Diez dias sin cerveca - Pico Aneto
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Zwischen dem Abschluss an der Offizierschule und dem Einchecken an der Uni habe ich sechs ganze Wochen Urlaub. Nun gut, den muss ich zwar am 01.09. zum Abholen neuer Schulterklappen für einen Tag unterbrechen, aber bis dahin will ich Bergsteigen, und Kühe.
Wie ich auf die Pyrenäen gekommen bin kann ich heute gar nicht mehr so genau erinnern. Könnte auch daran liegen, dass ich in der Schule zwar Spanisch aber nicht Italienisch hatte.
Bis nach Bagnères de Luchon geht es mit dem Zug. Interrailticket! Geht natürlich zunächst mal nicht ohne Verspätung. Die noch Deutsche Bundesbahn lässt mich in Straßburg den Anschluss verpassen. Mit einem ganzen Tag Verspätung geht es dann endlich los.
Von Puerto de Benasque sehe ich erstmals den Aneto. Es geht nochmal hinab und da beginnt das Wetterpech. Also schlage ich mich zu Fuß - keine Sau ist mit dem Auto unterwegs - nach Benasque durch.
Was sind die Erinnerungen an Benasque? Nun, ein billiges Zimmer und darunter eine Bar. Immer dann wenn ein Pärchen in den Flitterwochen zu laut wird, pendle ich in die Bar. Dort schallt Antena del Pirineo aus einem übersteuerten Lautsprecher, was der Szene den tonalen Touch von Volksempfänger und Generalissimo Franco verleiht. Leider ist Schulspanisch ungleich Catalan und ich bin auf die Mithilfe des Wirtes bei der Übersetzung angewiesen. "¡Hace mal tiempo!"
Nach drei Tagen wird das Wetter endlich besser. Ich hätte genauer zuhören sollen. Es gibt einen Unterschied zwischen máximo und máximo intermedio, aber bei máximo war das letzte Bier ausgetrunken, der Rucksack schon gepackt und ich auf dem Weg nach Norden.
Ich litt schon damals an einer Rundwegzwangsstörung (obsessive-compulsive roundtrip disorder). Die Idee war das Maladeta-Massiv auf der Südseite zu queren, von dort den Pico Aneto zu erreichen, dann über die Renclusa nach unten und weiter nach Frankreich.
Ich schaffe es an diesem Tag nicht einmal bis zum Lago de Cregüeña. Máximo intermedio ist schon wieder vorbei. Der Regen trommelt an das Zelt. Der Wind zerrt am Zelt. Es wird eine unruhige Nacht.
Der nächste Tag wird nicht besser. Irgendwann "klopft" ein Regencape ohne Gesicht an mein Zelt und erklärt mir, dass ich doch lieber absteigen solle. "¡Hace mal tiempo!"
Stur konnte ich schon damals. So harre ich im Regen aus, bessere mit dem Klappspaten die notdürftig gezogenen Regenrinnen aus und döse vor mich hin. Noch eine weitere Nacht im schweren Sturm. Irgenwann hält das Zelt auch nicht mehr den Strömenden Regen ab.
Schlagartig ändert sich das Wetter von nass und windig zu schwül und heiß. Ich trockne mich und die Ausrüstung, bevor ich dann endlich aufbrechen kann.
Endlich steige ich zum Lago de Cregüeña auf. Plötzlich rumpelt es in meinem Rücken. Als ich mich umschaue, beobachte ich einen gewaltigen Bergsturz, der vom Pico de Alba abbricht. Das Rollen und Grollen hält mehrere Minuten an. Ein Staubwolke versperrt die Sicht. Als sich der Staub jedoch wieder legt, erkenne ich, dass dort, wo zuvor mein Lagerplatz war, nun ziemlich große Felsquader verstreut sind. Da hab ich aber mal richtig Glück gehabt...
Der Lago de Cregüeña ist eine Sackgasse für mich. Mit 15 kg Gepäck auf dem Buckel schaffe ich den T5/6-Aufstieg zum Pass nicht. Ich bin frustriert und auch erschöpft. Ich schlage ein zweites Mal mein Lager am See auf, in einer Landschaft, die auch auf dem Mond sein könnte, nur eben mit Wasser...
Zurück, nach unten, um den Berg herum und erstmal zur Hütte lautet der grobe Plan. Zwei Hippies im Hanomag verkürzen den Teil um den Berg herum. Sogar einen Joint hätte ich rauchen können, wenn ich gewollt hätte...
Mit dem Rausch möchte ich bis zur Refugio da la Renclusa warten.
"No cerveca." "¿Que?" "¡No cerveca!" "¿¡Que?!" "¡No cerveca!!!!!!!!!!!!!!!!!" ... ab jetzt mach ich nur noch in Österreich Urlaub ...
Mit der für die Gegend typischen groben Bratwurst und in Fett schwimmenden Erbsen verderbe ich mir auch noch den Magen. Zu allem Unglück verreibe ich auch noch Finalgon versehentlich in meinem Gesicht. (Das war gar nicht die Sonnencreme!)
Die Nacht ist sehr unruhig. Jedes Mal, wenn ich zum Klohäuschen muss, muss ich auch über den Hüttenhund klettern, der komplett vor der Türe liegt. Jedes Mal wenn ich über ihm bin, rammt er mir seine Nase in den Schritt.
Mit sechs Kohletabletten und einem Glas kaltem Wasser im Magen breche ich am Morgen auf zum Aneto.
Maria Himmelfahrt. So ziemlich die gesamte spanische Bevölkerung steigt heute auf den Pico Aneto.
Eigentlich ist es wie in den Alpen. Viel Geröll und große Blöcke. Das Bisschen Gletscher ist schon auf dem Rückzug und wird schnell recht sulzig. Piolet und crampones hätte man sich fast schenken können. Nur ganz zum Schluß fordert der Aneto seine Besteiger heraus. Vom Vorgipfel zum Hauptgipfel muss man im Jungfernschritt eine sehr ausgesetzte Stelle überwinden. Dann steht man auf dem höchsten Punkt del Pirineo.
Jetzt aber schnell heim und auf richtige Berge. In Bagnères den Luchon gibts ein komplettes Brathähnchen und das erste Bier nach zehn Tagen ohne, und zur Sicherheit nochmal vier Kohletabletten...
Eine ältere Dame erklärt mir noch, dass sich die Sowjetunion auflösen würde und in Moskau die Panzer auffahren. So ein Blödsinn...
Wie ich auf die Pyrenäen gekommen bin kann ich heute gar nicht mehr so genau erinnern. Könnte auch daran liegen, dass ich in der Schule zwar Spanisch aber nicht Italienisch hatte.
Bis nach Bagnères de Luchon geht es mit dem Zug. Interrailticket! Geht natürlich zunächst mal nicht ohne Verspätung. Die noch Deutsche Bundesbahn lässt mich in Straßburg den Anschluss verpassen. Mit einem ganzen Tag Verspätung geht es dann endlich los.
Von Puerto de Benasque sehe ich erstmals den Aneto. Es geht nochmal hinab und da beginnt das Wetterpech. Also schlage ich mich zu Fuß - keine Sau ist mit dem Auto unterwegs - nach Benasque durch.
Was sind die Erinnerungen an Benasque? Nun, ein billiges Zimmer und darunter eine Bar. Immer dann wenn ein Pärchen in den Flitterwochen zu laut wird, pendle ich in die Bar. Dort schallt Antena del Pirineo aus einem übersteuerten Lautsprecher, was der Szene den tonalen Touch von Volksempfänger und Generalissimo Franco verleiht. Leider ist Schulspanisch ungleich Catalan und ich bin auf die Mithilfe des Wirtes bei der Übersetzung angewiesen. "¡Hace mal tiempo!"
Nach drei Tagen wird das Wetter endlich besser. Ich hätte genauer zuhören sollen. Es gibt einen Unterschied zwischen máximo und máximo intermedio, aber bei máximo war das letzte Bier ausgetrunken, der Rucksack schon gepackt und ich auf dem Weg nach Norden.
Ich litt schon damals an einer Rundwegzwangsstörung (obsessive-compulsive roundtrip disorder). Die Idee war das Maladeta-Massiv auf der Südseite zu queren, von dort den Pico Aneto zu erreichen, dann über die Renclusa nach unten und weiter nach Frankreich.
Ich schaffe es an diesem Tag nicht einmal bis zum Lago de Cregüeña. Máximo intermedio ist schon wieder vorbei. Der Regen trommelt an das Zelt. Der Wind zerrt am Zelt. Es wird eine unruhige Nacht.
Der nächste Tag wird nicht besser. Irgendwann "klopft" ein Regencape ohne Gesicht an mein Zelt und erklärt mir, dass ich doch lieber absteigen solle. "¡Hace mal tiempo!"
Stur konnte ich schon damals. So harre ich im Regen aus, bessere mit dem Klappspaten die notdürftig gezogenen Regenrinnen aus und döse vor mich hin. Noch eine weitere Nacht im schweren Sturm. Irgenwann hält das Zelt auch nicht mehr den Strömenden Regen ab.
Schlagartig ändert sich das Wetter von nass und windig zu schwül und heiß. Ich trockne mich und die Ausrüstung, bevor ich dann endlich aufbrechen kann.
Endlich steige ich zum Lago de Cregüeña auf. Plötzlich rumpelt es in meinem Rücken. Als ich mich umschaue, beobachte ich einen gewaltigen Bergsturz, der vom Pico de Alba abbricht. Das Rollen und Grollen hält mehrere Minuten an. Ein Staubwolke versperrt die Sicht. Als sich der Staub jedoch wieder legt, erkenne ich, dass dort, wo zuvor mein Lagerplatz war, nun ziemlich große Felsquader verstreut sind. Da hab ich aber mal richtig Glück gehabt...
Der Lago de Cregüeña ist eine Sackgasse für mich. Mit 15 kg Gepäck auf dem Buckel schaffe ich den T5/6-Aufstieg zum Pass nicht. Ich bin frustriert und auch erschöpft. Ich schlage ein zweites Mal mein Lager am See auf, in einer Landschaft, die auch auf dem Mond sein könnte, nur eben mit Wasser...
Zurück, nach unten, um den Berg herum und erstmal zur Hütte lautet der grobe Plan. Zwei Hippies im Hanomag verkürzen den Teil um den Berg herum. Sogar einen Joint hätte ich rauchen können, wenn ich gewollt hätte...
Mit dem Rausch möchte ich bis zur Refugio da la Renclusa warten.
"No cerveca." "¿Que?" "¡No cerveca!" "¿¡Que?!" "¡No cerveca!!!!!!!!!!!!!!!!!" ... ab jetzt mach ich nur noch in Österreich Urlaub ...
Mit der für die Gegend typischen groben Bratwurst und in Fett schwimmenden Erbsen verderbe ich mir auch noch den Magen. Zu allem Unglück verreibe ich auch noch Finalgon versehentlich in meinem Gesicht. (Das war gar nicht die Sonnencreme!)
Die Nacht ist sehr unruhig. Jedes Mal, wenn ich zum Klohäuschen muss, muss ich auch über den Hüttenhund klettern, der komplett vor der Türe liegt. Jedes Mal wenn ich über ihm bin, rammt er mir seine Nase in den Schritt.
Mit sechs Kohletabletten und einem Glas kaltem Wasser im Magen breche ich am Morgen auf zum Aneto.
Maria Himmelfahrt. So ziemlich die gesamte spanische Bevölkerung steigt heute auf den Pico Aneto.
Eigentlich ist es wie in den Alpen. Viel Geröll und große Blöcke. Das Bisschen Gletscher ist schon auf dem Rückzug und wird schnell recht sulzig. Piolet und crampones hätte man sich fast schenken können. Nur ganz zum Schluß fordert der Aneto seine Besteiger heraus. Vom Vorgipfel zum Hauptgipfel muss man im Jungfernschritt eine sehr ausgesetzte Stelle überwinden. Dann steht man auf dem höchsten Punkt del Pirineo.
Jetzt aber schnell heim und auf richtige Berge. In Bagnères den Luchon gibts ein komplettes Brathähnchen und das erste Bier nach zehn Tagen ohne, und zur Sicherheit nochmal vier Kohletabletten...
Eine ältere Dame erklärt mir noch, dass sich die Sowjetunion auflösen würde und in Moskau die Panzer auffahren. So ein Blödsinn...
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ZvB
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