Pflerscher Tribulaun 3097m
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Meine Besteigung des Pflerscher Tribulaun liegt nun schon einige Zeit zurück, eine absolut fantastische Tour, an die ich mich immer wieder gerne erinnere. Obwohl schon einige hikr-Pioniere hier tolle Arbeit bei der Beschreibung der Route geleistet haben, soll es nun doch noch einen Bericht von mir geben.
Wie häufig bei solchen schwierigen Solo-Touren kam meine Entscheidung ganz spontan am Abend zuvor durch die außergewöhnlich gute Wettervorhersage zustande. (Prinzip: Wenn nicht jetzt, wann dann?) Marie und ich starteten früh morgens am Parkplatz Hinterstein und wanderten in wunderschönem Morgenlicht Richtung Tribulaunhütte. Wir waren beide relativ zügig unterwegs und so waren wir schon nach gut zweieinhalb Stunden am Abzweig zur Einstiegsschlucht angelangt. Marie machte sich auf den Weg zur Hütte, wo sie den Tag am See verbringen wollte. Ich dagegen ging (mit ein bisschen Herzklopfen) in die steile Schlucht hinein.
Und es geht direkt richtig zur Sache: Gegen Ende der Schlucht (wo es zu sehr aufsteilt), muss man schräg nach links oben queren (ausgesetzt, fürchterlich brüchig). Bei einem Steinhäuflein kraxelt man dann durch ein kurze Rinnenstruktur auf die Gratkante links der Schlucht. Die Gratkante ist schmal und teuflisch ausgesetzt aber von deutlich besserer Qualität als die Querung unten. Ich kraxele also vorsichtig über die Kante (maximal II) bis ins flache Gelände, wo ich erstmal wieder verschnaufen kann. Das war ja was... Eine echte Generalprobe gleich zu Beginn!
Nun geht es erstmal wieder einfach auf die obere Schlucht zu und in diese hinein. Ein bisschen im Zickzack über riesige Blöcke kraxele ich ich aufwärts bis unter eine große Steilstufe. Hier geht es nach rechts eine Platte hinauf und dann einem relativ bequemen Band folgend nach rechts außen, wo ein Steinmännchen die Kehre markiert. Hier wieder genau in Gegenrichtung auf einem weiteren Band aufwärts. Dies ist nicht mehr so bequem und zudem ordentlich ausgesetzt (II-). Am Ende des Bandes angelangt, hat man die Steilstufe überwunden und der restliche Aufstieg zum Grat ist wieder unproblematisch.
Der Blick von hier aus zum Gipfel stellt unmissverständlich klar, dass dies nur das Aufwärmprogramm war. Am Grat entlang gehe ich aber erstmal gemütlich auf den Gipfelaufbau zu (nochmal Gelegenheit für etwas Herzklopfen), Grattürme werden dabei seitlich umgangen. Ein von weitem sichtbares Steinhäuflein zeigt die Querung in die Südflanke des Berges an, die ebenfalls noch unproblematisch machbar ist. Jetzt wird das Gelände etwas unübersichtlicher, bleibt aber (auf der richtigen Route) noch einfach. Durch zwei oder drei kleine Rinnen bzw. Kaminstrukturen (max II, nicht ausgesetzt) gewinnt man noch etwas Höhe, um dann die Südflanke so weit oben wie möglich zu queren in Richtung der markanten Gipfelschlucht. (Die Querung ist übrigens auch mit Vorsicht zu genießen, unter der dünnen Sand-/Gerölloberfläche sind abwärtsgeschichtete Platten!)
Ein von weitem sichtbares Fixseil überbrückt einen etwa 5 Meter hohen Überhang, darüber setzt die Gipfelschlucht an. Ich habe extra ein Klettersteigset nur für diese Stelle mitgebracht, da ich versuchen möchte, sie frei zu klettern. Ganz unten tue ich mich zuerst etwas schwer und bin nicht sicher, ob ich mich traue, aber dann komme ich in den Flow und der eigentliche Überhang funktioniert tadellos. Ich würde die Stelle mit V- bewerten, die Griffe sind teilweise sehr klein und es braucht gute Arm- und Fingerkraft. (Ohne Sicherung hätte ich da übrigens keine Chance gehabt...)
Dann geht es rechtshaltend die Gipfelschlucht hinauf, zuerst über geröllbedecktes, noch halbwegs gut gestuftes Gelände, dann aber immer steiler und ausgesetzter. Hier war für mich die eigentliche Schlüsselstelle: Von einem Schlingenstand muss man ca. 8 Meter leicht linkshaltend über eine sehr plattige und ausgesetzte Rampe hochkrabbeln (II+). Diese Stelle kostet mich enorm viel mentale Kraft. Oben wird es glücklicherweise deutlich flacher und ich kann mich wieder entspannen. Die Schlucht knickt hier nach rechts ab, man folgt ihr nur noch ein paar Meter, dann geht es ca. 20 Meter einen markanten Riss an der linken Wand hinauf.
Im Riss hängt ebenfalls ein Stahlseil, dieses ist aber nach unten offen und beginnt erst in ca. 6 bis 8m Höhe. Der untere Teil muss also sowieso frei geklettert werden (ca. II+ bis III-), oben binde ich mich mit einer Prusik ins Stahlseil ein (wohl nicht ganz UIAA-konform) und klettere auch den oberen Teil frei (bis III+). Die Wand ist zwar sehr steil, aber es hat überall gute Griffe und Tritte. Für mich tatsächlich deutlich entspannter als die blöde Rampe in der Schlucht. Am Ende des Stahlseils gelangt man auf ein kleines Podest, von hier zieht eine weitere Rissstruktur nach rechts oben (nochmal II+). Bleibt man hier im Riss, hält sich die Ausgesetztheit auch gut in Grenzen.
Die Hauptschwierigkeiten sind nun geschafft und man kraxelt logisch den Strukturen folgend immer weiter nach oben (II), bis es flacher wird und das Gipfelkreuz ins Blickfeld kommt. Das letzte Stück ist dann leicht und ich erreiche den Gipfel nach ca. 3,5 Stunden ab Einstieg. Aussicht und Tiefblicke von oben sind gewaltig. Eine halbe Stunde Pause muss natürlich sein, aber dann geht es an den nicht minder anspruchsvollen Abstieg. Ich klettere die komplette Route wieder ab, wobei ich am Überhang aber das Stahlseil zu Hilfe nehme. Die brüchige Einstiegsstelle ist runter nochmal etwas unangenehmer, aber dann komme ich endlich nach insgesamt 7 Stunden (Einstieg bis Gipfel und zurück, inklusive Gipfelpause) wieder aus der unteren Schlucht heraus.
Kaum war ich wieder auf dem Wanderweg, fielen Konzentration und Anspannung unmittelbar von 100 auf 0 ab und machten der Erschöpfung Platz. Die Freude über die tolle Tour machte das aber locker wieder wett und ich ging zur Hütte, um Marie abzuholen. Ich unterhielt mich auch noch kurz mit der netten Hüttencrew und fragte, warum es kein Gipfelbuch gab. Erstmal bekam ich nur Gegenfragen: "Du warst auf dem Tibulaun? Mit Jeans? Echt?" Sie erzählten mir dann, dass das Gipfelbuch wohl gestohlen wurde. Wer zum Henker macht denn sowas? Und noch dazu an so einem Berg?
Der Abstieg zusammen mit Marie war auch nochmal sehr schön, wir ließen uns viel Zeit, machten ein paar Foto- bzw. Essenspausen und genossen den warmen Sommerabend. Am nächsten Tag ging es dann zur Erholung auf den Piz Boè...
Der Pflerscher Tribulaun war Gipfel Nr. 144 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
Wie häufig bei solchen schwierigen Solo-Touren kam meine Entscheidung ganz spontan am Abend zuvor durch die außergewöhnlich gute Wettervorhersage zustande. (Prinzip: Wenn nicht jetzt, wann dann?) Marie und ich starteten früh morgens am Parkplatz Hinterstein und wanderten in wunderschönem Morgenlicht Richtung Tribulaunhütte. Wir waren beide relativ zügig unterwegs und so waren wir schon nach gut zweieinhalb Stunden am Abzweig zur Einstiegsschlucht angelangt. Marie machte sich auf den Weg zur Hütte, wo sie den Tag am See verbringen wollte. Ich dagegen ging (mit ein bisschen Herzklopfen) in die steile Schlucht hinein.
Und es geht direkt richtig zur Sache: Gegen Ende der Schlucht (wo es zu sehr aufsteilt), muss man schräg nach links oben queren (ausgesetzt, fürchterlich brüchig). Bei einem Steinhäuflein kraxelt man dann durch ein kurze Rinnenstruktur auf die Gratkante links der Schlucht. Die Gratkante ist schmal und teuflisch ausgesetzt aber von deutlich besserer Qualität als die Querung unten. Ich kraxele also vorsichtig über die Kante (maximal II) bis ins flache Gelände, wo ich erstmal wieder verschnaufen kann. Das war ja was... Eine echte Generalprobe gleich zu Beginn!
Nun geht es erstmal wieder einfach auf die obere Schlucht zu und in diese hinein. Ein bisschen im Zickzack über riesige Blöcke kraxele ich ich aufwärts bis unter eine große Steilstufe. Hier geht es nach rechts eine Platte hinauf und dann einem relativ bequemen Band folgend nach rechts außen, wo ein Steinmännchen die Kehre markiert. Hier wieder genau in Gegenrichtung auf einem weiteren Band aufwärts. Dies ist nicht mehr so bequem und zudem ordentlich ausgesetzt (II-). Am Ende des Bandes angelangt, hat man die Steilstufe überwunden und der restliche Aufstieg zum Grat ist wieder unproblematisch.
Der Blick von hier aus zum Gipfel stellt unmissverständlich klar, dass dies nur das Aufwärmprogramm war. Am Grat entlang gehe ich aber erstmal gemütlich auf den Gipfelaufbau zu (nochmal Gelegenheit für etwas Herzklopfen), Grattürme werden dabei seitlich umgangen. Ein von weitem sichtbares Steinhäuflein zeigt die Querung in die Südflanke des Berges an, die ebenfalls noch unproblematisch machbar ist. Jetzt wird das Gelände etwas unübersichtlicher, bleibt aber (auf der richtigen Route) noch einfach. Durch zwei oder drei kleine Rinnen bzw. Kaminstrukturen (max II, nicht ausgesetzt) gewinnt man noch etwas Höhe, um dann die Südflanke so weit oben wie möglich zu queren in Richtung der markanten Gipfelschlucht. (Die Querung ist übrigens auch mit Vorsicht zu genießen, unter der dünnen Sand-/Gerölloberfläche sind abwärtsgeschichtete Platten!)
Ein von weitem sichtbares Fixseil überbrückt einen etwa 5 Meter hohen Überhang, darüber setzt die Gipfelschlucht an. Ich habe extra ein Klettersteigset nur für diese Stelle mitgebracht, da ich versuchen möchte, sie frei zu klettern. Ganz unten tue ich mich zuerst etwas schwer und bin nicht sicher, ob ich mich traue, aber dann komme ich in den Flow und der eigentliche Überhang funktioniert tadellos. Ich würde die Stelle mit V- bewerten, die Griffe sind teilweise sehr klein und es braucht gute Arm- und Fingerkraft. (Ohne Sicherung hätte ich da übrigens keine Chance gehabt...)
Dann geht es rechtshaltend die Gipfelschlucht hinauf, zuerst über geröllbedecktes, noch halbwegs gut gestuftes Gelände, dann aber immer steiler und ausgesetzter. Hier war für mich die eigentliche Schlüsselstelle: Von einem Schlingenstand muss man ca. 8 Meter leicht linkshaltend über eine sehr plattige und ausgesetzte Rampe hochkrabbeln (II+). Diese Stelle kostet mich enorm viel mentale Kraft. Oben wird es glücklicherweise deutlich flacher und ich kann mich wieder entspannen. Die Schlucht knickt hier nach rechts ab, man folgt ihr nur noch ein paar Meter, dann geht es ca. 20 Meter einen markanten Riss an der linken Wand hinauf.
Im Riss hängt ebenfalls ein Stahlseil, dieses ist aber nach unten offen und beginnt erst in ca. 6 bis 8m Höhe. Der untere Teil muss also sowieso frei geklettert werden (ca. II+ bis III-), oben binde ich mich mit einer Prusik ins Stahlseil ein (wohl nicht ganz UIAA-konform) und klettere auch den oberen Teil frei (bis III+). Die Wand ist zwar sehr steil, aber es hat überall gute Griffe und Tritte. Für mich tatsächlich deutlich entspannter als die blöde Rampe in der Schlucht. Am Ende des Stahlseils gelangt man auf ein kleines Podest, von hier zieht eine weitere Rissstruktur nach rechts oben (nochmal II+). Bleibt man hier im Riss, hält sich die Ausgesetztheit auch gut in Grenzen.
Die Hauptschwierigkeiten sind nun geschafft und man kraxelt logisch den Strukturen folgend immer weiter nach oben (II), bis es flacher wird und das Gipfelkreuz ins Blickfeld kommt. Das letzte Stück ist dann leicht und ich erreiche den Gipfel nach ca. 3,5 Stunden ab Einstieg. Aussicht und Tiefblicke von oben sind gewaltig. Eine halbe Stunde Pause muss natürlich sein, aber dann geht es an den nicht minder anspruchsvollen Abstieg. Ich klettere die komplette Route wieder ab, wobei ich am Überhang aber das Stahlseil zu Hilfe nehme. Die brüchige Einstiegsstelle ist runter nochmal etwas unangenehmer, aber dann komme ich endlich nach insgesamt 7 Stunden (Einstieg bis Gipfel und zurück, inklusive Gipfelpause) wieder aus der unteren Schlucht heraus.
Kaum war ich wieder auf dem Wanderweg, fielen Konzentration und Anspannung unmittelbar von 100 auf 0 ab und machten der Erschöpfung Platz. Die Freude über die tolle Tour machte das aber locker wieder wett und ich ging zur Hütte, um Marie abzuholen. Ich unterhielt mich auch noch kurz mit der netten Hüttencrew und fragte, warum es kein Gipfelbuch gab. Erstmal bekam ich nur Gegenfragen: "Du warst auf dem Tibulaun? Mit Jeans? Echt?" Sie erzählten mir dann, dass das Gipfelbuch wohl gestohlen wurde. Wer zum Henker macht denn sowas? Und noch dazu an so einem Berg?
Der Abstieg zusammen mit Marie war auch nochmal sehr schön, wir ließen uns viel Zeit, machten ein paar Foto- bzw. Essenspausen und genossen den warmen Sommerabend. Am nächsten Tag ging es dann zur Erholung auf den Piz Boè...
Der Pflerscher Tribulaun war Gipfel Nr. 144 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
Tourengänger:
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