Huzenbacher See und Kammerloch: zwei benachbarte Kare

Zahlreich sind die Karformen im Nördlichen Schwarzwald: mehr oder weniger ausgeprägt liegen sie meist an den Nordostflanken der Berge, einige immer noch mit kleinem See in ihrem Kar-Boden. Die Würmeiszeit hat im weichen Buntsandstein-Deckgebirge also ganze und schöne Arbeit geleistet. Westlich oberhalb des Murgtals liegen zwei Kare direkt benachbart: das des heutigen Huzenbacher Sees sowie das des Kammerlochs (auf alten Karten auch: Röterhardtgrube). In diesem Standardwerk ist das Huzenbacher-See-Kar im Kriterium "Deutlichkeit der Karform" sogar mit 10 von 10 Punkten verzeichnet – Glückwunsch nachträglich!

Für kreisrunde Kare, die immer da blieben, wo sie sind, haben Lil' Eldorado I'll Always Be Around eingespielt, und also ist dies der Berichts-Soundtrack.

Zum Würmeiszeit-Maximum hatte der Eispanzer des hiesigen kleinen Gletschers eine Mächtigkeit von ca. 60 m. Wir jedoch sind in einem Frühlingsmonat der Neuzeit unterwegs und gehen's komfortabel eisfrei an. Start vom Wanderparkplatz oberhalb von Huzenbach-Silberberg. Markiert/ausgeschildert bergan auf breitem Forstweg gen See. Zwischendurch erfrischt uns dabei ein Frühlings-Schauer. Gleichfalls frisch: das tolle Frühjahrsgrün der Bäume. Angekommen am nordöstlichen Ende des Huzenbacher Sees (752 m) gehen wir über ein Brückle, schwenken nach links und folgen dem Pfädle, das entlang des Kar-Riegels des ehemaligen Gletschers führt. Dort Veschper mit schönem Blick auf den See. Zum Thema Vergletscherung des Nordschwarzwalds ist neben dem eingangs erwähnten Werk btw. auch noch jenes zu empfehlen. Und detaillierte Infos zum See findet man auf dieser Site: "1895 wurde am Seeausgang ein Wehr zum Schwallen von eingeschlagenen Baumstämmen errichtet. Dadurch wurde der See um etwa zwei Meter angehoben, das bisherige ufernahe Gelände vom Grund gelöst und aufgeschwemmt. Es bedeckt noch heute als Geflecht von Moosen, Wurzeln und jungen Bäumen einen Teil der Seeoberfläche." Auch die Schwarzwald-Kollegen Buhlbachsee und Nonnenmattweiher tragen seit ihrer Aufstauung übrigens solch schwimmende Inseln. Wir umrunden den See süd- und westwerts, aber nicht ganz: denn in der Nordwestseite des Kars zweigt steil ein schöner Wurzelpfad ab, quer durch die Karwand rauf. Das ein oder andere Fallholz will überstiegen werden. Oben angekommen wenden wir uns gen Süd/Südost und stiefeln durch die typische Nordschwarzwälder Kombi aus Heidelbeeren, Moos und Fichten weiterhin gut markiert zum Huzenbacher Seeblick (920 m), dort weite Sicht gen Nordost. Leider ist sie etwas zugewuchert, man kann die (ja ideale!) Karform nicht ganz überblicken.

Hier gäbe es zum Rasten auch einen Pavillon, aber viel schöner, und vor allem einsamer, fanden wir eine Pause auf der Veranda der "Kleemisshütte": sie liegt einen Kilometer südöstlich (nicht ausgeschildert), und zwar am oberen Rand des erwähnten Nachbar-Kars, des Kammerlochs. Von dort nun führt ein netter, etwas verwachsener Steig steil durch seine Karwand herunter. Der Steig trifft auf einen Forstweg, ihm kurz links/nordwärts gefolgt und bald auf eine schöne Szenerie gestossen. Der Dobelbach, Hauptzufluss des Kammerlochs und entspringend im nahen Kleemiss-Hochmoor, hat den Buntsandstein der Karwand hier schön zerlegt. Nun die paar Meter wieder zurück, denn fast noch schöner wird es, wenn man dem (kurz vorher bereits abzweigenden und noch) weiter herabführenden Steig folgt und von diesem wiederum nach wenigen Metern den Trittspuren in einer Pfadkurve links weg zum Kammerloch-Wasserfall folgt (dabei ist's kurz mal leicht ausgesetzt). Er ist wohl der einzige Wasserfall im Nordschwarzwald, bei dem man sich hinter den Wassersturz stellen kann. Eine herrliche Szenerie – wir sind beeindruckt! Auf der Sackgassen-Trittspur wieder retour zum als "Wasserfallweg" markierten Pfad, weiter herab geht es durch die Karwand. Das Kammerloch (720 m) liegt gleich südlich des Huzenbacher-See-Kars und ist in seinen Dimensionen ähnlich zu ihm, hat aber keinen Karsee (mehr), die meisten der Karseen im Schwarzwald verlanden irgendwann. In einem Nordbogen um den Karboden rum führt ein Wirtschaftsweg, wir folgen ihm und machen auf Höhe der Kammerloch-Hütte einen kurzen Abstecher rechts weg auf ein Pfädle. So kommen wir auch mal ins Zentrum des Karbodens, dort treffen wir wieder auf den Dobelbach vom Wasserfall. Wir stiefeln zurück und folgen anschliessend auf dem Wirtschaftsweg dem Dobelbach abwärts. An der nächsten Wegkreuzung links weiter. Auf diesem Forstweg nun umrunden wir nun den Lie(t)berg, vorbei auch an P. 673, um nordseitig wieder auf das Tal des Seebachs zu treffen. Die Wegtrasse ist zwischendurch etwas zugewuchert. Auf der Nordseite des Lie(t)bergs dann im Wege-Zickzack runter in den Grund des Seebachtals unterhalb des Huzenbacher Sees. Ostwärts weiter, im Gewann Gitschenbrunnen dann halten wir uns links bergan, um oben auf unseren Hinweg zu treffen und bald danach wieder an unseren Ausgangspunkt zu gelangen.

Mit auf Tour: Amelie

Fazit: abwechslungsreiche Runde. Das heimliche Highlight war weniger der See, sondern der Kammerloch-Wasserfall. Im Vergleich zu anderen Seen des Schwarzwalds ist der Huzenbacher übrigens nicht sehr stark besucht.