Die Grabentour - Vom Wasser angetrieben
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Bergmännische Wasserbauwerke IV
Inspiriert von meinen jüngsten Bahntrassenwanderungen fahre ich heute erneut ins Bobritzschtal. Ich parke das Auto auf dem alten Bahngelände der einstigen Haltestelle Falkenberg und überquere den Fluss auf der Straßenbrücke. Über eine Anliegerstraße gehe ich nun in talwärtige Richtung. Etwas außerhalb des Ortes komme ich zur historischen Schafsbrücke. Es soll sich hierbei um eine der ältesten erhaltenen Brücken im Freiberger Raum handeln. Über sie verlief einst eine Salzstraße von Böhmen nach Meißen. Hinter der Brücke führt ein weitgehend naturbelassener Pfad am rechten Ufer talwärts. Unterwegs sind das ein oder andere Wehr im Fluss sowie alte Antriebsgrabenreste an beiden Uferseiten auszumachen. An einer Sitzgruppe lege ich eine Frühstücksrast ein. Über eine Straßenbrücke geht es später auf die linke Talseite und in den Ort Krummenhennersdorf hinein. Eine alte Steinbrücke ermöglicht den erneuten Wechsel auf die rechte Flussseite. Hier befindet sich das sehenswerte Ensemble der alten Wünschmann Mühle. Diese wurde 1195 erstmals urkundlich erwähnt. 1927 wurde das Mühlrad durch eine Turbine ersetzt, die heute noch in Betrieb sein dürfte. Vom Unterwasser der Mühle wurde einst die Grabentour gespeist.
Die Grabentour ist ein bergmännisches Wasserbauwerk, das, zwischen 1844-1846 erbaut, bis 1877 Antriebskraft für den Bau des Rothschönberger Stolln lieferte.
Der Rothschönberger Stolln ist ein insgesamt 50,9 km langer Hauptentwässerungsstollen des Freiberger und Brander Bergrevieres, der bei Rothschönberg in die Triebisch mündet. Er besteht aus dem unteren 13,9 km langen Fiskalischen Rothschönberger Erbstolln, dem 15 km langen Hauptstollen im Revier sowie insgesamt 22 km langen Verzweigungen und wurde von 1844-1882 erbaut. Der Revierteil des Stollens unterstand der Revierwasserlaufanstalt. Deren Funktion wird durch eine Worttrennung an den richtigen Stellen deutlicher: Revier-Wasserlauf-Anstalt. Diese war für die ober- und unterirdische Zu- und Ableitung des im Bergbau benötigten und anfallenden Wassers zuständig. Zum Bau des Fiskalischen Rothschönberger Erbstolln wurden insgesamt 8 Zwischenangriffe, sogenannte Lichtlöcher niedergebracht. Von diesen aus arbeitete man im Gegenortvortrieb aufeinander zu. Da die zur Verfügung stehenden Dampfmaschinen noch nicht ausreichend leistungsfähig waren, wurde an drei Lichtlöchern Wasserkraft zum Pumpenbetrieb und zur Förderung eingesetzt.
Zwei davon, das IV. und V. Lichtloch wurden von der 3,6 km langen Grabentour erschlossen. Das aus der Bobritzsch entnommene Wasser wurde dazu durch anspruchsvolles Gelände in 1,7 km offenem und 1,9 km unterirdischem Grabenverlauf zugeführt. Die fünf unterirdischen Abschnitte werden wegen der bergbaulichen Verwendung als Röschen bezeichnet. Die Anlage des Bauwerkes geht auf den Obereinfahrer E. v. Warnsdorff, den Obersteiger A. Jobst und den Maschinensteiger G. Beier zurück.
Die Grabentour wird heute von einem wunderschönen Wanderweg begleitet. Unterwegs komme ich zum einstigen V. Lichtloch. Die Übertageanlagen sind hier alle entfernt worden. Einzig das Fundament des Treibehauses ist noch erhalten. Die Aufschlag- und Abzugsrösche sind zugemauert und verfüllt. Als Antrieb wurde am V. Lichtloch eine Schwamkrug-Turbine mit 2,3 m Durchmesser und 10,7 m effektiver Wasseraufschlagshöhe verwendet. Diese langsamlaufende Gleichdruck-Radialturbine wurde vom Oberkunstmeister F. W. Schwamkrug entwickelt. Sie war für den Antrieb von Pumpensätzen und für den Förderbetrieb gleichermaßen geeignet.
Weitergelaufen, überschreite ich ab dem oberen Mundloch der Reinsberger Rösche einen Höhenrücken in gerader Linie und komme im Ort Reinsberg schließlich zum IV. Lichtloch. Die Übertageanlagen sind hier komplett erhalten und können (außerhalb von Corona) besichtigt werden. Als Antrieb wurde am IV. Lichtloch ein Wasserrad mit 11,9 m Durchmesser verwendet. Das Wasserrad wurde nach Betriebsende entfernt aber die gewaltige Radstube ist noch erhalten. Ich drehe eine Runde durch das Areal und gehe zum Schafteich. In Betriebspausen konnte das Grabenwasser hierhin abgeschlagen werden.
Ich laufe nun bis zum Scheitel des Höhenrückens zurück und biege nach links auf die Wolfsstraße ab. Statt gerade durchzulaufen, nehme ich den ersten Abzweig nach rechts und handele mir damit einen kleinen Umweg ein. Später zwingen sonntägliche vollmechanisierte Forstarbeiten zu einem weiteren kleinen Umweg. Entlang der Straße komme ich nach Krummenhennersdorf und quere dort die Bobritzsch. Über eine Anliegerstraße gehe ich am Ortsrand auf die Anhöhe hinauf und biege nach links auf einen Flurweg ein. An der Salzstraße halte ich mich nochmals links und gehe bis zum einem Grundstück. Dort biege ich ebenfalls links und verliere an Höhe. Über eine frische Lichtung komme ich zum Bobritzschufer. Dort ist eigentlich Ende Gelände, der Karteneintrag erweist sich als ungenau. In Indiana-Jones-Manier arbeite ich mich auf einem Wildwechsel durch Schlamm, Brennnesseln, Brombeergestrüpp und über Fallholz flussaufwärts. Nach einiger Zeit komme ich zum einstigen Standort der Forstmühle, die zu Krummenhennersdorf gehörte und 1348 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1912 ist sie abgebrannt und ihre Reste wurden nach dem II. Weltkrieg zum Bau von Neubauernhöfen abtransportiert. In den 1980er-Jahren wurden die Fundamentreste gesichert und Freiwillige richteten den Mühlgraben wieder her. Zuletzt waren ABM-Kräfte zur Konservierung tätig. Ich lege meine Mittagsrast ein. Zwei anwesenden Radfahrern empfehle ich auf die Frage, wo ich denn herkommen würde, lieber wieder umzukehren. Gestärkt wandere ich bis zu einer Steinbrücke, wechsele das Ufer und lege die Schlussetappe auf dem vom Morgen bekannten Weg nach Falkenberg zurück.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 30 min.
Die absolvierte Strecke ist nur teilweise als Wanderweg markiert und größtenteils als T1 zu bewerten. Felsenpassagen sowie ein weitgehend wegloser Abschnitt am Bobritzschufer sind abweichend als T2 einzuschätzen.
Inspiriert von meinen jüngsten Bahntrassenwanderungen fahre ich heute erneut ins Bobritzschtal. Ich parke das Auto auf dem alten Bahngelände der einstigen Haltestelle Falkenberg und überquere den Fluss auf der Straßenbrücke. Über eine Anliegerstraße gehe ich nun in talwärtige Richtung. Etwas außerhalb des Ortes komme ich zur historischen Schafsbrücke. Es soll sich hierbei um eine der ältesten erhaltenen Brücken im Freiberger Raum handeln. Über sie verlief einst eine Salzstraße von Böhmen nach Meißen. Hinter der Brücke führt ein weitgehend naturbelassener Pfad am rechten Ufer talwärts. Unterwegs sind das ein oder andere Wehr im Fluss sowie alte Antriebsgrabenreste an beiden Uferseiten auszumachen. An einer Sitzgruppe lege ich eine Frühstücksrast ein. Über eine Straßenbrücke geht es später auf die linke Talseite und in den Ort Krummenhennersdorf hinein. Eine alte Steinbrücke ermöglicht den erneuten Wechsel auf die rechte Flussseite. Hier befindet sich das sehenswerte Ensemble der alten Wünschmann Mühle. Diese wurde 1195 erstmals urkundlich erwähnt. 1927 wurde das Mühlrad durch eine Turbine ersetzt, die heute noch in Betrieb sein dürfte. Vom Unterwasser der Mühle wurde einst die Grabentour gespeist.
Die Grabentour ist ein bergmännisches Wasserbauwerk, das, zwischen 1844-1846 erbaut, bis 1877 Antriebskraft für den Bau des Rothschönberger Stolln lieferte.
Der Rothschönberger Stolln ist ein insgesamt 50,9 km langer Hauptentwässerungsstollen des Freiberger und Brander Bergrevieres, der bei Rothschönberg in die Triebisch mündet. Er besteht aus dem unteren 13,9 km langen Fiskalischen Rothschönberger Erbstolln, dem 15 km langen Hauptstollen im Revier sowie insgesamt 22 km langen Verzweigungen und wurde von 1844-1882 erbaut. Der Revierteil des Stollens unterstand der Revierwasserlaufanstalt. Deren Funktion wird durch eine Worttrennung an den richtigen Stellen deutlicher: Revier-Wasserlauf-Anstalt. Diese war für die ober- und unterirdische Zu- und Ableitung des im Bergbau benötigten und anfallenden Wassers zuständig. Zum Bau des Fiskalischen Rothschönberger Erbstolln wurden insgesamt 8 Zwischenangriffe, sogenannte Lichtlöcher niedergebracht. Von diesen aus arbeitete man im Gegenortvortrieb aufeinander zu. Da die zur Verfügung stehenden Dampfmaschinen noch nicht ausreichend leistungsfähig waren, wurde an drei Lichtlöchern Wasserkraft zum Pumpenbetrieb und zur Förderung eingesetzt.
Zwei davon, das IV. und V. Lichtloch wurden von der 3,6 km langen Grabentour erschlossen. Das aus der Bobritzsch entnommene Wasser wurde dazu durch anspruchsvolles Gelände in 1,7 km offenem und 1,9 km unterirdischem Grabenverlauf zugeführt. Die fünf unterirdischen Abschnitte werden wegen der bergbaulichen Verwendung als Röschen bezeichnet. Die Anlage des Bauwerkes geht auf den Obereinfahrer E. v. Warnsdorff, den Obersteiger A. Jobst und den Maschinensteiger G. Beier zurück.
Die Grabentour wird heute von einem wunderschönen Wanderweg begleitet. Unterwegs komme ich zum einstigen V. Lichtloch. Die Übertageanlagen sind hier alle entfernt worden. Einzig das Fundament des Treibehauses ist noch erhalten. Die Aufschlag- und Abzugsrösche sind zugemauert und verfüllt. Als Antrieb wurde am V. Lichtloch eine Schwamkrug-Turbine mit 2,3 m Durchmesser und 10,7 m effektiver Wasseraufschlagshöhe verwendet. Diese langsamlaufende Gleichdruck-Radialturbine wurde vom Oberkunstmeister F. W. Schwamkrug entwickelt. Sie war für den Antrieb von Pumpensätzen und für den Förderbetrieb gleichermaßen geeignet.
Weitergelaufen, überschreite ich ab dem oberen Mundloch der Reinsberger Rösche einen Höhenrücken in gerader Linie und komme im Ort Reinsberg schließlich zum IV. Lichtloch. Die Übertageanlagen sind hier komplett erhalten und können (außerhalb von Corona) besichtigt werden. Als Antrieb wurde am IV. Lichtloch ein Wasserrad mit 11,9 m Durchmesser verwendet. Das Wasserrad wurde nach Betriebsende entfernt aber die gewaltige Radstube ist noch erhalten. Ich drehe eine Runde durch das Areal und gehe zum Schafteich. In Betriebspausen konnte das Grabenwasser hierhin abgeschlagen werden.
Ich laufe nun bis zum Scheitel des Höhenrückens zurück und biege nach links auf die Wolfsstraße ab. Statt gerade durchzulaufen, nehme ich den ersten Abzweig nach rechts und handele mir damit einen kleinen Umweg ein. Später zwingen sonntägliche vollmechanisierte Forstarbeiten zu einem weiteren kleinen Umweg. Entlang der Straße komme ich nach Krummenhennersdorf und quere dort die Bobritzsch. Über eine Anliegerstraße gehe ich am Ortsrand auf die Anhöhe hinauf und biege nach links auf einen Flurweg ein. An der Salzstraße halte ich mich nochmals links und gehe bis zum einem Grundstück. Dort biege ich ebenfalls links und verliere an Höhe. Über eine frische Lichtung komme ich zum Bobritzschufer. Dort ist eigentlich Ende Gelände, der Karteneintrag erweist sich als ungenau. In Indiana-Jones-Manier arbeite ich mich auf einem Wildwechsel durch Schlamm, Brennnesseln, Brombeergestrüpp und über Fallholz flussaufwärts. Nach einiger Zeit komme ich zum einstigen Standort der Forstmühle, die zu Krummenhennersdorf gehörte und 1348 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1912 ist sie abgebrannt und ihre Reste wurden nach dem II. Weltkrieg zum Bau von Neubauernhöfen abtransportiert. In den 1980er-Jahren wurden die Fundamentreste gesichert und Freiwillige richteten den Mühlgraben wieder her. Zuletzt waren ABM-Kräfte zur Konservierung tätig. Ich lege meine Mittagsrast ein. Zwei anwesenden Radfahrern empfehle ich auf die Frage, wo ich denn herkommen würde, lieber wieder umzukehren. Gestärkt wandere ich bis zu einer Steinbrücke, wechsele das Ufer und lege die Schlussetappe auf dem vom Morgen bekannten Weg nach Falkenberg zurück.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 30 min.
Die absolvierte Strecke ist nur teilweise als Wanderweg markiert und größtenteils als T1 zu bewerten. Felsenpassagen sowie ein weitgehend wegloser Abschnitt am Bobritzschufer sind abweichend als T2 einzuschätzen.
Tourengänger:
lainari

Communities: Flusswanderungen
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