Tannkopf (1863m) und Gir (2164m) Nordflanke
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Charakter
In einer markanten und unverwechselbar prägnanten Linie strebt der Gir (2164m) mächtig in die Höhe. Unnahbar und von unglaublicher Steilheit präsentiert sich dieser faszinierende Berg oberhalb der Luzisteig mit seiner über 600m hohen, nahezu senkrechten Westwand. Von Trübbach und Balzers über Sargans und Mels bis nach Maienfeld und Bad Ragaz präsentiert sich der Gir als riesiges Dreieck, das von zwei scharfen Kanten gebildet wird, der Nordkante, die von der Gratschulter des Tannkopfs (1863m) unheimlich in den Himmel ragt und der Südkante, die über den Panierwald emporragt. Jene Nordkante zog mich schon seit Längerem in den Bann, immer wieder blickte ich ehrfurchtsvoll zu ihr hinauf und studierte von den umliegenden Gipfeln eine mögliche Begehung. Eine guten Überblick über den Wegverlauf bietet das Würznerhorn (Guschaer Gir), von dessen Gipfel auch meine Wegskizze stammt.
Willkommen zu meinem ersten Tourenbericht: Als Debüt wähle ich den scheinbar nur wenig begangenen und kaum bekannten Tannkopf (1863m) mit anschliessender Begehung der Nordflanke des Gir (2164m). Sechsmal stand ich dieses Jahr bereits auf dem Gir, die siebte Begehung am 1. Juni 2020 sollte nun etwas ganz Besonderes sein.
Historie
Gemäss dem schönen und alten Gipfelbuch auf dem Gir (seit 1. August 1978) wird diese Route etwa einmal im Jahr gemacht und zwar auch im Abstieg (häufig im Spätsommer bis in den November hinein). Meist waren es Wildhüter und Jäger (vor allem bei den Einträgen in den 1980ern und den frühen 1990ern), die in diesem abgelegenen Gebiet des Guschaer Kessels Wild beobachteten und erlegten. Früher existierte auch ein Jägerpfad von der Wildhütte auf Säss oberhalb von Guscha zum Tannkopf, der aber heute komplett verfallen ist. Zu meinem grossen Erstaunen besitzt die komplette Gratschulter beim Tannkopf jedoch einen schmalen, gut ausgetretenen Weg. In der ersten Auflage des Clubführers Rätikon aus dem Jahr 1936 wird die Route über das Band und über den Tannkopf bis zum Gir anschaulich beschrieben. Weitere Anstiegsmöglichkeiten von Guscha direkt durch den steilen Wald hinauf oder von Säss aus werden nicht erwähnt, auch die zweite Auflage aus dem Jahr 1989 verschweigt die beiden zuletzt genannten Möglichkeiten. Das weckte meine Neugierde, fand ich doch im Gipfelbuch auf dem Gir immer wieder die Bezeichnungen Kreuz, Säss und Schafbleis.
Schwierigkeiten
Guscha bis Säss: T2
Säss bis Tannkopf: T5
Umgehung des Felsriegels: T6
Weiterer Verlauf der Nordkante bis Gir: T4
Abstieg vom Gir bis zur Enderlinhütte: T5
Oberhalb der Gratschulter erhebt sich ein unglaublicher steiler und heikler Felsriegel, den ich nicht direkt an der Kante überwunden habe, sondern in grossem Bogen östlich umgangen habe. Die Überwindung des Felsriegels sowie die Umgehung stellt den anspruchsvollsten Teil der Route dar, daher auch meine Gesamtbewertung der Schwierigkeiten mit T6. Den Teil von Säss bis zum Tannkopf bewerte ich mit T5, allerdings kann die Querung der ersten beiden Tobel je nach Verhältnissen auch T6 sein. Wenn man den Felsriegel überwunden hat, bietet der weitere Verlauf der Nordkante bis zum Gir keine grösseren Schwierigkeiten mehr, diesen genussvollen und sehr aussichtsreichen Teil bewerte ich mit T4, von Weitem täuscht die Steilheit, hier wird es nirgends mehr als 40 Grad steil.
Wegbeschreibung
Am Pfingstmontag, den 01.06.2020 starte ich gegen 6:00 Uhr früh beim Parkplatz Heutanne. Völlig allein gehe ich auf dem recht steilen Forstweg hinauf zur Guscha, dieser malerisch gelegenen, alten Walsersiedlung oberhalb der Luzisteig. Menschen werde ich an diesem Tag erst wieder in der Enderlinhütte antreffen. Etwa 45 Minuten benötigt man bis Guscha, danach weist eine Umleitung über den noch immer unpassierbaren Guschatobel, der im vorletzten Winter von einer gewaltigen Lawine heimgesucht wurde. Nach dem Guschatobel erreicht man eine Weggabelung, links geht über Birch und Matan zum Mittlerspitz, rechts zum Guschasattel. Ich folge dem rechten Weg, halte mich auch bei der nächsten Gabelung oberhalb von Stafel rechts in Richtung Guschasattel und erreiche gegen 8:00 Uhr Guscha Säss (zuweilen auch Kreuz genannt), auf der sich eine heimelig wirkende Wildhütte befindet. Bevor der Weg die Linkskurve zur Hütte einschlägt, erblickt man rechterhand (direkt südlich von Säss) am Waldrand einen schmalen Pfad, dem ich zustrebe.
Mit Betreten des Waldes wird der Pfad zunächst deutlicher und führt an einem kleinen, offenen Jägerstand linkerhand vorbei. Danach bricht der Weg unvermittelt ab und man steht vor der Querung des ersten Tobels. Vorsicht: Hier prüfe man wirklich jeden Schritt, da hier nahezu nichts hält, was danach aussieht, lose Erde, Wurzeln, Steine, Gras, Schnee, alles in schönster Unordnung, gepaart mit beträchtlicher Steilheit, machen die Begehung recht heikel. Unterhalb des Schneefeldes finde ich eine Querungsmöglichkeit und steige auf der gegenüberliegenden Seite wieder steil hinauf und finde Überreste (eine Holzleiter) eines weiteren Jägerstandes. Dann steht die Querung des zweiten Tobels an, der am 1. Juni noch komplett mit Altschnee gefüllt ist. Zum Glück ist der Schnee hart und fest genug, so kann ich nach erneutem steilen Abstieg den Tobel überqueren.
Direkt südlich befindet sich eine steile Wiese, die Schafbleis genannt und rechterhand von Erlengebüsch, Geröll und einem Waldsaum begrenzt wird. Die Schafbleis stellt die Nordostflanke des Tannkopfs dar, man steigt ziemlich weit hoch (oben erblickt man bereits den grossen Felsriegel), bis man nach rechts über zunächst offenes Gelände zur bewaldeten Gratschulter zustrebt. Dort angekommen, freue und wundere ich mich über den wirklich schön angelegten Pfad, der direkt zum Gipfel des Tannkopfs führt, anscheinend wird dieser etwas klobig wirkende Gipfel doch öfters begangen. Kurz nach 9:00 Uhr stehe ich auf dem ausgesetzten Gipfel und geniesse eine fantastische, dem Gir ähnliche Aussicht (allerdings nördlich durch Bäume verdeckt) mit fesselndem Blick auf die abweisende Girwand und mit spektakulärem Tiefblick auf die Luzisteig.
Nach der Gipfelrast auf dem Tannkopf geht es weiter über die steile Nordflanke zum Gir. Den sehr steilen Felsriegel begehe ich nicht direkt, ob dieser entlang der Kante machbar ist, weiss ich nicht. Leider mache ich Fehler, diesen Felsriegel oberhalb der Schafbleis nicht weit genug (östlich) zu umgehen und lande daher schnell in unwegsamem Gelände. Ein paar Rutschpartien tiefer finde ich einen geeigneten Durchschlupf und gelange in ebenfalls sehr anspruchsvolles Gelände: Spiegelglatt geschliffenes, lang gezogenes Gestein, feuchtes, moosdurchsetztes Gras, erdige Passagen, Wurzeln, Sträucher in gut 50 Grad und mehr geratene Schieflage erfordern das gesamte Können eines Berggängers. Dabei orientiere ich mich an den waldigen Passagen und nutze mit Vorteil auch die Wurzeln als Haltepunkte. Nach bangen 30 Minuten erreiche ich wieder die Kante, halte kurz inne, begutachte meine etwas in Mitleidenschaft geratene Hose und geniesse die wirklich beeindruckende Aussicht. Dieser Felsriegel und seine Umgegend sind zurzeit die Gämsenkinderstube. Danach überquere ich noch ein paar harmlose, nur steil aussehende Passagen und der Gipfel des Gir rückt immer näher. Das Gelände flacht nach dem Felsriegel deutlich ab (auf etwa 30 Grad), ab hier kann man von gehobenem Genusswandern sprechen. Der weitere Verlauf zum Gir scheint klar vorgegeben. Kurz vor dem Gipfel steilt das Gelände wieder deutlich auf und man strebt mit Vorteil direkt auf die kleine Scharte zwischen den beiden Gir-Gipfeln zu, über die man mit ein paar wenigen Handgriffen direkt beim grossen Gipfelsteinmann mit Stativ ankommt. Gegen 11:15 Uhr stehe ich auf dem Gir und geniesse die herrliche Fernsicht, die prächtigen Aus- und Tiefblicke, die wiedergewonnene, innere Ruhe und den Frieden des Tages.
Nach einer guten Stunde verlasse ich wieder diesen besonderen Logenplatz und steige ab zur Enderlinhütte, ein Weg, der mir wohlbekannt ist, dieser Abstieg kommt mir nach der Nordflanke wie ein Spaziergang vor (ist es aber nicht, das Gelände bleibt zwischen 40 und 50 Grad steil und erfordert Konzentration und Ausdauer im steilen Gras) und ich komme zügig voran. Bei der Hütte angekommen, fülle ich meinen Getränkevorrat und steige rasch wieder zur Luzisteig ab. Wenn man sein Fahrzeug beim Parkplatz Heutanne abgestellt hat, aber sich nach dem Gleggtobel Richtung Luzisteig befindet, bietet sich etwas oberhalb des Wasserreservoirs, gleich nach der Rechtskurve des Forstwegs, eine günstige Abkürzung, die einen unnötigen Hatscher vermeidet. Dieser Pfad sollte aufgrund der Sperrschiesszeiten aber nur an Sonn- und Feiertagen begangen werden, gemäss Hinweistafel mitten im Wald. Glücklich und zufrieden erreiche ich meine vier Räder, die mich wohlbehalten nach Hause bringen.
Als kleine Zugabe habe ich ein paar Fotos von der oberen Südkante hinzugefügt, über die ich aus reiner Neugierde bei meinen Begehungen vom 16. April und 9. Mai dieses Jahres etwas abgestiegen bin und die ungemein fesselnde Tiefblicke bietet.
Christian aus Sevelen
In einer markanten und unverwechselbar prägnanten Linie strebt der Gir (2164m) mächtig in die Höhe. Unnahbar und von unglaublicher Steilheit präsentiert sich dieser faszinierende Berg oberhalb der Luzisteig mit seiner über 600m hohen, nahezu senkrechten Westwand. Von Trübbach und Balzers über Sargans und Mels bis nach Maienfeld und Bad Ragaz präsentiert sich der Gir als riesiges Dreieck, das von zwei scharfen Kanten gebildet wird, der Nordkante, die von der Gratschulter des Tannkopfs (1863m) unheimlich in den Himmel ragt und der Südkante, die über den Panierwald emporragt. Jene Nordkante zog mich schon seit Längerem in den Bann, immer wieder blickte ich ehrfurchtsvoll zu ihr hinauf und studierte von den umliegenden Gipfeln eine mögliche Begehung. Eine guten Überblick über den Wegverlauf bietet das Würznerhorn (Guschaer Gir), von dessen Gipfel auch meine Wegskizze stammt.
Willkommen zu meinem ersten Tourenbericht: Als Debüt wähle ich den scheinbar nur wenig begangenen und kaum bekannten Tannkopf (1863m) mit anschliessender Begehung der Nordflanke des Gir (2164m). Sechsmal stand ich dieses Jahr bereits auf dem Gir, die siebte Begehung am 1. Juni 2020 sollte nun etwas ganz Besonderes sein.
Historie
Gemäss dem schönen und alten Gipfelbuch auf dem Gir (seit 1. August 1978) wird diese Route etwa einmal im Jahr gemacht und zwar auch im Abstieg (häufig im Spätsommer bis in den November hinein). Meist waren es Wildhüter und Jäger (vor allem bei den Einträgen in den 1980ern und den frühen 1990ern), die in diesem abgelegenen Gebiet des Guschaer Kessels Wild beobachteten und erlegten. Früher existierte auch ein Jägerpfad von der Wildhütte auf Säss oberhalb von Guscha zum Tannkopf, der aber heute komplett verfallen ist. Zu meinem grossen Erstaunen besitzt die komplette Gratschulter beim Tannkopf jedoch einen schmalen, gut ausgetretenen Weg. In der ersten Auflage des Clubführers Rätikon aus dem Jahr 1936 wird die Route über das Band und über den Tannkopf bis zum Gir anschaulich beschrieben. Weitere Anstiegsmöglichkeiten von Guscha direkt durch den steilen Wald hinauf oder von Säss aus werden nicht erwähnt, auch die zweite Auflage aus dem Jahr 1989 verschweigt die beiden zuletzt genannten Möglichkeiten. Das weckte meine Neugierde, fand ich doch im Gipfelbuch auf dem Gir immer wieder die Bezeichnungen Kreuz, Säss und Schafbleis.
Schwierigkeiten
Guscha bis Säss: T2
Säss bis Tannkopf: T5
Umgehung des Felsriegels: T6
Weiterer Verlauf der Nordkante bis Gir: T4
Abstieg vom Gir bis zur Enderlinhütte: T5
Oberhalb der Gratschulter erhebt sich ein unglaublicher steiler und heikler Felsriegel, den ich nicht direkt an der Kante überwunden habe, sondern in grossem Bogen östlich umgangen habe. Die Überwindung des Felsriegels sowie die Umgehung stellt den anspruchsvollsten Teil der Route dar, daher auch meine Gesamtbewertung der Schwierigkeiten mit T6. Den Teil von Säss bis zum Tannkopf bewerte ich mit T5, allerdings kann die Querung der ersten beiden Tobel je nach Verhältnissen auch T6 sein. Wenn man den Felsriegel überwunden hat, bietet der weitere Verlauf der Nordkante bis zum Gir keine grösseren Schwierigkeiten mehr, diesen genussvollen und sehr aussichtsreichen Teil bewerte ich mit T4, von Weitem täuscht die Steilheit, hier wird es nirgends mehr als 40 Grad steil.
Wegbeschreibung
Am Pfingstmontag, den 01.06.2020 starte ich gegen 6:00 Uhr früh beim Parkplatz Heutanne. Völlig allein gehe ich auf dem recht steilen Forstweg hinauf zur Guscha, dieser malerisch gelegenen, alten Walsersiedlung oberhalb der Luzisteig. Menschen werde ich an diesem Tag erst wieder in der Enderlinhütte antreffen. Etwa 45 Minuten benötigt man bis Guscha, danach weist eine Umleitung über den noch immer unpassierbaren Guschatobel, der im vorletzten Winter von einer gewaltigen Lawine heimgesucht wurde. Nach dem Guschatobel erreicht man eine Weggabelung, links geht über Birch und Matan zum Mittlerspitz, rechts zum Guschasattel. Ich folge dem rechten Weg, halte mich auch bei der nächsten Gabelung oberhalb von Stafel rechts in Richtung Guschasattel und erreiche gegen 8:00 Uhr Guscha Säss (zuweilen auch Kreuz genannt), auf der sich eine heimelig wirkende Wildhütte befindet. Bevor der Weg die Linkskurve zur Hütte einschlägt, erblickt man rechterhand (direkt südlich von Säss) am Waldrand einen schmalen Pfad, dem ich zustrebe.
Mit Betreten des Waldes wird der Pfad zunächst deutlicher und führt an einem kleinen, offenen Jägerstand linkerhand vorbei. Danach bricht der Weg unvermittelt ab und man steht vor der Querung des ersten Tobels. Vorsicht: Hier prüfe man wirklich jeden Schritt, da hier nahezu nichts hält, was danach aussieht, lose Erde, Wurzeln, Steine, Gras, Schnee, alles in schönster Unordnung, gepaart mit beträchtlicher Steilheit, machen die Begehung recht heikel. Unterhalb des Schneefeldes finde ich eine Querungsmöglichkeit und steige auf der gegenüberliegenden Seite wieder steil hinauf und finde Überreste (eine Holzleiter) eines weiteren Jägerstandes. Dann steht die Querung des zweiten Tobels an, der am 1. Juni noch komplett mit Altschnee gefüllt ist. Zum Glück ist der Schnee hart und fest genug, so kann ich nach erneutem steilen Abstieg den Tobel überqueren.
Direkt südlich befindet sich eine steile Wiese, die Schafbleis genannt und rechterhand von Erlengebüsch, Geröll und einem Waldsaum begrenzt wird. Die Schafbleis stellt die Nordostflanke des Tannkopfs dar, man steigt ziemlich weit hoch (oben erblickt man bereits den grossen Felsriegel), bis man nach rechts über zunächst offenes Gelände zur bewaldeten Gratschulter zustrebt. Dort angekommen, freue und wundere ich mich über den wirklich schön angelegten Pfad, der direkt zum Gipfel des Tannkopfs führt, anscheinend wird dieser etwas klobig wirkende Gipfel doch öfters begangen. Kurz nach 9:00 Uhr stehe ich auf dem ausgesetzten Gipfel und geniesse eine fantastische, dem Gir ähnliche Aussicht (allerdings nördlich durch Bäume verdeckt) mit fesselndem Blick auf die abweisende Girwand und mit spektakulärem Tiefblick auf die Luzisteig.
Nach der Gipfelrast auf dem Tannkopf geht es weiter über die steile Nordflanke zum Gir. Den sehr steilen Felsriegel begehe ich nicht direkt, ob dieser entlang der Kante machbar ist, weiss ich nicht. Leider mache ich Fehler, diesen Felsriegel oberhalb der Schafbleis nicht weit genug (östlich) zu umgehen und lande daher schnell in unwegsamem Gelände. Ein paar Rutschpartien tiefer finde ich einen geeigneten Durchschlupf und gelange in ebenfalls sehr anspruchsvolles Gelände: Spiegelglatt geschliffenes, lang gezogenes Gestein, feuchtes, moosdurchsetztes Gras, erdige Passagen, Wurzeln, Sträucher in gut 50 Grad und mehr geratene Schieflage erfordern das gesamte Können eines Berggängers. Dabei orientiere ich mich an den waldigen Passagen und nutze mit Vorteil auch die Wurzeln als Haltepunkte. Nach bangen 30 Minuten erreiche ich wieder die Kante, halte kurz inne, begutachte meine etwas in Mitleidenschaft geratene Hose und geniesse die wirklich beeindruckende Aussicht. Dieser Felsriegel und seine Umgegend sind zurzeit die Gämsenkinderstube. Danach überquere ich noch ein paar harmlose, nur steil aussehende Passagen und der Gipfel des Gir rückt immer näher. Das Gelände flacht nach dem Felsriegel deutlich ab (auf etwa 30 Grad), ab hier kann man von gehobenem Genusswandern sprechen. Der weitere Verlauf zum Gir scheint klar vorgegeben. Kurz vor dem Gipfel steilt das Gelände wieder deutlich auf und man strebt mit Vorteil direkt auf die kleine Scharte zwischen den beiden Gir-Gipfeln zu, über die man mit ein paar wenigen Handgriffen direkt beim grossen Gipfelsteinmann mit Stativ ankommt. Gegen 11:15 Uhr stehe ich auf dem Gir und geniesse die herrliche Fernsicht, die prächtigen Aus- und Tiefblicke, die wiedergewonnene, innere Ruhe und den Frieden des Tages.
Nach einer guten Stunde verlasse ich wieder diesen besonderen Logenplatz und steige ab zur Enderlinhütte, ein Weg, der mir wohlbekannt ist, dieser Abstieg kommt mir nach der Nordflanke wie ein Spaziergang vor (ist es aber nicht, das Gelände bleibt zwischen 40 und 50 Grad steil und erfordert Konzentration und Ausdauer im steilen Gras) und ich komme zügig voran. Bei der Hütte angekommen, fülle ich meinen Getränkevorrat und steige rasch wieder zur Luzisteig ab. Wenn man sein Fahrzeug beim Parkplatz Heutanne abgestellt hat, aber sich nach dem Gleggtobel Richtung Luzisteig befindet, bietet sich etwas oberhalb des Wasserreservoirs, gleich nach der Rechtskurve des Forstwegs, eine günstige Abkürzung, die einen unnötigen Hatscher vermeidet. Dieser Pfad sollte aufgrund der Sperrschiesszeiten aber nur an Sonn- und Feiertagen begangen werden, gemäss Hinweistafel mitten im Wald. Glücklich und zufrieden erreiche ich meine vier Räder, die mich wohlbehalten nach Hause bringen.
Als kleine Zugabe habe ich ein paar Fotos von der oberen Südkante hinzugefügt, über die ich aus reiner Neugierde bei meinen Begehungen vom 16. April und 9. Mai dieses Jahres etwas abgestiegen bin und die ungemein fesselnde Tiefblicke bietet.
Christian aus Sevelen
Tourengänger:
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