Hinter Selbsanft via Vorder Schibenrus


Publiziert von justus , 28. September 2020 um 12:36.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:16 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Bifertengruppe   CH-GR   Hausstockgruppe 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 3000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:35km

Die Hinter Schibenrus ist ein häufig genutzter Zustieg auf das Plateau der Selbsanfte/Selbsänfte. Die Vordere Schibenrus hingegen ist im Führer beschrieben, doch finden sich sonst keine Informationen. Man kann diese Rus nicht bis zuoberst aufsteigen, da sie von den Westabbrüchen des Hinter Selbsanft abgeschlossen wird. Es verspricht also ein spannender Aufstieg zu werden.

Die Beschreibung der Route "Durch die Westwand" (R607 in der 10. R618 in der 11. Auflage des Alpinführers)  stimmt in etwa. Doch von dem Hängegletscher ist fast nichts mehr übrig. Die Tour ist heute ganz anders als zu Zeiten der Erstbegeher. Deren Bericht möchte ich schon allein wegen des "Aufstieg in Strümpfen" niemandem vorenthalten:

Beschrieb der Erstbegeher

Auf die Tour bin ich durch einen Spaziergang zur Fridolinshütte gekommen. Hier sieht man schön hinauf und hat vom Ochsenkopf auch einen guten Überblick: Blick1, Blick2, Blick3. Und später nach dem Ochsenkopf auch einen guten Routenüberblick:

Routenüberblick Vorder Schibenrus

Vom Tierfehd geht es im Dunklen den immer gleichen Aufstieg Richtung Hinter Sand hinauf. 3km und 200hm von diesem bleiben mir erspart, da mich weiter oben Arbeiter vom Kraftwerk mitnehmen, die auch schon einen weiteren Wanderer eingesammelt haben. Vielen Dank!

Von der Brücke am Anfang vom Tentiwang steige ich auf Wegspuren Richtung Hütte bei P.1630 (die Hütte habe ich nicht gesehen). Dann dem Grashang zu P. 1811 folgend (Vorder Schiben eine ehemalige Schafalp). Oberhalb quere ich die Rus auf etwa 1880. Weiter im Gras der Rus entlang bis man ein Schuttband in etwa der Falllinie von P. 2417 quert.

Nun im T5 Gelände bis unter den Turm von P. 2417. Die Querung in den Kessel der Vorder Schibenrus sieht etwas unangenehm aus. Es finden sich bis zuletzt aber ein ganz passabler Weg. Die letzten Meter in die Russ sind dann etwas heikler. Auch die Aussicht das man über 100m steiler Platte auf Reibung herumeiert macht es nicht besser. Bei Nässe würde ich davon abraten. Ein Blick von weiter oben mag einen Eindruck geben:

Blick auf die Querung

Nun in leichter Kletterrei die ausgewaschenen Felsen hinauf bis man im Schutt bis zur Felswand steigen kann. Hier ein Überblick, grün wie man sich etwas Schutt und Bruch sparen könnte:

Routenverlauf in der Rus.

Hier steige ich der Felswand nach im Schutt steil hinauf. Das stellt sich als unnötig heraus und man muss nach der Ecke wieder im Bruch absteigen. Auf dem Eck befindet sich auch der im Führer erwähnte markante Gratblock, doch ist der aus dem Kessel nicht gut zu sehen. Auf dem Schuttband bis zum nächsten Eck, wo man über der Wieleschrus steht.. Eindrückliche Tiefblicke.

Über sehr beweglichen Moränenschutt der Wand entlang quere ich bis zu der Endmoräne des nicht mehr vorhandenen Hängegletschers. Ich wähle den rechten Arm des Gletschers und steige bis auf den Hinter Selbsanft Gipfel. Auf dem Weg kann man nochmal gut in den Erosionstrichter der Vorder Schibenrus sehen.

Im Gipfelbuch findet sich ein einziger Eintrag von einem Aufstieg durch die Vorder Schibenrus, doch im Internet findet man einen Bericht zu dieser Tour des SAC Lindenberg, bei der sie durch die Hinter Schibenrus aufgestiegen sind.

Hier noch ein 360 Grad Panorama vom Hinter Selbsanft.

Der Plan war auf die Schiben zu steigen. Also Abstieg zum Griessloch und von dort möglichst hoch zum Griessgletscher. Unter dem Hinter Schiben sieht dann das Wetter nicht mehr so freundlich aus und ich verschiebe einen Besuch auf ein andermal, da ich auf jeden Fall den Tiefblick von dort sehen möchte.

Nun folgt die Fehlentscheidung des Tages. Statt wieder zum Griessloch aufzusteigen denke ich dass das Limmernband schneller wäre. Doch muss man da noch einiges absteigen und der Weg hinauf zieht sich.

Immerhin hat es auf dem weiteren Weg jede Menge Steinböcke:

Junger Steinbock

Mit doch schönerem Wetter als gedacht den schönen Weg ob dem Limmernsee via Kistenpass zur Muttseehütte, wo ich noch etwas trinke und so starte, dass es mir auf das letzte Bähnli langt.


Tourengänger: justus


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Kommentare (8)


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DonMiguel hat gesagt: Gratuliere!
Gesendet am 28. September 2020 um 16:02
Scheint eine äusserst spannende Gegend zu sein! Kräftig Höhenmeter hast du auch gmacht, vonwegen ausser Kondition..:) Gruss Micha

justus hat gesagt: RE:Gratuliere!
Gesendet am 29. September 2020 um 13:40
Merci,
von wegen Kondi, war wohl eher mitleiderregend schon im ersten Gegenanstieg auf dem Limmerenband :)
Gruess
/justus

maenzgi hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 28. September 2020 um 16:28
Sieht nach einer schönen, lohnenden Tour aus. Kommt gleich auf die Liste. Gratuliere zur geleisteten Tour. Ja die Kondi scheint zu stimmen;) Gruss Manu

justus hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 29. September 2020 um 13:42
Danke, ja das Gelände dort ist eindrücklich. Aber die Königstour ist sicher über den Selbsanft Nordgrat.
Gruess,
/justus

Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 28. September 2020 um 17:13
Das ist ein schöner und informativer Bericht, justus. Und ich mag den Ausdruck "Selbsänfte"... ;-)

justus hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. September 2020 um 13:45
Danke. Bei einem Bericht pro Jahr hab ich versucht mir ein bisschen Mühe zu geben :)

Ich war bisher viel zu wenig unterwegs in der Tödiregion.

Gruess,
/justus

3614adrian hat gesagt:
Gesendet am 5. Oktober 2020 um 22:42
Tolle Tour! Danke für den schönen Bericht!

Lg
Adrian

justus hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. November 2020 um 09:39
Merci! Habe die Gegend erst dieses Jahr so richtig entdeckt!

Vielleicht schaffen wir es ja naechstes Jahr mal auf die Eggen am Glaernisch...

Gruess /justus


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