Vorderer Brunnenkogel. Der zweithöchste und schwierigste(?) Dreitausender im Sellrain.
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Der K2 im Karakorum ist mit seinen 8.611 Metern nicht nur der zweithöchste-, sondern vermutlich auch der schwierigste Achttausender dieser Welt. Auf dezent niedrigerem Niveau ist der Vordere Brunnenkogel der zweithöchste und wahrscheinlich schwierigste Dreitausender im Sellrain. Gleichzeitig dürfte er der nördlichste Gipfel auf dem europäischen Festland über 3.300 Meter sein. Überdies ist er für mich der beeindruckendste Berg im Einzugsbereich des Westfalenhauses. Kurzum: Da wollte ich seit langem mal rauf.
Überaus spontan war mein (Berg-)Spezi 'Dampfplauderer' für einen Gipfelversuch - über den Nordostgrat, der laut AV-Führer eine kurze, schöne Kletterei bietet - zu gewinnen. Bei Tagesanbruch stiegen wir von der Oberissalm über Franz-Senn-Hütte und den äußerst schönen Rinnensee zur Rinnennieder auf (gut beschildert). Dort leicht rechts - nordöstlich - haltend rund 40 Höhenmeter zum Lüsenser Ferner abgestiegen. Sodann überschritten wir den Lüsenser Ferner - selbstverständlich ohne Steigeisen, die wir aufgrund meiner (Fehl-)Einschätzung wieder umsonst mit hoch geschleppt haben - zur Firnbucht östlich unter dem Vorderen Brunnenkogel. Da der Lüsenser Ferner unseres Wissens zwar spaltenarm, aber nicht vollkommen spaltenfrei ist, seilten wir (seriöserweise) an.
Der Nordostgrat des Vorderen Brunnenkogels streicht über einen nordöstlich gelagerten - ca. 20 Meter niedrigeren - Vorgipfel zu einer Scharte, von der eine Rinne - vom Lüsenser Ferner aus betrachtet schräg von links oben nach rechts unten - zur Firnbucht hinabzieht. Diese Rinne wirkt aus der Entfernung nahezu ungangbar. Je mehr man sich dem Berg nähert, desto gangbarer scheint sie.
Durch diese Rinne hoch zur Scharte. Nicht besonders schön, da - wie in Rinnen üblich - viel loses Geröll im Rinnengrund liegt. Die Rinne ist meines Erachtens SG II.
Ab der Scharte gingen wir mit Seilsicherung samt Standplatzbau. Der Grat von der Scharte zum Vorgipfel ist breit und plattig. Am Beginn findet sich ein Schlaghaken (der einzige, den wir gesehen haben). Zunächst rund 15 Klettermeter schräg nach links durch festes plattiges Felsgelände mit schönen Leisten empor, dann rund 20 Klettermeter wieder schräg nach rechts empor zu einer steileren Plattenwand mit einem schönen Riss. In wunderschöner Kletterei den Riss rund 10 Klettermeter im oberen IIIer Gelände in wieder leichteres Plattengelände empor. Der Riss ist sehr fest und lässt sich hervorragend mit Klemmgeräten der Größe 0.5 bis 1.0 absichern.
Nach dem Riss rund 20 Klettermeter in schönem, leichteren Plattengelände (SG II) empor, bis ein paar Meter Blockgelände folgen. Kurz vor dem Vorgipfel ist noch einmal ein - deutlich brüchigerer - Riss im SG III zu überwinden.
Wir dachten, das Schlimmste hinter uns zu haben und den Gipfel problemlos zu erreichen. Allerdings präsentierte sich der Grat vom Vorgipfel zum Hauptgipfel wie ein filigran mit Riesenblöcken aufgestapeltes Kunstwerk, das zu beiden Seiten (praktisch) senkrecht abfällt und daher keine Umgehung zulässt.
Bei der ersten Abkletterstelle vom Vorgipfel beschloss mein Tourenpartner (aus verständlichen Gründen) nicht weiterzugehen. Und da muss ich sagen: Hut ab vor dieser Entscheidung. Es ist sehr angenehm, mit jemanden unterwegs zu sein, der sich nicht überschätzt.
Aufgrund der (relativen) Nähe des Hauptgipfels verblieben wir dahingehend, dass mich mein Tourenpartner über den Grat im Vorstieg sichert, solange das Seil reicht, und ich sodann 'free solo' soweit gehe, wie ich es mir zutraue.
Der Übergang ist meines Erachtens mindestens ein oberer IIIer und wohl die Krux der Besteigung. So gut wie immer geht es an der scharfen und ausgesetzten Gratschneide entlang (nur im Bereich des tiefsten Punktes zwischen Vor- und Hauptgipfel finde ich etwa drei Meter unter dem Grat eine nordwestseitige Umgehung). Das mir Unangenehmste an der Überschreitung war die - wohl zwingende - direkte Überkletterung bzw. Belastung von verkeilten Granitblöcken auf dem Grat, welche meist höher waren als ich (alles nicht sonderlich Vertrauen erweckend, obzwar es dann im Regelfall doch sehr gut hält). Mein Vorteil dabei: Ich bin mit 1,92 Meter relativ groß. Wäre ich z.B. 20 cm kleiner, hätte ich oftmals nicht so gut auf die Oberkante der Granitblöcke hinlangen können, und würden mehrere Stellen - insbesondere der letzte Steilaufschwung vor dem Gipfelbereich - am (unteren) IVer kratzen.
Letztendlich erreichte ich gut den Gipfel und kam auch wieder gut zu meinem Tourenpartner am Vorgipfel zurück. Sodann sicherten wir wieder - gut die Hälfte der Wegstrecke - vom Vorgipfel zur Scharte von Stand zu Stand. Die Rinne sodann neuerlich seilfrei hinunter und am Gletscher wieder am Seil zur Rinnennieder zurück. Dann gemütlich hinunter zur Franz-Senn-Hütte, wo wir uns mit Kaffee, Radler und alkoholfreiem Weizen wieder fit machten. Erst kurz vor 20 Uhr kamen wir wieder beim Auto an.
Der Übergang vom Vor- zum Hauptgipfel gehört zu meinen schwersten - ungesicherten - alpinen Klettereien. Für mich war der seilfreie Übergang gerade noch vertretbar. Allerdings entspricht dies nicht der bergsteigerischen Lehrmeinung und wird von einer Nachahmung dringend abgeraten. Dennoch eine schöne Tour, die man gemacht haben kann-, aber nicht gemacht haben muss.
Überaus spontan war mein (Berg-)Spezi 'Dampfplauderer' für einen Gipfelversuch - über den Nordostgrat, der laut AV-Führer eine kurze, schöne Kletterei bietet - zu gewinnen. Bei Tagesanbruch stiegen wir von der Oberissalm über Franz-Senn-Hütte und den äußerst schönen Rinnensee zur Rinnennieder auf (gut beschildert). Dort leicht rechts - nordöstlich - haltend rund 40 Höhenmeter zum Lüsenser Ferner abgestiegen. Sodann überschritten wir den Lüsenser Ferner - selbstverständlich ohne Steigeisen, die wir aufgrund meiner (Fehl-)Einschätzung wieder umsonst mit hoch geschleppt haben - zur Firnbucht östlich unter dem Vorderen Brunnenkogel. Da der Lüsenser Ferner unseres Wissens zwar spaltenarm, aber nicht vollkommen spaltenfrei ist, seilten wir (seriöserweise) an.
Der Nordostgrat des Vorderen Brunnenkogels streicht über einen nordöstlich gelagerten - ca. 20 Meter niedrigeren - Vorgipfel zu einer Scharte, von der eine Rinne - vom Lüsenser Ferner aus betrachtet schräg von links oben nach rechts unten - zur Firnbucht hinabzieht. Diese Rinne wirkt aus der Entfernung nahezu ungangbar. Je mehr man sich dem Berg nähert, desto gangbarer scheint sie.
Durch diese Rinne hoch zur Scharte. Nicht besonders schön, da - wie in Rinnen üblich - viel loses Geröll im Rinnengrund liegt. Die Rinne ist meines Erachtens SG II.
Ab der Scharte gingen wir mit Seilsicherung samt Standplatzbau. Der Grat von der Scharte zum Vorgipfel ist breit und plattig. Am Beginn findet sich ein Schlaghaken (der einzige, den wir gesehen haben). Zunächst rund 15 Klettermeter schräg nach links durch festes plattiges Felsgelände mit schönen Leisten empor, dann rund 20 Klettermeter wieder schräg nach rechts empor zu einer steileren Plattenwand mit einem schönen Riss. In wunderschöner Kletterei den Riss rund 10 Klettermeter im oberen IIIer Gelände in wieder leichteres Plattengelände empor. Der Riss ist sehr fest und lässt sich hervorragend mit Klemmgeräten der Größe 0.5 bis 1.0 absichern.
Nach dem Riss rund 20 Klettermeter in schönem, leichteren Plattengelände (SG II) empor, bis ein paar Meter Blockgelände folgen. Kurz vor dem Vorgipfel ist noch einmal ein - deutlich brüchigerer - Riss im SG III zu überwinden.
Wir dachten, das Schlimmste hinter uns zu haben und den Gipfel problemlos zu erreichen. Allerdings präsentierte sich der Grat vom Vorgipfel zum Hauptgipfel wie ein filigran mit Riesenblöcken aufgestapeltes Kunstwerk, das zu beiden Seiten (praktisch) senkrecht abfällt und daher keine Umgehung zulässt.
Bei der ersten Abkletterstelle vom Vorgipfel beschloss mein Tourenpartner (aus verständlichen Gründen) nicht weiterzugehen. Und da muss ich sagen: Hut ab vor dieser Entscheidung. Es ist sehr angenehm, mit jemanden unterwegs zu sein, der sich nicht überschätzt.
Aufgrund der (relativen) Nähe des Hauptgipfels verblieben wir dahingehend, dass mich mein Tourenpartner über den Grat im Vorstieg sichert, solange das Seil reicht, und ich sodann 'free solo' soweit gehe, wie ich es mir zutraue.
Der Übergang ist meines Erachtens mindestens ein oberer IIIer und wohl die Krux der Besteigung. So gut wie immer geht es an der scharfen und ausgesetzten Gratschneide entlang (nur im Bereich des tiefsten Punktes zwischen Vor- und Hauptgipfel finde ich etwa drei Meter unter dem Grat eine nordwestseitige Umgehung). Das mir Unangenehmste an der Überschreitung war die - wohl zwingende - direkte Überkletterung bzw. Belastung von verkeilten Granitblöcken auf dem Grat, welche meist höher waren als ich (alles nicht sonderlich Vertrauen erweckend, obzwar es dann im Regelfall doch sehr gut hält). Mein Vorteil dabei: Ich bin mit 1,92 Meter relativ groß. Wäre ich z.B. 20 cm kleiner, hätte ich oftmals nicht so gut auf die Oberkante der Granitblöcke hinlangen können, und würden mehrere Stellen - insbesondere der letzte Steilaufschwung vor dem Gipfelbereich - am (unteren) IVer kratzen.
Letztendlich erreichte ich gut den Gipfel und kam auch wieder gut zu meinem Tourenpartner am Vorgipfel zurück. Sodann sicherten wir wieder - gut die Hälfte der Wegstrecke - vom Vorgipfel zur Scharte von Stand zu Stand. Die Rinne sodann neuerlich seilfrei hinunter und am Gletscher wieder am Seil zur Rinnennieder zurück. Dann gemütlich hinunter zur Franz-Senn-Hütte, wo wir uns mit Kaffee, Radler und alkoholfreiem Weizen wieder fit machten. Erst kurz vor 20 Uhr kamen wir wieder beim Auto an.
Der Übergang vom Vor- zum Hauptgipfel gehört zu meinen schwersten - ungesicherten - alpinen Klettereien. Für mich war der seilfreie Übergang gerade noch vertretbar. Allerdings entspricht dies nicht der bergsteigerischen Lehrmeinung und wird von einer Nachahmung dringend abgeraten. Dennoch eine schöne Tour, die man gemacht haben kann-, aber nicht gemacht haben muss.
Tourengänger:
Plauscher
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