Pic de la Grave (3667 m) - Kleine Traverse
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Sommerzeit gleich Hochtourenzeit - so heißt es bei uns jedes Jahr wieder. Was aber machen, wenn man mal keine Lust darauf hat, in ungemütlichen Hütten zu übernachten, mitten in der Nacht aufzustehen und in stockfinsterer Nacht durch Geröllhalden und über Gletscher zu stolpern? Für diesen Fall gibt es zum Glück in den großen westalpinen Gebirgsgruppen Bergbahnen (Berner Alpen - Jungfraubahn, Walliser Alpen - Bahnen zum Kleinen Matterhorn und Mittelallalin, Montblancgebiet - Bahn zur Aiguille du Midi), die Tagestouren auf Hochtourengipfel ermöglichen (z.B. Mönch, Breithorn, Allalinhorn, Montblanc du Tacul). Und auch in der Dauphiné gibt es eine solche Bahn, die es einem ermöglicht, nach einem Frühstück im Hotel im Tal, eine Hochtour zu machen und am Nachmittag wieder auf der Hotelterrasse im Tal gemütlich Kaffee, Kuchen und Bier zu genießen: die Gruppenumlaufbahn von La Grave zum Gare des Ruillons auf rund 3200 Meter am Glacier de la Girose. Von hier lassen sich mit überschaubarem Aufwand als Hochtouren z. B. der Le Râteau Westgipfel (3769 m) und der Pic de la Grave (3667 m) oder als Klettertour z. B. die Pointe Trifide (3450 m) besteigen.
Wir haben uns den Pic de la Grave vorgenommen, den letzten einigermaßen selbstständigen Gipfel im nördlichsten von Osten nach Westen ziehenden Bergkamm der Dauphiné mit den großen Gipfeln Pic Gaspard (3881 m), Pavé (3823 m), Meije (3983 m), Râteau (3809 m) und eben Pic de la Grave (3667 m). Allerdings mit einer kleinen Variante zum Normalweg: die Besteigung sollte über die kleine Traverse erfolgen. Die Gesamttour ist vom Charakter her ein Stück weit vergleichbar mit dem Cosmiquegrat auf die Aiguille du Midi, nur das der Zustieg etwas länger und die Kletterei dafür etwas kürzer und leichter ist und man nicht direkt an der Seilbahn die Kletterei beendet, sondern noch über den Gletscher zur Seilbahn zurücklaufen muss.
Und so fanden wir uns um kurz vor sieben Uhr morgens zur Öffnung der Seilbahn ein. Trotz der nur wenigen weiteren Seilbahnaspiranten verging aber einiges an Zeit, bis wir endlich an der Gipfelstation Gare des Ruillons loslaufen konnten. Weniger ins Gewicht fiel da noch, dass die Öffnung mit einer Viertelstunde Verspätung erfolgte, die einheimischen Bergführerseilschaften sich irgendwie geschickter in der wartenden Schlange verhielten und der Kartenverkauf doch etwas zäh war. Hauptgrund für die lange Auffahrt war, dass es sich um eine sogenannte Gruppenumlaufbahn handelt. D.h. jeweils fünf Gondeln à 6 Passagiere werden zu einer Gruppe zusammengefasst, von denen es auf jeder Sektion sechs Stück gibt. Der Zustieg zu den Gondeln erfolgt im Stillstand in den Stationen, die restlichen Gondeln warten während dieser Zeit auf der Strecke. Aber auch die längste Seilbahnfahrt geht mal zu Ende und ermöglichte uns während der Auffahrt und der Stillstände auf der Strecke die Umgebung zu betrachten. Insbesondere kann man gut den nördlichen Zustieg zum Refuge du Promontoire (Ausgangshütte für die Meije) inspizieren.
Aufgrund der immer noch relativ frühen Tageszeit und der begrenzten Kapazität der Seilbahn waren nur sehr wenige weitere Bergsteiger am Gare des Ruillons, von denen sich die eine Hälfte zum Le Râteau Westgipfel aufmachte. Die andere Hälfte strebte zum Pic de la Grave.
Kurz hinter der Gipfelstation betritt man bereits den Gletscher und quert über den Glacier de la Girose zur weißen Gipfelflanke des Pic de la Grave, die schon von der Seilbahnstation sichtbar ist. Nach knapp einer Stunde ist die Gipfelflanke erreicht, wobei der Bergschrund und die ersten Meter in der Flanke durchaus recht steil sind (ca. 45 Grad). Danach legt sie sich zwar etwas zurück, bleibt aber in einer Steilheit, in der Mitreißunfälle nur schwer zu verhindern sind. Nach ca. der Hälfte der Gipfelflanke verlässt man den Normalanstieg und quert (linkshaltend nach Osten) mit wenig Höhenunterschied zum Schneesattel am Beginn des felsigen Gipfelaufbaus des Pic de la Grave. Ab der Querung waren wir allein unterwegs. Es war interessant, die Route ab hier selbst zu suchen, eine Spur zu treten und den besten Weg im Fels zu finden.
Am Schneesattel steigt man sogleich in den felsigen Gipfelaufbau ein, der in bestem Fels zum Gipfel zieht. Den Steilaufschwung der ersten Seillänge quert man dabei ansteigend auf der Südseite bis man durch eine etwas steilere nach rechts ziehende Verschneidung den Gratfirst wieder erreicht. Diese erste Seillänge ist durchaus ausgesetzt. Zudem verlieh der zwei Tage vorher gefallene Neuschnee der Kletterei eine alpine Note. Die zweite Seillänge führt durch leichteres blockiges Gelände und endet vor einem weiteren Steilaufschwung. Dieser - kurzzeitig senkrechte Aufschwung - wird direkt erklettert und führt wieder in leichteres Gelände. Die vierte Seillänge wird zum Gipfel hin immer leichter, wo die Kletterei leider allzu früh endete.
Bei bestem Wetter breitete sich vom Gipfel von Ost über Süd bis West das Gipfelmeer der unzähligen Gipfel der Dauphiné aus. Auf der anderen Seite die französischen Alpen (Grandes Rousses, Aiguilles des Arves, Montblanc, Vanoise, ...) bis zu den italienischen Bergen (Gran Paradiso, ...).
Der Abstieg auf dem Normalweg ist zwar kurz und man hat das Ziel Gare des Ruillons ständig vor Augen. Aber der kurze felsige Gipfelgrat, die steile Gipfelflanke und der Bergschrund erfordern nochmal Konzentration. Nach dem Bergschrund schlendert man aber dann relativ entspannt über den Glacier de la Girose parallel zu einem Gletscherlift wieder zum Gare des Ruillons.
Resumee:
Tagestour auf einen Hochgipfel mit Gletscher, steiler Eisflanke (bis ca. 45 Grad) und anregender Kletterei (bis ca. III+). Die Kletterei ist selbstständig abzusichern (nur ganz vereinzelt fixes Material in der Traverse). Vom Gipfel breitet sich im Süden die gesamte Dauphiné aus, insbesondere auf die westlichen und südwestlichen Gipfel, die uns ostalpinen Bergsteigern nahezu unbekannt sind.
Obwohl es eine Tagestour ist, ist darauf zu achten, dass es sich um eine alpine Hochtour handelt. Auf die hier angegebene übliche strenge Bewertung in der Dauphiné sei hingewiesen.
Wir haben uns den Pic de la Grave vorgenommen, den letzten einigermaßen selbstständigen Gipfel im nördlichsten von Osten nach Westen ziehenden Bergkamm der Dauphiné mit den großen Gipfeln Pic Gaspard (3881 m), Pavé (3823 m), Meije (3983 m), Râteau (3809 m) und eben Pic de la Grave (3667 m). Allerdings mit einer kleinen Variante zum Normalweg: die Besteigung sollte über die kleine Traverse erfolgen. Die Gesamttour ist vom Charakter her ein Stück weit vergleichbar mit dem Cosmiquegrat auf die Aiguille du Midi, nur das der Zustieg etwas länger und die Kletterei dafür etwas kürzer und leichter ist und man nicht direkt an der Seilbahn die Kletterei beendet, sondern noch über den Gletscher zur Seilbahn zurücklaufen muss.
Und so fanden wir uns um kurz vor sieben Uhr morgens zur Öffnung der Seilbahn ein. Trotz der nur wenigen weiteren Seilbahnaspiranten verging aber einiges an Zeit, bis wir endlich an der Gipfelstation Gare des Ruillons loslaufen konnten. Weniger ins Gewicht fiel da noch, dass die Öffnung mit einer Viertelstunde Verspätung erfolgte, die einheimischen Bergführerseilschaften sich irgendwie geschickter in der wartenden Schlange verhielten und der Kartenverkauf doch etwas zäh war. Hauptgrund für die lange Auffahrt war, dass es sich um eine sogenannte Gruppenumlaufbahn handelt. D.h. jeweils fünf Gondeln à 6 Passagiere werden zu einer Gruppe zusammengefasst, von denen es auf jeder Sektion sechs Stück gibt. Der Zustieg zu den Gondeln erfolgt im Stillstand in den Stationen, die restlichen Gondeln warten während dieser Zeit auf der Strecke. Aber auch die längste Seilbahnfahrt geht mal zu Ende und ermöglichte uns während der Auffahrt und der Stillstände auf der Strecke die Umgebung zu betrachten. Insbesondere kann man gut den nördlichen Zustieg zum Refuge du Promontoire (Ausgangshütte für die Meije) inspizieren.
Aufgrund der immer noch relativ frühen Tageszeit und der begrenzten Kapazität der Seilbahn waren nur sehr wenige weitere Bergsteiger am Gare des Ruillons, von denen sich die eine Hälfte zum Le Râteau Westgipfel aufmachte. Die andere Hälfte strebte zum Pic de la Grave.
Kurz hinter der Gipfelstation betritt man bereits den Gletscher und quert über den Glacier de la Girose zur weißen Gipfelflanke des Pic de la Grave, die schon von der Seilbahnstation sichtbar ist. Nach knapp einer Stunde ist die Gipfelflanke erreicht, wobei der Bergschrund und die ersten Meter in der Flanke durchaus recht steil sind (ca. 45 Grad). Danach legt sie sich zwar etwas zurück, bleibt aber in einer Steilheit, in der Mitreißunfälle nur schwer zu verhindern sind. Nach ca. der Hälfte der Gipfelflanke verlässt man den Normalanstieg und quert (linkshaltend nach Osten) mit wenig Höhenunterschied zum Schneesattel am Beginn des felsigen Gipfelaufbaus des Pic de la Grave. Ab der Querung waren wir allein unterwegs. Es war interessant, die Route ab hier selbst zu suchen, eine Spur zu treten und den besten Weg im Fels zu finden.
Am Schneesattel steigt man sogleich in den felsigen Gipfelaufbau ein, der in bestem Fels zum Gipfel zieht. Den Steilaufschwung der ersten Seillänge quert man dabei ansteigend auf der Südseite bis man durch eine etwas steilere nach rechts ziehende Verschneidung den Gratfirst wieder erreicht. Diese erste Seillänge ist durchaus ausgesetzt. Zudem verlieh der zwei Tage vorher gefallene Neuschnee der Kletterei eine alpine Note. Die zweite Seillänge führt durch leichteres blockiges Gelände und endet vor einem weiteren Steilaufschwung. Dieser - kurzzeitig senkrechte Aufschwung - wird direkt erklettert und führt wieder in leichteres Gelände. Die vierte Seillänge wird zum Gipfel hin immer leichter, wo die Kletterei leider allzu früh endete.
Bei bestem Wetter breitete sich vom Gipfel von Ost über Süd bis West das Gipfelmeer der unzähligen Gipfel der Dauphiné aus. Auf der anderen Seite die französischen Alpen (Grandes Rousses, Aiguilles des Arves, Montblanc, Vanoise, ...) bis zu den italienischen Bergen (Gran Paradiso, ...).
Der Abstieg auf dem Normalweg ist zwar kurz und man hat das Ziel Gare des Ruillons ständig vor Augen. Aber der kurze felsige Gipfelgrat, die steile Gipfelflanke und der Bergschrund erfordern nochmal Konzentration. Nach dem Bergschrund schlendert man aber dann relativ entspannt über den Glacier de la Girose parallel zu einem Gletscherlift wieder zum Gare des Ruillons.
Resumee:
Tagestour auf einen Hochgipfel mit Gletscher, steiler Eisflanke (bis ca. 45 Grad) und anregender Kletterei (bis ca. III+). Die Kletterei ist selbstständig abzusichern (nur ganz vereinzelt fixes Material in der Traverse). Vom Gipfel breitet sich im Süden die gesamte Dauphiné aus, insbesondere auf die westlichen und südwestlichen Gipfel, die uns ostalpinen Bergsteigern nahezu unbekannt sind.
Obwohl es eine Tagestour ist, ist darauf zu achten, dass es sich um eine alpine Hochtour handelt. Auf die hier angegebene übliche strenge Bewertung in der Dauphiné sei hingewiesen.
Tourengänger:
Stirml

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