Ruhige Felsentour - und optionale Gratkletterei - bei Annweiler


Publiziert von Nik Brückner , 2. August 2022 um 14:14. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:31 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:21km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Annweiler aus an der Jet-Tankstelle (Zweibrücker Straße) auf kleinem Sträßchen hinauf zum Turnerheim Annweiler
Unterkunftmöglichkeiten:In Annweiler. Oder direkt am Weg, im Turnerheim Annweiler.

Die Faustregel sagt: Wandern im Pfälzerwald ist am schönsten südlich der B10. Nördlich: auch nicht schlecht, aber nicht ganz so schön. Nun, es gibt Ausnahmen. Eine davon ist diese herrliche, einsame Felsentour bei Annweiler. Denn einen Vorteil hat die Faustregel: Sie bewirkt, dass nördlich der B10 weniger los ist. Und das allein ist schon ein Plus.

"Felsentour" bedeutet hier: Rock-hopping. Diese Runde verbindet nahezu alle Aussichtsfelsen rund um die Adelsberge und den Kehrenkopf. Weglassen wollen die Waldelfe und ich nur den, der am wenigsten spektakulär ist, und das ist der Brodfelsen. 



Ab ging's nach Annweiler, Balletto di Bronzos Klassiker "Ys" im Player. Start der Tour ist das Turnerheim Annweiler (270 m). Hier befinden sich verschiedene Parkplätze, die teils zum Turnerheim gehören, teils öffentlich sind. Wir wandern rechts an den Gebäuden vorbei, dann aber nicht wieder rechts, Richtung Danziger Brunnen, sondern geradeaus den Wald hinauf. Dort halten wir uns dann aber tatsächlich noch einmal rechts, Richtung Krappenfelsen. Der Grimmeisenpfad, ein schöner, schmaler Pfad führt durch die Osthänge des Kleinen Adelsberges und die Südhänge des Großen hinauf, und quert dabei zwei breite Holzabfuhrwege. Eh man sich's versieht, steht man dann auf dem Krappenfelsen (400 m). Das ist ein schönes Aussichtsplätzchen, und endlich mal eines, das nicht mit Stahl und Maschendrahtzaun gesichert ist, sondern mit einem Holzgeländer. Macht mehr Arbeit, ist aber viel schöner. Hoffentlich bleibt das so!

Von hier aus hat man einen schönen Blick hinüber zum Orensberg, ins Rheintal, zum Hohenberg, zum Föhrlenberg und zum Trifels.

Vom Krappenfelsen aus wandern wir dann geradewegs den Berg hinauf zu einem weiteren breiten Weg, auf dessen Bergseite sich der Pfad fortsetzt. Wenn er sich in die Südflanke des Adelsbergs wendet, darf man einen Rechtsabzweig nicht verpassen. Dieser schöne Pfad führt um den Nordostausläufer des Berges herum auf dessen Nordseite und endet nach etwa 700 Metern auf einem breiten Holzabfuhrweg. Auf diesem geht es nun in gleicher Richtung (westwärts) weiter. Man passiert eine schön gelegene Hütte an einem Aussichtspunkt in der Nähe der Holderquelle, dann geht es auf einen namenlosen, ca. 489 Meter hohen Berg zu. Um den können wir links oder rechts herumwandern. Links herum käme man an der bewirtschafteten Jung-Pfalz-Hütte vorbei, rechts ist's aber kürzer, und die Hütte steht ohnehin später noch auf dem Programm. Also: rechts. Es geht ein Stück bergan, dann wendet sich der Pfad in die Flanke und führt nordwärts hinunter in den nächsten Sattel, den Übergang zwischen Rinnthal (links) und Gräfenhausen (rechts).

Der Wanderpfad doppelt hier einen links davon parallel verlaufenden, nicht so schönen Holzabfuhrweg. Dabei passiert man alte Grenzsteine. Diese sind zwar nicht ganz so alt, folgen aber einer uralten Grenze aus dem Jahr 828.

An der nächsten Gabelung wandert man geradeaus den Kehrenkopf hinauf. Knapp unterhalb des Gipfels kommt von links ein Weg, hier halten wir uns geradeaus, wo es bald bergab geht. Nordöstlich des Kehrenkopfs zweigen wir noch einmal rechts ab, und es geht einen Bergrücken hinunter zu einem der spektakulärsten Felsen dieser Tour: zum Sommerfelsen (350 m). Dieser besteht aus zwei großen Brocken: Der erste ist ein bisschen höher, und lässt sich von der Seite aus, von der wir zu ihm hinaufsteigen, gut erklettern: Eine erste Stufe hinauf auf ein Plateau, dann links auf ein Band und mit Hilfe von gutgriffigen Wurzeln hinauf.

Vom Gipfel hat man wieder einen tollen Blick, ähnlich wie vom Krappenfelsen aus. Nur mit dem Unterschied, dass man nun auch den Großen Adelsberg und den Kehrenkopf sieht.

Wieder herunten, geht es zum zweiten Felsen weiter. Der ist nicht ganz so hoch, aber mindestens ebenso spektakulär, und zwar weil man ihn durch eine Durchgangshöhle unterqueren kann. Eine von nicht wirklich vielen natürlichen Felsbrücken oder -gewölben im Pfälzerwald, und eine der größten!

Und das war's auf der Ostseite! Nun geht's wieder zurück zum Kehrenkopf, auf genau demselben Weg, auf dem wir gerade heruntergekommen sind. Oben habe ich geschrieben: "knapp unterhalb des Gipfels kommt von links ein Weg" - genau diesen nehmen wir jetzt, und wandern auf ihm bis zu einer Wegkreuzung im Hang. Hier halten wir uns links. Der Pfad führt hinunter zu einem breiten Weg. Und auf diesem geht's nun ca. eineinhalb Kilometer weit nach Südwesten, einen Linksabzweig auf halber Strecke ignorierend.

In einer markanten Rechtskurve sollten wir den spektakulären Haubenthaler Fels nicht verpassen: Von dem breiten Plateau der Kurve geht's den Bergrücken links hinunter, bis man auf die ersten Felsen trifft. Hier nun rechterhand vorbei in ein Schartl, und aus diesem hinauf zu einem Felsentisch, der von einer großen Platte auf zwei etwa eineinhalb Meter hohen Scheiben gebildet wird. Hier geht's drunter durch, und je nach Geschmack noch ein gutes Stück weiter nach vorn.

Von dort hat man einen schönen Blick hinunter nach  Rinnthal , und hinüber zum Buchholzfelsen am Rindsberg. 

Wieder zurück am breiten Weg geht's nun weiter zur nächsten Rechtskurve. Hier führen Wegmarkierungen hinunter zum Kostenfelsen (280 m), einem weiteren Highlight dieser Tour. Der Pfad führt genau über den Felsrücken hinunter auf ein kleines Plateau zu, auf dem unter einem knorrigen Baum eine alte Bank steht. Zur Bank steigt man zunächst rechts hinunter, dann geht's ausgesetzt nach vorn. Nicht ganz ohne.

Wer mag, kann von der Bank aus noch zu einer Wetterfahne nach vorn gehen. Von hier aus hat man erneut eine fantastische Aussicht hinunter ins Tal.

Natürlich ist von hier aus auch Rinnthal wieder zu sehen, aber zum Beispiel auch die Drei Felsen und die Wilgartisplatte. Extrabonus: Tief unten führt die B10 durch einen Tunnel. Wer sich noch weiter vorwagt, befindet sich also jenseits der B10! Tatsächlich befinden sich unterhalb der Wetterfahne noch weitere Felsplateaus, die sämtlich über die Westseite den Kostenfelsens erreichbar sind. 

Weiter geht's! Auf der Westseite nun hinunter zu einem breiten Weg, und hier nach links. Der Weg führt um den Kostenfels herum, es folgen ein paar Abzweige, die wir ignorieren, dann zweigt unterhalb des Haubenthaler Felsens ein hübscher Pfad halblinks hinauf zu einem breiten Weg, den wir schon kennen. Ich habe die Stelle weiter oben als "Linksabzweig auf halber Strecke" beschrieben, den wir ignoriert haben. An dieser Stelle angekommen, wenden wir uns nach rechts, und wandern weiter bis in den Sattel südlich des Kehrenkopfs, den wir ebenfalls schon kennen: Die Passage mit den Grenzsteinen. Hier verlassen wir allerdings die bekannten Wege, und drehen nach Westen, in Richtung des Dingentalkopfs.

In einem Sattel direkt vor dem Dingentalkopf nehmen wir einen nicht gleich zu erkennenden Steig, der rechts im hohen Buchenwald hinunterführt. Sobald dieser auf einen breiten Weg trifft, verlassen wir den Steig, und wandern auf dem breiten Weg links hinauf, und um den Dingentalkopf herum. Dabei passieren wir den Fuß des turmhohen Dingentalturms - der von dieser Seite leider den Kletterern vorbehalten bleiben muss.

Wir umrunden den Dingentalkopf komplett, bis an die Stelle, an der zuvor der nicht gleich zu erkennende Steig in den hohen Buchenwald hinunterführte. Hier nehmen wir einen weiteren nicht gleich zu erkennenden Steig, der uns rechts hinauf zur Jung-Pfalz-Hütte führt. Einer der schönsten Abschnitte dieser Tour!

In oder an der Jung-Pfalz-Hütte (400 m) kann pausen, wer mag, wir stiegen auf einem weiteren wunderbaren Pfad rechts einen Bergrücken hinunter, der direkt zum Schmalbühler Felsen (360 m) führt. Es lohnt sich, diesen zu umrunden. Auf seiner Südseite geht's dann in kleinen Serpentinen hinunter zum nächsten breiten Holzabfuhrweg.

Und auf diesem schwingen wir nun das Tal hinein und wieder hinaus, bis zum Kleinen Adelsberg - erkennbar an dem Sendemast, der ihn krönt. Hier kann man auf dem Weg bleiben, und bald zum Parkplatz absteigen. Wer aber noch ein Schmankerl einbauen möchte, sollte nach der langgezogenen Linkskurve auf die Südseite des Kleinen Adelsbergs die Augen offenhalten: Links oberhalb zieht sich eine lange Felsrippe in der Art eines Grats bis hinauf zu dem Plateau, auf dem der Sendemast steht. Und die findet man so: Dort, wo rechts oberhalb die ersten Felsen zu sehen sind, hält man Ausschau nach einer Aufstiegsmöglichkeit. Ist diese gefunden, steigt man den Waldhang ein Stück hinauf, und hält sich dann eher rechts als links - auch wenn die Felsen links zunächst spektakulärer zu sein versprechen. Die Gratrippe befindet sich aber rechts. Hier kraxelt man nun in freier Routenwahl hinauf - die Schwierigkeiten sind zwischen I und höher ebenso frei wählbar. Bei mir war's diesmal eine II, es geht aber auch mehr. Sommerfels (450 m) nennt sich das Ganze.

Wenn man oben angekommen ist, kann man die letzte Aussicht des Tages genießen: Den Blick hinunter nach   Annweiler  , hinüber zur  Burg Trifels , und zum Rehberg.  

passiert man den Sendemast, und wandert weiter nach Nordosten, auf die Ostseite des Kleinen Adelsberges. Hier stößt man auf die enge Kurve eines breiten Weges. Wir nehmen den unteren Abzweig, nur um ein paar Meter weiter spitz nach rechts in den Hang hinunterzusteigen. Ein schöner, schmaler Pfad führt hier hinunter zu dem breiten Weg, den wir zuvor verlassen hatten, um die Rippe hinaufzusteigen.

Hier geht's noch einmal nach links, in die Ostflanke des Kleinen Adelsbergs. Dort trifft man auf die nächste Serpentine eines weiteren breiten Wegs. Von dieser Kurve aus zweigt ein anderer breiter Weg nach Südosten ab. Dem folgen wir bis zu einer Rechtskurve, in der nun endlich wieder ein schöner schmaler Pfad den Rücken hinunter bis zum Turnerheim Annweiler (270 m) abzweigt.


Fazit:

Schöne, lange Runde mit tollen Aussichtsfelsen. Die Ostseite des Höhenzugs hat dabei die schöneren Wege. Auf der Westseite gibt's dafür mehr Felsen und die Hütte. Der Grat ist klasse, und auch für Nichtkletterer, die sich IIer-, IIIer-Gelände wohlfühlen, gut machbar. Das gibt's nicht oft in dieser Gegend.

Die Gehzeit mit sieben Stunden ist lang, das liegt daran, dass es mir immer noch nicht gutgeht. Fitte Wanderer dürften fünfeinalb Stunden benötigen.



Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (4)


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route66 hat gesagt: Sehr schöne Runde nördlich des B10-Polarkreises ......
Gesendet am 12. August 2022 um 12:33
und wie immer perfekt dokumentiert. Und das alles mit Handicap - ich wünsche schnelle und gute Besserung!
Obwohl ich als Landauer Heimvorteil habe, bewege ich mich auch bevorzugt südlich der B10 (am liebsten viiiiel weiter südlich), auch weil mich der Lärm von der B10 etwas abschreckt. Aber diese Beschreibung erhöht die Motivation, meine nächste Trailrunning-Tour doch nach Norden zu verlegen.

Nik Brückner hat gesagt: RE:Sehr schöne Runde nördlich des B10-Polarkreises ......
Gesendet am 12. August 2022 um 12:37
Hi Route!

Vielen Dank für die guten Wünsche. Es zeichnet sich derzeit eine langsame Besserung ab - mal sehen, wie sich das in den kommenden Wochen entwickelt. Ich würde so gerne dieses Jahr noch in die Berge fahren.

Trailrunning - oh je! An Geschwindigkeit mag ich derzeit gar nicht denken. Aber wenn Du wieder rennst, hab viel Spaß dabei! Auch wenn Du dabei mal der B10 zu nah kommen solltest.

Herzlichen Gruß,

Nik

route66 hat gesagt: RE:Sehr schöne Runde nördlich des B10-Polarkreises ......
Gesendet am 14. August 2022 um 16:50
Hallo Nik!

Vielen Dank! In meinem Alter ist das "Running" eher die gefühlte Geschwindigkeit. Aber Spaß habe ich auf jeden Fall.

Ich wünsche Dir, dass es mit den Bergen bald wieder klappt!

Herzliche Grüße
Ralf

Nik Brückner hat gesagt: RE:Sehr schöne Runde nördlich des B10-Polarkreises ......
Gesendet am 15. August 2022 um 22:40
Vielen Dank, Ralf. Im Moment geht es aufwärts, und ich kann tatsächlich vorsichtig an die Berge denken. Da sind gute Wünsche stets willkommen!

Herzlichen Gruß,

Nik


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