Schweikert Gsallgratl: eine kleine Dosis Abenteuer


Publiziert von simba , 19. August 2021 um 22:23.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:15 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PP Verpeilalm

Eine Klettertour ohne Topo und detaillierte Beschreibung ist in diesen Zeiten ständiger Verfügbarkeit von Informationen fast schon ein Abenteuer. Denn beides gibt es zum Gsallgratl auf den Schweikert nicht. Man könnte argumentieren, dass es doch auch so bleiben sollte. Ein kleines Abenteuer auf dieser schönen Tour erleben, kann man jedoch auch mit ein paar mehr Informationen zu dieser Tour noch.

Zustieg:
Ab der Verpeilhütte muss man bis zur Verpeilalm absteigen (oder eben dort starten), wo der Dr. Angerer Höhenweg ins Gsalltal beginnt. Geschickt findet dieser Weg durch die einfachen Passagen in den gewaltigen steilen Westabbrüchen des Schweikert in Richtung Kaunertal verbunden mit vielen sehr schönen Talblicken. Dem Höhenweg folgt man noch kurz, wenn er beginnt leicht in Richtung Gsalltal zu fallen, 10m bevor man erstmals die Gsallalm sehen kann, zweigen rechts Steigspuren ab, die zum Einstieg führen. Erst über einen breiten Rücken, dann über eine kurze Felsstufe (Rinne, II) und zuletzt leicht rechtshaltend (2-3 Steinmänner) erreicht man den Einstieg rechts einer markanten Rinne (Bohrhaken in einigen Metern rechts).

Route:
Die Route folgt nun dem anfangs wenig ausgeprägten NW-Grat des Schweikert. Nach der ersten Felsstufe folgt längeres Gehgelände, auch danach ist der Grat noch sehr gutmütig - nicht ausgesetztes Gehgelände und kurze Aufschwünge wechseln sich ab. Je mehr Höhe man gewinnt, desto schärfer wird der Grat, desto ausgesetztere Kletterpassagen - einerseits an steilen Aufschwüngen, andererseits an beinahe horizontalen Gratstücken mit Auf- und Abkletterpassagen - sind zu bewältigen. Gegen Ende der Tour wähnten wir uns schon in Gipfelnähe, erkannten dann aber, dass wir nur auf einem weiteren Gratturm ("Vorturm" vor dem Gipfel) waren (idealer Pausenplatz): Der anschließende teils sehr ausgesetzte Grat und die steilen Schlusslängen, u.a. entlang einer Piaz-Schuppe, auf den sichtbaren Gipfel waren dann wegen der gewaltigen Tiefblicke ins Kaunertal und dem super Granit nochmal ein Highlight.

Nominell ist die Tour leicht, selbst die schwersten Stellen überschreiten den oberen vierten Grad nicht. Sie setzt aber etwas Erfahrung in der Seilhandhabung voraus, weil stures Standplatzsichern einen hier nicht vorwärts bringt, sondern Wechseln zwischen kurzem Seil, halblangem, laufenden Seil und Standplatzsicherung gefragt ist (es gibt auch keine klassischen definierten Stände, wir haben oft an Zacken Stand gemacht). Vom Nachsteiger wird in den Grat- und Abkletterpassagen ebenso eine gewisse Routine erwartet. Ein Rückzug wäre zudem nur durch Abklettern oder mit erheblichem Materialverlust möglich: Es gibt mit einer Ausnahme keine zum Abseilen eingerichteten Stände. Die Routenführung und Wegfindung sind nach dem Zustieg aber eigentlich immer offensichtlich; häufig finden sich auch Bohrhaken zur Sicherung, gerade an den steileren und kompakten Aufschwüngen. Ergänzende Sicherung durch die Seilführung und mit Schlingen (mind. eine davon > 120cm) und einigen Friends ist aber in vielen, vor allem in den eher horizontalen Gratpassagen sinnvoll und auch gut möglich. Wir kletterten nicht wenige Passagen am laufenden Seil und benötigten etwa 4 Stunden für die Route. 

Insgesamt waren wir positiv überrascht von der Tour, die trotz der überschaubaren Schwierigkeiten sehr kurzweilig und lohnend ist. Als Trainingstour für längere Grattouren ist das Gsallgratl ebenfalls geeignet.

Abstieg:
Von der Verpeilhütte stellt sich der Schweikert als Steilflanke dar, bei der man nicht recht glaubt, dass hier ein Wanderweg hinaufführt. Kein Wunder ist der markierte Abstieg vom Gipfel vor allem im mittleren Teil nicht ganz anspruchslos: Es müssen zwei steinschlaggefährdete Gräben / Rinnen gequert werden, zudem führt der Abstieg dazwischen und danach durch teils extrem steiles, absturzgefährdetes Gras- und Schrofengelände, das allerdings an vielen Stellen mit Ketten / Seilen gesichert ist (so "nur" T5-). Bei Nässe aber keinesfalls zu empfehlen!

Material:
Einfachseil (mind. 30m), einige Schlingen (davon eine > 120cm), 3-4 Friends empfehlenswert

Anm: Höhenmeter ab Hütte und bis zum PP Verpeilalm

Tourengänger: simba


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