Wir rocken den Rockertkopf: Kraxelige Erkundungen im Granit bei Gernsbach


Publiziert von Schubi , 7. Dezember 2020 um 11:45. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:21 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 642 m
Abstieg: 642 m
Strecke:12.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz Lautenfelsen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Pfadfinder Nik hat im Nordschwarzwald ja schon einiges gefunden, und das bezieht sich weniger auf Pfade, als vielmehr auf Kraxelfelsen. Oberhalb des zu Gernsbach eingemeindeten Dörfchens Lautenbach z.B. tritt jede Menge Granit zutage, neben dem beeindruckenden (und recht bekannten) Lautenfelsen stehen hier noch viele weitere, oft namenlose Felsgruppen herum. Es gibt versteckt im Unterholz sogar einen langgezogenen Felsgrat zu entdecken und zu erkraxeln, und zwar am Rücken des Rockertkopfs (was für ein Name!). Wir nehmen uns also vor, den Rockertkopf bald mal zu rocken und verabreden uns für einen Samstag im November bei frisch-frostigem Wetter. Mit auf Tour ist auch Niks Waldelfe, krankheitsbedingt leider nicht dabei sein kann Schubis Ameliebste.

Als passenden Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt, oder zum Betrachten der Bilder hier empfehlen wir ganz ironiefrei Weeks & Company's Rock Your World.


Wir drei Rocker starten am Wanderparkplatz Lautenfelsen und stapfen erstmal länger östlich in die Höhe. Hier und auf weiteren Abschnitten der Tour nutzen wir den markierten Wanderweg "Gernsbacher Runde". Dabei geht's zunächst durch ein waldiges Tal, in dessen Flanken bereits reichlich Granit hängt, liegt und steht. Alles ist dick bemoost und der Schubi tät am liebsten schonmal hineinsteigen. Aber die Begleiter bitten ihn um Geduld, denn weiter oben werden wir wohl "eh noch genug zu tun haben". Wir erreichen eine Lichtung (Ahornwiese) mit Hüttle und wechseln an der folgenden Wegkreuzung nun rechts westlich/nordwestlich auf den Lautenfelsenweg. Bald schon kommen wir an einer Kurve an einem ersten namenlosen Felsgrat vorbei, der vom Weg aus von oberhalb leicht bestiegen werden kann. Wir tscheggn die Aussicht und den Moosbelag und finden's schön, aber steigerungsfähig. Nächste Wegkurve, nächste Felsgrat-Nase, nächster Bestieg von "oben": wir sind am Lochfelsen. Hier geht es schon blockiger zur Sache und die Hände kommen auch zum Einsatz. Wir kraxeln nach vorne bis zu einem recht schmalen und ausgesetztem Gratabschnitt.

Wieder zurück zum Weg, wo die Waldelfe uns erwartet. Nächste Wegkurve, nächster Fels: es ist der oben erwähnte und weithin bekannte Lautenfelsen (593 m). Eine in den Fels gehauene Treppe führt zu einem wirklich schönen Aussichtspunkt auf ihm mit weitem Blick über das untere Murgtal und rüber zur Rheinebene. Zeit für ein erstes Veschper! Bereits am Vormittag sind hier auch schon einge andere Wandersleut unterwegs. Später sehen wir, wie freistehend-prominent-romantisch der Lautenfelsen liegt und wundern uns nicht mehr über seine Beliebtheit. Leider aufgelassen, dafür umso verwunschener ist ein Pfädle, das uns Dank Niks Entdeckerauge vom Aussichtspunkt in einer Verschneidung herab und wildromantisch um eine größere Felspartie herum wieder hoch zum Hauptweg führt. Ein leicht zu übersehendes Kleinod, und viel schöner als der breite Weg oben.

Jetzt weiter und leicht ansteigend um ein kleines Bachtal herum. Nun sind wir schon am Rockertkopf (642 m). Es ist der Berg mit dem lässigsten Namen im (mindestens!) Nordschwarzwald. Der Weg führt an der Spitze seiner Nordnase herum und exakt hier ist nun es Zeit, sich links hoch weglos ins Unterholz zu schlagen. Denn weiter oben, mittig auf dem Rücken des Rockertkopfs verläuft ein in den Bäumen versteckter Granit-Grat. Und den hat Nik im Vorfeld bereits mal erkundet. Wir sind gespannt! Nach nur wenigen Bäumen zeichnen sich tatsächlich hinten die ersten Felsgruppen ab und die Vorfreude steigt. Trittfestigkeit ist gefragt, denn wir balancieren hier über eine bunte Mischung aus bemoosten Granitblöcken und Totholz, und wacker wurschteln wir uns durch die Botanik. Die ersten Blockgruppen können noch ohne Handeinsatz erstiegen werden, bald wird es jedoch kraxeliger. Herrlich rustikal geht's hier zu, Nik und Schubi hieven sich mit großem Spaß durch den Granit nach oben. Die Waldelfe jedoch geht es heute gemütlicher an und umgeht den ersten Aufschwung unterhalb, wir bleiben mit ihr in Rufkontakt.

Der Granit hier ist heller und deutlich kantiger verwittert als der im Bühlertal, den wir ja auch sehr *schätzen. Es handelt sich hier (in lokaler Benennung) um Forbach-Granit. Der Grat senkt sich und verliert sich kurzzeitig in einem Blockmeer aus Felstrümmern, herrlichst überwuchert von Moos. Hier treffen wir die Waldelfe wieder und rustikal geht es durch die Blöcke, nun wieder aufsteilend. Auch bei den nächsten Aufschwüngen trennen wir uns von der Waldelfe, die schonmal zu einem verabredeten Wegpunkt vorausgeht. Währenddessen turnen Nik und Schubi schwungvoll oben über den Grat und erreichen seine höchste Stelle, an der die Felsen auch mal deutlicher über die umstehenden Bäume herausragen und einen tollen Fernblick ermöglichen. Aber jede schwungvollste Kraxelei hat mal ihr Ende denn nun läuft der Grat endgültig im flacheren Gelände des Rockertkopfs aus. Noch haben wir aber seinen "Gipfel" nicht erreicht: die höchste Stelle des Bergs (642 m) liegt etwas abseits des Grats und auch da wollmermal hin. Also weiter durch (leider) noch dichteres Unterholz. Die Fernsicht am "Gipfel" beträgt dann auch nur überschaubar wenige Meter, denn wir stehen hier (natürlich): mitten im Gehülz ;-) Wurscht, Hauptsache wir haben mal den Rockertkopf gerockt!

Nun weiter südöstlich durch die Bäume, bis wir einen nächsten Bereich von verstreut stehendem Granit erreicht haben. Der liegt aber in nicht so steilem Terrain und so sind die Felsen schnell überschritten. Wir treffen weiter östlich auf eine Forstweg, gehen diesen aber nur kurz südwestlich um dann erneut links abzuzweigen und zwar südlich und mittig auf einer weiteren Bergnase, die man als südlichen Ausläufer des Rockertkopfs interpretieren könnte. Sie fällt bald steiler ab und über die hier dicht hingewürfelten und herrlich moosbewachsenen Granit-Brocken steigen wir nun eine ganze Weile vergnügt herunter. Gut gestuft und recht kleinteilig liegen die Felsen, so daß wir die Hände nur zum Stabilisieren unserer Tritte benötigen. So können wir die von der Sonne verzauberte Atmosphäre hier geniessen, mit dem leuchtenden Grün der Mosspolster auf dem Granit und den herbstlichen Farben des lichten Buchenwalds rundum. Trotz aller Romantik ist aber weiterhin Trittsicherheit vonnöten, denn es liegt viel Totholz herum und die Spalten zwischen den Felsen sind tief und teils recht versteckt unter Blattlaub.

Auch dieser Grat läuft aus und wir treffen unterhalb auf einen markierten Weg. Es ist die "Murgleiter", der wir nun grob nordöstlich folgen und die auf diesem Abschnitt ein schön geführtes Pfädchen im weiterhin felsdurchsetzten Waldhang ist. Man muss bissel obacht geben, dass man nicht versehentlich auf dem etwas tieferen, parallelen, aber natürlich langweiligeren Wirtschaftsweg landet. In Nähe des Bachlaufs Rückgraben müssen wir allerdings dann so oder so auf den Weg wechseln. Immerhin führt dieser uns nun bergan zu einem herrlichen Aussichtspunkt in der nächsten Wegkurve: einer weites Panorama vom Hohloh im Osten bis zum Hautpkamm des Nordschwarzwalds im Westen (mit Seekopf und Badener Höhe). Zeit für ein Veschper! Besagte Wegkurve bringt uns nun nördlich weiter, wir treffen wieder auf die Gernsbacher Runde und gehen auf ihr nordwestlich-westlich (lassen dabei leider ein paar Kraxelfelsen aus), bis wir wieder auf eine Wegkreuzung vom Hinweg treffen. Dort machen wir einen Abstecher runter zum Dachsstein (613 m),  einem wunderschön in den Talhang vorgeschobenen Felsen, der vom Weg aus leicht erkraxelt werden kann. Erneut freuen wir uns über eine prächtige Aussicht. Gleicher Wegabschnitt zurück kurz nördlich, dann aber auf die hier ebenfalls durchkommende Murgleiter/Gernsbacher Runde links abzweigen. Hier sind wir wieder am Rockertkopf, aber diesmal unterhalb in seinem Südwesthang. Man sollte nicht die Abzweigung dieser markierte Wege links übersehen, denn nur so kommt man an weiteren wunderschönen Felsgruppen vorbei, die erkraxelt werden können. Highlight ist dabei der Rockertfels: hier kann man wahlweise links über eine kurzen Grat auf eine kleine Felsnadel kraxeln (am Ende ausgesetzt) oder rechts den Hauptfelsen ersteigen und sich dschungelig unter urigen Bergkiefern hindurchwinden. Nik und Schubi haben ihren Spaß dabei und die spätnachmittagliche Novembersonne freut sich mit uns, genauso übrigens wie die rastende Waldelfe.

Zurück zum Pfad und links/westlich weiter durch den wunderschön herbstlichen Wald. Der Pfad ist hier wirklich nett angelegt, man hat immmer mal Blicke zum Murgtal und kommt noch an einigen Felsformationen vorbei. Auf eine davon hat man sehr pittoresque die Elsbeth-Hütte gesetzt, und von ihr haben wir nochmals einen beeindruckenden 270-Grad-Blick. Weiter auf dem Pfad zum nächsten Aussichtspunkt, den man ebenfalls ohne Kraxelei erreicht. Die tiefstehende Novembersonne verzaubert das Murgtal und die umliegenden Schwarzwald-Höhen, es ist rechter Herbst-Traum heut. Wir sind inzw. wieder auf einem breiten Weg der uns auch wieder an der Stelle vorbeiführt, an der wir vorhin zum Grat des Rockertkopfs weglos ins Unterholz abgebogen sind. Kurz bergab (nochmals Blick rüber zum Lautenfelsen) und nach Überquerung eins kleinen Bachs auf einer Lichtung (Heilwiesen) auf einem etwas versteckt liegenden Pfädle schliesslich nochmal rustikal bergab, direkt zum Startpunkt unserer Wanderung.

Fazit: spannend, wo im Schwarzwald man überall auf schöne Granit-Formationen trifft. Der fällt mal steil ab, mal ist er kraxelbar, mal ist seine Verwitterung scharf-gebrochen, mal rundlich. Und am schönsten ist er natürlich moos-überwuchert ;-) Die Mischung aus weglos und weggebunden hat uns mal wieder großen Spaß gemacht und das herrliche Spätherbst-Wetter hat noch das i-Tüfelchen auf diese Tour gesetzt.

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen



Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe, Schubi


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Kommentare (8)


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F3ttmull hat gesagt:
Gesendet am 7. Dezember 2020 um 13:30
Vielen Dank,
falls zwischen den Jahren die Loipen auf dem Kniebis nicht gespurt werden oder generell Schneeknappheit herrscht, schau ich mir eure Tour mal genauer an :)
Grüße aus dem Allgäu.

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Dezember 2020 um 15:28
Gerne. Freut mich, dass wir haben inspirieren können.
Jo, auf Langlauf am Kniebis freu ich mich auch schon, hoffentlich ist diesen Winter dort wieder öfter gespurt.

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 7. Dezember 2020 um 17:00
Klasse Balladen und Songs, ihr 3 Rocker!
Eure Konzerte sind ein (Augen-)Schmaus

VG, Nyn

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Dezember 2020 um 17:16
Herzlichen Dank, Markus.
Jep, wir drei haben unsere musikalischen Talente da recht ideal in die Landschaftsform einbringen können ;-)

Guatzle hat gesagt:
Gesendet am 8. Dezember 2020 um 10:03
Eure Tour hört sich super an. Wenn ich mal in der Gegend bin, dann folge ich Euren Spuren. Grüße an Nik.
s'Guatzle aus dem Allgäu

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Dezember 2020 um 13:43
Danke für deinen netten Kommentar. Grüße richte ich gern aus!

WolfgangM hat gesagt:
Gesendet am 8. Dezember 2020 um 11:09

Ich freue mich mit Euch über Eure erfolgreiche Tour! Für die Tour hatte Nik vorher auch mich angefragt, aber wegen meiner gesundheitlichen Einschränkungen kann ich solche großen Wildnis-Touren leider nicht mehr machen. Einen Tag später war ich jedoch auch dort und konnte immerhin den höchsten Felsen auf dem Grat des Rockertkopfs besuchen, den man nur weglos erreicht. Jedoch bin ich dort nicht wie Ihr über den gesamten Grat, sondern einfacher von der Westseite über einen alten Forstweg hochgegangen.

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Dezember 2020 um 13:57
Ja, Nik hatte erwähnt, dass du die Ecke magst und evtl. mitkommen wolltest. Danke für deinen netten Kommentar und schön, dass der Rockertkopf dich auch neugierig gemacht hat.


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