Holzgauer Muttekopf und Wildmahdspitze Überschreitung
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Neben dem Trubel des E5 gibt es bei Holzgau noch 2 schöne Gipfel, die in der Regel nicht so viel Beachtung finden. Sie gehören zur eher unbekannteren Peischelgruppe in den Allgäuer Alpen. An diesen beiden Gipfeln war ich bisher noch nicht unterwegs, habe sie aber schon seit Jahren auf dem Zettel. Nachdem der Muttekopf über eine offiziellen Steig relativ problemlos erreicht werden kann und südseitig der Schnee zum Großteil abgeschmolzen ist entschied ich mich dazu nochmals ins Lechtal zu fahren und bevor am Folgetag das Wetter umschlägt noch mindestens einen neuen Gipfel auf meine Liste zu setzen. Und wenn man schonmal da oben ist, müsste man ja auch fast noch die Wildmahdspitze mitnehmen und laut Karte liegen beide dicht nebeneinander, da könnte doch auch eine Überschreitung funktionieren... im Netz hab ich dazu allerdings nicht wirklich was gefunden, von daher wird das wohl nicht so einfach sein, wie es auf Papier scheint. Also einfach mal los und auf den Muttekopf und dann mal schauen was der Tag noch so parat hält.
Holzgau - Hängebrücke - Muttekopf (2h 15 Minuten) T4+
Ich starte relativ spät, so um 9:45 Uhr, in Holzgau an der Kirche. Hier kann man tatsächlich umsonst parken. Ich gehe nicht direkt Richtung Muttekopf, sondern zunächst für ein paar Meter den Weg Richtung Kemptener Hütte und dann rechts den Schildern nach durch den Wald zur Hängebrücke. Ich wollte da schon lang mal drüberlauf, hatte es die letzten Jahre allerdings immernur unten durch geschafft. Den kleinen Umweg gönne ich mir und bin nach ca. 15 Minuten bereits auf der anderen Seite und habe auch schon die ersten Höhenmeter hinter mir. Dann geht es ein Stückchen auf gutem Weg weiter bevor das Schild zum Muttekopf den Weg nach rechts ausweist. Man geht dann auf einem kleinen Pfad Richtung Liftanlage und betritt auf Höhe des Lifthäuschens den Wald. Von hier an geht der Weg zwar nicht schwierig, aber dennoch steil und kräftezehrend nach oben. Ich kann nur jedem empfehlen hier das Tempo nicht zu hoch anzusetzen. Der Anstieg geht in die Beine und er zieht sich. So geht es mal auf besserer, mal auf schlechterer Pfadspur weiter nach oben. Man sollte die Augen gut auf der Pfadspur haben, ich habe es nämlich tatsächlich mal geschafft mich kurz zu verfranzen... Nach dem ich wieder auf dem richtigen Weg war ging es weiter nach oben kurzzeitig zwischen, dann am Rande der großen Lawinenverbauung entlang, bis sich der Berg etwas nach hinten neigt und das Gipfelkreuz in Sichtweite kommt. Nicht täuschen lassen, der Weg zieht sich noch. Unter dem Gipfelaufbau verliere ich den Normalweg aufgrund der noch bestehenden Schneefelder aus den Augen. Dies ist aber kein Problem, das Gras ist gut gestuft und ich kann zwischen den Schneefeldern hindurch auf den Gipfel. Die schöne Aussicht hier oben teile ich mit einer Schafherde, welche sich durch mich aber nur kurz aus der Ruhe bringen lässt.
Der Gipfel ist ein Traum. Eine traumhafte Aussicht und ein mit Gras bedeckter Gipfel laden zu einer ausgedehnten Pause ein.
Der Blick auf den Gipfelaufbau der Wildmahdspitze verheißt nichts aber nichts Gutes. Der Fels schaut von hier im Sinne eines Direktanstieges nahezu unbezwingbar aus. Aber man soll sich die Sachen ja immer aus der Nähe anschauen.
Muttekopf - Wildmahdspitze (via Ostgrat bzw. Nordgrat) T5+, III (ca. 45min)
Nun kommt der interessanteste und schönste Teil der Tour. Auf nun nicht mehr offiziellem Weg geht es den Westgrat des Muttekopfes nach unten. Hier ist der Weg schon anspruchsvoller und ausgesetzter als die Aufstiegsroute. Der Weg hat zum Teil sogar Markierungen und biegt im Verlauf wohl irgendwann (von mir wurde die Stelle allerdings nicht erkannt) nach links bzw. gen Süden ab. Ich halte mich so oder so an den Westgrat des Muttekopfes, welcher nach Erreichen der Senke in den Ostgrat der Wildmahdspitze übergeht. Auf diesem breiten Grat geht es nun meist über Gras unschwierig dem Gipfelaufbau der Wildmahdspitze entgegen. Aus der Nähe schaut zumindest der Beginn des Endstückes machbar aus. Links des Felsgrates zieht neben einer kleinen tieferen Rinne eine schuttbedeckte, teilweise schrofig durchsetzte Rampe herunter. Auf dieser steige ich nun mühsam nach oben. Das Ganze ist deutlich steiler als es von unten den Anschein macht und man tut sich schwer guten Tritt zu finden. Vielleicht wäre im Nachhinein die Rinne zwischen besagtem Anstieg und dem felsigen Teil des Grates angenehmer gewesen, aber ich komme auch so höher und höher. Kurz bevor dieser schuttige Teil endet ziehen übereinander 2 Bänder nach rechts zurück zum Felsgrat, ich quere zunächst ein paar Meter auf dem unteren Band unschwierig, bis ich problemlos auf das oberen Band wechseln kann (kurz I) und von dort problemlos auf den Felsgrat gelange. Diesem kann man nun in teilweise brüchigem, teilweise aber erstaunlich festem Gestein folgen. Man hält sich dabei zumeist direkt an den Grat oder leicht rechts davon (I-II, teilweise jedoch auch Gehgelände). Bisher schaut das Ganze echt super aus und macht auch richtig Spaß. Der Grat endet schließlich mit einem kleinen Plateau in der Nordwand des Gipfelaufbaus, welche hier teilweise sogar leicht überhängend abfällt, gen Westen kommt man nicht mehr weiter, da wird das Gelände definitiv zu schwer.
Die Lösung hier ist nicht ganz ohne, aber der Gipfelaufbau ist alle 2 Meter von kleinen waagerechten Bändern durchsetzt. Man muss also einfach von einem Band zum nächsten gelangen, wobei einfach hier leicht gesagt ist. Die Atmosphäre ist schon ziemlich wild. Um auf das erste Band zu gelangen muss man etwas nach links und dann an der am wenigsten überhängenden Stelle beherzt nach oben. Das ist nicht ganz ohne, da ausgesetzt und teilweise recht trittarm (III-). Vom nächsten Band geht es an geeigneter Stelle sich links haltend weiter nach oben (II), bis man nach dem dritten (oder vierten?) Band (welches ebenfalls im III-ten Grad erstiegen wird) nach links zum Nordostgrat rausqueren kann. Das Ganze ist bis dahin sehr wild und ganz schön ausgesetzt. Zudem muss jeder Griff und Tritt wirklich genau überprüft werden. Ich bin froh als ich auf dem Grat ankomme, der nicht mehr so steil wie die Wand mit ihren Bändern ist. Die Kletterei ist allerdings noch nicht vorbei. Am Grat ist das Gestein eher noch brüchiger, allerdings hat es unter den meisten Kletterstellen kleine Plateaus, sodass ein Absturz nicht zwingend in Tiefe enden muss, für den Kopf ist das definitiv der leichtere Part, die Kletterei bewegt sich allerdings weiter im Bereich II-III. Hier kommt nochmals eine kurze griffarme Passage mit kleinen Tritten über 1-2 Meter, welche ich im Nachhinein ebenfalls als III werten würde. Sobald man diese Überstanden hat geht es noch kurz in leichter Kletterei (I) weiter, bis das Gelände sich langsam nach vorne legt und man über ein unschwieriges Schotterfeld zum Gipfel der Wildmahdspitze gelangt.
Was für eine Aussicht, was für ein schöner Gipfel und laut Gipfelbuch bin ich überraschenderweise erst die zweite Person, die sich in diesem Jahr hier herauf verwirrt. Der Blick auf das Lechtal, die Peischelgruppe, den Hochalpgrat und die hohen Allgäuer am Heilbronner Weg ist einfach toll. Deshalb gönne ich mir auch eine etwas längere Pause hier oben.
Wildmahdspitze - Holzgau T4+, I (ca. 2 Stunden)
Nach ausgiebiger Gipfelrast geht es wieder gen Tal. Dieses Mal über den Normalweg der Wildmahdspitze, wobei "normal" hier ebenfalls relativ ist. Das erste Stück geht es in leichter Kraxelei (I) mit Drahtseilunterstützung ein paar Meter herunter und dann noch ein kleines Stück den Grat entlang bis man diesen den Wegspuren folgend links nach unten verlässt. Was nun folgt ist ein Weg durch Schotter und Schrofen. Wobei Weg zu viel gesagt ist. Man erkennt auch, dass die Leute hier kreuz und quer absteigen und es eine wirkliche Wegspur nur in einigen Passagen gibt. Dieses Schuttfeld war deutlich unangenehmer als ich erwartet hatte. Wenn hier mal mehr los gibt es da ne ganz schöne Steinschlaggefahr, ich habe aus versehen auch den ein oder anderen Stein losgetreten, war aber gottseidank mutterseelenalleine am Berg unterwegs. Wirklich schwierig ist das Ganze im Übrigen nie aber tendentiell einfach unangenehm. Man folgt den Wegspuren dann unterhalb der Südabbrüche des Gipfels schräg nach unten. Ich habe mich bei der Querung nach Osten direkt an den Fels der Südwand gehalten, gefühlt gehen hier kreuz und quer Trittspuren und Pfade weiter nach unten. Einen davon nimmt man schließlich und landet wieder auf der Grünfläche. Von hier aus kann man entweder zurück zum Muttekopf queren oder man steigt westlich direkt ab. In meiner Karte war dort ein Weg verzeichnet, weshalb ich mich dann auch für diesen entschieden habe. Zunächst bin ich bis zur gut sichtbaren, neuen, aber noch nicht ganz fertiggestellten, Wildmahdalp querfeldein nach unten gelaufen. Von dort führt dann ein Pfad nach Westen, und biegt dann talabwärts gen Süden ab. Die Aussicht da oben ist beim Abstieg wirklich traumhaft und ich habe mich schon über meine Wahl gefreut, bis der leider teilweise verfallene Pfad sich mehrfach im hohen Gras verloren hat und ich mich durch teilweise hüfthohes Gewächs nach unten durchschlagen musste. In unregelmäßigen Abständen war die ein oder andere verblasste Markierung zu finden, aber häufig war einfach keine direkte Pfadspur mehr vorhanden. Die Orientierung ist dabei manchmal nicht ganz einfach, aber mit Hilfe von Karte, Höhebmesser und Handy habe ich mich schließlich zur Hinteren Hager-Alpe runtergekämpft. Der dort ansässige, sehr nette Älpler bestätigte in einem kurzen Gespräch, dass der Pfad eigentlich kaum noch genutzt wird und an mancher Stelle im hohen Gras eigentlich nicht mehr zu Finden ist. Ab der Alpe ist der Weg wieder in sehr gutem Zustand und ich steige noch kurz abwärts bis ich auf den Holzgauer Höhenweg treffe und folge diesem bzw. später dem Fahrweg zurück zur Kirche und zum Auto.
Anforderungen
Der Aufstieg auf den Muttekopf ist für den konditionsstarken Wanderer relativ problemlos zu bewältigen. Nicht schwierig, aber durch die Steilheit kräftezehrend sollte eine gewisse Grundfitness vorhanden sein. Bei einem Abstieg über den Westgrat gehört auch unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit dazu, da dieser doch in gewissem Maße ausgesetzt ist, zudem handelt es sich dabei nicht mehr um den offiziellen Weg.
Der schwierigste Teil war logischerweise der Direktanstieg zur Wildmahdspitze. Hier sollte der III-te Grad beherrscht werden. Zudem muss die Psyche auf den nordseitigen Bändern mitspielen. Es gibt nicht viele Möglichkeiten sich zu versteigen, aber sollte dies passieren ist man schnell in wirklich schwierigem, extrem wildem und ausgesetztem Gelände unterwegs, dass zudem noch brüchigen Fels parat hält. Ein gewisser Spürsinn für die beste Route und ein Gefühl für das Gelände gehört bei solchen Routen natürlich immer mit dazu.
Der Abstieg über die Normalroute der Wildmahdspitze verlangt ebenfalls nochmals Trittsicherheit und insbesondere wenn mehrere Leute unterwegs sind Helm und Um- bzw. Vorsicht. Am Weg sind einzelne Markierungen vorhanden, die von oben aber nicht immer gut zu erkennen sind. Vom Weg über die Hintere Hager-Alpe würde ich im Frühsommer abraten, weil dieser im hohen Gras doch sehr mühsam ist, im Herbst kann das aber durchaus anders ausschauen.
Fazit
Eine sehr schöne Tour, die aufgrund des südseitigen Aufstieges und meines späten Starts in der Hitze sehr kräfteraubend war. Die Gipfel finden abseits der allgäuer Prominenz nicht allzuviel Beachtung, sind eine Besteigung aber allemal Wert. Die Aussicht ist einfach super. Der interessanteste und tollste Teil meiner Tour war die direkte Überschreitung mitsamt Kletterei zur Wildmahdspitze, der Abstieg (und wohl auch Anstieg) über deren Normalweg gehört aber nicht zu meinen Favoriten.
Holzgau - Hängebrücke - Muttekopf (2h 15 Minuten) T4+
Ich starte relativ spät, so um 9:45 Uhr, in Holzgau an der Kirche. Hier kann man tatsächlich umsonst parken. Ich gehe nicht direkt Richtung Muttekopf, sondern zunächst für ein paar Meter den Weg Richtung Kemptener Hütte und dann rechts den Schildern nach durch den Wald zur Hängebrücke. Ich wollte da schon lang mal drüberlauf, hatte es die letzten Jahre allerdings immernur unten durch geschafft. Den kleinen Umweg gönne ich mir und bin nach ca. 15 Minuten bereits auf der anderen Seite und habe auch schon die ersten Höhenmeter hinter mir. Dann geht es ein Stückchen auf gutem Weg weiter bevor das Schild zum Muttekopf den Weg nach rechts ausweist. Man geht dann auf einem kleinen Pfad Richtung Liftanlage und betritt auf Höhe des Lifthäuschens den Wald. Von hier an geht der Weg zwar nicht schwierig, aber dennoch steil und kräftezehrend nach oben. Ich kann nur jedem empfehlen hier das Tempo nicht zu hoch anzusetzen. Der Anstieg geht in die Beine und er zieht sich. So geht es mal auf besserer, mal auf schlechterer Pfadspur weiter nach oben. Man sollte die Augen gut auf der Pfadspur haben, ich habe es nämlich tatsächlich mal geschafft mich kurz zu verfranzen... Nach dem ich wieder auf dem richtigen Weg war ging es weiter nach oben kurzzeitig zwischen, dann am Rande der großen Lawinenverbauung entlang, bis sich der Berg etwas nach hinten neigt und das Gipfelkreuz in Sichtweite kommt. Nicht täuschen lassen, der Weg zieht sich noch. Unter dem Gipfelaufbau verliere ich den Normalweg aufgrund der noch bestehenden Schneefelder aus den Augen. Dies ist aber kein Problem, das Gras ist gut gestuft und ich kann zwischen den Schneefeldern hindurch auf den Gipfel. Die schöne Aussicht hier oben teile ich mit einer Schafherde, welche sich durch mich aber nur kurz aus der Ruhe bringen lässt.
Der Gipfel ist ein Traum. Eine traumhafte Aussicht und ein mit Gras bedeckter Gipfel laden zu einer ausgedehnten Pause ein.
Der Blick auf den Gipfelaufbau der Wildmahdspitze verheißt nichts aber nichts Gutes. Der Fels schaut von hier im Sinne eines Direktanstieges nahezu unbezwingbar aus. Aber man soll sich die Sachen ja immer aus der Nähe anschauen.
Muttekopf - Wildmahdspitze (via Ostgrat bzw. Nordgrat) T5+, III (ca. 45min)
Nun kommt der interessanteste und schönste Teil der Tour. Auf nun nicht mehr offiziellem Weg geht es den Westgrat des Muttekopfes nach unten. Hier ist der Weg schon anspruchsvoller und ausgesetzter als die Aufstiegsroute. Der Weg hat zum Teil sogar Markierungen und biegt im Verlauf wohl irgendwann (von mir wurde die Stelle allerdings nicht erkannt) nach links bzw. gen Süden ab. Ich halte mich so oder so an den Westgrat des Muttekopfes, welcher nach Erreichen der Senke in den Ostgrat der Wildmahdspitze übergeht. Auf diesem breiten Grat geht es nun meist über Gras unschwierig dem Gipfelaufbau der Wildmahdspitze entgegen. Aus der Nähe schaut zumindest der Beginn des Endstückes machbar aus. Links des Felsgrates zieht neben einer kleinen tieferen Rinne eine schuttbedeckte, teilweise schrofig durchsetzte Rampe herunter. Auf dieser steige ich nun mühsam nach oben. Das Ganze ist deutlich steiler als es von unten den Anschein macht und man tut sich schwer guten Tritt zu finden. Vielleicht wäre im Nachhinein die Rinne zwischen besagtem Anstieg und dem felsigen Teil des Grates angenehmer gewesen, aber ich komme auch so höher und höher. Kurz bevor dieser schuttige Teil endet ziehen übereinander 2 Bänder nach rechts zurück zum Felsgrat, ich quere zunächst ein paar Meter auf dem unteren Band unschwierig, bis ich problemlos auf das oberen Band wechseln kann (kurz I) und von dort problemlos auf den Felsgrat gelange. Diesem kann man nun in teilweise brüchigem, teilweise aber erstaunlich festem Gestein folgen. Man hält sich dabei zumeist direkt an den Grat oder leicht rechts davon (I-II, teilweise jedoch auch Gehgelände). Bisher schaut das Ganze echt super aus und macht auch richtig Spaß. Der Grat endet schließlich mit einem kleinen Plateau in der Nordwand des Gipfelaufbaus, welche hier teilweise sogar leicht überhängend abfällt, gen Westen kommt man nicht mehr weiter, da wird das Gelände definitiv zu schwer.
Die Lösung hier ist nicht ganz ohne, aber der Gipfelaufbau ist alle 2 Meter von kleinen waagerechten Bändern durchsetzt. Man muss also einfach von einem Band zum nächsten gelangen, wobei einfach hier leicht gesagt ist. Die Atmosphäre ist schon ziemlich wild. Um auf das erste Band zu gelangen muss man etwas nach links und dann an der am wenigsten überhängenden Stelle beherzt nach oben. Das ist nicht ganz ohne, da ausgesetzt und teilweise recht trittarm (III-). Vom nächsten Band geht es an geeigneter Stelle sich links haltend weiter nach oben (II), bis man nach dem dritten (oder vierten?) Band (welches ebenfalls im III-ten Grad erstiegen wird) nach links zum Nordostgrat rausqueren kann. Das Ganze ist bis dahin sehr wild und ganz schön ausgesetzt. Zudem muss jeder Griff und Tritt wirklich genau überprüft werden. Ich bin froh als ich auf dem Grat ankomme, der nicht mehr so steil wie die Wand mit ihren Bändern ist. Die Kletterei ist allerdings noch nicht vorbei. Am Grat ist das Gestein eher noch brüchiger, allerdings hat es unter den meisten Kletterstellen kleine Plateaus, sodass ein Absturz nicht zwingend in Tiefe enden muss, für den Kopf ist das definitiv der leichtere Part, die Kletterei bewegt sich allerdings weiter im Bereich II-III. Hier kommt nochmals eine kurze griffarme Passage mit kleinen Tritten über 1-2 Meter, welche ich im Nachhinein ebenfalls als III werten würde. Sobald man diese Überstanden hat geht es noch kurz in leichter Kletterei (I) weiter, bis das Gelände sich langsam nach vorne legt und man über ein unschwieriges Schotterfeld zum Gipfel der Wildmahdspitze gelangt.
Was für eine Aussicht, was für ein schöner Gipfel und laut Gipfelbuch bin ich überraschenderweise erst die zweite Person, die sich in diesem Jahr hier herauf verwirrt. Der Blick auf das Lechtal, die Peischelgruppe, den Hochalpgrat und die hohen Allgäuer am Heilbronner Weg ist einfach toll. Deshalb gönne ich mir auch eine etwas längere Pause hier oben.
Wildmahdspitze - Holzgau T4+, I (ca. 2 Stunden)
Nach ausgiebiger Gipfelrast geht es wieder gen Tal. Dieses Mal über den Normalweg der Wildmahdspitze, wobei "normal" hier ebenfalls relativ ist. Das erste Stück geht es in leichter Kraxelei (I) mit Drahtseilunterstützung ein paar Meter herunter und dann noch ein kleines Stück den Grat entlang bis man diesen den Wegspuren folgend links nach unten verlässt. Was nun folgt ist ein Weg durch Schotter und Schrofen. Wobei Weg zu viel gesagt ist. Man erkennt auch, dass die Leute hier kreuz und quer absteigen und es eine wirkliche Wegspur nur in einigen Passagen gibt. Dieses Schuttfeld war deutlich unangenehmer als ich erwartet hatte. Wenn hier mal mehr los gibt es da ne ganz schöne Steinschlaggefahr, ich habe aus versehen auch den ein oder anderen Stein losgetreten, war aber gottseidank mutterseelenalleine am Berg unterwegs. Wirklich schwierig ist das Ganze im Übrigen nie aber tendentiell einfach unangenehm. Man folgt den Wegspuren dann unterhalb der Südabbrüche des Gipfels schräg nach unten. Ich habe mich bei der Querung nach Osten direkt an den Fels der Südwand gehalten, gefühlt gehen hier kreuz und quer Trittspuren und Pfade weiter nach unten. Einen davon nimmt man schließlich und landet wieder auf der Grünfläche. Von hier aus kann man entweder zurück zum Muttekopf queren oder man steigt westlich direkt ab. In meiner Karte war dort ein Weg verzeichnet, weshalb ich mich dann auch für diesen entschieden habe. Zunächst bin ich bis zur gut sichtbaren, neuen, aber noch nicht ganz fertiggestellten, Wildmahdalp querfeldein nach unten gelaufen. Von dort führt dann ein Pfad nach Westen, und biegt dann talabwärts gen Süden ab. Die Aussicht da oben ist beim Abstieg wirklich traumhaft und ich habe mich schon über meine Wahl gefreut, bis der leider teilweise verfallene Pfad sich mehrfach im hohen Gras verloren hat und ich mich durch teilweise hüfthohes Gewächs nach unten durchschlagen musste. In unregelmäßigen Abständen war die ein oder andere verblasste Markierung zu finden, aber häufig war einfach keine direkte Pfadspur mehr vorhanden. Die Orientierung ist dabei manchmal nicht ganz einfach, aber mit Hilfe von Karte, Höhebmesser und Handy habe ich mich schließlich zur Hinteren Hager-Alpe runtergekämpft. Der dort ansässige, sehr nette Älpler bestätigte in einem kurzen Gespräch, dass der Pfad eigentlich kaum noch genutzt wird und an mancher Stelle im hohen Gras eigentlich nicht mehr zu Finden ist. Ab der Alpe ist der Weg wieder in sehr gutem Zustand und ich steige noch kurz abwärts bis ich auf den Holzgauer Höhenweg treffe und folge diesem bzw. später dem Fahrweg zurück zur Kirche und zum Auto.
Anforderungen
Der Aufstieg auf den Muttekopf ist für den konditionsstarken Wanderer relativ problemlos zu bewältigen. Nicht schwierig, aber durch die Steilheit kräftezehrend sollte eine gewisse Grundfitness vorhanden sein. Bei einem Abstieg über den Westgrat gehört auch unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit dazu, da dieser doch in gewissem Maße ausgesetzt ist, zudem handelt es sich dabei nicht mehr um den offiziellen Weg.
Der schwierigste Teil war logischerweise der Direktanstieg zur Wildmahdspitze. Hier sollte der III-te Grad beherrscht werden. Zudem muss die Psyche auf den nordseitigen Bändern mitspielen. Es gibt nicht viele Möglichkeiten sich zu versteigen, aber sollte dies passieren ist man schnell in wirklich schwierigem, extrem wildem und ausgesetztem Gelände unterwegs, dass zudem noch brüchigen Fels parat hält. Ein gewisser Spürsinn für die beste Route und ein Gefühl für das Gelände gehört bei solchen Routen natürlich immer mit dazu.
Der Abstieg über die Normalroute der Wildmahdspitze verlangt ebenfalls nochmals Trittsicherheit und insbesondere wenn mehrere Leute unterwegs sind Helm und Um- bzw. Vorsicht. Am Weg sind einzelne Markierungen vorhanden, die von oben aber nicht immer gut zu erkennen sind. Vom Weg über die Hintere Hager-Alpe würde ich im Frühsommer abraten, weil dieser im hohen Gras doch sehr mühsam ist, im Herbst kann das aber durchaus anders ausschauen.
Fazit
Eine sehr schöne Tour, die aufgrund des südseitigen Aufstieges und meines späten Starts in der Hitze sehr kräfteraubend war. Die Gipfel finden abseits der allgäuer Prominenz nicht allzuviel Beachtung, sind eine Besteigung aber allemal Wert. Die Aussicht ist einfach super. Der interessanteste und tollste Teil meiner Tour war die direkte Überschreitung mitsamt Kletterei zur Wildmahdspitze, der Abstieg (und wohl auch Anstieg) über deren Normalweg gehört aber nicht zu meinen Favoriten.
Tourengänger:
Eumaex

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