Traumhafte Tour auf die Hohe Weiße (3278 m)


Publiziert von Uli_CH , 13. August 2020 um 19:24.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:11 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1670 m
Abstieg: 1670 m
Strecke:23.4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bei Naturns ins Schnalstal abbiegen und dort später ins Pfossental (20% Steigung). Kostenfreier Parkplatz beim Vorderkaser am Ende der öffentlichen Strasse.
Kartennummer:Tabacco 04: Schnalstal - Naturns (1:25'000); KOMPASS 051: Naturpark Naturns/Latsch/Schnalstal (1:25'000); KOMPASS-App mit Offline-Wanderkarte

Das "Traum-" im Titel hat eine doppelte Bedeutung. Zum einen war es natürlich eine tolle Tour. Andererseits war das Begehren nach diesem Gipfel zwar gross, aber da ich zwar trittsicher, aber nicht frei von Höhenangst bin, liegt der Anstieg via Stettiner Hütte und Gratweg (momentan) wohl (noch) ausserhalb meiner Möglichkeiten (Traum vs. Realität).

Umso erfreuter war ich dann, als ich erfuhr, dass auch ein Anstieg direkt aus dem Pfossental in die Scharte zwischen Grafspitze und Hoher Weisser möglich ist. Diese Route habe ich heute gewählt.


Ich starte beim Vorderkaser und folge dem Fahrweg, der als Meraner Höhenweg mit der Nr. 24 ausgeschildert ist. Anfangs geht der Weg noch recht aufwärts. Beim Mittelkaser wendet sich das Tal gegen Osten und weitet sich. Jetzt bin ich in der Sonne. Es gibt Almen und der Talboden ist ebener. Am Ende des Tals sehe ich das Eisjöchl und das Tagesziel, die Hohe Weisse.

Weiter geht es vorbei an der Rableidalm und dem Eishof. Das Ende des Talbodens nähert sich und der Weg steigt in zahlreichen Serpentinen an. Nach Erreichen der 2500-m-Marke zweigt der Weg Nr. 8 Richtung Johannesscharte ab, dem ich folge (auf den Karten trägt dieser Weg die Nr. 25A).

Nach einer halben Stunde trennen sich die Wege. Rechts geht es in die Johannesscharte. Ich gehe links Richtung Stettiner Hütte und steige einen kleinen Geländeabsatz hoch. Vorbei geht es an einem kleinen See. Am zweiten in der Karte eingezeichneten See, der fast vollständig ausgetrocknet ist, wendet sich der Weg nach links, um durch eine Scharte zum Eisjöchl anzusteigen.

Hier verlasse ich den Wanderweg. Ich sehe eine einzelne verblasste Markierung, auf dem Ausläufer einer Moräne gibt es ein paar Steinmännchen. Ich nehme aber ein Schneefeld, um den groben Blöcken auszuweichen. Mitten im Schneefeld ragt ein Felsen heraus, der ebenfalls eine alte verblichene Markierung aufweist. Auch in der weiteren Folge versuche ich, von Schneefeldern zu profitieren.

Später finde ich mehr Steinmännchen und Trittspuren. Beim Queren eines Felsbandes versteige ich mich und lande in steilem, rutschigem Erdreich. Der Berg scheint mir mit allen grossen und kleinen Blöcken entgegenzukommen. Ich schaffe es, in flacheres Gelände auszuweichen, ohne einen Felsen auf meine Füsse zu bekommen. Der Ausstieg auf einem Felsband weiter oben ist problemlos, da dieses von Rinnen durchzogen ist. Schliesslich stehe ich glücklich in der Scharte zwischen Grafspitze und Hoher Weissen (4:20 ab Parkplatz).

Jetzt gilt es, den Anstiegsweg zu finden, was auf den ersten Blick gar nicht so einfach erscheint. Ich sehe weder Steinmännchen noch Wegspuren. Ich steige auf einem langgestreckten Felsband bergan. Jetzt sehe ich Zickzackspuren, denen ich folge. Anschliessend geht es rechts um eine Rippe herum und dahinter eine Rinne hoch. Diese verlasse ich später wieder nach rechts und wechsle wieder ins Zickzack. Im Grossen und Ganzen geht es mehr oder weniger die Diretissima hoch. Die letzten 70 Höhenmeter ist die Hohe Weisse eine harmlose Kuppe (zumindest im Anstieg, im Abstieg merkt man, wie steil es auch hier noch ist). Nach einer Dreiviertelstunde bin ich am Gipfelkreuz.

Ich dachte, allein hier zu sein, aber von wegen. Vier junge Burschen sind aus dem Zieltal einen Grat hochgeklettert und halten Gipfelrast. Es gibt eine tiefhängende Wolkendecke, Trotzdem sind viele Gipfel in alle Richtungen sichtbar. Sogar der Nachbar Lodner entledigt sich für kurze Zeit der Wolken.

Beim Abstieg gewähre ich wegen der Steinschlaggefahr den Jungs einen kleinen Vorsprung. Als ich am Ende der Kuppe in die Rinnen einsteige, sind sie allerdings schon unten in der Scharte. Ich selber brauche allerdings auch nicht lange. Der Abstieg stellt mich vor keine grösseren Herausforderungen und so erreiche ich wieder sicher den Wanderweg.

Ich gehe den gleichen Weg zurück. Kurz vor dem Eishof fängt es an zu regnen, nachdem es in der Scharte schon kurz die ersten Regentropfen gab. Am Eishof selber ist der Schauer allerdings schon wieder vorbei. Beim Weitergehen schaue ich mir jetzt die Tafeln des Almerlebniswegs Pfossental an.

In der Rableidalm kehre ich zum Abendessen ein. Die Abendsonne leistet mir dabei Gesellschaft. Gestärkt mache ich mich an den Rest des Abstiegs. Kurz vor dem Vorderkaser holt mich der Regen, diesmal ausdauernder, wieder ein. Zum Auto ist es aber nicht mehr weit. Für den Abstieg habe ich insgesamt 3:50 Stunden benötigt.

Eine tolle Tour. Ein grosser Wunsch ging in Erfüllung.

Orientierung: Auf den Wanderwegen: einfach. Diese sind ausgeschildert und markiert. Beim Anstieg zur Scharte und zum Gipfel: mittel.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten Sohlen, Teleskopstöcke, ev. Helm gegen Steinschlag.

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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