Stiegenmarathon zwischen Affen- und Schrammsteinen


Publiziert von Nik Brückner , 9. Dezember 2021 um 18:06.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:10 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:17 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Kirnitzschtalstraße zum Parkplatz am Beuthenfall.

Stiegen, Stiegen Stiegen! Ich war ein paar Tage ins Elbsandsteingebirge gekommen, um Stiegen zu gehen, zu viele wie möglich. Stiegen sind Routen, die weder Wanderwege noch Kletterrouten sind. Es handelt sich um teils alte Steiganlagen, mit deren Hilfe auch schwindelfreie und trittsichere Wanderer die teilweise recht großen Höhenunterschiede in den Sandsteinfelsen überwinden können. Der Charakter der Stiegen ist dabei sehr unterschiedlich, und reicht von in den Fels geschlagenen Tritten über steile Treppen und schmale Leitern in engen Klüften bis hin zu klettersteigähnlichen Anlagen mit Metallklammern und Sicherungsseilen. Am Vortag hatte ich Stiegen rund um Schmilka erkundet, heute wollte ich die Stiegen in den Affensteinen und in den Schrammsteinen auskundschaften.


Start war am Parkplatz Beuthenfall (198m, gebührenpflichtig). Hier überquerte ich die Kirnitzsch, ließ den Flößersteig rechts liegen, und wanderte dort auf dem breiten Weg einige Meter in den Wald hinauf. Ca. 60, 70 Meter weiter führt ein Pfad scharf rechts hinauf auf den Bergrücken. Dort angelangt, zweigte ich bei der ersten Möglichkeit links ab, und wanderte schnurgerade nach Süden, hinauf zu den ersten Felsen. Der Bloßstock bildet hier den nördlichsten Ausläufer der Affensteine. Hier befindet sich auch die erste Stiege meiner Tour. Sie ist nicht schwer zu finden.

Direkt an den Felsen wandte ich mich nach rechts, bis links die Häntzschelstiege angeschrieben ist.

Sie ist der einzige echte Klettersteig, den ich während meiner Tage in der Sächsischen Schweiz begangen habe, sieht man einmal von der Wirtsstiege ab. Ihren Namen hat die Häntzschelstiege von ihrem Erbauer, Rudolf Häntzschel. Er baute den Klettersteig in den 1960er Jahren in Eigeninitiative, ohne offizielle Erlaubnis, mit Material, das er teils auf Schrottplätzen gesammelt hatte. Da er weitgehend allein arbeitete, benötigte er zehn Jahre, bis seine Stiege fertig war.

Um ihren Erhalt gegenüber dem Widerstand der Behörden zu sichern, nannte Häntzschel seine Stiege Hertha-Lindner-Steig, nach der 1943 hingerichteten Kletterin und antifaschistischen Widerstandskämpferin. Der Name setzte sich allerdings nicht durch.

Die
Häntzschelstiege war sehr beliebt, und musste schon 1986 erstmals saniert werden. Nach Häntzschels Tod im Jahr darauf verfielen die Bauteile allerdings. Pläne, die Stiege zu sperren, wurden verworfen; stattdessen wurde sie bis 2002 erneut saniert. Seither wird die Stiege deutlich schwerer eingestuft: Ihre Schwierigkeit wird heute mit I/B angegeben. Ein Topo gibt es hier, ein Video von Marlene ist hier zu sehen.

Der Einstieg ist ungesichert. Nach den ersten Klettermetern (I) erreicht man an der Einstiegswand die ersten Klammern und das Seil (B). Hier geht es auf einer Rampe (A) rechts hinauf. Gruseligster Teil im unteren Abschnitt ist eine ausgesetzte Linksquerung (B), die schon vom Einstieg aus gut einzusehen ist. Dann gelangt man wieder in die Einstiegsspalte. Hier helfen Metalltritte hinauf (B) auf ein Plateau mit schöner Aussicht. Rechts steigt man dann über eine Metalleiter eine Felsstufe hinauf auf ein großes Felspodest: die Obere Affensteinpromenade.

Ist hier schon Schluss? Nein! Gleich geht's weiter, einige Holzstufen hinauf zu einem engen Spalt, in dem man nun senkrecht hinaufsteigt. Klammern und darüber eine Leiter (B) helfen beim Aufstieg. Eine tolle Passage, die viel Spaß macht. Nach der Leiter und weiteren Trittstiften (B) wechselt man luftig auf die linke Seite der Spalte und gelangt mit Hilfe letzter Klammern zur luftigen, aber einfachen (A/B) Ausstiegswand. Aber auch heroben ist der Spaß noch nicht vorbei: Mit Hilfe von Brücken, letzter Klammern und seilversichert (A) geht es über die Spitzen einiger Felstürme und die Schluchten zwischen ihnen. Oben angekommen, endet die Häntzschelstiege schließlich, und man wandert in den schattigen Wald hinein.

Häntzschelstiege: ein veritabler Klettersteig, Schwierigkeit: I/B


Ich wanderte nun auf dem Höhenweg über den Bergrücken des Langen Horns weiter nach Süden, bis sich links eine erste Abstiegsmöglichkeit auftut: Es geht hinunter in die Wolfsfalle. Im Abstieg stößt man auf halber Höhe auf einen Querweg, die Obere Affensteinpromenade. Hier ginge es nach links zurück Richtung Häntzschelstiege (oberer Teil), nach rechts Richtung Frienstein. An dieser Stelle befinden sich zwei Stiegen in unmittelbarer Nähe zueinander: 150 Meter auf der Oberen Affensteinpromenade nach links (Norden) führt rechts die Wolfsstiege hinunter, direkt geradeaus geht es die Wolfsfalle hinunter. Ich entschied mich für den Abstieg durch die Wolfsfalle.

Die Wolfsfalle wird offensichtlich kaum noch genutzt. Wer sie einst anlegte, ist nicht mehr bekannt. Viel Laub und Erde liegt hier, gerade in den Steilpassagen bedeutet das: Obacht geben. Einen Eindruck von den Verhältnissen, wie ich sie auch antraf, bekommt man hier.

Vom Ausstieg führt der Pfad in kurzem Zickzack durch den Steilwald hinunter, teils über Reste von Steinstufen. Dann gelangt man überraschend an eine sparsam gesicherte Felsstufe, eine steile, glatte Rampe in einem Winkel, die mit Hilfe von wenigen, aber gut platzierten Eisenklammern abgeklettert wird. Auch hier muss man wieder aufpassen, Laub und Erde sorgen für Rutschgefahr.

Vom Felsfuß geht es auf einem schmalen Pfad durch Farnbestände steil hinunter, dann verliert sich die Spur. Ein nur noch undeutlich sichtbarer Pfad führt leicht links abwärts zum Königsweg.

Wolfsfalle: Kurzes, rustikales Kraxelvergnügen, T4/I


Hier wandte ich mich nach links, und kehrte nun auf dem Königsweg zurück zum Bloßstock, zu der Stelle also, an der ich zuvor vom Beuthenfall her an die ersten Felsen gekommen war. Wie zuvor umrundete ich die Felsen auf deren Westseite, passierte den Einstieg der Häntzschelstiege, und wanderte auf zahllosen Holzstufen weiter hinter in den Talschluss. Hier befindet sich der Einstieg der Zwillingsstiege (ist ebenfalls angeschrieben).

Die Ursprünge dieses Aufstiegs liegen wohl in ersten Sicherungen, die Waldarbeiter 1920 hier anbrachten. Damals hieß er noch "Rehbockstiege". Der heutige Name geht auf einen weiteren Häntzschel zurück: Weil Max Häntzschel, einer der Waldarbeiter, in jener Zeit Vater von Zwillingen wurde, benannte man die Stiege in Zwillingsstiege um. Oder, um genau zu sein, "Zwilling Stiege", so steht es jedenfalls am ersten Absatz in der Felswand. Später richtete ein Kletterclub die vollkommen verrottete Stiege mit Materialien, die von einem Schrottplatz stammten, wieder her.

Die Zwillingsstiege ist deutlich kürzer als die Häntzschelstiege, nicht unbedingt schwieriger (ebenfalls B), dafür nur spärlich gesichert und deutlich ausgesetzter. Ein Sicherungsseil gibt es nicht. Ein Topo ist hier zu finden, ein Video vom Hauptteil der Stiege hier.

Der Einstieg (B) erfolgt auf einen Block. Sechs, sieben Klammern helfen hier hinauf. An einer kurzen Verschneidung (Klammern, B) klettert man weiter hinauf und wendet sich nach links. Hier bildet die schmale Oberkante einer Schuppe eine Rampe. Mit Hilfe von Handläufen und Klammern steigt man diese hart an der Felswand entlang hinauf. Ein exponiertes Steilstück (B) leitet hinauf zur oberen Fortsetzung der Rampe, die zu einer markanten Felsnadel, der Jammerspitze hinüberführt. Zwischen der Jammerspitze (links) und der Felswand (rechts) befindet sich ein schmaler Spalt, in dem man nun auf Holzstufen und Metallklammern hinauf, und drüben geradewegs wieder ein hinuntersteigt (A). Es folgt eine einfache, aber ausgesetzte und feuchte Querung, dann geht's auf oft sicher nassen und rutschigen Wurzeln rechts hinaus in eine kleine, felsige Waldschlucht, die einen wunderbaren Abschluss für diesen Aufstieg bildet.

Zwillingsstiege: Kurzer, aber sehr ausgesetzter Steig mit weiten Klammerabständen und ohne Sicherungsseil, Schwierigkeit: T4+/B


Oben stößt man auf einen Querweg, die Obere Affensteinpromenade. Hier bog ich rechts ab, und wanderte tatsächlich promenadenartig auf einem Band in gleichbleibender Höhe um die nächsten Felsen herum, die so schöne Namen tragen wie Hinteres und Vorderes Leuchterweibchen, Schuellernadel und Hauptdrilling. Dann kommt in einer engen Kurve der Oberen Affensteinpromenade, kurz vor Erreichen der Hähnelspitze von rechts eine dunkle Schlucht herauf: Die Wilde Hölle.

Der Name ist klasse und machte mich natürlich neugierig. Also Abstecher in die Hölle hinunter, bis in den Höllenkessel.

Erste Beschreibungen der Wilden Hölle stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert. 1835 und 1846 wird ein steiler Pfad durch das "wilde kleine Loch" erwähnt. Lange Zeit hieß diese Gegend "Kleines Bauerloch", die Bezeichnung "Wilde Hölle" stammt wohl erst aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.


Von der Oberen Affensteinpromenade weg geht es gleich in eine düstere, mit Felsbrocken gefüllte Schlucht hinein. Ein bisschen kraxelig wird es bald, dann geht es aus dem Grund der Schlucht nach links auf eine schräge Platte, die mit Hilfe von Metallklammern überquert wird. Danach steigt man eine kurze Leiter hinunter und umrundet einen kleinen Felsvorsprung. Dahinter geht's auf einem Band weiter, unterstützt von Klammern und Bügeln, bis man in einen engen Einschnitt gelangt, in dem es nun weitergeht. Dann wendet sich der Steig nach rechts, und man steigt zwei Stahltreppen hinunter in den Höllenkessel.

Der großartig benannte Höllenkessel ist ein durch Erosion (und vermutlich auch durch Schmelzwasser entstandener Felskessel). Die Wilde Hölle setzt sich unterhalb noch fort, aber ich kehrte hier um, und stieg die Wilde Hölle wieder hinauf, bis zur engen Kurve der Oberen Affensteinpromenade.

Wilde Hölle: romantische Felsenschlucht, T3/I


Dort wanderte ich nun geradeaus weiter, die Fortsetzung der Wilden Hölle hinauf. Es geht auf Holzstufen weiter in der nun leichter zu begehenden, aber immer noch wildromantischen Schlucht. Bald steht man vor hoch aufragenden Felswänden. Ein kurzes Stück weiter oben führt der erste Abzweig (scharf) rechts hinauf zum Carolafelsen, einem berühmten Aussichtspunkt. Im Steilstück gibt es einige in den Sandstein gehauene Stufen, an einem Felseinschnitt geht es dann nach rechts auf letzten Steinstufen zur Höhe hinauf. Auf dem Plateau hat man schließlich eine der umfassendsten und schönsten Aussichten auf die Kette der Schramm- und Affensteine.

Dieser Aussichtspunkt wurde nach der damaligen Königin von Sachsen benannt. Caroline Friederike Franziska Stephanie Amelie Cäcilie, geborene Prinzessin von Wasa-Holstein-Gottorp (1833 - 1907), war als Gemahlin König Alberts I. die letzte Königin von Sachsen. Und weil dieser Aussichtspunkt so wichtig ist, haben wir nicht weniger als fünf bis sieben Wegpunkte dafür. ;o}

Ich kehrte zurück zu dem Felseinschnitt, und wandte mich hier nach rechts (Süden), hinunter zur Oberen Affensteinpromenade. Auf ihr wanderte ich nun weiter nach links, in den Talschluss am Weißhorn, und auf der anderen Seite wieder heraus, bis zu den Zerborstenen Türmen. Hier befindet sich ein kleiner, natürlicher Sandsteinbogen, der nach dem großen Vorbild "Kleines Prebischtor" genannt wird.

Ein paar Meter zurück, am Trabanten, führt die Domstiege hinunter, die teils auch den Namen "Domtreppe" trägt.

Hier hatte es schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Stiege gegeben. 1823 erschien sie erstmals auf einer Karte, 1828 oder 1835 wurde sie erstmals beschrieben. 1876 dann wurde die Stiege von der Königlichen Forstverwaltung noch einmal ausgebaut. Größere Wartungsarbeiten sind seither ausgeblieben, weshalb die Domstiege heute in einem ziemlich urigen Zustand ist. Das gilt vor allem für die große schräge Platte im oberen Teil, was hier gut zu sehen ist.

Und mit der schwierigsten Passage geht's gleich los. Kleine, und dadurch heikle künstliche Tritte führen eine steile, glatte Platte hinunter. Zum Glück hängt in der Felswand links eine Kette, mit der man sich sichern kann, weiter unten helfen gute Griffe im Fels.

Diese Passage ist im Aufstieg vermutlich deutlich leichter. Wer diesen Abstieg scheut, kann auch rechts der Platte über steilen Waldboden absteigen. Aber Vorsicht: Es ist nicht zu erkennen, ob hier bloß eine dünne Schicht Boden auf dem glatten Fels aufliegt. Zudem geht es unterhalb der schrägen Platte senkrecht hinunter in den Felskessel "Großer Dom".

Am unteren Ende der Platte angekommen, führt ein Band nach links. Man geht zwischen der Felswand (links) und dem Abgrund (rechts) weiter zu alten Treppenstufen bzw. Auflagern für Sprossenhölzer, die längst nicht mehr vorhanden sind. Die erleichtern den Abstieg spürbar.

Wieder geht es nach links auf einem Band weiter, dann folgen noch einmal Felsstufen, auf denen man in einem engen Spalt hinuntersteigt. Wenn Wege aus dem Großen Dom heraufkommen, hält man sich immer links an der Felswand entlang. Dort erreicht man bald die Boofe "Sachsenhöhle" (auch "Domhöhle" genannt). Von hier aus stieg ich am Dompfeiler auf Holzstufen und Eisenklammern in einer Felskerbe hinauf in eine Scharte zwischen Dompfeiler und Rohnspitze.

Domstiege: Wilder, ausgesetzter, uriger Abstieg, T5/I


Schön ist's an der Rohnspitze. Der Felsturm steht auf einem sandigen Plateau, das zum Pausen einlädt. Ich wollte aber schnell weiter, und stieg Richtung Süden aus der Scharte hinunter.

Unten stieß ich auf den Sandlochweg, auf dem ich nun links in den Talschluss des "Kleiner Dom" genannten Tals hineinwanderte. Hier ging's nun auf die Kleine Domstiege:

Im hintersten Teil des Kleinen Doms wanderte ich rechts hinauf. Zahllose Holzstufen führen einen ordentlichen Anstieg hinauf. Am Ende einer Felsengasse hat man geradeaus einen tollen Ausblick Richtung Hohe Liebe und Falkenstein, die Stiege aber wendet sich hier nach links auf ein aussichtsreiches Band. Luftig geht es weiter, mit Hilfe zweier Brücken und einer Leiter zwischen ihnen. Auch einige Metallgriffe helfen beim sicheren Gehen.

Dann endet das Band an einer steilen Kerbe. Durch diese schlängelt sich die Stiege nun weiter hinauf, noch einmal mit Hilfe letzter hölzerner und am Ausstieg sogar alter steinerner Stufen. Die Stiege endet zwischen Affenwand (links) und Domerkeraussicht (rechts) - letztere sollte man natürlich ausgiebig genießen.

Kleiner Dom: einfache, wunderschöne Stiege, T3


Ein Stück weiter oben verläuft wieder die Obere Affensteinpromenade, die hier weiter auf dem breiten Absatz um die Affensteine herum verläuft. Auf ihr wanderte ich nun zur Wackerzacke, zur Promenadenspitze und umkurvte den Promenadenturm. Dahinter geht es weiter zu Spieß und Dickwanst, wo links der Zurückesteig abzweigt. Ich blieb hier auf der Oberen Affensteinpromenade, und wanderte weiter bis zu der Stelle, an der von rechts der Wilde Grund heraufzieht. Dahinter wird die Landschaft dann für kurze Zeit deutlich zahmer.

An einer Y-Kreuzung zweigt halbrechts die Lehne ab, ich hielt mich halblinks, und wanderte hinauf zu der Stelle, an der nach einer Linkskurve von links die Breite Kluft heraufzieht. Hier wanderte ich nun auf dem Schrammstein(grat)weg weiter. 

Eine Möglichkeit, über den Grat zur heutigen Schrammsteinaussicht zu gelangen, wird erst im Jahr 1852 erwähnt. Der Jägersteig und der Wildschützensteig existierten zu dieser Zeit noch nicht, und so konnte man allenfalls über den schon 1800 erwähnten "beschwerlichen Aufstieg aus dem Mittelwinkel" auf die vorderen Schrammsteine gelangen. 1880 wird dann ein "Hoher Schrammsteinweg" genannt, der wohl mit dem heutigen Gratweg identisch war. Als 1890 die Sektion Postelwitz des Gebirgsvereins und die Revierforstverwaltung Postelwitz den Jägersteig und den Wildschützensteig einrichteten, wurde auch der Gratweg aufwändig ausgebaut. Ein Video von einer Begehung gibt's hier zu sehen.

Der zunächst noch breite Weg führt auf der Nordostseite der Hinteren Schrammsteine entlang, dann geht es unvermittelt bergauf und durch ein Felsentor vor der Hinterwand. Im Felsentor wechselt man auf die Südseite, und wandert hier nach rechts weiter. Hier ändert sich der Charakter des Weges: Eine Treppe führt eine Stufe hinunter, dann wird der Grat schmaler, ebenso der Weg. Bald steigt man eine Metalltreppe hinunter, rechts daneben befindet sich eine Rinne mit abgetretenen Stufen, durch die die Route wohl früher mal führte. In der Folge geht es noch mehrmals Steinstufen hinab, die deutlich besser in Schuss sind. Dann zweigt in einem engen Schartl der Jägersteig links ab.

Diesen wollte ich auch nehmen, aber ich wollte natürlich auch am Grat nichts verpassen. Deshalb blieb ich vorerst heroben, und ging weiter bis zu der Stelle, an der der Aufstieg durch den Mittelwinkel heraufkommt.

Aus dem Schartl steigt man nun auf einer steilen Metalltreppe wieder hinaus. Es wird noch einmal sehr schmal, hin und wieder lassen sich alte Auflager für längst verschwundene hölzerne Tritthilfen erkennen. Heute helfen Metallroste, Treppen und Geländer beim Vorankommen. Bisweilen nutzt man aber doch noch ausgetretene Sandsteinstufen. Bald steigt man aber wieder auf Metall zu einem nächsten Grataufschwung hinauf.

Nun wird es erneut richtig schmal. Gegenverkehr an dieser Stelle ist keine gute Idee. Durch die vielen Besucher hat sich auf der Gratkante eine tiefe Rinne gebildet, in der es nun rechts in einen nächsten Einschnitt hinuntergeht. Wieder helfen Metalltritte beim Abstieg. Dann geht es links aus dem Einschnitt wieder hinaus, bis zum Abzweig des Mittelwinkel-Aufstiegs. Hier wird der Grat breiter, das Gelände einfacher - und hier kehrte ich um. Denn ich wollte ja den Jägersteig und den Wildschützensteig noch kennenlernen.

Schrammsteingratweg: Herrliche Gratwanderung, T3


Zurück in der Scharte zweigt nun der Jägersteig in die Südseite der Schrammsteine hinunter.

Der (anfangs auch "Förstersteig" genannte) Jägersteig wurde 1890 durch die Sektion Postelwitz des Gebirgsvereins und die Revierforstverwaltung Postelwitz eingerichtet. Der erste Steig bestand aus hölzernen Einbauten, Mitte der 1960er Jahre wurden diese durch Metalltreppen ersetzt. Dabei ignorierte man teilweise die historische Wegführung.

Aus der Scharte steigt man zwischen den Felsen auf steilen Stahltreppen mit dazwischengeschalteten Podesten weit hinunter, bis die Felswände links und rechts nach und nach weiter auseinandertreten. Schon weit unten geht es dann auf ersten Holzstufen nach links weiter bergab und gleich eine steile Leiter hinunter. Zuletzt wandert man in Serpentinen auf hölzernen Stufen hinunter bis zum Abzweig des Wildschützensteigs.

Jägersteig: steile, etwas unansehnliche, aber einfache Leitern- und Treppenstiege, T2


Und auf dem Wildschützensteig ging's nun geradewegs wieder hinauf.

Auch der Wildschützensteig wurde 1890 durch die Sektion Postelwitz des Gebirgsvereins und die Revierforstverwaltung Postelwitz eingerichtet. Da wie am Jägersteig die ersten Einbauten aus Holz waren, musste die Stiege in der oft feuchten Klamm schon vier Jahre später überholt werden. Mitte der 1960er Jahre wurden diese durch metallene Steighilfen ersetzt. Danach wurde mehrfach umgebaut, bis die Stiege 1999 von Grund auf neu errichtet wurde.

Zunächst geht es auf ein paar Holzstufen zu einer Felswand, die mit Hilfe eines quer verlaufenden Bandes und eines Geländers erstiegen wird. Darüber geht es auf Stein- und Holzstufen weiter zu einer kleinen Leiter. Die Schlucht wird enger, und lässt stellenweise nur Platz für schmale Treppen. Dann wandert man fast eben durch eine enge Passage, und steht kurz darauf in einem schmalen Felskessel. Danach schlängelt sich der Wildschützensteig durch enge Klüfte weiter hinauf, wobei Steilpassagen auf steilen Stahltreppen erstiegen werden.

Nach einem scharfen Linksknick steht man am Beginn der Langen Kerbe, die man abermals auf Metalltreppen und einigen wenigen Steinstufen überwindet. An der Stelle, an der die Lange Kerbe zu eng wird, wechselt man nach rechts in eine quer verlaufende, schräge Kluft, die mit Holzbohlen begehbar gemacht wurde. Dann wechselt man erneut nach links, in die Obere Kerbe, die man mittels zweier Treppen überwindet. Oben angelangt, geht es wieder kurz nach links, und schließlich auf zwei letzten Leitern aus den inzwischen breiter gewordenen Klamm heraus.

Wildschützensteig: wunderbare Stiege mit zu viel Metall, T2


Der Wildschützensteig kommt unweit der Stelle herauf, an der ich zuvor umgedreht war. Ich wandte mich nach links, Richtung Schrammsteinaussicht. Es geht zunächst über Holzstufen leicht bergan. Bald zweigt links der Weg zur Elbaussicht ab. Ich bog hier rechts ab, und stieg eine weitere Metalltreppe hinauf, ging dann über Steinstufen weiter in ein kleines Felsenlabyrinth, das man mit einigen Holzbalken begehbar gemacht hat. Es geht recht romantisch zwischen Felsen hindurch, über ein Brückle, und auf Holzstufen abwärts, bevor man nun steil hinauf zur viel besuchten Schrammsteinaussicht steigt - ein wildes, zerklüftetes Plateau, das mit Geländern gesichert wurde, und den vielen Menschen Platz bietet, die sich wohl sonst hier versammeln. Ich hatte Glück - es war nicht viel los.

Ein Video, das den Aufstieg über den Wildschützensteig zur Schrammsteinaussicht zeigt, gibt es hier zu sehen. Die ersten Sicherungen hier heroben wurden schon 1890 angebracht, von der Sektion Postelwitz des Gebirgsvereins. Angesichts der senkrecht abfallenden Felswände sicher keine schlechte Idee. Damals wurden wohl auch zwei Sitzgelegenheiten aus dem Fels gehauen. Heute ist das Plateau mit Geländern und Brücken entschärft.

Ein Besuch lohnt sich sehr, denn die Aussicht von hier oben ist fantastisch: Der Blick richtet sich natürlich zuerst gen Westen. Papststein, Gohrisch und Kleinhennersdorfer Stein sind hier dicht beieinander auszumachen. Im Nordwesten fällt die Waitzdorfer Höhe ins Auge, im Norden der Unger. Davor ragt die Hohe Liebe auf.


Ich ging nun zurück zu der Stelle, an der es zur Elbaussicht geht, und bog hier rechts ab, um zum Frühstücksplatz zu gelangen. Es geht ein kurzes Schluchtl hinunter zu einer Terrasse, der ich in westlicher Richtung folgte. Am Kletterfels Onkel befindet sich eine Selbsthilfebox. Hier gilt es, eine Kluft zu durchklettern. Auf ausgetretenen Felsstufen geht es hinunter, und drüben wieder hinauf (I). Wer hier Probleme bekommt, sollte an der Kluft umkehren, man muss auf dem gleichen Weg wieder zurück.

Es geht nun weiter auf den markanten Felszahn der Tante zu. An einer schmalen Stelle davor kommt von rechts der anspruchsvolle Aufstieg durch die Sandreiße herauf (dessen Ausstieg ich mir genau angesehen habe, für's nächste Mal). Dann wird eine Felsstufe mittels künstlicher Stufen erklommen. Hier steht man auf einem Plateau. Von diesem aus geht es nun eine Rinne hinunter zu einem teils schmalen Band. Dieses führt nun am Bergfex vorbei zu einem weitläufigen Plateau, dem Frühstücksplatz.

Hier machte ich eine Pause, und erkundete dann meine Umgebung. Ich fand den Durchgang durch die schmale Kluft zwischen der Drohne und dem Mittleren Torstein, ging auch danach noch ein Stück auf dem ausgesetzten Band weiter, hatte dann aber den Eindruck, mich in einer Sackgasse zu befinden. Das Band wird schmal, und durch überhängenden Fels oberhalb auch sehr niedrig. Wer bescheid weiß, legt sich hier auf den Bauch, und kriecht durch die Engstelle noch zur Schwedenhütte. Ich wusste leider nicht Bescheid, und kehrte kurz vor dem lustigsten Abschnitt des Weges um. Schade. Noch etwas für's nächste Mal.

Zum Frühstücksplatz: schöner, stiller Abstecher mit atemberaubenden Tiefblicken, T4/I


Ich kehrte nun wieder zurück, und stieg zuletzt rechts von der Schrammsteinaussicht noch hinauf zur Elbaussicht. Kleine Serpentinen führen hinauf zu einem ebenen Weglein, das den Aussichtsfelsen umrundet. Auf der anderen Seite führt eine Metalltreppe rechts hinauf auf das Felsplateau, von dem aus man nochmal eine herrliche Aussicht auf die umliegende Gegend hat.

Dann verließ ich die Schrammsteine. Ich wanderte zurück zu der Stelle, an der der Wildschützensteig von rechts heraufkommt, und weiter zu der Stelle, an der links die Stiege in den Mittelwinkel hinunterführt. Die hatte ich mir für den Abstieg ausgekuckt.

Bereits um 1800 wird ein beschwerlicher Aufstieg aus dem Mittelwinkel erwähnt. Ein Video, das den Aufstieg zeigt, ist hier zu sehen.

Zunächst geht es auf Holzstufen und Holztreppen hinunter, bis zwei Metallleitern erreicht sind. Hier steigt man zwischen hoch aufragenden Felsen steil hinunter. In einem Felswinkel wendet sich die Stiege dann kurz nach rechts, dort führt eine Metalltreppe in der Klamm hinunter. Auf einem Podest nochmal kurz nach rechts, dann folgt eine lange Metalltreppe in einer engen Spalte.

Wer genau hinschaut, kann unter den Metalleinbauten alte Steintritte und Auflager für Sprossenhölzer erkennen.

Schließlich ist das Ende des Steilstücks erreicht. Zuletzt führen zahlreiche Holzstufen im Wald weiter abwärts.

Mittelwinkel: schöne Stiege mit zu viel Metall, T2


Unten nahm ich den ersten breiten Weg, der nach rechts führt. Dieser biegt kurz darauf nach Nordosten, und führt in den Nassen Grund hinunter, durch den ich nun bis zur Kirnitzsch hinauswanderte. Dort wechselte ich nach rechts auf den hübschen Flößersteig, und kehrte auf diesem zum Parkplatz am Beuthenfall (198m) zurück.


Fazit:

Eine lange, höchst abwechslungsreiche Tour durch eine faszinierende Landschaft. Herausragend sind natürlich die Stiegen, aber auch die Aussichtsplätze, die Schluchten und die Promenaden machten diese Tour zu einer wunderbaren Wanderung. Ich hatte nach dieser langen Runde aber trotzdem noch ein wenig Zeit, und nutzte sie, um den Neuen Wildenstein noch zu erkunden.


Ich empfehle als Literatur für das Elbsandsteingebirge:
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1. den "Stiegen-Wanderführer Sächsische Schweiz" von Peter Rölke
2. die Bände "Klettersteigführer. Steige und Stiegen in der Sächsischen Schweiz" von Michael Bellmann
3. und für die ganz Genauen die Stiegenbücher aus dem Stiegenbuchverlag. Insbesondere Stiegenbuch I-III, Bergpfade I-III und Geheimnisvolle Wege I-III.

Die besten Karten, die ich kenne, sind die Wander- und Radwanderkarten 1: 15 000 von Sachsen Kartographie.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (4)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 10. Dezember 2021 um 14:50
Mei..hast du die Anzahl der Treppenstufen gezählt? Bei 900hm wären das ....ca 5000

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Dezember 2021 um 14:52
Mhm, ich weiß. Ich musste nicht zählen, aber Axel Mothes, der Autor der Stiegenbücher hat das gemacht. das ist der Experte für die Sächsischen Stiegen.

Gruß,

Nik

rele hat gesagt: Hammer
Gesendet am 10. Dezember 2021 um 18:02
Gratuliere, da hast Du ja einen zünftigen Wandertag hingelegt ;) Achja, und mir ging es genau wie Dir: Beim ersten Mal an der Schwedenhöhle wusste ich auch nicht Bescheid... brauchte bei mir auch ein zweites Mal :) Ist schon ordentlich versteckt, das Ding!

Nik Brückner hat gesagt: RE:Hammer
Gesendet am 10. Dezember 2021 um 19:06
Na klar! Damit's die Schweden nicht finden! (Und wir....)


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