Dufourspitze über die Cresta Rei, Nordend
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Eine geniale Hochtour auf die zwei höchsten Berge der Schweiz – der alternative Aufstieg
Die Dufourspitze, der höchste Berg der Schweiz. Jahrelang habe ich vom Gornergletscher hinaufgeschaut, ein Versuch wurde im sommerlichen Schneesturm erstickt. Jetzt hat’s endlich geklappt, und das - wie es mir gefällt – nicht über die Normalroute, sondern über einen der am höchsten gelegenen Klettergrate der Alpen, die Cresta Rei. Alle bis auf eine der zehn bis jetzt auf Hikr verzeichneten Besteigungen verfolgen die Normalrouten von der Monte Rosa, oder der Margherita Hütte. Ich wage zu behaupten, dass die Cresta Rei, eine 400 Höhenmeter lange, steile Rippe in der Monte Rosa Südwand, die direkt zur höchsten Spitze führt, der lohnendste Weg auf den Gipfel ist. Die Kletterei beginnt auf einer Höhe, in welcher bei den meisten 4000ern der Alpen der Gipfel schon erreicht ist. Der Fels ist exquisit und das Panorama noch grandioser. Zusätzlich klettert man an der Cresta Rei schon in der Sonne, wenn die ganze Schweiz noch im nächtlichen Schatten liegt – wunderschön! Die Schwierigkeiten sind gut gestaffelt. Sie konzentrieren sich auf kurze Aufschwünge; auf grosszügigen Stufen kann man sich immer wieder ausruhen.
Cresta Rei (ZS+, IV)
Morgenessen um 2 Uhr. Wir verlassen als erste Stirnlampen kurz vor
Sputnik, der gegen die Parrotspitze ziehen will, die Hütte. Über die Moräne (Wegspuren, Steinmänner) bis ca. 3050, dann nach rechts auf den Grenzgletscher. Auf dem angenehm ansteigenden, anfangs spaltenfreien Eisfeld leicht rechts haltend bergauf. Man tut gut daran, die Spur vor dem grossen Eisbruch auf ca. 3450 zu finden, da dieser in der Dunkelheit eher problematisch wäre. Auf der Spur kommt man momentan aber fast ohne Spalten durch. Weiter über endlose Gletscherebenen aufwärts… Auf rund 4000 verlässt man die Route zur Margherita Hütte und steigt hart unter der Zumsteinspitze steil bergauf, schliesslich querend zum Einstieg in die Cresta Rei.

Die Beschreibung im Führer scheint mir eher dürftig. Ich habe weder den „gezackten Grat“, noch die „zwei steilen Aufschwünge im oberen Teil“ eindeutig erkannt. Die Rippe ist allerdings so geartet, dass nirgends Zweifel über den Weg bestehen. Oft sind auch mehrere äquivalente Routen möglich. Etwa zwei bis drei kurze Aufschwünge (3-5m) erfordern Kletterei im IV. Grad (einen habe ich trotz mehreren Versuchen tatsächlich nicht frei hingekriegt und musste mir mit einem Friend – A0 – aus der Patsche helfen). Dazu gibt’s noch einige IIIer, die allerdings ebenfalls kurz sind. Wir konnten praktisch den gesamten Grat am halblangen Seil gehen. An zwei Stellen stecken Bohrhaken, mobiles Sicherungsmaterial ist nützlich, allerdings nur relativ selten erforderlich. Die gute Stufung des Grates kommt einem in der Höhe, die sich doch bemerkbar macht, auf jeden Fall entgegen. Im grossen und ganzen bietet die Cresta Rei beste Kletterei in abwechslungsreichem Gelände, das deutlich weniger ernsthaft ist, als z.B. der [ Schaligrat am Weisshorn]. Um 8.30 stehen wir auf dem Gipfel. Den ersten Gipfelaspiranten auf der Normalroute von der Monte Rosa Hütte haben wir rund eine halbe Stunde abgenommen. Somit haben wir Ruhe pur am Gipfel – einfach wunderschön!
Nordcouloir zum Silbersattel (ZS)
Seit das Nordwandcouloir mit Abseilstellen und Tauen versehen ist, stellt es eine valable und schnelle Abstiegsmöglichkeit von der Dufourspitze dar. Vom Gipfel einige Meter auf dem Grat nach Osten, dann entlang der Taue steil bergab. Das Gelände ist abschüssig und die schneebedeckten Platten unangenehm zu begehen mit den Steigeisen. Abseilen an den vielen Fixpunkten kann eine lohnende Alternative sein, je nach Verhältnissen und Gedränge im Couloir.
Nordend (WS+)
Der grosse Vorteil vom Abstieg durchs Nordcouloir ist die Möglichkeit, das Nordend anzuhängen, immerhin der zweithöchste Gipfel der Schweiz. Der Südgrat auf den formschönen Gipfel bietet einen sehr schönen Aufstieg über eine eindrückliche Firnschneide und einige Felsen (II) am Schluss. Man bewegt sich meistens leicht in der Westflanke (Wächten!), wobei die Schwierigkeiten stark von den Schneeverhältnissen abhängen. Für einen Abstecher vom Silbersattel aufs Nordend und retour sollte man eine gute Stunde einberechnen, da die Strecke beträchtlich ist.
Dann auf der Autobahn durch die endlosen Akkumulationsbecken des Monte Rosa Gletschers zurück zur Hütte, wo wir gut 11 Stunden nach dem Start eintreffen. Dank der mehr oder weniger schlaflosen Nacht und der dünnen Luft sind wir recht geschafft. Nach einer Stunde kehren die Lebensgeister wieder zurück und mit frischem Mumm in den Beinen wandere ich in 1h40min zur Station Rotenboden, was nach Dufour-Nordend doch recht befriedigend ist.
Tourengänger:
Delta

Communities: 4000er auf Abwegen
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