Im wildromantischen Eiderbachtal


Publiziert von Nik Brückner , 6. Dezember 2021 um 20:05. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:30 Mai 2021
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:25,5 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der B48 zum Wanderparkplatz Eiderbachtal
Unterkunftmöglichkeiten:In Hofstätten

Diese Tour führt durch das wenig bekannte wildromantische Eiderbachtal bei Annweiler, zum hübsch gelegenen Örtchen Hofstätten, in dem sich ein Geheimtipp für Biergarten-Liebhaber versteckt, zu einem der höchstgelegenen Aussichtspunkte des Pfälzerwaldes, zum bewirtschafteten Forsthaus Annweiler und zum Aussichtsfelsen Kirschfels.


Im Auto lief "First Hour" von Third Wave Mansion, als die Waldelfe und ich auf den Wanderparkplatz Eiderbachtal (255 m) einschwenkten. Von hier aus wanderten wir zunächst auf einem etwas langweiligen breiten Weg ins Tal hinein. Wir passierten den Berliner Brunnen (268 m) und den Pommern-Brunnen (306 m). Und dann wurz interessant: Die Berghänge rücken näher zusammen und das Tal wird enger. An zwei Fischteichen verlässt man den Hauptweg nach rechts. Auf der anderen Seite des zweiten Teichs geht es nun weiter ins Tal hinein.

Hier haben die Karlstal-Schichten des Buntsandsteins eine kleine Schlucht gebildet. Namengebend für diese Sandsteinschichten ist das Karlstal bei Trippstadt (im Norden des Pfälzerwalds), wo diese Formationen in exemplarischer Form auftreten. Die Karlstal-Schichten bestehen aus massiven, verkieselten Gesteinsformationen, die häufig als Felsblöcke von mehreren Metern Durchmesser an die Oberfläche treten. Diese Blockfelder sind an vielen Talhängen des Pfälzerwalds zu finden, unter anderem auch hier im Eiderbachtal, in etwa 300 bis 400 Metern Höhe.

Auf hölzernen Stegen und Brücken wanderten wir nun zwischen den Felsbrocken hindurch stets am Bach entlang noch etwa einen Kilometer weiter ins Tal hinein. Ein hübscher, wildromantischer Wegabschnitt, und dazu wenig begangen, weil das Eiderbachtal kaum jemand zu kennen scheint.

An einem dritten Teich gelangt man wieder auf den Hauptweg. Wir verfolgten diesem bis in den Talschluss, wo es am Ende einer langgezogenen Lichtung rechts steil hinaufgeht, zu dem kleinen, hübsch gelegenen Örtchen Hofstätten. Auf den ziemlich genau 111 Anstiegshöhenmetern überquert man dabei vier breite Querwege, zum Schluss geht's über eine große Weide hinunter nach Hofstätten (425 m).

Hier kehrten wir erst einmal ein. Marion und Dieter Müller haben hier in einem denkmalgeschützten Forstdienstgebäude ein kleines Schmuckstück an Restaurant eingerichtet, und im Sommer betreiben sie einen der schönsten Biergärten der Gegend. Können wir nur empfehlen!

Danach durchwanderten wir den Ort westwärts, und verließen ihn auf der Hohlstraße, die bald zum einem -weg und dann zu einem Waldweg wird. Wandermarkierungen folgend, umrundeten wir auf einem hübschen Weglein ansteigend den Vorderen Blosenberg, bis hinauf auf eine Hochebene in etwa 560 Metern Höhe. Dort wendet sich die Route nach und nach nach Süden, bis sie schließlich parallel zu der kleinen Straße verläuft, die durch den hier schier grenzenlos erscheinenden Wald von Norden (der L496) zum Hermersbergerhof und weiter nach Wilgartswiesen führt. Kurz vor dem Weißenberg quert der Wanderweg das Sträßchen, und führt auf der anderen Seite hinauf zum Luitpoldturm, der auf dem felsigen Gipfel des Weißenbergs (610 m) steht.

Der ist damit prompt einer der höchsten Berge des Pfälzerwaldes, und bietet sich natürlich als Standort eines Aussichtsturms geradezu an. 34,6 Meter hoch ist der Luitpoldturm, 1909 wurde er eingeweiht. Die Idee zum Bau ist allerdings schon viel älter gewesen. Am 29. Mai 1895 kam der Gedanke, hier einen Aussichtsturm zu errichten, auf der Generalversammlung des Gräfensteiner Verschönerungsvereins auf. Die nötigen Geldmittel sollte das Vereinsmitglied Martin Jäger einwerben, der unter dem Pseudonym Fritz Claus als Heimatdichter bekannt war. Er konnte den Pfälzerwald-Verein für sein Anliegen gewinnen (allerdings erst nach dessen Gründung 1902), der bald die Koordination des Projekts übernahm. Karl Albrecht von Ritter, der damalige Vorsitzende des PWV, schlug auch den Namen des Turms vor: Er ist nach Prinz Luitpold von Bayern benannt.

Der Turm gehört heute dem Land Rheinland-Pfalz. Er steht seit 1993 unter Denkmalschutz,und wurde in den Jahren 1999 bis 2003 aufwändig restauriert. Dabei kostete die Renovierung fast das Gleiche wie der Bau des Turms. Heute kümmert sich der 2007 gegründete Luitpoldturmverein um das Gebäude.

Die Aussicht ist - erwartungsgemäß - fantastisch. Sie reicht vom Donnersberg im Norden über die Neunkircher Höhe im Odenwald, den Weinbiet, die Kalmit und den Kesselberg im Nordosten, den Ludwigsturm, den Orensberg, und den Großen Adelberg im Osten, den Rehberg im Pfälzerwald, Merkur und Battert, Mehliskopf und Hornisgrinde im Nordschwarzwald im Südosten, Wolfshorn, Mäuerle und Wegelnburg im Pfälzerwald, La Bloss und Champ du Feu in den Vogesen (im Süden), die Große Boll und den Großen Arius im Südwesten bis hin zur Ruine Gräfenstein und den Königsberg im Westen.


Der Wanderweg führt von hier aus nach Süden weiter, zunächst zu einem Parkplatz, und dann weiter Richtung Hermersbergerhof. Dort, wo er das Sträßchen erneut überquert, befindet sich links ein alter Grenzstein, der Dreiherrenstein (534 m).

Der zwischen dem Hermersbergerhof und dem vom Luitpold-Turm bekrönten Weißenberg an der engsten Stelle des Bergrückens gelegene Dreiherrenstein ist eine historische Grenzmarkierung, direkt an der K56. Es handelt sich um einen flachen Felsblock, der die an dieser Stelle im Jahr 1773 bestehende Grenzsituation dokumentiert: Hier berührten sich die Gebiete der Wittelsbacher Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, der Grafen von Leiningen-Hardenburg-Dagsburg und der zur Markgrafschaft Baden gehörenden Herrschaft Gräfenstein. In den Stein sind die entsprechenden Wappen sowie die Grenzverläufe der historischen Waldgemarkungen eingemeißelt. Deutlich zu erkennen sind das Wappen von Pfalz-Zweibrücken mit seinen Rauten und dem Zusatz "PZ" und das badische Wappen mit den Buchstaben "MB". Die Buchstaben "KW" stehen für "Königlicher Wald" und wurden erst nach 1831 während der bayerischen Herrschaft in der Pfalz angebracht. Sie dienten zur Markierung des bayerischen Staatswalds. Das Kürzel "PWV" und die Bezeichnung "Dreiherrenstein" gehen auf den Pfälzerwaldverein zurück.

Hier verließen wir den Wanderweg, und nahmen links den breiten Waldweg. Zweimal die erste rechts nehmend, wanderten wir tief hinunter ins Tal des Wüstbachs, zur Wüstmühle/Wiesmiel (392 m).

Hier auf einer Lichtung im Talschluss stand einst die Wiesmiel, hochdeutsch auch Wüstmühle, von der allerdings nichts mehr zu sehen ist. An ihrer Stelle steht heute ein kleines Gebäude, das der Wasserversorgung der Gemeinde Annweiler dient.

Wir hielten uns von der Lichtung aus auf ihrer linken Seite. Dort geht es nur kurz weglos durch den Wald, dann steht man auf einem Wendehammer. Von hier aus ging es zunächst auf dem breiten Talweg weiter.

Bald fließt von links der Kroatentalbach heran, ein Seitental weiter der Warzbach. Dort, wo er in den Talbach fließt, zweigt ein Steiglein in den nordseitigen Hang hinauf, auf dem wir nun zu einem breiteren Weg hinaufstiegen. Dieser schwingt Richtung Osten in einen Tobel hinein und drüben wieder hinaus, verläuft dann ein Stück ostwärts, bevor er nach links um eine Bergkante herumführt. Hier verzweigt er sich. Wir nahmen den unteren Weg, und wanderten ein Weilchen talwärts. Dann gelangten wir auf einen markierten Wanderweg links, ein hübsches Steiglein, das in der Folge an schönen Sandsteinfelsen vorbei hinauf zum Forsthaus Annweiler (431 m) führt, einer hübsch gelegenen bewirtschafteten Hütte auf einer großen Lichtung. Hier befindet sich auch ein großer Parkplatz, denn die Hütte ist anfahrbar.

Vom Parkplatz aus führt ein beschilderter Wanderweg über den Bergrücken nach Südosten, zu dem Aussichtspunkt am Kirschfels (490 m). Das war, neben dem Eiderbachtal, unser zweites Ziel an jenem Tag. Hier waren wir noch nicht gewesen.

Die Aussicht ist schön, die Felswand bietet einen herrlichen Blick auf die umliegenden Hügel, vor allem nach Osten und Südosten. Mit der Aussicht vom Luitpoldturm ist sie allerdings nicht zu vergleichen.

Wir wanderten nun auf dem Zickzackweg auf der Nordseite des Kirschfelsens hinunter. Bald gelangt man auf einen breiten Waldweg. Hier kurz nach rechts, und an der nächsten T-Kreuzung nach links. Dieser nicht markierte Waldweg führt in der Folge durch die Nordostseite des Bergrückens wieder hinauf zum Forsthaus Annweiler. Nach etwa zwei Kilometern, kurz vor dem Erreichen der Höhe (und kurz vor dem Forsthaus), zweigt in spitzem Winkel rechts der hübsche schmale Pfad hinunter, der uns wieder zu unserem Ausgangspunkt, dem Wanderparkplatz Eiderbachtal (255 m) zurückbrachte.


Fazit:

Schöne, lange Runde, die allerdings nur streckenweise auf schönen, schmalen Wanderpfaden verläuft. Insbesondere die Ecken rund um den Hermersbergerhof und um das Forsthaus Annweiler sind nicht unbedingt etwas für Leute, die breite Forstwege scheuen. Herausragend dagegen die hintere Hälfte des Eiderbachtals bis hinauf nach Hofstätten, und der Weiterweg über den Luitpoldturm zum Dreiherrenstein, sowie der letzte Abstieg zum Wanderparkplatz Eiderbachtal.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (2)


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Pfaelzer hat gesagt: Die Süfpfalz
Gesendet am 7. Dezember 2021 um 08:47
Ich möchte mich an dieser Stelle einfach einmal bedanken für deine tollen Berichte aus meiner alten Heimat in die ich leider viel zu selten komme...da werden immer Kindheitserinnerungen wach...LG Wolfgang

Nik Brückner hat gesagt: RE:Die Süfpfalz
Gesendet am 7. Dezember 2021 um 14:55
Servus Wolfgang!

Freut mich sehr, wenn ich DIr mit meinen Berichten eine Freude machen kann. Hoffentlich schaffst Du es oft genug in die Pfalz, umd den alten Erinnerungen neue hinzuzufügen!

Gruß,

Nik


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