Überschreitung Ehrwalder Sonnenspitze
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Der Sonne so nah...
Manche Touren unternimmt man, weil der Gipfel selbst ein herausragendes Ziel ist. Bei anderen Bergen stellt eher der Weg dorthin die Motivationsquelle dar. Doch es gibt auch einige echte Perlen, auf die beides zutrifft. Die Ehrwalder Sonnenspitze gehört definitiv dazu!
Ich beginne die große Überschreitung ganz klassisch an der Talstation der Ehrwalder Almbahn (1108 m), wo man gut & gratis parken kann. Zum ersten Etappenziel - dem Seebensee - gibt es ganz verschiedene Aufstiege. Jedoch ist der ziemlich direkte Steig über den "Hohen Gang" zur Zeit gesperrt. Als Alternative bietet sich der Immensteig an, der die Felswand der Seebenwände weiter östlich überwindet und deshalb einen (erträglichen) Umweg bedeutet. Aber es ist ein landschaftlich hübscher und gehtechnisch abwechslungsreicher Aufstieg - unten ein hoher Wasserfall, dann einige gut abgesicherte Kraxelstellen und oben ein merkwürdiger Moorsee im Wald!
Nach einer guten Stunde erreiche ich bei der Schutzhütte "Ganghofers Rast" (1546 m) den Fahrweg zum Seebensee, auf dem schon einige Biker unterwegs sind. Eigentlich hatte ich vor, die Sonnenspitze nur über den Nordanstieg zu erkraxeln, aber im Angesicht dieses prächtigen Berges (und des tadellosen Wetters) entscheide ich mich spontan für die Überschreitung von Süd nach Nord.
Also gehe ich am Ostufer des Seebensees (1657 m) entlang auf die Coburger Hütte zu. Die auf dem Wegweiser angegebenen "30 Minuten" habe ich dann auch gebraucht, denn es sind immerhin 250 Höhenmeter in steilen, sonnigen Kehren zu überwinden. An der Hütte (1920 m) bin ich so scharf auf die Kletterei, dass ich mir nicht einmal eine kurze Pause gönne und gleich weiterlaufe. Vor der Biberwierer Scharte gibt es einen Wegweiser zur Südroute auf die Sonnenspitze. Dort setze ich den Helm auf, der für diesen Aufstieg allgemein empfohlen wird.
Das Geröllfeld am Einstieg hat noch deutliche Spuren, aber danach droht schon der erste Verhauer, denn es geht nicht gleich den Schrofenhang hinauf sondern erst eben nach links und später schräg nach rechts hoch zur ersten Rinne. Ab hier könnte die Route praktisch bis zum Gipfel durchgesichert werden, ist man solo unterwegs, dienen die Standplätze eben als Orientierung. Die Rinne beginnt sehr einfach (I), am Ausstieg wird sie etwas anspruchsvoller (II). Danach habe ich etwas Schwierigkeiten, einen guten Weg durch die Schrofenwand zum nächsten Stand zu finden. Ich klettere nach einem Fehlversuch relativ direkt hoch (II), vielleicht gibt es auch einen leichteren Weg?
Über eher einfache Schrofen geht es nun mehr nach rechts aufwärts zu einem Sporn. Dort beginnt die eindrucksvolle Querung und die Schlüsselstelle ist auch nicht mehr weit. Diese beginnt mit einer Rinne, die immer steiler wird, aber rechtzeitig nach links zu verlassen ist. Tritthilfen und ein Drahtseil sorgen dafür, dass das Vergnügen im II. Grad bleibt. Nach dem Drahtseil get es noch ein ganzes Stück ordentlich steil aufwärts, bevor das Gelände im Gipfelbereich allmählich einfacher wird.
Ein Vorteil des Südanstiegs besteht darin, dass zuerst der Hauptgipfel der Ehrwalder Sonnenspitze (2417 m) erreicht wird. Es kann also nicht sein, das man sich mit dem Kreuzgipfel zufriedengeben muss, weil man sich dem Übergang nicht gewachsen fühlt. Etwas Respekt hatte ich schon vor dieser exponierten Stelle (II-), aber nach dem Gipfelfoto geht es recht problemlos innerhalb von zwei Minuten - wer von Süden kommt, wird hier nicht mehr scheitern.
Am Kreuzgipfel gibt es genügend Sitzgelegenheiten für eine gemütliche Pause. Die Aussicht lebt besonders von den Tiefblicken auf die divesen Seen und Ortschaften.
Der Abstieg nach Norden sieht nicht nur steil aus - er ist auch steil. Gleich unterhalb des Gipfels kommt eine kaminartige Kletterstelle, die nur durch den perfekt gesetzten Eisentritt so gut zu bewältigen ist (trotzdem noch II). Dann wird das Gelände ziemlich unübersichtlich. Nicht zu früh nach rechts queren! Die Kraxelei im I. Grad macht Spaß, beansprucht aber nach wie vor die Konzentration. Hinter einem ausgesetzten Gratstück mit Gedenktafel nehmen die Schwierigkeiten sukzessive ab, aber insgesamt muss auch auf dieser Route mehr bzw. länger gekraxelt werden, als ich erwartet hätte.
Endlich komme ich in zahmeres, grasiges Gelände und kann den Helm gegen meinen Hut tauschen, der besser gegen Sonnenbrand schützt. Unnötig zu sagen, dass mir unterwegs kein einziges Steinchen entgegengepurzelt war...
Der Pfad schlängelt sich weiter unten durch Latschen auf den Seebensee zu, wobei immer mal wieder kurze & unausgesetzte Kraxeleien Langeweile verhindern. Wer im Aufstieg dabei schon Schwierigkeiten hat, sollte umkehren!
Am herrlichen Seebensee mache ich eine Pause und sehe den niedlichen Entchen beim Schwimmen zu. Für den Rückweg zum Parkplatz bietet sich dann wieder der Immensteig an, der auch runterwärts angenehm zu gehen ist.
Schwierigkeiten & Gehzeiten
Talstation - Ganghofers Rast (Immensteig): 1 h 5 min; T3+
Ganghofers Rast - Seebensee - Coburger Hütte - Beginn Südroute: 1 h 40 min; T1 und T2
Sonnenspitze über Südroute: 1 h 40 min; mehrere Stellen II, sehr anhaltend I, aber auch "Verschnaufplätze", zumindest mehr eine Kletterroute als ein Steig...
Nordabstieg zum Seebensee: 1 h 25 min; 100 Höhenmeter T5, I, kurz auch II, im mittleren Teil T3 - T4, nur unten T2, insgesamt aber einfacher als die Südroute
Seebensee - Immensteig - Talstation: 1 h 10 min, T3+
Fazit - herausragend - hier fehlt verdammt wenig zur perfekten Tour!
Manche Touren unternimmt man, weil der Gipfel selbst ein herausragendes Ziel ist. Bei anderen Bergen stellt eher der Weg dorthin die Motivationsquelle dar. Doch es gibt auch einige echte Perlen, auf die beides zutrifft. Die Ehrwalder Sonnenspitze gehört definitiv dazu!
Ich beginne die große Überschreitung ganz klassisch an der Talstation der Ehrwalder Almbahn (1108 m), wo man gut & gratis parken kann. Zum ersten Etappenziel - dem Seebensee - gibt es ganz verschiedene Aufstiege. Jedoch ist der ziemlich direkte Steig über den "Hohen Gang" zur Zeit gesperrt. Als Alternative bietet sich der Immensteig an, der die Felswand der Seebenwände weiter östlich überwindet und deshalb einen (erträglichen) Umweg bedeutet. Aber es ist ein landschaftlich hübscher und gehtechnisch abwechslungsreicher Aufstieg - unten ein hoher Wasserfall, dann einige gut abgesicherte Kraxelstellen und oben ein merkwürdiger Moorsee im Wald!
Nach einer guten Stunde erreiche ich bei der Schutzhütte "Ganghofers Rast" (1546 m) den Fahrweg zum Seebensee, auf dem schon einige Biker unterwegs sind. Eigentlich hatte ich vor, die Sonnenspitze nur über den Nordanstieg zu erkraxeln, aber im Angesicht dieses prächtigen Berges (und des tadellosen Wetters) entscheide ich mich spontan für die Überschreitung von Süd nach Nord.
Also gehe ich am Ostufer des Seebensees (1657 m) entlang auf die Coburger Hütte zu. Die auf dem Wegweiser angegebenen "30 Minuten" habe ich dann auch gebraucht, denn es sind immerhin 250 Höhenmeter in steilen, sonnigen Kehren zu überwinden. An der Hütte (1920 m) bin ich so scharf auf die Kletterei, dass ich mir nicht einmal eine kurze Pause gönne und gleich weiterlaufe. Vor der Biberwierer Scharte gibt es einen Wegweiser zur Südroute auf die Sonnenspitze. Dort setze ich den Helm auf, der für diesen Aufstieg allgemein empfohlen wird.
Das Geröllfeld am Einstieg hat noch deutliche Spuren, aber danach droht schon der erste Verhauer, denn es geht nicht gleich den Schrofenhang hinauf sondern erst eben nach links und später schräg nach rechts hoch zur ersten Rinne. Ab hier könnte die Route praktisch bis zum Gipfel durchgesichert werden, ist man solo unterwegs, dienen die Standplätze eben als Orientierung. Die Rinne beginnt sehr einfach (I), am Ausstieg wird sie etwas anspruchsvoller (II). Danach habe ich etwas Schwierigkeiten, einen guten Weg durch die Schrofenwand zum nächsten Stand zu finden. Ich klettere nach einem Fehlversuch relativ direkt hoch (II), vielleicht gibt es auch einen leichteren Weg?
Über eher einfache Schrofen geht es nun mehr nach rechts aufwärts zu einem Sporn. Dort beginnt die eindrucksvolle Querung und die Schlüsselstelle ist auch nicht mehr weit. Diese beginnt mit einer Rinne, die immer steiler wird, aber rechtzeitig nach links zu verlassen ist. Tritthilfen und ein Drahtseil sorgen dafür, dass das Vergnügen im II. Grad bleibt. Nach dem Drahtseil get es noch ein ganzes Stück ordentlich steil aufwärts, bevor das Gelände im Gipfelbereich allmählich einfacher wird.
Ein Vorteil des Südanstiegs besteht darin, dass zuerst der Hauptgipfel der Ehrwalder Sonnenspitze (2417 m) erreicht wird. Es kann also nicht sein, das man sich mit dem Kreuzgipfel zufriedengeben muss, weil man sich dem Übergang nicht gewachsen fühlt. Etwas Respekt hatte ich schon vor dieser exponierten Stelle (II-), aber nach dem Gipfelfoto geht es recht problemlos innerhalb von zwei Minuten - wer von Süden kommt, wird hier nicht mehr scheitern.
Am Kreuzgipfel gibt es genügend Sitzgelegenheiten für eine gemütliche Pause. Die Aussicht lebt besonders von den Tiefblicken auf die divesen Seen und Ortschaften.
Der Abstieg nach Norden sieht nicht nur steil aus - er ist auch steil. Gleich unterhalb des Gipfels kommt eine kaminartige Kletterstelle, die nur durch den perfekt gesetzten Eisentritt so gut zu bewältigen ist (trotzdem noch II). Dann wird das Gelände ziemlich unübersichtlich. Nicht zu früh nach rechts queren! Die Kraxelei im I. Grad macht Spaß, beansprucht aber nach wie vor die Konzentration. Hinter einem ausgesetzten Gratstück mit Gedenktafel nehmen die Schwierigkeiten sukzessive ab, aber insgesamt muss auch auf dieser Route mehr bzw. länger gekraxelt werden, als ich erwartet hätte.
Endlich komme ich in zahmeres, grasiges Gelände und kann den Helm gegen meinen Hut tauschen, der besser gegen Sonnenbrand schützt. Unnötig zu sagen, dass mir unterwegs kein einziges Steinchen entgegengepurzelt war...
Der Pfad schlängelt sich weiter unten durch Latschen auf den Seebensee zu, wobei immer mal wieder kurze & unausgesetzte Kraxeleien Langeweile verhindern. Wer im Aufstieg dabei schon Schwierigkeiten hat, sollte umkehren!
Am herrlichen Seebensee mache ich eine Pause und sehe den niedlichen Entchen beim Schwimmen zu. Für den Rückweg zum Parkplatz bietet sich dann wieder der Immensteig an, der auch runterwärts angenehm zu gehen ist.
Schwierigkeiten & Gehzeiten
Talstation - Ganghofers Rast (Immensteig): 1 h 5 min; T3+
Ganghofers Rast - Seebensee - Coburger Hütte - Beginn Südroute: 1 h 40 min; T1 und T2
Sonnenspitze über Südroute: 1 h 40 min; mehrere Stellen II, sehr anhaltend I, aber auch "Verschnaufplätze", zumindest mehr eine Kletterroute als ein Steig...
Nordabstieg zum Seebensee: 1 h 25 min; 100 Höhenmeter T5, I, kurz auch II, im mittleren Teil T3 - T4, nur unten T2, insgesamt aber einfacher als die Südroute
Seebensee - Immensteig - Talstation: 1 h 10 min, T3+
Fazit - herausragend - hier fehlt verdammt wenig zur perfekten Tour!
Tourengänger:
Bergmax
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