Alpinklettern am Gerberkreuz 2307m Südwestgrat
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Nachdem der Viererspitze Südwestgrat gut lief am Vortag, können wir uns mithilfe einiger Tipps ruhig den Gerberkreuz Südwestgrat vornehmen. Hier handelt es sich um eine wesentlich anspruchsvollere Tour, die 2019 saniert wurde. Es gibt mehrere Passagen und SL IV und die Absicherung muss abgesehen von den Standplätzen öfter selber gelegt werden. 8SL insgesamt unterbrochen von längerer ausgesetzter Schrofenkraxelei. Dazu kommt ein ziemlich langer Abstieg über die Linderspitze (Mittenwalder Klettersteig, lang jedenfalls wenn keine Bahn fährt). Eigentlich ist diese Tour für nicht so routinierte Kletterer so gar nicht ideal, wenn die Prognose nachmittägliche Gewitter ankündigt. Wir wollen es dennoch versuchen und brechen schon 5:10 Uhr an der Hütte auf in Richtung Lindenkopf.
Zustieg von der Mittenwalder Hütte T3, I, 400Hm, 1h 40min
Zunächst geht's über guten Steig (T3, teilweise gesichert) bis kurz vor den Lindenkopf, wo es so langsam heller wird. Den Aussichtsgupf lassen wir rechts liegen und betreten links ein Schotterfeld mit mehreren Wegspuren. Darüber hinauf und mit Hilfe von Steinmännchen über kurze gesicherte Passagen (I) die Steilstufe empor bis unter die steilen Felswände (weiteres Schuttfeld). Hier links wieder über Steigspuren noch einige 100m bis zu einem großen Steinmann an einem Pfeiler, hinter dem ein zweiter Steinmann den Einstieg in den Südwestgrat markiert, wo wir um 6:50 Uhr ankommen.
Südwestgrat IV, 400Hm, 5h 15min
Wir nehmen uns einige Zeit die erste Seillänge genau zu studieren und um alles vorzubereiten. Für mich mit voller Vorstiegsverantwortung ist es schon einige Jahre her, dass ich so eine lange Tour alpin geklettert bin. Die ersten Meter fühlen sich ganz gut an, sind griffig und eindeutig in der Routenführung über Platten und einer Stelle IV (BH) nach rechts zum Stand. Auch Philipp meistert den Nachstieg in aller Ruhe.
Die zweite SL hat es dann wirklich in sich, wobei die hießige Schlüsselstelle wesentlich furchteinflößender von unten wirkt, als sie dann doch zu klettern geht. Da steckt eben nur so ein wackliger Stichhaken, auf den ich nicht komplett vertrauen würde. Also mit Mut hinauf, nach rechts kann man auch ganz gut im Überhang kurz raustreten und dann das Wändchen oben übersteigen. Darüber wird's wieder entspannter bis zum Stand. Placements finden sich hinreichend. Als Philipp hier ankommt ist es bereits 8:30 Uhr. Wir haben auch nicht erwartet die regulären Kletterzeiten einzuhalten. Die kurze 3. SL klettern wir vor allem wegen der Kommunikation als eigene Länge.
Nun folgt eine außerordentlich schöne und ziemlich luftige Länge über lange Platten, die immer wieder akzeptable Griffe bereit halten. Hier finden sich auch mehrere gut platzierte Bohrhaken. Ich halte mich erst weit rechts nahe der Kante und quere oberhalb vom kleinen Pfeiler mit Abseilstand die obere Variante nach links (IV, H, BH). 9 Uhr. Bis zur Madonna auf dem Vorgipfel folgen nun noch zwei leichtere Längen (III und II). Die erreichen wir kurz nach 10 Uhr. Ganz kleine Pause zur Einschätzung des folgenden Geländes.
Wir entschließen uns hier am laufenden Seil in Kletterschuhen zu gehen. Der flache Grat ist grasig, felsdurchsetzt (I-II) und teils ausgesetzt. Ein wenig rätseln wir, wo wir jeweils am besten entlang kommen, können gleichzeitig durch gute Sicht immer sehen, wo wir hin müssen. Ein Aufschwung vor dem längeren Wiesenstück wird rechts umgangen. Das Wiesenstück hinauf ziehe ich dann das Tempo ziemlich an, weil es hier keine Absturzgefahr gibt. Die 250m im Topo für diesen Abschnitt beschreiben die geschätzte Luftlinie!
Punkt 12 Uhr erklimmt Philipp den Stand zwischen 7. (III+) und 8. SL. Der befindet sich in einer luftigen Scharte. Dahinter geht's ausgesetzt hinab und über ein Band zur wirklichen Schlüsselstelle der Tour (IV). Hier gibt's wieder eine Menge Luft unter den Sohlen und es braucht nochmals gut Armkraft für die paar steilen Züge. Hier würde ich mich bei einer 4+-Bewertung auch nicht beschweren. Es ist technisch anspruchsvoller als die Stelle an der Viererspitze, doch zum Glück nicht so stark abgegriffen. Um 12:30 Uhr stehen wir glücklich gemeinsam am letzten Stand und wissen, dass nun noch ein langer teils unübersichtlicher Übergang zum markierten Steig führt. Die Passage zum Gipfelkreuz ist in 15min erledigt.
Abstieg im Gewitter bis ganz runter! T6, II (bis Linderspitze), T4, 200Hm auf, 1600Hm ab, 4h
Nach halbstündiger Pause steht der einfachere und nicht minder schöne Teil der Tour an. Teils brüchiges Gehgelände folgt auf Schrofen im Wechsel mit schöner Kraxelei. Sogar einige kurze Firnpassagen würzen den Übergang mit alpiner Note. Man benötigt hier überall ein gutes Gespür bei der Routenfindung, denn solches Gelände lässt sich eben nicht auf jeden Meter beschreiben.
Etwa 14 uhr erreichen wir dann den gesicherten Mittenwalder Höhenweg mit Leitern und Drahtseilen, übersteigen die Nördliche Lindenspitze und sehen kurz danach die völlig verlassene Bergstation der Karwendelbahn.
Ein großartiger Anblick mit noch etwas Schnee in der Senke. Auch kündigt die diesiger werdende Luft am Horizont das sichere Kommen von Gewitter an. Also nix wie hinab! Eine kleine Zwangspause legen wir bei Sichtung eines wunderschönen Schneehuhns ein, da wir es nicht erschrecken wollen. Diese leisen Knattergeräusche von denen liebe ich total! 14:30 Uhr. Beim Blick auf den Wegweiser erschrecken wir zunächst ein wenig, hoffen aber doch wesentlich flotter bis zur Hütte zu gelangen. Der westliche Horizont verfinstert sich ganz langsam! Eine Stunde später verschwindet der Südliche Wettersteinkamm in der nahenden Gewitterfront. Es grollt bedrohlich. Noch befinden wir uns auf dem Steig mitten in der steilen und steinschlaggefährlichen NW-Flanke der Linderspitze. Bald tauchen Blitze und naher Donner auf. Der erste stärkere Regenguss erreicht uns dann wenige Minuten vor der Hütte, die wir kurz vor 16 Uhr erreichen.
Packen, verschnaufen und weiter - ins Tal! Schließlich soll der nächste Tag mieses Wetter bringen. Warum also hier bleiben? Im Laufschritt geht's kurz danach durch den anhaltend starken Regen und das nachlassende Gewitter hinab, damit wir noch den früheren Zug bekommen. Das klappt auch super und sicherlich etwas übel riechend, stark durchnässt und verschwitzt steigen wir in die komfortable Regionalbahn.
Also ist alles gut gegangen und vollkommen zufrieden, ja überglücklich fahren wir heimwärts. So ein bisschen fühlt Mann sich ja doch irgendwie gewissermaßen wie ein kleiner Held nach so einer gelungenen Tour. Aber nicht lange ;) Es ist einfach eine Riesenfreude einem Freund auch diese alpine Disziplin näher bringen zu können. Schön war's!
Topo zur Tour hier
Zustieg von der Mittenwalder Hütte T3, I, 400Hm, 1h 40min
Zunächst geht's über guten Steig (T3, teilweise gesichert) bis kurz vor den Lindenkopf, wo es so langsam heller wird. Den Aussichtsgupf lassen wir rechts liegen und betreten links ein Schotterfeld mit mehreren Wegspuren. Darüber hinauf und mit Hilfe von Steinmännchen über kurze gesicherte Passagen (I) die Steilstufe empor bis unter die steilen Felswände (weiteres Schuttfeld). Hier links wieder über Steigspuren noch einige 100m bis zu einem großen Steinmann an einem Pfeiler, hinter dem ein zweiter Steinmann den Einstieg in den Südwestgrat markiert, wo wir um 6:50 Uhr ankommen.
Südwestgrat IV, 400Hm, 5h 15min
Wir nehmen uns einige Zeit die erste Seillänge genau zu studieren und um alles vorzubereiten. Für mich mit voller Vorstiegsverantwortung ist es schon einige Jahre her, dass ich so eine lange Tour alpin geklettert bin. Die ersten Meter fühlen sich ganz gut an, sind griffig und eindeutig in der Routenführung über Platten und einer Stelle IV (BH) nach rechts zum Stand. Auch Philipp meistert den Nachstieg in aller Ruhe.
Die zweite SL hat es dann wirklich in sich, wobei die hießige Schlüsselstelle wesentlich furchteinflößender von unten wirkt, als sie dann doch zu klettern geht. Da steckt eben nur so ein wackliger Stichhaken, auf den ich nicht komplett vertrauen würde. Also mit Mut hinauf, nach rechts kann man auch ganz gut im Überhang kurz raustreten und dann das Wändchen oben übersteigen. Darüber wird's wieder entspannter bis zum Stand. Placements finden sich hinreichend. Als Philipp hier ankommt ist es bereits 8:30 Uhr. Wir haben auch nicht erwartet die regulären Kletterzeiten einzuhalten. Die kurze 3. SL klettern wir vor allem wegen der Kommunikation als eigene Länge.
Nun folgt eine außerordentlich schöne und ziemlich luftige Länge über lange Platten, die immer wieder akzeptable Griffe bereit halten. Hier finden sich auch mehrere gut platzierte Bohrhaken. Ich halte mich erst weit rechts nahe der Kante und quere oberhalb vom kleinen Pfeiler mit Abseilstand die obere Variante nach links (IV, H, BH). 9 Uhr. Bis zur Madonna auf dem Vorgipfel folgen nun noch zwei leichtere Längen (III und II). Die erreichen wir kurz nach 10 Uhr. Ganz kleine Pause zur Einschätzung des folgenden Geländes.
Wir entschließen uns hier am laufenden Seil in Kletterschuhen zu gehen. Der flache Grat ist grasig, felsdurchsetzt (I-II) und teils ausgesetzt. Ein wenig rätseln wir, wo wir jeweils am besten entlang kommen, können gleichzeitig durch gute Sicht immer sehen, wo wir hin müssen. Ein Aufschwung vor dem längeren Wiesenstück wird rechts umgangen. Das Wiesenstück hinauf ziehe ich dann das Tempo ziemlich an, weil es hier keine Absturzgefahr gibt. Die 250m im Topo für diesen Abschnitt beschreiben die geschätzte Luftlinie!
Punkt 12 Uhr erklimmt Philipp den Stand zwischen 7. (III+) und 8. SL. Der befindet sich in einer luftigen Scharte. Dahinter geht's ausgesetzt hinab und über ein Band zur wirklichen Schlüsselstelle der Tour (IV). Hier gibt's wieder eine Menge Luft unter den Sohlen und es braucht nochmals gut Armkraft für die paar steilen Züge. Hier würde ich mich bei einer 4+-Bewertung auch nicht beschweren. Es ist technisch anspruchsvoller als die Stelle an der Viererspitze, doch zum Glück nicht so stark abgegriffen. Um 12:30 Uhr stehen wir glücklich gemeinsam am letzten Stand und wissen, dass nun noch ein langer teils unübersichtlicher Übergang zum markierten Steig führt. Die Passage zum Gipfelkreuz ist in 15min erledigt.
Abstieg im Gewitter bis ganz runter! T6, II (bis Linderspitze), T4, 200Hm auf, 1600Hm ab, 4h
Nach halbstündiger Pause steht der einfachere und nicht minder schöne Teil der Tour an. Teils brüchiges Gehgelände folgt auf Schrofen im Wechsel mit schöner Kraxelei. Sogar einige kurze Firnpassagen würzen den Übergang mit alpiner Note. Man benötigt hier überall ein gutes Gespür bei der Routenfindung, denn solches Gelände lässt sich eben nicht auf jeden Meter beschreiben.
Etwa 14 uhr erreichen wir dann den gesicherten Mittenwalder Höhenweg mit Leitern und Drahtseilen, übersteigen die Nördliche Lindenspitze und sehen kurz danach die völlig verlassene Bergstation der Karwendelbahn.
Ein großartiger Anblick mit noch etwas Schnee in der Senke. Auch kündigt die diesiger werdende Luft am Horizont das sichere Kommen von Gewitter an. Also nix wie hinab! Eine kleine Zwangspause legen wir bei Sichtung eines wunderschönen Schneehuhns ein, da wir es nicht erschrecken wollen. Diese leisen Knattergeräusche von denen liebe ich total! 14:30 Uhr. Beim Blick auf den Wegweiser erschrecken wir zunächst ein wenig, hoffen aber doch wesentlich flotter bis zur Hütte zu gelangen. Der westliche Horizont verfinstert sich ganz langsam! Eine Stunde später verschwindet der Südliche Wettersteinkamm in der nahenden Gewitterfront. Es grollt bedrohlich. Noch befinden wir uns auf dem Steig mitten in der steilen und steinschlaggefährlichen NW-Flanke der Linderspitze. Bald tauchen Blitze und naher Donner auf. Der erste stärkere Regenguss erreicht uns dann wenige Minuten vor der Hütte, die wir kurz vor 16 Uhr erreichen.
Packen, verschnaufen und weiter - ins Tal! Schließlich soll der nächste Tag mieses Wetter bringen. Warum also hier bleiben? Im Laufschritt geht's kurz danach durch den anhaltend starken Regen und das nachlassende Gewitter hinab, damit wir noch den früheren Zug bekommen. Das klappt auch super und sicherlich etwas übel riechend, stark durchnässt und verschwitzt steigen wir in die komfortable Regionalbahn.
Also ist alles gut gegangen und vollkommen zufrieden, ja überglücklich fahren wir heimwärts. So ein bisschen fühlt Mann sich ja doch irgendwie gewissermaßen wie ein kleiner Held nach so einer gelungenen Tour. Aber nicht lange ;) Es ist einfach eine Riesenfreude einem Freund auch diese alpine Disziplin näher bringen zu können. Schön war's!
Topo zur Tour hier
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