Brüggler - Glück im Unglück


Publiziert von MarcelL , 20. Dezember 2020 um 21:25.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:18 Dezember 2020
Klettern Schwierigkeit: VII (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT1 - Leichte Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Näfels, Schwendital, Winterparkplatz (20 m bevor der Schnee anfängt, die rechte Strassenabzweigung nehmen un nach 30 m parken (Bezahlbox)

Zustieg: bei uns gab es eine Wanderspur hoch, die gut zu Fuss begehbar war. Ansonsten bieten sich Ski oder Schneeschuhe an. Das Tal selber kriegt im Winter kaum Sonne, so dass sich Schnee gut und kalt hält. Die Wand sah aber trocken und aper aus. Am Frügstücksstein mussten wir uns aber tatsächlich im Schnee fertigmachen und durch tiefen Schnee zum Einstieg (bisschen Logistik mit Schuhen und Gamaschen ist hilfreich). Der normale Start der Tour an der Platte war verschneit und wir haben dann gleich weiter oben am Anfang des Kamins mit 2 Cams einen schönen Stand gebaut. Dort ist es gut sich fertigzumachen, Seil auszulegen, etc, aber es tropft sehr, wenn auf den Latschen drüber noch Schnee liegt... brrr.

1. SL (6-, 20 m): Die Tour folgt immer den feinen roten Strichen. Die 1. SL ist identisch mit Glückspilz. Den Kamin hoch, recht kraftig ums Eck gehangelt (Crux) und dann - in den trockenen, sonnigen, hellen Platten hoch zum Stand.
2. SL (6-, 35 m): Schöne Platten nach oben. Ein waagrechter roter Strich deutet an, wo die Linie nach links quert. (An dieser Stelle könnte man auch über superschöne Platten 4 Bh entlang weiter hoch zum Stand von Glückspilz light). Bequemer Stand ist links der Kante, in der goßen Platte unter dem Dachriegel.
3. SL (6+, 25 m): Jetzt wirds ernsthaft plattig. Es löst sich immer wieder ganz gut, mal bischen R, mal bischen L (wo es am steilsten wird, crux, etwas L vom Bh klettern). Stand ist über der Megawasserrille auf gutem Band.
4. SL (7, 30 m): Vom Stand weg die ersten 2 Bh extremst plattig, mit 1-2 Minischüppchen für die Fingernägel. 1 Bh mehr wäre hier wünschenswert (6a obl ist ein Witz; allein vom Stand zum erten Bh ist 6b zwingend). Dann deutlich leichter, aber trotzdem bei jedem Schritt anspruchsvoll schräg L hoch zu Bh mit A0 Schnürl (darunter einmal mit L-Bogen zu einer etwas rauheren Kante). Vom Haken mit Knotenschnur weiter nach L (ca. 10 cm breites Trittband) zu Bh mit Kette. Dort nochmal echt anspruchsvolle Querung ca. 1 m nach L (man berührt hier die Linie von Weg des Wassers) und schräg R hoch zum Dach (deutlich einfacher. Dachlippe als Zange fassen). Alternativ kann man auch etwas R der Kette hoch (etwas gestufter, aber nicht ganz so schöner Fels). Von der Dachlippe an eher athletisch, aber deutlich leichter und sicherer hoch zum Riss. Von dort nochmal einen tricky Schritt genau waagrecht nach R zu Latsche (= Stand), bzw einem Riss über der Latsche um sich rüberzuziehen. [Diese SL ist extrem schön und hat tollen Fels, der praktisch keine Begehungsspuren aufweist. Rein subjektiv würde ich sagen, dass ähliche technische Passagen in Kletterhallen eher im Bereich 6c+/7a bewertet werden.]
5. SL (6, 40 m): Sehr schön, immer den Bh folgend schräg nach L oben. Aber nicht unterschätzen: Die Längsschlitze sind recht physisch und erfordern manchmal eher ungewöhnliche Techniken (Aufstehen auf im Riss verklemmten Fuss, Anpiazen von stumpfen Kanten, etc..).
6. SL (6-, 30 m): Weiter über schöne Platten mit Wasserrillen schräg nach L oben zu Stand an einem 2 m hohen Steilaufschwung auf gutem Band. (ca. 2-3 m waagrecht nach L ist ein weiterer Stand, kl Verschneidung, der zu einem alternativen (leichteren, näher am Gipfel liegenden) Ausstieg führt.
7. SL (7, 30 m): Zunächst nicht besonders schwierig 20 m die Steilplatten nach oben. Toller Fels, immer wieder mit scharfen, großen Schuppen. Dann kommt das Schlusswandl. Hier ist der Fels deutlich abgeklettert, da hier mehrere Routen zusammenkommen (dafür ist die Absicherung hier echt super). Zunächst hat man eine super Schwarte im Riss in der Hand, und muss einen "Zaubermove" machen, um den Fuss draufzubekommen und aufzustehn. Von dort kann man dann den Crux-Bh einhängen und muss dann noch ca. 1 m nach R oben klettern, um zu einem Band zu kommen.
Nach diesem Boulder gibts als Abschlusszuckerl noch einen athletischen Move vom Band zum Grat. Und dieser Hauruck führt auch direkt zum Standhaken und der Aussicht bis Zürichsee, Bodensee und Walensee...

Crux-Spoiler: Der entscheidende Griff ist schlecht sichtbar ca. 1 m R und 1 m oberhalb des Bh (war in unserem Fall wasserüberronnen, aber noch OK zu halten). Um den Griff zu erreichen (um sich nach R zu lehnen) muss man mit der linken Hand eine schräge Leiste hart halten. Füsse stehen dabei ziemlich auf Reibung.

Insgesamt: Sehr schöne Tour, Abwechslungsreich, gute Linie, extem schöner Fels, sehr wenig Gras. Absicherung: Nachgerüstet mit sehr guten Ständen und "neueren" Plättchen (allerdings der inzwischen nicht mehr UIAA-akzeptierte Typ, in den nur ein Karabiner passt). Material also gut und vertrauenswürdig. Abstände in Känelkategorie gut+; vor allem in SL4 snd die ersten zwei Bh unangenehm (etwas scary) zu clippen, wenn man nicht wirklich über den Schwierigkeiten steht.

Abstieg:
Zunächst mal im hüfttiefen Schnee zum Gipfelkreuz gewühlt. Der Nord-Süd-Unterschied war schon krass. Dann immer am Grat Richtung W runter, weiter als man so denken möchte. Die Brügglerscharte ist fast am tiefsten Punkt des Grats (vielleicht so 50 m östlich davon). An der Scharte (blau-weiss markiert) über den Grat und einen steilen Kamin südlich runter. Danach in schrofigem Gelände unter der Wand entlang Richtung O (immer mehr oder weniger am Knick zwischen der steilen Wiese und der Wand drüber...



Tourengänger: MarcelL


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