Alle (zwei) Stiegen am Großen Bärenstein
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Der Große Bärenstein ist ein 327 Meter hoher Tafelberg in der Elbschleife von Rathen im linkselbischen Teil der Sächsischen Schweiz. Unmittelbar benachbart sind der Kleine Bärenstein (im Süden) und der Rauenstein (im Norden). Zwei Stiegen führen dort hinauf, die weitgehend naturbelassene Riegelhofstiege, und der fast vergessene Angelasteig. Die wollte ich erkunden.
Der Berg erhebt sich etwa 90 Meter über seine Umgebung. Er bildet eine vergleichsweise zerklüftete Felsenlandschaft mit steilen Abstürzen Richtung Süden und Osten. Der Gipfel selbst ist durch den Riegelhof, eine steile Schlucht, die sich von Norden in den Sandstein schneidet, nahezu zweigeteilt. Die Riegelhofstiege führt durch diese Schlucht.
An einer markanten Kanzel führt der Rundweg rechts hinauf, und wendet sich vom Absatz dieser Kanzel wieder nach rechts. Offensichtlich ein Kletterzustieg. Ich folgte diesen Spuren. Über eine Felsplatte und Trittspuren oberhalb ging es weiter hinauf. Dann entdeckte ich an einem Wandl links künstlich in den Felsen geschlagene Tritte und Griffe: Der Angelasteig!
Offenbar gibt es hier zwei Einstiegsvarianten. Die linke, einfachere Variante ist die, die häufiger abgebildet wird - und die ich vor Ort prompt übersah. Die schwierigere Variante, die mir anhand der künstlich in den Felsen geschlagenen Tritte und Griffe dagegen sofort ins Auge fiel, kam mir dafür nicht bekannt vor, weil ich davon nie ein Foto gesehen hatte. Deshalb zweifelte ich bis zum Verfassen dieses Tourenberichts daran, dass ich tatsächlich den richtigen Angelasteig gefunden hatte. Stellt sich nun heraus: Ich hatte mich nicht verlaufen.
Kurz zur einfacheren Variante, die zunächst über eine recht ausgesetzte Rampe links hinaus führt. Ich zitiere der Einfachheit halber aus reles Bericht über den Angelasteig: "Linkerhand die etwas einfachere Variante: Hier gewinnen wir durch 1-2 m Kletterei (I+) einen kleinen Felstisch, queren dort kurz etwas abdrängend und wenden uns rechterhand auf kaum vorhandenen Wegspuren aufwärts (T3)." Danke rele!
Ich nahm also den zweiten Einstieg, zehn Meter weiter rechts. Hier geht's in wenigen Zügen hinauf (II-), und oben hinaus in leichteres Gelände. Darüber folgen dann nur noch Gehpassagen. Man gelangt an ein paar in den Fels gehauene Treppenstufen, dann kommen beiden Einstiegsvarianten zusammen. Ein paar Meter noch weglos durch den Wald, dann steht man schon auf dem Wanderweg.
Angelasteig: Kurzes Kraxelvergnügen (II-), überwiegend Gehgelände (T3)
Na, das war ja mal ein kurzes Vergnügen! Aber immerhin: ein Vergnügen war's. Mal sehen, was der Große Bärenstein noch alles zu bieten hat.
Ich wanderte noch wenige Meter nach links, und erreichte bald die beiden östlichen Aussichtspunkte des Großen Bärensteins.
Hier tut sich, naturgemäß, der Blick nach Osten auf: Hohe Liebe, Carolafelsen, Großer Winterberg, Lilienstein, Kleinhennersdorfer Stein, Papststein und Gohrisch, Pfaffenstein und Königstein sind zu sehen.
Dann wanderte ich über den gesamten Bärenstein (327m) nach Westen. Ein wunderbarer, abwechslungsreicher Weg! Immer wieder überraschen Treppen, hinauf und hinunter, enge Spalten und schmale Scharten. Dann stieg ich hinunter in den Sattel zwischen Bärensteinturm und Hauptmassiv, an dem ich kurz zuvor auf die Nordseite des Bärensteins gewechselt war. Ich wanderte erneut rechts hinunter auf die Nordseite, und nahm den gleichen Weg wie zuvor, nun um in den Riegelhof zu gelangen. Eine imposante Felsszenerie tut sich hier auf. Links stehen die Klettergipfel Conradturm, Khan und Riegelkopf.
Die Bezeichnung "Riegelhof" geht angeblich zurück auf einen Bauern aus dem benachbarten Naundorf, der die Wiesen unterhalb des Bärensteins als Weiden nutzte. Vielleicht war ja er der erste, der hier hinaufgestiegen ist? Oder vielleicht war's auch jemand anderes: Links an der Felswand steht "per aspera ad astra", also vielleicht war der Erstbegeher... Seneca?!? Vermutlich steckt hinter dem "Riegelhof" aber eher ein "Riedel", eine alte Bezeichnung für einen Bergrücken oder eine Anhöhe. Wer zuschauen möchte, wie jemand die Riegelhofstiege begeht, kann das hier tun.
Man wandert tiefer in den Riegelhof hinein, und steht dann vor einer Reihe felsiger Stufen. Über Jahrtausende sind hier große Felsbrocken in die Schlucht herabgestürzt, die - je nach Standpunkt - den Weiterweg erschweren, oder eine Riesentreppe bilden, deren Stufen es nun hinaufzusteigen gilt. Es macht viel Spaß, die romantischste Route durch das Felsenlabyrinth zu suchen.
Die Riegelhofstiege ist eine schöne, naturbelassene Kraxelstiege. Steighilfen in Gestalt von Sprossenhölzern, die es hier einst gegeben hat, sind verschwunden. Gleich zu Beginn kann man ihre Auflager nutzen, um einen aufrecht stehenden Brocken zu bewältigen. Dann geht es steil hinauf zu einem Loch unter einem großen Klemmblock, das durchstiegen wird. Gleich darauf geht es weiter steil hinauf durch eine enge Kerbe, hin und wieder helfen künstliche Tritte im Fels. Insgesamt turnt man über die in die Schlucht gestürzten Brocken überraschend gut hinauf, die Kletterei ist maximal I. Bald wird der Anstieg flacher, und man wandert im immer noch engen Talgrund hinaus auf die Höhe.
Riegelhofstiege: herrliches Kraxelvergnügen durch eine enge Schlucht, T4/I
Oben angekommen, wandte ich mich wieder nach rechts, und wanderte zum zweiten Mal über die Höhe des Großen Bärensteins, diesmal auf etwas anderen Wegen. Im Westen ging's nun zum dritten Mal hinunter in den Sattel zwischen Bärensteinturm und Hauptmassiv. Von dort aus wanderte ich auf dem Hinweg zurück nach Naundorf (238m).
Fazit:
Herrliche Kurztour mit Entdeckercharakter, zumindest am Angelasteig. Die wildromantische Riegelhofstiege wird sicherlich häufiger begangen. Allein - ich hatte Glück, und bin in der ganzen Zeit niemandem begegnet.
Ich bin dann nach Rathen weitergefahren, um dort noch eine große Runde von Stiege zu Stiege zu drehen.
Ich empfehle als Literatur für das Elbsandsteingebirge:
1. den "Stiegen-Wanderführer Sächsische Schweiz" von Peter Rölke
2. die Bände "Klettersteigführer. Steige und Stiegen in der Sächsischen Schweiz" von Michael Bellmann
3. und für die ganz Genauen die Stiegenbücher aus dem Stiegenbuchverlag. Insbesondere Stiegenbuch I-III, Bergpfade I-III und Geheimnisvolle Wege I-III.
Die besten Karten, die ich kenne, sind die Wander- und Radwanderkarten 1: 15 000 von Sachsen Kartographie.

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