sein einsames Sonnenbrillendasein fristete, der wird dann auch liebevoll in den Rucksack zurückgepackt.
Einige Fotos später machten wir uns dann auch wieder für den Abstieg parat. SO eine Steinwüste ist nicht wirklich ein Augenschmaus und die Lust auf grünes Ambiente ließ uns von dannen ziehen. Anscheinend hatte mich die Wiederkehr zur Absturzstelle aber doch beeinflusst, denn die ersten 100 Abstiegsmeter liefen absolut nicht rund u flüssig. Ziemlich unsicher wackelte ich den steilen Hang hinab. Schotter, Schutt und Geröll taten dann auch DAS, was sie des öfteren bei mir (und gefühlt eigentlich NUR bei mir :-)) machen, sie ließen mich fast auf den Hosenboden rutschen.
Froh waren wir dann beide als wir endlich wieder auf den Wanderweg Nr 12 A stießen, der uns zurück zur Flora und Fauna brachte.
Kleiner Nachtrag: NEIN, ein Schalter wurde durch dieses Zurückkehren nicht umgelegt. Es hat auch nicht "Klick" gemacht und ich steige nun unbeschwert und als sei nichts gewesen wieder in den Bergen herum. Viel mehr hat sich die Einsicht gestärkt, dass ich lernen und akzeptieren muss, MIT all den Facetten des erlebten Unfalls wieder auf Berge zu steigen. Klingt einfach und banal... isses aba nich!!!
Und noch ein Nachtrag, ein gaaanz wichtiger (wollte ich eigentlich im Oktober auf der Geburtstagsfeier loswerden... und hab`s vor lauter Rührung komplett nicht mehr im Hirn gehabt!!): ein FETTES MERCI VIELMAL an MaeNi und FraRoe für ihre Unterstützung und Hilfe in den darauffolgenden Tagen.
An den lieben Roger_h für seinen überraschenden Besuch in Flachlandhausen im August. Das war wie Medizin!!
Und ohne viele Worte, weil unmöglich DAS überhaupt in verständliche Sätze zu formulieren: Danke, mein Schatz, FÜR ALLES!!!
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