Vor-Erkundungen im Sasbachtal, Teil 2: Bächlerauschen und Schwarzwälder Heuhütten mit Tiroler Erbe
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Rund um das Örtchen Forbach im Murgtal gibt es so einige rustikale Ecken zu entdecken, oft garniert mit Fels oder Wasser. Südöstlich z.B. liegt das Seitental des munter rauschenden Sasbachs. Es ist übrigens eines der wenigen Heuhütten-Täler ausserhalb der Alpen, und das kam so:
In den Dörfern des tief eingekerbten Murgtals drängten sich die Menschen im Laufe der Jahrhunderte immer enger zusammen. Für Heuscheunen war wenig Platz. Wann der erste Heuschopf dann im freien Wiesengelände gebaut wurde, ist nicht genau bekannt. Eine erste Erwähnung findet man 1683: Nach dem dreissigjährigen Krieg seien Tiroler Bergbauern in das Murgtal rund um Forbach gekommen, ihnen schreibt man die Heuhütten zu und sie brachten auch viel Wissen um Rodung und Bewirtschaftung von steinigen, steilen Tälern mit. Das geschah vermutlich auf Initiative der Landesherrn: das heutige Baden gehörte nämlich lange Zeit den Habsburgern und trug damals den schönen Namen "Vorderösterreich".
An zahlreichen Bachläufen die zur Murg führten, wurde der Wald gerodet und es entstanden Wiesengrundstücke die sich oft bis zu den Bergkuppen hinzogen. Die kleinen Hütten liegen meist am talseitigen Ende einer Parzelle mit Öffnung zum Berg hin, so dass das Heu leicht einzubringen war. Um Hütten und Heu vor Bodenfeuchtigkeit zu schützen las man Steine auf und erstellte Steinriegel. Darauf wurde dann die Heuhütte errichtet. Der Abtransport des Heus zur Fütterung in den Ställen des Tals geschah mit einem Rückkorb oder einer „Kräätz“ mit der gut ein Zentner Heu getragen werden konnte. Im Winter transportierte man das Heu mit einem Schlitten zum Dorf. Die Wiesen um Forbach sind Magerwiesen mit Wildblumen und vielen Kräutern. Terrassenförmig angelegte Trockenmauern schützten die Grundstücke vor Auswaschung. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem der Wiesen sorgte früher für zwei Schnitte im Jahr. Hangparallel verlaufende Zu- und Ableiter von den Stichgräben aus brachten eine gezielte Bewässerung der Wiesen. Gemäht wurde mit der großen Sense und die Arbeit am Wiesenhang war hart und anstrengend.
Die Zeiten haben sich geändert. Die Heuhütten werden schon lange nicht mehr gebraucht. Mit Beginn der Industrialisierung wurde das Vieh im Dorf abgeschafft. Man fährt heute mit der S-Bahn oder mit dem Auto zur Arbeit. Trotz allem: Bis in unsere Tage haben sich in fünf Seitentälern die Heuhütten gehalten, wenn auch nur die wenigsten von ihnen noch wirklich als solche (Lagerung von Heu für die Wintermonate) genutzt werden. (Quellen u.a. hier und da).
Mich hatten im Sasbachtal eigentlich zunächst die in den waldigen Hängen versteckten Granitrippen interessiert, aber weil der rauschende Bach im Talgrund und die vielen Heuhütten schon für sich nicht mit Charme geizen, hab ich Ende April noch diese Extra-Erkundung gemacht, die man später vllt. auch in eine größere Runde integrieren könnte. Dafür bin ich auf dem mitgebrachtem Fahrrad erstmal ins hintere Taldrittel gekurbelt und von dort dann zu Fuß weitergestiefelt. Denn der Oberlauf des Bachs sah auf Karte/Luftbild besonders interessant aus.
Achso, und passend zur Sache mit den gerissenen Ziegen (s.u.) haben Seawolf übrigens extra You're a Wolf als Soundtrack für meinen Tourenbericht geschrieben ...
Ich stelle den Wagen in Forbach am Schifferstraße ab und starte von dort mit dem Rad auf ebendiesem Sträßchen ins Tal, das hier kurz noch an einer der schönsten Stellen (nämlich der Heppenau) des Hauptflusses Murg entlangführt und zum Glück für Motorfahrzeuge gesperrt ist. Die ersten Heuhütten tauchen dahinter auf und immer in Sichtweite zum Sasbach geht es bald auch steiler ins Tal hoch. Circa auf der Hälfte der Tallänge lasse ich das Fahrrad zurück und gehe auf Wirtschaftswegen immer möglichst nah am Bach weiter nach hinten und in die Höhe. Vorher komme ich noch mit einem älteren Paar ins Gespräch, dem eine Hütte gehört (und das ich darum etwas beneide ...). Das Tal macht hier einen Knick nach Norden, um den Hornberg herum. Bei der Wegbrücke über den Bach im hinteren Drittel des Tals treffe ich einem älteren Herren, der hier Holz macht, auch er Heuhütten-Besitzer. Er ist zunächst etwas misstrauisch, aber nachdem ich ihm geschildert habe, was mich bei meine Touren interessiert und zusichere, dass ich keiner dieser aufdringlichen Großstädter aus Karlsruhe (!) bin, tauschen wir uns nett aus. Die letzte, von hier per Pfad erreichbare Heuhütte gehöre ihm und ich solle ruhig mal hingehen. Er erlebte noch die Zeit, als das Tal in mühevoller Handarbeit bewirtschaftet wurde. Und er erzählt, dass in den letzten zwei Jahren drei Wolfsrisse stattgefunden haben, denn im Tal werden Ziegenherden gehalten. Entsprechend ablehnend ist Haltung der hiesigen Bevölkerung gegenüber der Rückkehr des Wolfs.
Schön geschmückt ist seine Hütte und gepflegt das Wiesen-Grundstück drumherum. Dahinter übernimmt links und rechts vom Sasbach der Wald erstmal das Kommando und also stapfe ich nun weglos, immer in Gewässernähe, durchs (rel. lichte) Unterholz am Ufer lang oder quere den Bach easy über die vielen moosbewachsenen Granitbrocken in seinem Bett. Es ist ein rechter Zauberwald hier, und noch kommt dank der unbelaubten Bäume viel Sonne in den Talgrund. Ich erreiche zwischendurch auch weitere Lichtungen, die aber schon von ihren Rändern her deutlich verbuscht sind. Offenbar wurde hier früher auch geheut. Wieder in den Wald, viel Schwemmholz liegt an den Bachufern. Nach den Wintern kommt bestimmt gut Schmelzwasser hier durch, der Sasbach selbst entspringt übrigens dem Hochmoor Kaltenbronn auf dem Hohloh (989 m). Es öffnet sich nun wieder eine Lichtung und oberhalb vom Bach entdecke ich eine (vermutlich) nicht mehr genutzte Heuhütte. Eine herrliche Stimmung hier, man hört nur das Rauschen des Sasbachs und halt die Vögel, aber sonst: nix.
Ein Blick auf die Topokarte sagt mir, dass nah oberhalb im Westhang ein Weg ist, und ich beschliesse, hier kehrtzumachen (ca. beim Gewann Weinbrunner Wiese). Also im Hang hoch und auf dem etwas verfallen-verwachsenen, aber noch gut gangbaren Weg oberhalb wieder zurück. Dabei komme ich auch an einer weiteren Heuhütte mitten im Wald vorbei, die bestimmt lange nicht mehr genutzt wurde. Urig und verwunschen wirkt sie. Der Weg senkt sich zum Hauptweg im Talgrund, wo ich vorhin den älteren Herren getroffen hatte und ab hier gehe ich auf gleicher Route wie hinwärts, über einen Talseitenwechsel, zurück zum Rad-Depot. Dort treffe ich lustigerweise nochmals die anderen Herrschaften vom Hinweg und ich erzähle ihnen kurz von meiner Exkursion. Jetzt aufs Radl geschwungen und Dank des Tal-Gefälles seeehr schwungvoll wieder zurück zum Auto, mit zwei drei Fotostopps dazwischen natürlich.
Fazit: das Sasbachtal ist ein Kleinod im Nordschwarzwald. Mit dem munter über den Granit rauschenden Bach im Talgrund und den netten Heuhütten auf den Wiesen der Talhänge strahlt es tatsächlich etwas alpines Ambiente aus. Im zwischenzeitlich fortgeschrittenen Frühjahr dürften auf den Weiden jetzt auch auch Ziegenherden anzutreffen sein (wenn der Wolf sie nicht direkt wieder gerissen hat :-/) Die anderen Heuhüttentäler um Forbach herum werde ich mir bestimmt auch mal ansehen.
Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen
In den Dörfern des tief eingekerbten Murgtals drängten sich die Menschen im Laufe der Jahrhunderte immer enger zusammen. Für Heuscheunen war wenig Platz. Wann der erste Heuschopf dann im freien Wiesengelände gebaut wurde, ist nicht genau bekannt. Eine erste Erwähnung findet man 1683: Nach dem dreissigjährigen Krieg seien Tiroler Bergbauern in das Murgtal rund um Forbach gekommen, ihnen schreibt man die Heuhütten zu und sie brachten auch viel Wissen um Rodung und Bewirtschaftung von steinigen, steilen Tälern mit. Das geschah vermutlich auf Initiative der Landesherrn: das heutige Baden gehörte nämlich lange Zeit den Habsburgern und trug damals den schönen Namen "Vorderösterreich".
An zahlreichen Bachläufen die zur Murg führten, wurde der Wald gerodet und es entstanden Wiesengrundstücke die sich oft bis zu den Bergkuppen hinzogen. Die kleinen Hütten liegen meist am talseitigen Ende einer Parzelle mit Öffnung zum Berg hin, so dass das Heu leicht einzubringen war. Um Hütten und Heu vor Bodenfeuchtigkeit zu schützen las man Steine auf und erstellte Steinriegel. Darauf wurde dann die Heuhütte errichtet. Der Abtransport des Heus zur Fütterung in den Ställen des Tals geschah mit einem Rückkorb oder einer „Kräätz“ mit der gut ein Zentner Heu getragen werden konnte. Im Winter transportierte man das Heu mit einem Schlitten zum Dorf. Die Wiesen um Forbach sind Magerwiesen mit Wildblumen und vielen Kräutern. Terrassenförmig angelegte Trockenmauern schützten die Grundstücke vor Auswaschung. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem der Wiesen sorgte früher für zwei Schnitte im Jahr. Hangparallel verlaufende Zu- und Ableiter von den Stichgräben aus brachten eine gezielte Bewässerung der Wiesen. Gemäht wurde mit der großen Sense und die Arbeit am Wiesenhang war hart und anstrengend.
Die Zeiten haben sich geändert. Die Heuhütten werden schon lange nicht mehr gebraucht. Mit Beginn der Industrialisierung wurde das Vieh im Dorf abgeschafft. Man fährt heute mit der S-Bahn oder mit dem Auto zur Arbeit. Trotz allem: Bis in unsere Tage haben sich in fünf Seitentälern die Heuhütten gehalten, wenn auch nur die wenigsten von ihnen noch wirklich als solche (Lagerung von Heu für die Wintermonate) genutzt werden. (Quellen u.a. hier und da).
Mich hatten im Sasbachtal eigentlich zunächst die in den waldigen Hängen versteckten Granitrippen interessiert, aber weil der rauschende Bach im Talgrund und die vielen Heuhütten schon für sich nicht mit Charme geizen, hab ich Ende April noch diese Extra-Erkundung gemacht, die man später vllt. auch in eine größere Runde integrieren könnte. Dafür bin ich auf dem mitgebrachtem Fahrrad erstmal ins hintere Taldrittel gekurbelt und von dort dann zu Fuß weitergestiefelt. Denn der Oberlauf des Bachs sah auf Karte/Luftbild besonders interessant aus.
Achso, und passend zur Sache mit den gerissenen Ziegen (s.u.) haben Seawolf übrigens extra You're a Wolf als Soundtrack für meinen Tourenbericht geschrieben ...
Ich stelle den Wagen in Forbach am Schifferstraße ab und starte von dort mit dem Rad auf ebendiesem Sträßchen ins Tal, das hier kurz noch an einer der schönsten Stellen (nämlich der Heppenau) des Hauptflusses Murg entlangführt und zum Glück für Motorfahrzeuge gesperrt ist. Die ersten Heuhütten tauchen dahinter auf und immer in Sichtweite zum Sasbach geht es bald auch steiler ins Tal hoch. Circa auf der Hälfte der Tallänge lasse ich das Fahrrad zurück und gehe auf Wirtschaftswegen immer möglichst nah am Bach weiter nach hinten und in die Höhe. Vorher komme ich noch mit einem älteren Paar ins Gespräch, dem eine Hütte gehört (und das ich darum etwas beneide ...). Das Tal macht hier einen Knick nach Norden, um den Hornberg herum. Bei der Wegbrücke über den Bach im hinteren Drittel des Tals treffe ich einem älteren Herren, der hier Holz macht, auch er Heuhütten-Besitzer. Er ist zunächst etwas misstrauisch, aber nachdem ich ihm geschildert habe, was mich bei meine Touren interessiert und zusichere, dass ich keiner dieser aufdringlichen Großstädter aus Karlsruhe (!) bin, tauschen wir uns nett aus. Die letzte, von hier per Pfad erreichbare Heuhütte gehöre ihm und ich solle ruhig mal hingehen. Er erlebte noch die Zeit, als das Tal in mühevoller Handarbeit bewirtschaftet wurde. Und er erzählt, dass in den letzten zwei Jahren drei Wolfsrisse stattgefunden haben, denn im Tal werden Ziegenherden gehalten. Entsprechend ablehnend ist Haltung der hiesigen Bevölkerung gegenüber der Rückkehr des Wolfs.
Schön geschmückt ist seine Hütte und gepflegt das Wiesen-Grundstück drumherum. Dahinter übernimmt links und rechts vom Sasbach der Wald erstmal das Kommando und also stapfe ich nun weglos, immer in Gewässernähe, durchs (rel. lichte) Unterholz am Ufer lang oder quere den Bach easy über die vielen moosbewachsenen Granitbrocken in seinem Bett. Es ist ein rechter Zauberwald hier, und noch kommt dank der unbelaubten Bäume viel Sonne in den Talgrund. Ich erreiche zwischendurch auch weitere Lichtungen, die aber schon von ihren Rändern her deutlich verbuscht sind. Offenbar wurde hier früher auch geheut. Wieder in den Wald, viel Schwemmholz liegt an den Bachufern. Nach den Wintern kommt bestimmt gut Schmelzwasser hier durch, der Sasbach selbst entspringt übrigens dem Hochmoor Kaltenbronn auf dem Hohloh (989 m). Es öffnet sich nun wieder eine Lichtung und oberhalb vom Bach entdecke ich eine (vermutlich) nicht mehr genutzte Heuhütte. Eine herrliche Stimmung hier, man hört nur das Rauschen des Sasbachs und halt die Vögel, aber sonst: nix.
Ein Blick auf die Topokarte sagt mir, dass nah oberhalb im Westhang ein Weg ist, und ich beschliesse, hier kehrtzumachen (ca. beim Gewann Weinbrunner Wiese). Also im Hang hoch und auf dem etwas verfallen-verwachsenen, aber noch gut gangbaren Weg oberhalb wieder zurück. Dabei komme ich auch an einer weiteren Heuhütte mitten im Wald vorbei, die bestimmt lange nicht mehr genutzt wurde. Urig und verwunschen wirkt sie. Der Weg senkt sich zum Hauptweg im Talgrund, wo ich vorhin den älteren Herren getroffen hatte und ab hier gehe ich auf gleicher Route wie hinwärts, über einen Talseitenwechsel, zurück zum Rad-Depot. Dort treffe ich lustigerweise nochmals die anderen Herrschaften vom Hinweg und ich erzähle ihnen kurz von meiner Exkursion. Jetzt aufs Radl geschwungen und Dank des Tal-Gefälles seeehr schwungvoll wieder zurück zum Auto, mit zwei drei Fotostopps dazwischen natürlich.
Fazit: das Sasbachtal ist ein Kleinod im Nordschwarzwald. Mit dem munter über den Granit rauschenden Bach im Talgrund und den netten Heuhütten auf den Wiesen der Talhänge strahlt es tatsächlich etwas alpines Ambiente aus. Im zwischenzeitlich fortgeschrittenen Frühjahr dürften auf den Weiden jetzt auch auch Ziegenherden anzutreffen sein (wenn der Wolf sie nicht direkt wieder gerissen hat :-/) Die anderen Heuhüttentäler um Forbach herum werde ich mir bestimmt auch mal ansehen.
Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen
Tourengänger:
Schubi
Communities: Photographie, Unbekannte Touren
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