Piz Nuna, 3124m - Versuch
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Offensichtlich war ich hier am Piz Nuna lediglich ein paar Tage später als engadiner und ein paar Tage früher als Staiibook unterwegs. Im Nachhinein schade; hätte die Tour gerne mit einem anderen hikr begangen und dabei gleich noch neue Leute kennengelernt!
Jedenfalls wollte ich nach 13 Jahren Ferien im Unterengadin endlich mal noch den Uebergang von Zernez nach Ardez via Fcla. Stragliavita bewältigen. Und wenn sich dies mit dem Piz Nuna verbinden liess, dann umso besser!
Das erste Postauto brachte mich von Zernez nach Laschadura an der Ofenpasstrasse (1700m). Danach ging’s flott aufwärts, zuerst durch den Wald und bald schon war die Alp Laschadura (2000m) erreicht. Nach ca. 1 Std. wandern im Schatten kam dann bereits die Sonne hervor und von nun an wurde es ziemlich warm …
Jetzt ging’s steil bergan, mehr oder weniger dem Bach entlang. Zuerst den frisch gestrichenen Markierungen nach, bis bei ca. 2480m keine Markierungen mehr zu sehen waren. Stieg deshalb „direttissima“ bis zu P. 2582m auf, wo eine Kuppe erreicht war und ein kleines Schmelzwasser-Seelein auftauchte. Hier realisierte ich nicht, dass ich etwas zu weit links geraten war und stieg ziemlich unwegsam und mühsam durch Geröll weiter auf, bis ich mein Höhenmesser konsultierte und feststellte, dass ich mich bereits auf 2750m befand – und somit eigentlich über der Höhe der Fcla. Stragliavita (2687m). Ein Blick auf die Karte genügte und ich sah, dass ich im Aufstiegs-Eifer irrtümlich beim Fourun da Nuna gelandet war … Ein Aufstieg auf den Piz Nuna von hier aus wäre zwar gem. SAC-Führer grundsätzlich auch möglich; sah aber nicht verlockend aus (überall nur loses Geröll) und wird denn auch als eher mühsam beschrieben.
Ich stieg also wieder etwas ab und querte auf ca. 2600m die Geröll- und Grashänge, denn von hier oben sah man erst jetzt auch deutlich die Fcla. Sragliavita. Das Ganze hat etwas an Kraft gekostet, trotzdem wollte ich noch auf den Piz Nuna. Von der Fcla. Stragliavita ging’s zuerst weglos das steile Grasband hoch, danach kam der unangenehme Teil: nur loses Gestein in teils steilem Gelände und man stand resp. querte oft Geröll-Couloirs, wo alles bedrohlich nach Abrutschen aussah. Vermutlich hatte ich jedoch das Gröbste bereits hinter mir, als ich (endlich) vor festerem Fels stand (ca. 2950m). Hier verliess mich jedoch der Mut; das Ganze hat bis hierher schon ziemlich Kraft gekostet und ich wusste nicht, wie die weitere Grat-Kletterei aussehen würde. Ev. war es ein Nachteil, dass ich ausnahmsweise solo unterwegs war. Zu zweit ist es normalerweise etwas einfacher, die richtigen Entscheidungen zu treffen. So kehrte ich an diesem Punkt um, denn mir war wichtiger, wieder heil herunterzukommen.
Zurück auf der Fcla. Stragliavita traf ich dann tatsächlich noch ein zweiter Wanderer, was eher eine Rarität auf dieser Strecke ist … Nach einem kleinen Imbiss ging’s dann runter in’s Val Sampuoir. Immer wieder blickte ich zurück auf den Piz Nuna, der von hier aus harmlos und eher flach aussieht; vor Ort sah’s definitiv anders aus … Jedenfalls eine wunderschöne, wilde Gegend!
Nach der Alp Sampuoir ging’s dann leider auf einer Fahrstrasse weiter, der Wanderweg hört hier auf. So langsam wurden die (chronischen) Knieschmerzen immer stärker; die vielen Auf- und Abstiege sowie Querungen auf Grashängen und Geröll haben wohl ihre Spuren hinterlassen …
Als mich dann bei ca. 1500m ein Alphirt mit seinem Jeep einholte und fragte, ob ich mitfahren möchte, war der Widerstand bei mir offen gestanden ziemlich gering. So ersparte ich mir die restliche ca. 1 Std. im Wald auf dem Fahrweg hinunter zum Inn und der anschliessende Aufstieg zum Bahnhof Ardez (ca. 30 Min.). Die gefahrene Strecke legte ich somit ohne Skrupel zurück, zumal es sich um den langweiligsten Teil handelte; ohne Aussicht auf die umliegende Landschaft.
Fazit:
eine lange, schöne und einsame Tour im wilden Gelände.
Zum Piz Nuna: einmal mehr erhielt ich hiermit die Bestätigung, dass Schwierigkeits-Beurteilungen insgesamt relativ sind. Was die einen als „einfach“ bezeichnen („... nirgends ausgesetzt, es werden ev. ein paar Mal die Hände benötigt ...“ oder so ähnlich) ist für andere bereits schwierig. Ich empfinde jedenfalls die Besteigung des Piz Nuna als Herausforderung und alles andere als einfach. Ev. fehlt mir einfach auch nur die Erfahrung für solo-Touren in etwas schwierigerem Gelände ...
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