Zugspitze: Der "Jubiläumsgrat" im Winter
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Dank des kraftsparenden Zustiegs per Bahn und der Biwakschachtel etwa mittig am Grat, ist es auch für Leute, die logistisch später starten können (oder wegen vorprogrammierter längeren Wartezeiten an der Eibseebahn) möglich, diese großartige Überschreitung anzugehen.
So waren auch wir 4 schon lange "heiss" und endlich bereit, es zu wagen:
Der Uwe, der Jonas, Reinhard und ich
Bei bestem Wetter kamen wir schließlich per Bahn an der Bergstation an und ernteten bei den in großer Anzahl anwesenden japanischen Touristen ob unserer Biwak-Gerätschaften, Eispickel und dicken Rucksäcke viele bewundernde Blicke. (Dabei hatten wir noch überhaupt nix geleistet!).
Eine der älteren Damen bat uns um ein Gruppenfoto und durfte zwischen Uwe und Reinhard stehend sogar den Eispickel halten! Ich bin sicher, dass dieses Bild dort seither in Ehren gehalten wird! Wann hat man sonst schon die Möglichkeit, "echte" Bergsteiger zu treffen?
Soweit so gut, wir hatten beste Laune, das Wetter war wirklich herrlich, allerdings war es inzwischen auch schon deutlich später als gedacht geworden, als wir endlich vom Zugspitz-Gipfel dem Jubelgrat abwärts folgten. Die Schneelage am Grat war erträglich. Es gab einige wenige Spuren. Solang es bergab ging, machte es Spaß.
Unser, vor allem mein! Fitnesslevel wurde nach dem recht entspannten Start am Gipfel und dem ersten Gratstück auf eine sehr harte Probe gestellt. Die Aussicht auf eine der womöglich tw ohne Drahtseilhilfe (da unter dem Schnee(?) zu begehenden kombinierten Schlüssel-Passagen (s.d., IIer oder mehr) flößten mir so sehr viel Respekt ein, daß ich mit Uwe davor einer Spur- war es tatsächlich eine Umgehunsgspur(?) - in die Südflanke hinab folgte. Leider führte die tiefer hinab, als gedacht.
Der Höhenverlust war nicht mal so sehr beträchtlich, vielleicht 80-100hm, aber die Querung unterhalb der schwierigen Passage am Grat oben im tiefen Schnee und der bald notwendige Wiederaufstieg zum Grat zurück, in dieser Höhe, mit wenig Vorbereitung, sehr frühem Start am Morgen...., der saugte mich sowas von total leer. Ich hatte Kopfschmerzen, es war mir fast schwarz vor den Augen und ich überlegte schon, ob ich nicht umdrehen und irgendwie sogar zurück zur Bahn am Gipfel steigen sollte.
Uwe erbarmte sich meiner und während Jonas und Reinhard schon ziemlich weit voraus waren, um uns womöglich einen Liegeplatz in der Schachtel zu sichern, blieb er bei mir, betüttelte mich geduldig mit Trinken, Traubenzucker und lieben Worten und munterte mich dadurch und immer wieder soweit auf, dass ich weitermachen konnte und es auch wollte. Endlich waren wir wieder am Grat.
Zum Glück waren die Abschnitte , die dann folgten, weniger schwierig (max II) und es gab nur noch einige vglweise kurze Gegenanstiege, die ich mehr recht als schlecht, aber dank der Geduld meines Bergpartners auch noch schaffte. Auch die Schneelage passte zusehends. Die Klettersteigeinlagen waren nicht wirklich schwer, für mich aber grenzwertig, da ich extrem ausgepumpt war.
An der kleinen Schachtel fiel mir ein erster Stein vom Herzen, es waren dann insgesamt ca 15 oder 18 Personen, die dort bis zum Abend eintrafen und die Nacht dort verbrachten. Je 2 "sandwitchten" auf den wenigen schmalen Bretterlagern, die Anderen blieben notgedrungen draußen und machten es sich dort "gemütlich". Die Verhältnisse dazu waren gut bis sehr gut, kaum Wind, mäßig kalt.
Mit Schlafen war trotzdem nicht viel, aber da Jonas und Reinhard als eine der Ersten hier gewesen waren, trat mir Einer der Beiden sein Plätzle ab und ich durfte als der "Schwächlichste" drinnen liegen. - das war mir mehr als genug. Mann, war ich fertig...
Der morgendliche Start war für uns alle ein wenig steif, aber wir waren sicher, den "Rest" auch noch zu schaffen. Es gab noch ein wenig Proviant, heissen Tee und so nahmen wir - ich sogar einigermaßen erholt -hihi, die frische Luft tat mir also doch gut :D - den 2ten Teil des Jubiläumsgrates in Angriff.
So erreichten wir nach Überklettern der Vollkarspitze und zuletzt der Alpspitze alle heil und froh wieder leichteres Gelände.
Welch ein krasser Unterschied im Schnee, obs rauf oder runter geht!
Ich und ? überwanden das letzte Stück hinab per Alpspitzbahn, die anderen 2 stiegen noch zu Fuß ab.
Weitere (sommerliche) Jubelgrat-Beschreibungen findet ihr z.B. hier oder auch hier
Anmerkung: Eine passende "T" oder Klettersteig-Bewertung auszugeben, ist im Winter sehr schwierig, da zu sehr von der Schneelage abhängig. Was im Sommer heute ca. T5+ ist, kann im Winter schwerer oder auch leichter sein. Bei den Bewertungen von Klettersteigen kenne ich mich zudem wenig aus. Zu viele Skalen...
Wichtige Winterinfos (aus alpin.de)
Im Winter muss man damit rechnen, dass ein Teil der Drahtseilversicherungen am Jubiläumsgrat und an der Alpspitz-Ferrata unter dem Schnee liegen. Während im Sommer der Grat in beide Richtungen begangen wird, ist für den Winter der Start von der Zugspitze empfehlenswert : So können die steilen Nordhänge der Vollkarspitze und der Steilhang unterhalb des Hochblassen im Abstieg bewältigt werden, was lawinentechnisch sehr empfehlenswert ist. Vorsicht: Die Hänge sind über 40 Grad steil und nordseitig in Kammlage. Da der Jubiläumsgrat die erste Bergkette gegen die Wetterfronten aus Nordwesten bildet, bekommt er oft den meisten Schnee ab.
Dann kann der letzte Teil des Weges zur Falle werden. Der Abstieg über die Ferrata kann zu gefährlich sein. Der Abstieg zu Fuß durch das Grieskar ist extrem (!) anstrengend – hier sammelt sich oft mehr Schnee an als erwartet. Der Schnee kann meterhoch eingeweht sein. Bei guten Bedingungen kommt man im Winter schneller voran als im Sommer; bei Neuschnee und ohne Spur wird der Grat zum hochalpinen Unternehmen. Völlig falsch ist, dass die Tour im Winter Training für Westalpenklassiker sei. Die Anforderungen am sommerlichen Rochefort-Grat sind dagegen geradezu lächerlich – der Jubiläumsgrat ist wesentlich schwieriger und erfordert mindestens das Doppelte an Kondition.

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