Rund um den Vulkan


Publiziert von Nik Brückner , 20. November 2021 um 15:36. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Eifel
Tour Datum: 2 April 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   Eifel 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 200 m
Strecke:10,5km
Unterkunftmöglichkeiten:Im Seehotel Maria Laach

In Coronazeiten muss man seine Freizeit ein wenig anders gestalten. Museen haben geschlossen, Ausstellungen finden nicht statt, Konzerte ebensowenig. Aber Kirchen haben geöffnet, und das ist umso willkommener, wenn es sich dabei um einen Bau von Weltrang handelt.

Die Benediktinerabteikirche Maria Laach ist so ein Bau. Sie
gilt als eines der schönsten Denkmäler der romanischen Architektur in Deutschland. Deshalb haben wir ihn uns als Ziel eines Ausflugs im April 2021 ausgesucht. Aber natürlich geht so etwas bei uns nicht ohne eine Wanderung. Schließlich ist Maria Laach nicht nur ein besonderer Bau, er liegt auch an einer besonderen Stelle: am Ufer eines verdächtig kreisrunden Sees...


"Third impression" von Robert Berrys und Keith Emersons Projekt 3.2 spielte in unserem Auto, als die Waldelfe und ich auf den Klosterparkplatz Maria Laach (284m) einbogen. Wir machten uns zunächst erst einmal auf, die Kirche zu besichtigen. Kurz über die Straße, dann steht man schon an der Benediktinerabtei Maria Laach (282m).

Die Abtei Maria Laach (von lateinisch "lacus", 'See': Abtei der Maria am See) ist ein Benediktinerkloster, das 1093 von Heinrich II. von Laach und seiner Frau Adelheid gestiftet wurde. Die Abteikirche gilt als eines der schönsten Denkmäler der Romanik in Deutschland. Das liegt darin begründet, dass sie von späteren Umbauten fast völlig verschont geblieben ist. Gotische und barocke Veränderungen wurden im Zuge von Renovierungen im 20. Jahrhundert rückgängig gemacht; der Bau präsentiert sich heute deshalb weitgehend unverfälscht in seiner originalen Gestalt.

Gegründet wurde das Kloster vom ersten Pfalzgrafen bei Rhein, Heinrich II. von Laach. Der lebte gegenüber am Ostufer des Sees auf seiner Burg Laach. Zusammen mit seiner Gemahlin Adelheid von Weimar-Orlamünde gründete er im Jahre 1093 für ihrer beider Seelenheil und als Grablege das Kloster Maria Laach. Geweiht war es der Heiligen Jungfrau Maria und dem heiligen Nikolaus.

Die ersten Mönche und Handwerker kamen aus dem Kloster St. Maximin bei Trier. Sie legten noch 1093 die Fundamente für nahezu den gesamten Bau. Als Heinrich zwei Jahre später starb, waren die Mauern bereits bis auf über drei Meter hochgezogen, am Ostchor sogar bis zu sieben Meter. Die Pfalzgräfin starb im Jahr 1100, zu diesem Zeitpunkt stand sogar schon das östliche Querhaus, und wurde von den Mönchen als provisorischer Gottesdienstraum genutzt. Die Bauarbeiten kamen allerdings zunächst zum Erliegen.


1112 erneuerte Heinrichs Erbe Pfalzgraf Siegfried von Ballenstedt die Stiftung, und ließ die Bauarbeiten wieder aufnehmen. Er schenkte das Kloster der Abtei Affligem im Herzogtum Brabant. In der Folge kamen vierzig Mönche an den See, weshalb zunächst die Klosterbauten fertiggestellt wurden. Schließlich wurden auch die Arbeiten an der Kirche fortgesetzt: In der Folge wurden die Krypta, das Langhaus und der Westbau vollendet.

1138 wurde Maria Laach selbstständige Abtei, 1139 schenkte Graf Gerhard II. von Hochstaden, der Neffe des Gründers, die Nordhälfte des Sees dem Kloster.

1156, unter Abt Fulbert, weihte der Erzbischof von Trier Krypta, Langhaus und Westchor. Noch fehlten den Türmen des Westbaus die beiden obersten Stockwerke, und auch der südliche Flankenturm des Ostbaus war noch nicht vollendet. Provisorische Flachdächer schützten die noch unvollendeten Gebäudeteile. Um 1177 waren dann der Ostchor, die östlichen Flankentürme und die Westempore vollendet.

Der Westbau wurde schließlich unter den Äbten Albert (1199–1216) und Gregor (1216–1235) fertiggestellt, das Langhaus wurde eingewölbt, die Nikolauskapelle wurde errichtet, und der Westfassade wurde die "Paradies" genannte Säulenvorhalle hinzugefügt. Sie bildet ein geschlossenes Quadrat, einem Atrium ähnlich, das einen Garten umschloss. Einen Zugang gab es nicht, der Gärtner musste wohl über die niedrige Innenmauer klettern.


Heute präsentiert sich die Klosterkirche weitgehend in ihrer originalen romanischen Gestalt: eine sechstürmige, doppelchörige, gewölbte Pfeilerbasilika mit zwei Querhäusern, dem prachtvollen Paradies als Haupteingang, und einem Kreuzgang aus dem 13. Jahrhundert.

Beide Querhäuser sind jeweils mit einem Turm bekrönt, die wiederum von jeweils zwei Türmen flankiert werden: im Osten der Vierungsturm mit zwei höheren quadratischen Flankentürmen (1177 vollendet), im Westen der Mittelturm, flankiert von zwei niedrigeren Rundtürmen (1230 vollendet).

Eine Besonderheit ist ein einzigartiges Ziborium, das heute im Ostchor am Altar aufgestellt ist. Dieses Ziborium ist ein auf Säulen gestützter Baldachin. Abt Theoderich II. hat es 1256 erworben. Es überwölbte damals das im Langhaus aufgestellte neu geschaffene Hochgrab des Abteistifters. Seit 1947 ist es im Ostchor der Abteikirche aufgestellt, wo es als Altarziborium fungiert.


Wir besichtigten die Abteikirche und bestaunten vor allem die reichhaltige Bauplastik. Nach der Besichtigung ging's wieder zurück zum Klosterparkplatz Maria Laach (284 m), von dort aus machten wir uns auf den Weg an den Laacher See (274m).

Der Laacher See ist der Überrest eines Vulkanausbruchs, ca. 10930 v. Chr. oder 10804 v. Chr. Dieser Ausbruch des Laacher Vulkans hinterließ eine Caldera, ein kreisrundes Becken, das durch das Absacken der Decke einer entleerten Magmakammer unterhalb des Vulkans entstanden ist. Dieses Becken hat sich im Laufe der Zeit mit Wasser gefüllt. Der Laacher See ist nicht nur mit rund 3,3 km² der größte Calderasee (und der größte See) in Rheinland-Pfalz, der See ist auch die einzige wassergefüllte Caldera Mitteleuropas. Er weist eine Tiefe von 51 Metern auf.

Der See ist vollständig von einem durchschnittlich 125 Meter hohen Kraterwall umgeben. Wir wollten auf unserer Wanderung teils am Ufer entlang, teils über diesen Höhenzug wandern. Am Seeufer angekommen, machten wir uns deshalb zunächst auf den Weg nach Norden. Im Uhrzeigersinn sollte es um den See herumgehen. Anfangs wandert man auf Holzstegen durch den Auwald, bald geht's auch mal über Wiesen. Dann passiert man die ersten Infrastrukturen am Ufer, zunächst den Segelclub Laacher See (277m), dann das Blockhaus Laacher See (290m) und einen Campingplatz. In dieser Landschaft erinnert den Laien nur wenig an einen Vulkanausbruch.

Der damalige Ausbruch des Laacher Vulkans war etwa anderthalbmal so stark wie der des Pinatubo 1991 und sechsmal so stark wie der Ausbruch des Mount St. Helens 1980. Riesige Mengen vulkanischer Asche und Bims wudren aus dem Krater hinausgeschleudert, und bedeckten die ganze umliegende Gegend bis zu sieben Meter hoch. Das Auswurfmaterial gelangte bis hinunter ins Rheintal und verstopfte dort die Talenge der Andernacher Pforte, sodass sich in der Folge ein See aufstaute, der sich über das Neuwieder Becken bis hinauf an den Oberrhein erstreckte. Als der Damm schließlich brach, ergoss sich eine Flutwelle über weite Bereiche des Niederrheins.

Wir wanderten noch einen knappen Kilometer am Seeufer entlang, dann wandten wir uns links hinauf. Ein steiler Pfad brachte uns zur Ahrefeldhütte (391m), einer kleinen Schutzhütte auf dem Hügelring, der den See umgibt. Wir blieben jedoch nicht ganz auf der Höhe, sondern nahmen einen Weg, der sich von hier aus durch den Hang zieht. Hier gibt es den einen oder anderen Felsen, den wir erkunden wollten. Eine Felsenkanzel versuchte dabei doch tatsächlich, uns ein paar fühlbare Schwierigkeiten zu bereiten.

Dahinter ging's dann kurz den Berg hinauf, und dort auf einem wieder besseren Weg weiter. An einer Serpentine machten wir einen kleinen Abstecher auf die Höhe, um dort bei einigen weiteren Felsen nach dem Rechten zu sehen, dann kehrten wir um, und stiegen hinunter an das südöstliche Seeufer.

Hier, auf dem letzten Bergsporn, stand einst die Burg Laach (castellum ad lacum), jene Burg, in der damals Heinrich II. von Laach, der Stifter des Klosters, lebte. Die Burg ist heute verschwunden. Nur noch geringe Spuren und die Flurbezeichnungen "Laacher Burg" sowie "Alte Burg" weisen noch auf die ehemalige Anlage hin.

Die Burg Laach war eine Turmhügelburg (Motte), und lag damals auf einer Halbinsel - der Wasserspiegel des Laacher Sees war einst ca. fünfzehn Meter höher. Die Burg wurde auf Betreiben der Abtei 1112 von Siegfried von Ballenstedt, Stief- und Adoptivsohn des Pfalzgrafen, abgebrochen. Damit war die Abtei vor Eingriffen seitens der Pfalzgrafen geschützt. Für Siegfried wiederum bedeutete das keinen großen Verlust, er verfügte mit Burg Rheineck über eine weitere Burg in der Gegend.

Die Anlage war recht groß, 170 m lang, und teilte sich in zwei Abschnitte: einen ovalen Teile zum See hin, und einen langgestreckten Teil auf der Landseite. Dort schützte ein mächtiger Halsgraben die Burg gegen die Ostflanke. Weiteren Schutz boten zwei Gräben zwischen den beiden Burgteilen. Durch Grabungen sind steinerne Turmbauten nachweisbar. Alles Übrige war vermutlich in Holz ausgeführt.


Am Seeufer kamen wir nun ins Freie hinaus.

Hier, an der südöstlichen Uferzone des Sees kann man hin und wieder noch vulkanische Tätigkeit beobachten. Ausgasungen von CO2 (sogenannte Mofetten) belegen die aktuelle vulkanische Aktivität in der Region. Ein weiterer Ausbruch ist aber so schnell nicht zu befürchten.

Das südliche Ufer wird vom Menschen weitgehend in Ruhe gelassen. Der Weg ist hier recht weit vom Wasser entfernt. Es geht über schöne Wiesen weiter.

Bald steht man an einem Stollen-Mundloch. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert, hat jedoch eine länger zurückreichende Vorgeschichte.

Der Laacher See hat keinen natürlichen Abfluss. Der Wasserstand hing deshalb hauptsächlich von der Niederschlagsmenge ab und schwankte stark. Zu Zeiten der Burg Laach lag er ca. fünfzehn Meter höher. Daher wurde ein Stollen angelegt, um den Wasserspiegel zu stabilisieren und am Seeufer Land zu gewinnen. Der Stollen fungierte dabei als eine Art Überlauf, der einen Höchstwasserstand gewährleistete.

Man nahm lange Zeit an, dass Niedrigwasser in Folge einer Dürre in den Jahren ab 1164 die Voraussetzung für den Stollenbau war. Darum heißt der Stollen nach Abt Fulbert (1152 bis 1177) "Fulbert-Stollen". Neuere Untersuchungen lassen aber auf eine Entstehung bereits während der Römerzeit schließen.

Der Stollen war 880 Meter lang, ca. drei Meter hoch und mindestens 1,30 Meter breit. Er führte vom See nach Süden und durchstieß den die Caldera umgebenden Hügelring.

Als der Stollen nach der Säkularisation des Klosters verfiel, legten die Familien Delius und von Ammon, damals Eigentümer des Klosterguts und des Sees, zwischen 1840 und 1845 einen etwa fünf Meter tiefer liegenden und 1060 Meter langen Stollen an. Dadurch nahm die Fläche des Sees um 48 Hektar ab. Das Seewasser fließt bis heute durch diesen Stollen in den Laacher Mühlteich bei Mendig. Das heute sichtbare Stollen-Mundloch ist das des Delius-Stollens. Das Mundloch des Fulbert-Stollens ist heute nicht mehr zu sehen. Es lag ein Stück weiter südlich in der Obstplantage.


Durch diese Obstplantage wanderten wir zurück zur Benediktinerabtei Maria Laach (282m). Und damit war unsere Runde um den Vulkan, und um den Laacher See geschlossen.

Der Name "Laacher See" ist übrigens eine Tautologie. Das Wort "Laach" (verwandt mit "Lache") geht auf das lateinische "lacus" zurück, das 'See' bedeutet (vgl. engl. "lake").


Fazit:

Hübsche kleine Runde in einer faszinierenden Kulturlandschaft. Natur und Kultur finden hier mit zwei einzigartigen Highlights auf engstem Raum zusammen.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (2)


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Vielhygler hat gesagt:
Gesendet am 20. November 2021 um 18:36
Sehr informativer Bericht, danke!

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. November 2021 um 10:21
Immer gern! Hat Spaß gemacht, ihn zu schreiben.


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