Lagginhorn, 4010m
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«Das Lagginhorn ist neuerdings ein Wanderberg» … - zugegeben, das ist eine etwas provokative Aussage, welche zweifelsohne präzisiert und erklärt werden muss. Über das Lagginhorn existiert auf Hikr bereits der eine oder andere Bericht (…). Ich möchte hier ein paar persönliche Eindrücke wiedergeben und auf die etwas besonderen Bedingungen eingehen (siehe auch unter Bemerkungen).
Gemütliches Aufstehen, eine ebenso entspannte Zugfahrt ins Wallis und schliesslich per Postauto nach Saas-Grund. «Wo eine Bahn fährt, soll diese auch genutzt werden» haben mir schon mehrere Bergführer gesagt. Getreu diesem Motto fuhr ich per Gondelbahn bis zur Zwischenstation Kreuzboden (2400m).
Der Wegweiser zur Weissmieshütte zeigt 50 Min. an. Das ist wohl eher grosszügig gerechnet. Jedenfalls spazierte ich gemütlich hoch, beobachtete noch eine Weile ein junges Murmeltier und benötigte dennoch lediglich knapp 45 Min. bis zur Weissmieshütte (2740m).
Dort traf ich auf bekannte und neue Gesichter von Leuten, welche gerade den Weissmies überschritten hatten.
Die Weissmieshütte hat für mich eher den Charakter eines kleinen Hotels denn einer Hütte, selbst wenn Luxus-Einrichtungen wie Dusche, etc. fehlen. Die Hütte ist sehr leicht und schnell erreichbar – wenn man nicht aufwärts laufen möchte, kann man auch von der Bergstation Hohsass gemütlich runterspazieren … Die grosse Sonnenterrasse wird rege und gleichermassen von Tagestouristen wie auch von Bergsteigern genutzt.
Ich muss gestehen, dass ich etwas negativ überrascht war, wie voll die Hütte an einem Montagabend war … Aber offensichtlich hatte nicht nur ich frei … - und gewisse Regionen Deutschlands haben erst jetzt Sommer-Urlaub …
Auf der Homepage präsentiert die Weissmieshütte ihr Schutzkonzept. Dass dann trotzdem jede Matratze besetzt wurde und unterschiedliche Gruppen im selben Schlafraum untergebracht wurden, war zumindest irritierend und nach meiner Ansicht nicht konsequent …
Jedenfalls musste in zwei Schichten gegessen werden. Während wir noch gemütlich etwas tranken, wurde uns von einer Person in barschem Ton mitgeteilt "in 5 Minuten essen wir hier!" Ok, wir hatten die "freundliche Aufforderung" verstanden und verzogen uns in den Schlafraum (draussen war's inzwischen zu kalt, der Aufenthaltsraum mit der 1. Schicht belegt). Die Zeit im Schlafraum totzuschlagen war einerseits nicht schick, andererseits durften wir nach dem Nachtessen sitzenbleiben.
Die dünnen Wände der Schlafräume erschwerten das Einschlafen (weshalb in jeder Hütte gewisse Leute 2 Std. benötigen, um einen Rucksack zu packen, werde ich wohl nie begreifen …) und die Nacht wurde wieder mal kurz …
03.45 Uhr aufstehen, 04.00 Uhr Morgenessen. Wir waren 8 Personen (inkl. 2 BF), was erklärt, weshalb wir trotzdem erst um ca. 04.45 Uhr losmarschieren konnten. Pickel und Steigeisen liessen wir gleich in der Hütte. Es gäbe eine neue Route, welche gänzlich ohne Gletscherberührung auskomme …
Im Schein der Stirnlampen zunächst auf Fahrstrasse, danach auf gutem Wanderweg die Moräne hinauf. Genau; es ist tatsächlich ein Weg, begleitet von Dutzenden von Steinmannli, sodass der Weg bis auf ca. 3300m unmöglich verfehlt werden kann.
Hier war Anseilen angesagt, was man durchaus diskutieren kann. Viele Leute waren heute unangeseilt unterwegs, wenige wie wir angeseilt. Bei den heute herrschenden Bedingungen konnte man es sicher vertreten, seilfrei zu gehen.
Das Gelände besteht vorwiegend aus Block, jedoch sind auch ein paar plattige Felsen zu überwinden. Diese Abschnitte stellten denn auch gewisse Leute vor Probleme …
Hatte ich schon erwähnt, dass ziemlich viele Leute am Berg unterwegs waren? Jedenfalls ist Helm tragen obligatorisch; Steinschlag jederzeit möglich. Etwas irritierend zudem, dass am Berg auch Familien unterwegs waren. Muss man wirklich mit Kindern auf einen 4000er steigen …?? Ob Kinder so etwas tatsächlich wollen? Wohl eher purer Egoismus bzw. falscher Ehrgeiz der Eltern …
Auf ca. 3600m hielten wir eine Rast, das Gipfelkreuz war bereits zu sehen. Die verbleibenden 400Hm wurden nun steiler. Das Gipfelkreuz wurde nicht wirklich grösser und wir hatten den Eindruck, dass der Gipfel nicht näherkommen würde … Aber schliesslich waren nur noch ein paar wenige Kraxeleinlagen auf bröseligem Untergrund im Gipfelbereich notwendig, dann war’s geschafft und wir standen auf dem Gipfel des Lagginhorn, 4010m.
Die Rundumsicht ist grandios; v.a. aber natürlich der phantastische Blick auf die Mischabel-Gruppe. Und natürlich der spezielle Blick auf den Nadelgrat. Ein Wunschprojekt, welches vielleicht ein Wunsch bleiben wird …
Der Gipfelbereich ist nicht eben geräumig und die eine Familie nahm den Platz für sich in Anspruch, um ausgiebig Fotos zu schiessen. Wir stiegen derweil eine Stufe nordseitig ab, wo wir uns an der Sonne wärmen konnten – während die anderen im kalten Gipfelwind froren …
Anschliessend machten wir auch noch ein paar Fotos, stiegen dann jedoch bald wieder ab; es war zu kalt auf dem Gipfel.
Der Abstieg war problemlos, zog sich dann jedoch gegen Schluss doch noch etwas in die Länge. Um ca. 11.50 Uhr erreichten wir aber bereits wieder die Hütte, gerade rechtzeitig zum Mittagessen. Die Älplermagronen schmeckten hervorragend, offensichtlich auch die zahlreich bestellte Rösti mit Spiegelei … ;-))
Zusammen stiegen wir noch zur Gondelstation Kreuzboden ab und verabschiedeten uns an der Talstation, wo wir den 14 Uhr-Bus nach Visp erwischten. Zum Nachtessen war ich dann bereits wieder zu Hause … ;-)).
Fazit:
eine gelungene Abschluss-Tour in äusserst angenehmer Gesellschaft. Mit gewissen Leuten war ich inzwischen mehrere Male unterwegs; es macht immer wieder Spass. Trotz des tollen Erlebnisses würde ich diese Tour kein zweites Mal machen; zu viele Leute am Berg, zu gross die Steinschlaggefahr.
Bemerkungen:
Bei diesen Bedingungen kann man kaum mehr von einer Hochtour sprechen. Bei den heutigen Bedingungen entsprach die Tour einer Besteigung eines Geröll-3000er im Engadin, von welchen ich schon einige Male berichtet hatte. Weder Schnee- noch Eisberührung, alles Fels bzw. Block; alles trocken. Es war ein beinahe durchgehender Pfad vorhanden, flankiert von zahlreichen Steinmannli.
ABER: ich möchte die Tour keinesfalls verharmlosen. Meine Ausführungen beziehen sich ausschliesslich auf die geschilderten Bedingungen, welche am 25.8.2020 herrschten. Sobald Schnee und/oder Eis im Grat drin ist, sieht das ganz anders aus und die Tour wird um einiges anspruchsvoller. Dies bestätigen leider auch die verschiedenen Unfälle am Lagginhorn – u.a. das Drama im Jahre 2012, als sich eine Gruppe aus Deutschland im Abstieg im Schnee verirrt hatte und so ins Absturzgelände gelangte bzw. auf Schnee ausgerutscht sei (zumindest wurde mir das so von einem BF erzählt; Details sind mir nicht bekannt).
Zeiten:
Kreuzboden – Weissmieshütte: 45 Min.
Weissmieshütte – Lagginhorn: 3 ¾ Std.
Lagginhorn – Weissmieshütte: 3 Std.
Weissmieshütte – Kreuzboden: 25 Min.
Tour mit André, Cornelia, Heiri, Lukas, Moritz, Tim & Uwe
Gemütliches Aufstehen, eine ebenso entspannte Zugfahrt ins Wallis und schliesslich per Postauto nach Saas-Grund. «Wo eine Bahn fährt, soll diese auch genutzt werden» haben mir schon mehrere Bergführer gesagt. Getreu diesem Motto fuhr ich per Gondelbahn bis zur Zwischenstation Kreuzboden (2400m).
Der Wegweiser zur Weissmieshütte zeigt 50 Min. an. Das ist wohl eher grosszügig gerechnet. Jedenfalls spazierte ich gemütlich hoch, beobachtete noch eine Weile ein junges Murmeltier und benötigte dennoch lediglich knapp 45 Min. bis zur Weissmieshütte (2740m).
Dort traf ich auf bekannte und neue Gesichter von Leuten, welche gerade den Weissmies überschritten hatten.
Die Weissmieshütte hat für mich eher den Charakter eines kleinen Hotels denn einer Hütte, selbst wenn Luxus-Einrichtungen wie Dusche, etc. fehlen. Die Hütte ist sehr leicht und schnell erreichbar – wenn man nicht aufwärts laufen möchte, kann man auch von der Bergstation Hohsass gemütlich runterspazieren … Die grosse Sonnenterrasse wird rege und gleichermassen von Tagestouristen wie auch von Bergsteigern genutzt.
Ich muss gestehen, dass ich etwas negativ überrascht war, wie voll die Hütte an einem Montagabend war … Aber offensichtlich hatte nicht nur ich frei … - und gewisse Regionen Deutschlands haben erst jetzt Sommer-Urlaub …
Auf der Homepage präsentiert die Weissmieshütte ihr Schutzkonzept. Dass dann trotzdem jede Matratze besetzt wurde und unterschiedliche Gruppen im selben Schlafraum untergebracht wurden, war zumindest irritierend und nach meiner Ansicht nicht konsequent …
Jedenfalls musste in zwei Schichten gegessen werden. Während wir noch gemütlich etwas tranken, wurde uns von einer Person in barschem Ton mitgeteilt "in 5 Minuten essen wir hier!" Ok, wir hatten die "freundliche Aufforderung" verstanden und verzogen uns in den Schlafraum (draussen war's inzwischen zu kalt, der Aufenthaltsraum mit der 1. Schicht belegt). Die Zeit im Schlafraum totzuschlagen war einerseits nicht schick, andererseits durften wir nach dem Nachtessen sitzenbleiben.
Die dünnen Wände der Schlafräume erschwerten das Einschlafen (weshalb in jeder Hütte gewisse Leute 2 Std. benötigen, um einen Rucksack zu packen, werde ich wohl nie begreifen …) und die Nacht wurde wieder mal kurz …
03.45 Uhr aufstehen, 04.00 Uhr Morgenessen. Wir waren 8 Personen (inkl. 2 BF), was erklärt, weshalb wir trotzdem erst um ca. 04.45 Uhr losmarschieren konnten. Pickel und Steigeisen liessen wir gleich in der Hütte. Es gäbe eine neue Route, welche gänzlich ohne Gletscherberührung auskomme …
Im Schein der Stirnlampen zunächst auf Fahrstrasse, danach auf gutem Wanderweg die Moräne hinauf. Genau; es ist tatsächlich ein Weg, begleitet von Dutzenden von Steinmannli, sodass der Weg bis auf ca. 3300m unmöglich verfehlt werden kann.
Hier war Anseilen angesagt, was man durchaus diskutieren kann. Viele Leute waren heute unangeseilt unterwegs, wenige wie wir angeseilt. Bei den heute herrschenden Bedingungen konnte man es sicher vertreten, seilfrei zu gehen.
Das Gelände besteht vorwiegend aus Block, jedoch sind auch ein paar plattige Felsen zu überwinden. Diese Abschnitte stellten denn auch gewisse Leute vor Probleme …
Hatte ich schon erwähnt, dass ziemlich viele Leute am Berg unterwegs waren? Jedenfalls ist Helm tragen obligatorisch; Steinschlag jederzeit möglich. Etwas irritierend zudem, dass am Berg auch Familien unterwegs waren. Muss man wirklich mit Kindern auf einen 4000er steigen …?? Ob Kinder so etwas tatsächlich wollen? Wohl eher purer Egoismus bzw. falscher Ehrgeiz der Eltern …
Auf ca. 3600m hielten wir eine Rast, das Gipfelkreuz war bereits zu sehen. Die verbleibenden 400Hm wurden nun steiler. Das Gipfelkreuz wurde nicht wirklich grösser und wir hatten den Eindruck, dass der Gipfel nicht näherkommen würde … Aber schliesslich waren nur noch ein paar wenige Kraxeleinlagen auf bröseligem Untergrund im Gipfelbereich notwendig, dann war’s geschafft und wir standen auf dem Gipfel des Lagginhorn, 4010m.
Die Rundumsicht ist grandios; v.a. aber natürlich der phantastische Blick auf die Mischabel-Gruppe. Und natürlich der spezielle Blick auf den Nadelgrat. Ein Wunschprojekt, welches vielleicht ein Wunsch bleiben wird …
Der Gipfelbereich ist nicht eben geräumig und die eine Familie nahm den Platz für sich in Anspruch, um ausgiebig Fotos zu schiessen. Wir stiegen derweil eine Stufe nordseitig ab, wo wir uns an der Sonne wärmen konnten – während die anderen im kalten Gipfelwind froren …
Anschliessend machten wir auch noch ein paar Fotos, stiegen dann jedoch bald wieder ab; es war zu kalt auf dem Gipfel.
Der Abstieg war problemlos, zog sich dann jedoch gegen Schluss doch noch etwas in die Länge. Um ca. 11.50 Uhr erreichten wir aber bereits wieder die Hütte, gerade rechtzeitig zum Mittagessen. Die Älplermagronen schmeckten hervorragend, offensichtlich auch die zahlreich bestellte Rösti mit Spiegelei … ;-))
Zusammen stiegen wir noch zur Gondelstation Kreuzboden ab und verabschiedeten uns an der Talstation, wo wir den 14 Uhr-Bus nach Visp erwischten. Zum Nachtessen war ich dann bereits wieder zu Hause … ;-)).
Fazit:
eine gelungene Abschluss-Tour in äusserst angenehmer Gesellschaft. Mit gewissen Leuten war ich inzwischen mehrere Male unterwegs; es macht immer wieder Spass. Trotz des tollen Erlebnisses würde ich diese Tour kein zweites Mal machen; zu viele Leute am Berg, zu gross die Steinschlaggefahr.
Bemerkungen:
Bei diesen Bedingungen kann man kaum mehr von einer Hochtour sprechen. Bei den heutigen Bedingungen entsprach die Tour einer Besteigung eines Geröll-3000er im Engadin, von welchen ich schon einige Male berichtet hatte. Weder Schnee- noch Eisberührung, alles Fels bzw. Block; alles trocken. Es war ein beinahe durchgehender Pfad vorhanden, flankiert von zahlreichen Steinmannli.
ABER: ich möchte die Tour keinesfalls verharmlosen. Meine Ausführungen beziehen sich ausschliesslich auf die geschilderten Bedingungen, welche am 25.8.2020 herrschten. Sobald Schnee und/oder Eis im Grat drin ist, sieht das ganz anders aus und die Tour wird um einiges anspruchsvoller. Dies bestätigen leider auch die verschiedenen Unfälle am Lagginhorn – u.a. das Drama im Jahre 2012, als sich eine Gruppe aus Deutschland im Abstieg im Schnee verirrt hatte und so ins Absturzgelände gelangte bzw. auf Schnee ausgerutscht sei (zumindest wurde mir das so von einem BF erzählt; Details sind mir nicht bekannt).
Zeiten:
Kreuzboden – Weissmieshütte: 45 Min.
Weissmieshütte – Lagginhorn: 3 ¾ Std.
Lagginhorn – Weissmieshütte: 3 Std.
Weissmieshütte – Kreuzboden: 25 Min.
Tour mit André, Cornelia, Heiri, Lukas, Moritz, Tim & Uwe
Tourengänger:
Linard03

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