Von Kreuznach zum Rheingrafenstein


Publiziert von Nik Brückner , 3. Mai 2022 um 10:26. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum:10 April 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:12 Kilometer

Eine gute alte Tradition ist es schon: Nach einer Party bei uns werden die Gäste für den nächsten Tag zu einer kleinen Wanderung eingeladen. Manchmal kommen viele mit, manchmal nur zwei. Dieses Mal waren es die Frankelies. Die packten wir in unseren Boliden, spielten ihnen TV-Themesongs aus den 80ern vor, und frachteten sie nach Bad Kreuznach.


Unsere Tour startete auf dem Parkplatz an der 
Salinenbrücke (104m), über die die B48 die Nahe überbrücktHier steht das erste von sechs Gradierwerken, die gemeinsam das größte natürliche Freiluftinhalatorium Europas bilden: das Salinental.

Ein Gradierwerk (auch "Leckwerk" oder fälschlich "Saline" genannt) ist eine Anlage zur Salzgewinnung. Schon die Kelten haben hier in der Gegend aus salzhaltigen Quellen Salz gewonnen, seit 1732 verwendet man dazu diese aufwändigen Konstruktionen: Auf einem hohen Holzgerüst sind Reisigbündel angebracht, über das Sole geleitet wird, wobei auf natürliche Weise Wasser verdunstet. Dadurch wird der Salzgehalt des Wassers erhöht, außerdem lagern sich Verunreinigungen der Sole an den Dornen ab, was die Qualität des Salzes erhöht.

Gradierwerke werden heute eher zu Kurzwecken betrieben: Durch die herabrieselnde Sole wird die Luft in der Nähe der Gradierwerke mit Soletröpfchen und Salzaerosol angereichert, was sich ähnlich wie Seeluft positiv bei Pollenallergien und Asthma auswirkt. Das Kreuznacher Salinental bildet mit seinen sechs neun Meter hohen Gradierwerken auf gut einem Kilometer Länge das größte natürliche Freiluftinhalatorium Europas.


Wir passierten einen nahegelegenen Wohnmobilstellplatz und gingen noch ein paar Schritte weiter, bis kurz vor einem Kanu-Sport-Vereinsheim der Sophie-Sondhelm-Weg links hinaufzwackt. Es geht an einem Spielplatz vorbei, und gleich darauf über die Bahnlinie, die hier, immer noch im Ort, in einer Art Felsschlucht verläuft. Drüben nach rechts, und zwischen Bahnlinie (rechts) und einem Neubaugebiet (links, da wohnt die Maxi) weiter. Einen Halblinksabzweig ignorieren wir, dann geht es endlich hinaus aus dem Ort und rein in den Wald.

Der Weg kurvt bald links hinauf. Dort stößt man auf einen Querweg. Links ginge es zurück zum Neubaugebiet, wir wendeten uns nach rechts. In der Folge geht es stets leicht bergauf, man befindet sich auf einem wunderbarer Hangweg, auf dem man bis zur Gans hinauf gelangen kann. Der Weg führt stets durch die Berghänge, und quert dabei rauhe Felsrippen und dunkle, steinige Waldtäler. Abzweige nach oben gibt es viele, die ignoriert man sämtlich. Abzweige nach unten gibt es nicht, und so kann man sich gar nicht verlaufen. Eine halbe Stunde später steht man am Aussichtspunkt Gans (296m).

Salinenbrücke - Gans: Markierte Wanderwege, T2, 45 Minuten


Eigentlich ist das eine ganze Kette von tollen Aussichtspunkten, aber die Gans hat halt einen Namen. Die Aussicht ist von jedem Punkt aus schön, wenn auch nur ein Halbkreis. Los geht's mit dem nahen Rheingrafenstein, auch die Ebernburg ist zu sehen. Dahinter ragt am Hori der Lemberg auf. Dann schweift der Blick über die Nahe zu Gangelsberg und Welschberg. Direkt gegenüber die große Prominenz: der Rotenfels. Jenseits, im Nordwesten, sind die Kesselberge zu sehen, weiter Richtung Norden Salzkopf und Franzosenkopf am Rhein.

Von der Gans aus wandert man dann in wenigen Minuten hinüber und hinunter zur Ruine Rheingrafenstein.

Gans - Rheingrafenstein: 30 Min.


Die Ruine der Burg Rheingrafenstein befindet sich auf der Spitze einer 136 Meter hohen Porphyr-Felsformation, die früher "Huhinstein" hieß, dann aber nach der Burg benannt wurde. Sie wurde im 11. und 12. Jahrhundert errichtet, und während des pfälzischen Erbfolgekrieges 1688 zerstört.

Vermutlich wurde der Rheingrafenstein von den Emichonen (Nahegaugrafen) erbaut. Er wurde später zur Stammburg der Ritter vom Stein (der späteren Wild- und Rheingrafen), und verblieb bis zur Französischen Revolution in deren Besitz. 1196 nannte sich Wolfram von Stein erstmals „Rheingraf“, die Bezeichnung übertrug sich dann auf die Burg. Nach der Schlacht bei Sprendlingen im Jahre 1279 verlor Siegfried II. vom Stein seine rechtsrheinischen Besitzungen an den Erzbischof von Mainz, und verlegte seine Residenz hierher. Im Jahre 1610 bildete sich eine eigene rheingräfliche Linie - die "Rheingrafensteinische".

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg von Spaniern und Schweden erobert und im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688 von Truppen des französischen Generals Mélac zerstört. Reste wurden 1721 zum Bau einer Saline verwendet. 1835 kauften die Nachkommen der Wild- und Rheingrafen den Rheingrafenstein und das Huttental von der Gemeinde Münster wieder zurück.

Teile des Berings, ein Gewölbekeller, ein paar Treppen zum ehemaligen Wohnturm sowie die Grundmauern des ehemaligen Treppenturms sind noch erhalten. Eine weitere Treppe führt durch einen Felsen auf eine Aussichtsplattform auf dem hier leicht überhängenden Fels.



Nach der Besichtigung stiegen wir auf dem breiten, geländerbewehrten Weg hinunter ins tiefe, dunkle Huttental.

Diese enge Schlucht unterhalb des Rheingrafensteins ist nicht etwa nach den Hutten benannt (Jabba, irgendwer?), sie trägt ihren Namen wegen der zahlreichen Bergwerksstollen, die das Gebiet zwischen Rheingrafenstein und Alsenzmündung durchzogen: Huttental - von Hütten/Verhüttung. In der Nähe ist auch ein Besucherbergwerk.

Dieses Tal wanderten wir nun hinunter bis ans nahe Ufer der Nahe.

Hier hielten wir uns mich rechts, und schlugen einen Uferweg ein, der direkt unter den Felswänden des Rheingrafensteins hindurchführt. Trotz Sperrung wegen Steinschlaggefahr wird dieser offenbar noch munter begangen, prall mit Felsbrocken gefüllte Metallnetze zeugen allerdings auch davon, dass die Sperrung ihren guten Grund hat. Uns war der Fels jedoch wohlgesonnen, und wir wurden nicht mit Steinen beworfen.

Irgendwann stießen wir auf die erste Spitzkehre eines Zickzackwegs, der von der Nahe bis hinauf zur Gans führt. Dieser Weg quert nun in ständigem, weitausholendem Hin und Her den in durchaus alpinem Ausmaß gerölligen Westhang des Bergs, der den Aussichtspunkt "Gans" trägt. Dabei passiert man den Zwei-Bäder-Blick (238m), von dem aus man Aussicht auf Bad Kreuznach und Bad Münster hat. Dann ging's weiter durch die riesige Geröllhalde hinauf zur Gans (296m).

Rheingrafenstein - Gans: 1h


Hier wandten wir uns nach Norden, und gingen, unserem Hinweg folgend, der Bergkante entlang weiter, nahmen dann den wunderbaren Hangweg, und wanderten wieder zurück zu unserem Parkplatz in Bad Kreuznach.

Gans - Wanderparkplatz: 30 Min.


Frankelies Fazit:


Großes Erstaunen über so viel ruppiges Terrain in einer ansonsten sanft-welligen Landschaft. Das Flüßchen Nahe und die Erdgeschichte haben hier ganze Arbeit geleistet. Sehr spannende Ecke.


Aleniks Fazit:

Schönes Töürl mit schönen Menschen in einer schönen Landschaft. Was könnte schöner sein!

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe, Schubi


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