Der Arlberger Klettersteig
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Bei herrlichem Bergwetter haben ich mich heute zusammen mit Erich „Naggi“ Schweiger, Bergführer und Bergretter aus St. Anton in den Arlberger Klettersteig gewagt. Ein Traum !! Atemberaubend, exponiert, genial !
Einstufung
Allgemein werden Klettersteige in die Schwierigkeitsstufen A – E (leicht bis ganz schwer) eingeteilt. Der Arlberger Klettersteig wird mit D (sehr schwierig) angegeben.
D
Wege, Zustieg: Alpin, Trittsicherheit und Orientierungsvermögen sind
Voraussetzung. Kurze Freikletterstellen leichten Grades ohne Sicherungsmöglichkeit können vorkommen.
Gelände: Felsgelände extrem! Ausgesetzt, überhängende Stellen. Anstrengende und kraftraubende Passagen sind die Regel. Nur für erfahrene KlettersteiglerInnen.
Sicherung: Drahtseil, Leitern, Brücken, kaum Eisenklammern und Tritthilfen.
Auch schwierige Stellen sind oft nur mit dem Drahtseil gesichert.
Alpin, schwierig und anstrengend. Mehrere Not-Abstiege kommen Konditions-einbrüchen auf der 2800 m langen Route entgegen. Die Zwischenabstiege sind alpin. In den Schotterkaren gibt's eventuell Steinschlaggefahr durch nachkommende Bergsteiger.
Bis in den frühen Sommer sind Schneefelder besonders in den Scharten (Zwischen-abstiegen) und den nordseitigen Wänden zu erwarten.
Es ist dringend zu empfehlen, den Arlberger-Klettersteig von Westen nach Osten zu durchsteigen. !
Fazit vorab
Insgesamt fein angelegt, ausgesetzt, abwechslungsreich, fast immer am Grat entlang, Kletterei on the top!
Dauer
Gesamtzeit ab Einstieg: 4 -6 Stunden, je nach Wetter, Kondition und Kraft.
Die Tour
Wir starteten um 08.00 h bei ca. 5°C mit der ersten Gondel der Galzigbahn. Zusammen mit uns sind noch ca. 30 weitere Berggänger unterwegs, die alle den Klettersteig machen wollen. Das kann ja heiter werden ! Gedränge vorprogrammiert.
Von der Galzig geht’s dann mit der zweiten Gondel (leider mussten wir 30 min. warten) auf die Valluga/Vallugagrat rauf.
Empfehlung: Nicht zu spät abfahren, sonst wird es knapp. Die Rückfahrt erfolgt über den Kapall-Sessellift der nur bis 16.00 Uhr fährt. Bitte unbedingt die Fahrzeiten beachten (http://www.abbag.com/sommer/das-skigebiet-in-zahlen/technische-daten/betriebszeiten-sommer/), denn der Abstieg statt mit dem Sessellift von der Kapall zu Fuss nach St. Anton ist sehr anstrengend und darf nicht unterschätzt werden.
Von hier steigen wir in östlicher Richtung über das Restschneefeld steil hinab (der weisse Rausch lässt grüssen ...) und halten uns nach rechts leicht ansteigend hinauf zum Matunjoch, 2550 m. Hier verlassen wir den Wanderweg der nach Osten zum Kapall und Leutkircher Hütte führt und steigen nach links über leichtes Felsgelände hinauf zum eigentlichen Einstieg des "Arlberger Klettersteiges". Ab Vallugagrat in ca. 0,5 Std. zum Einstieg (beschildert).
Der Routenverlauf
Der Steig führt uns gut gesichert aber steil und ausgesetzt im Auf und Ab über die Knoppenjochspitze, 2680 m; Lorfekopf, 2689 m; Lisunspitze, 2669 m nach Osten zur Weisschrofenspitze, 2752 m. (1. Notabstieg nach dem ersten Turm westseitig zurück zum Matunjoch, 2. Notabstieg nach dem steilen Abstieg von der Knoppenjochspitze nach Süden, 3. Notabstieg von der Scharte nach dem Lorfekopf nach Süden, 4. Notabstieg nach den ausgesetzten "Haizähnen" von der letzten Scharte vor dem Gipfelaufschwung nach Süden).
Der Abstieg über den Südgrat der ebenfalls mit Drahtseilen ausreichend gesichert ist, erfordert noch einmal volle Konzentration und ca. 1 - 1,5 h Gehzeit bis zur Bergstation der Kapall-Bergbahn, die uns zurück nach St. Anton a. Arlberg bringt.
Die Routendetails
Der 1.Turm weist nach wenigen Metern schon eine Schlüsselstelle auf: einen senkrechten Abstieg von 20 m! Um den 2.Turm kann man sich wieder erholen bevor es wieder zum großen Aufstieg auf die 2680 m hohe Knoppenjochspitze kommt. Es ist die Schlüsselstelle des Klettersteiges, in fast senkrechtem aber gut gegliedertem Fels. Nach dem Abstieg vom Gipfel der Knoppenjochspitze geht es leicht auf den Gipfel des Loefekopfes (2689 m). Der Abstieg ist etwas schwierig. Wer den Klettersteig nicht in voller Länge begehen möchte, dem bietet sich in der Lorfescharte ein Notabsteig. Weiter geht es im Klettersteig über die Lisunspitze und über den Lisungrat zur Weißschrofenspitze. Dieser Wegabschnitt ist unter Klettersteiglern als die berühmten Haizähne ein Name. Es handelt sich dabei um luftige, gesicherte Felszacken. Vom Gipfel der Weißschrofenspitze bietet sich einem ein herrliches Panorama auf die Allgäuer Alpen sowie auf den Ausgangspunkt im Tal, St. Anton am Arlberg. Vom Gipfel geht dann der Abstieg hinunter zur zum Höhenweg und dann zur Bergstation der Kapall-Bahn. Vorsicht: Ab Gipfel noch ca. 1,5 Std. bis zur Sesselliftstation. Nicht unterschätzen ! Bei unsicherem Wetter bitte auf die Weißschrofenspitze verzichten und den 4. Notausstieg nehmen, da man von dort sonst zu lange bis ganz unten benötigt. Der Abstieg ist weiterhin ein Klettersteig mit der schwierigsten Stelle gegen Ende des Abstieges.
Technische Daten
Es wurden für diesen Klettersteig 500 Haken für die Verankerung der Drahtseile, 1050 Seilklemmen und über 2 km Drahtseil angebracht!
Ein grosser Dank an Naggi, der für den TVB St. Anton auch für den Unterhalt des Klettersteigs zuständig ist. Die fehlenden Bohrhaken werden übrigens im nächsten Frühling ausgetauscht bzw. neu befestigt.

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