Loblied auf das Sagrinnenköpfl (1120 m), alte Karten und ein NICHT selbst eingeschenktes Weißbier


Publiziert von Vielhygler , 17. Juni 2021 um 23:27.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:25 Mai 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:P. Jachenau am Schützenhaus
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:keine
Kartennummer:BLV München 1:50000 Bad Tölz und Umgebung: nur Ausgabe 1992 für den Verlauf des Karrenwegs bis unter das Sagrinnenköpfl

Das Sagrinnenköpfl, das vorwitzig aus den Wäldern zwischen der Jachenau und dem Walchensee herausspitzt,  ist kein richtiger Berg, dafür fehlt es ihm an der Breite und der selbstgenügsamen Behäbigkeit, die etwa die benachbarten Fischberge ganz selbstverständlich besitzen. Andererseits hat sich das kleine, steile Köpfl so eigenständig positioniert, daß es von fast überall in der Jachenau zu sehen ist. Die Erkundung des Sagrinnenköpfls (1120 m) war für mich längst überfällig, doch erst heute sollte es dazu kommen.

Die Sperrung der Mautstraße Jachenau-Walchensee

Eigentlich wollte ich das Sagrinnenköpfl von Niedernach am Walchensee aus über eine Forststraße angehen, die sich dem Köpfl von seiner mutmaßlichen Schokoladenseite, also von Westen, angenähert hätte. Doch schon an der Jachenauer Mautstelle empfing mich ein mürrischer Zerberus mit einem Kopfschütteln: "Keine Durchfahrt!". "Sowas, und warum?" "Weil die Mautstraße gesperrt ist!"  "Ja, aber wieso ist sie gesperrt?" Doch mehr als ein erneutes Kopfschütteln war dem Torwächter nicht zu entlocken...ich bin also erstmal zur Ortschaft Jachenau zurückgefahren, um Plan B aus dem Hut zu ziehen.
Das Sagrinnenköpfl ist auf drei Seiten (Norden, Süden und Osten) bewaldet, steil und felsig; es lohnt sich also, den Anmarsch gut zu planen. Wie gut, daß ich am Tourentag immer alle Karten mitnehme, die ich von einem Gebiet besitze. Im Auto zeigten all diese Karten (AV 1: 25 000 und LVGB 1: 50 000) eine Straße, die sich dem Sagrinnenköpfl von Osten nähert, aber, noch in einiger Entfernung von seinem Gipfel, abrupt endet. (So zeigt dies auch der Bayernatlas).
Doch eine einzige, fast 30 Jahre alte 1: 50 000 - Karte des BLVA hatte ich dabei, die die Straße vielversprechend anders, das heißt, bis dicht unter das Sagrinnenköpfl führend, zeigt. Das sollte einen Versuch wert sein! Und schon ging es los...

Die Wegbeschreibung und der Touren-Nachmittag

Vom P. am Schützenhaus ging es auf der Landstraße ein paar Schritte zum südwestlichen Ortsende, wo ein Wanderschild nach links zum "Staffel" und nach "Vorderriß" leitet. Über einen Wiesenpfad und schließlich wieder eine Straße geht es durch den Bauernhauscluster Luitpolder  zur Brücke über den Jachen. (Mittlerweile soll der Staffel über eine andere, alternativ beschilderte, weiter östlich gelegene Brücke bei Lain angegangen werden, aber für die heutige Tour wäre das ein Umweg gewesen).

Direkt nach der Jachen-Brücke ist der vormalige, gach nach Süden ansteigende Weg zum Staffel noch beschildert, aber meine Wahl ist hier die breite Forststraße, die gemächlich  nach Südwesten zum bereits sichtbaren Sagrinnenköpfl hin ansteigt. Ich folge ihr soweit, bis sie in einem jähen Schwenk nach Osten ausflacht. Genau an dieser Stelle steigt aber ein schmälerer Wirtschaftsweg in die richtige Richtung an: nach Westen. Nach vielleicht 15 Minuten endet dieser Weg an einem Wende- oder Holzlagerplatz. Ich habe nun genau die Stelle erreicht, an der alle Karten außer meiner uralten 50 000' er, die Straße enden lassen. Ich frage mich weniger, ob, sondern wie die Straße von hier weitergeht.

Die - kartographisch gesehen - apokryphe Fortsetzung des Karrenwegs

Wie schon vermutet, ging der Karrenweg sehr matschig, aber stets auffindbar, weiter. Es lag sogar bis zu einem Hochsitz eine frische Fahrspur drin. Genau dort, wo der Hochsitz steht, läuft die Straße direkt auf eine nach Westen ansteigende, breite, geröllige Rinne mit vielen umgestürzten Bäumen zu. Rechts (nördlich) von dieser Rinne befinden sich auch schon die felsigen Abstürze des Sagrinnenköpfls.

Jagdsteig zum Sattel

Der Karrenweg geht vom Jägerstand aus noch sehr rustikal in westlicher Richtung weiter und weicht dabei der Rinne etwas nach Süden aus. Als sich der Weg jedoch immer weiter von der Rinne entfernt, folge ich einer Pfadspur mit zerstreuten Markierungen nach rechts. Der kleine Pfad quert leicht abfallend die untersten Hänge des Rautbergkopfs in westlicher Richtung und erreicht so in wenigen Schritten den "Talschluß" der Rinne in einer kleinen Einsattelung auf der Südseite des Sagrinnenköpfls.

Das Sagrinnenköpfl (1120 m)

Im Sattel kann ich schon gut den weglosen Anstieg beurteilen. Zu Anfangs steil, aber gut machbar, mehr als ein paar Schritte können es ohnehin nicht sein bis zum Gipfel. Ich arbeite mich also über ein paar Schroferln durch zur nordwestlichen Seite des Köpfls; hierbei helfen beringte Bäume als Wegmarken. Schließlich steuere ich durch angenehm gestuften Mischwald den höchsten Punkt des Sagrinnenköpfls an.
Gipfelzeichen habe ich am Sagrinnenköpfl keines gefunden, außer als Trophäe meines "Gipfelsiegs" ein "Frischkäsefass Doppelrahmstufe" der Fa. Alpenmark (Aldi Süd). Leider schon leergegessen! Dennoch muß ich nicht hungern, ich setze mich und verzehre ein mitgebrachtes Schnittlauchbrot. Die Ausblicke des Sagrinnenköpfls beschränken sich auf die nahegelegenen Gipfel des Wilfetsbergs, immerhin.

Der Ausklang der kleinen Tour...

erfolgt im Biergarten des Jachenauer Schützenhauses. Ein Wahnsinn: ich bekomme hier das erste nicht selbst eingeschenkte Getränk seit sechs Monaten! Mir kann diese ganze pandemische "To Go"-Kultur gestohlen bleiben. Ich möchte Platz nehmen, bestellen und gemütlich sitzend ein Weißbier trinken, ohne mich gleich wieder maskieren und wie ein Dieb davonschleichen zu müssen! Prost!

Tourengänger: Vielhygler


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Kommentare (4)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 18. Juni 2021 um 12:28
Die Formulierung "selbstgenügsame Behäbigkeit" (der Nachbarberge) ist eine schöne! (weil die Berge damit recht plastisch vorstellbar werden)

Vielhygler hat gesagt:
Gesendet am 18. Juni 2021 um 17:27
Gerade bei unseren Waldbuckeln!

Parzival hat gesagt:
Gesendet am 18. Juni 2021 um 16:57
Ich empfehle die Zeitreise im Bayernviewer, wenn man da weit genug zurück geht, ist der Weg wie auf deiner Karte eingezeichnet. Bayernviewer

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Juni 2021 um 17:26
Ja, danke, darauf hat ReinerD hier auch schon hingewiesen. Eine interessante Funktion ist das!


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