Versuch Vanil Noir (bis Pas de la Borière)


Publiziert von Wanderer82 , 30. Juli 2009 um 13:30.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:29 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   CH-VD 
Aufstieg: 951 m
Abstieg: 951 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto: Ausfahrt Bulle nach Charmey und dann rechts hinauf zur Ebene "Gros Mont"
Kartennummer:1245

Ab Bern fuhr ich mit dem Auto Richtung Fribourg bis zur Ausfahrt "Bulle", durch das Städtchen und ansteigend bis nach Charmey. Weiter geradeaus und bei einer Bushaltestelle an der Abzweigung nach Gros Mont rechts abgebogen. Hier führt ein stellenweise extrem schmales Strässchen sehr steil nach oben. Mit tiefergelegten Autos absolut nicht zu empfehlen, da stellenweise grössere Steine herumliegen können und es Senken gibt.

Gros Mont ist eine wunderschöne Ebene. Das Auto parkiert man am Wegrand kurz vor einem geschlossenen Tor. Ab hier geht es zu Fuss weiter, erstmal eine knappe halbe Stunde auf breitem Weg Richtung La Verda (ich vermute, ein Gasthaus). Kurz davor zweigt der Weg nach rechts ab und steigt dann, einem Bachbett folgend, mässig bis eher stark steigend durch immer wieder schattige Passagen unter Bäumen hinauf. Beim Wegweiser entdecke ich bereits die erste Warntafel, dass der Pas de la Borière ungesichert ist, da das Seil abhanden gekommen war. Was zuerst ein Anreiz für mich war, stellte sich später als doch sehr problematisch heraus.

Unterwegs gilt es ab und an Tier-Abschrankungen aus Draht zu öffnen und zu schliessen. Im weiteren Verlauf unterquert man die Hütte "La Case" und kommt hier das erste Mal mit dem kleinen Bächlein in Berührung, welches man weiter oben zwei Mal überquert. Der Weg ist immer eindeutig markiert und angenehm zu gehen.

Beim Chalet des Marindes verweile ich nicht, sondern erklimme gleich die nächste Ebene "Les Morteys-Dessus", wo mich eine Kuhherde empfängt. Bei einer Verzweigung geht der Weg nach links ein Stück die Ebene entlang, dann stärker steigend auf bzw. durch interessante Gesteinsformationen. Nach kurzem Anstieg erreiche ich den Grat, wo man nach Westen auf kühnem Weg nach Bounavalette absteigen kann (hätte mich auch gereizt).

An dieser Stelle ist keine Markierung vorhanden, die den richtigen Weg zum Vanil Noir angibt, Wegspuren nach links folgen. Man kann einerseits kurz unterhalb des Grates bereits durch das Geröllfeld queren oder aber wie ich weiter oben. Der Pfad oberhalb scheint mir etwas angenehmer und weniger rutschig, macht aber den Einstieg in die erste Schlüssel- / Kletterstelle unterhalb von "Tête de l'Herbette" schwieriger, da man hier je nach Kletterkünsten ein wenig auf sehr rutschigem Kies / Geröll absteigen muss, um in eine "Kletterrinne" zu gelangen. Ich tat mich hier etwas schwer, die optimale Aufstiegsroute zu finden. Der Fels ist hier sehr zerklüftet und bietet eher wenig und unangenehme  Tritt- und Haltemöglichkeiten. 

Weiter geht's vorerst flach immer noch auf unangenehmen, spitzigen Felsen (anfangs Platten), jedoch einfacher und perfekt markiert. Der Aufstieg zum Pas de la Borière ist dann wieder sehr steil und man schaltet des Öfteren auf Allradantrieb. Wirklich gefährlich ist's hier aber nicht. Wie ich gelesen habe, gibt es dort normalerweise auch Seilpassagen, ich habe jedoch keines vorgefunden. Ein schmales Weglein weist zum Pas de la Borière, wo sich der Abgrund links und rechts auftut. Kein Seil, auch nicht auf der anderen Seite, wo der Aufstieg weitergeht. Nun müsste man eine Stufe von ca. 1.50m absteigen um auf den kantigen Übergang zu gelangen: links weit unten eine unsichere, erdige Trittmöglichkeit direkt neben dem Abgrund, rechter Hand ein senkreter, schmaler und glatter Fels, der etwa 2.50m hoch hinaufragt. Wie soll man hier bloss runterkommen, frage ich mich? Vorwärts, rückwärts? Springen? Wo festhalten? Und der Rucksack? Ein Fehltritt kann den Tod bedeuten. Und wenn ich es schaffe und aber auf der anderen Seite nicht hochkomme oder den Vanil Noir nicht wie geplant auf seiner Südseite hinuntersteigen kann? Eine Umkehr und ein Hinaufklettern an dieser Stelle wären wohl noch schwieriger. Wer mir einen Tipp für diese Schlüsselstelle geben kann, dem bin ich sehr dankbar. Möglich muss es sein, denn es kamen andere Berggänger den Weg runter (ich habe sie aber nicht an dieser Stelle beobachten können). Kann mir jemand etwas genauer schildern, wie man den Pass nachher überquert? Ist es weiterhin heikel oder nach dieser Abstiegsstufe mehr oder weniger problemlos?

Nun, schweren Herzens entschied ich mich für eine Umkehr. Gleiche Strecke zurück bis zur Ebene "Les Morteys-Dessus". Der Abstieg gestaltet sich einfach, bis auf die kurze Klettereinlage (vorsichtig sein). Ich wähle dann den "Höhenweg" nach links noch einmal kurz ansteigend, bei dem zwei Mal eine längere Strecke keine Markierungen und keine Wegspur mehr zu sehen sind. Ich finde die Wegspur wieder und möchte zur Hütte "Les Morteys de Folliéran" wandern. Leider gibt es keinen Hinweis, keine Markierungen an der Stelle, wo der Weg nach Les Marindes zurückführend nach links verlassen werden muss. Anscheinend wird dieser Weg nicht mehr unterhalten. Ich finde ihn nach etwas suchen mit Hilfe der Karte trotzdem (er zweigt kurz nach dem Richtungswechsel ab, nicht zu weit gehen) und gelange einfach zur Hütte, wo ich mein Dessert verdrücke.

Der Abstieg von der Hütte ist auch nicht zu sehen. Zuerst muss ein Stück abgestiegen werden. Links sieht man einen Stacheldrahtzaun nach unten führen. Diesen Zaun muss man passieren, an der richtigen Stelle sieht man auch wieder ein Weglein (hinter dem Zaun). Leider gibt es keinen Durchgang und so reisse ich einen Pflock aus der Erde und steige mühsam über den Stacheldraht, wobei sich dieser kurz in meiner Hose verheddert (sehr unangenehm). Der weitere Weg (wohl auch selten begangen) führt am steilen Hang entlang, zwei Mal kurz über eine rutschige Rinne. Ich erreiche so die Hütte "La Case" und kurz darauf meine Aufstiegsroute, über welche ich zum Auto zurückkehre.

Tourengänger: Wanderer82


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Kommentare (17)


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nadirazur hat gesagt: He ja ...
Gesendet am 30. Juli 2009 um 14:20
... da hast Du ein bisschen Pech gehabt. Wahrscheinlich suchtest Du diese Kette hier ...

Lieber Gruss, Noemi

Wanderer82 hat gesagt: RE:He ja ...
Gesendet am 30. Juli 2009 um 14:39
Ja, habe es nun im Nachhinein auch gelesen. Allerdings denke ich, ist die Stelle auch mit Seil sehr heikel, zumal einem dieses Seil, welches ich auf einem Foto gesehen habe, nicht wirklich viel hilft. Ich werde noch Fotos von meiner Wanderung und der Stelle posten. Warst du denn schon mal auf diesem Weg?

Henrik hat gesagt: Detaillierter, subtil geschriebener
Gesendet am 30. Juli 2009 um 14:39
Bericht, der viele Wahrnehmungen zeigt.

Gruss

Henrik

Zaza hat gesagt: Vanilla Ice
Gesendet am 30. Juli 2009 um 14:52
Diese Stelle ist ohne Kabel kein Zuckerschlecken und umso heikler, als der Gipfel an schönen Tagen sehr rege besucht wird.

Als Alternative bleibt der Anstieg von der anderen Seite, von Grandvillard / Cabane de Bounavaux her. Da gab's eh keine Sicherungen, wenn ich mich recht erinnere. Wie alle Routen am Vanil Noir ist dies nur bei trockenem Wetter ratsam, sonst wird es sehr rutschig.

Gruess, zaza

Wanderer82 hat gesagt: RE:Vanilla Ice
Gesendet am 30. Juli 2009 um 14:58
So weit ich gesehen habe, ist das Kabel an dieser Stelle des Abstiegs in den Pas vorher auch nicht gerade sehr erleichternd. Oder sieht man das auf dem Foto http://www.hikr.org/gallery/photo54529.html?post_id=7039#1 zu wenig gut? Dort sieht es aus, als wäre am glatten Fels kein Seil, sondern nur vorher, wo es eigentlich nichts nützt.

Wie steigt man hier vorzugsweise ab? Rückwärts oder vorwärts? Mit einem Sprung? Und wie geht's nachher weiter, wenn man mal auf dieser "Kanzel" ist? Der kleine Grat ist ja noch nicht vorüber dann. Ist es bis auf die andere Seite auch noch einmal heikel?

Gruss
Thomas

Zaza hat gesagt: RE:Vanilla Ice
Gesendet am 30. Juli 2009 um 15:18
auf dem Bild sieht das viel grantiger aus als es in Wirklichkeit ist. Ich habe das Kabel als durchaus hilfreich in Erinnerung.

Kurz nach dieser Stelle geht der Pfad in die Flanke hinein. Dann sollte man zwar weiterhin nicht ausrutschen, aber es ist nicht mehr so kraxlig.

Gruess, zaza

Wanderer82 hat gesagt: RE:Vanilla Ice
Gesendet am 30. Juli 2009 um 15:24
Okay, danke. Vielleicht habe ich auch noch zu wenig Erfahrungen mit Schwierigkeiten dieses Grades, obwohl ich z.B. schon den alten Tomliweg gemacht habe oder auf de Piz Julier war.

Irgendwann werde ich's wohl nochmal versuchen.

Gruess
Thomas

nadirazur hat gesagt: RE:Vanilla Ice
Gesendet am 30. Juli 2009 um 20:50
So sieht es auf einer Foto von 1946 aus :)
Habe sie von M. G. bekommen, vom SAC Moléson, der die Freiburger Voralpen wie seine Hosentasche kennt. Er meint übrigens, dass es höchstens ein T4 und I ist.

Liebs Grüessli, Noemi

Wanderer82 hat gesagt: RE:Vanilla Ice
Gesendet am 30. Juli 2009 um 21:38
Der Hammer das Bild. Vielen vielen Dank für's Posten, da hab ich mich sehr drüber gefreut und ärgere mich nun noch mehr, dass ich es nicht geschafft habe ;-)

Mathias hat gesagt: Die Fortsetzung der Geschichte...
Gesendet am 30. Juli 2009 um 15:33
liest sich hier.

Wanderer82 hat gesagt:
Gesendet am 30. Juli 2009 um 21:39
Bilder hinzugefügt... viel Spass beim Angucken!

bergschuh hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2009 um 16:14
Die Passage ist nicht so heikel, wie sie aussieht. Haben sie zu zweit Ende Juni 09 vom Vanil Noir her problemlos passiert. Dabei haben uns eine schöne Anzahl Steinböcke beobachtet. Zuvor hatte es im Aufstieg zum Gipfel heiklere Orte, da die Ketten teilweise zu locker waren, teils waren die Bolzen aus dem Stein gerissen. Auch war z. T. noch viel Schnee so dass später ein Abstieg via Bounavaux zu gefährlich war. So wählten wir den umständlicheren Weg via Gros Mont.

Wanderer82 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2009 um 17:27
Hm, ich war ja dort und für mich war es irgendwie nicht möglich, da runterzusteigen. Wo sollte man sich denn festhalten? Der Fels rechts ist ja glatt und fast senkrecht. Irgendwo falsch hingestanden und schon ist man links im Loch unten. Kannst du mir vielleicht beschreiben, wie man diese Stelle am Besten passiert? Du kamst ja von unten her, musstest die 1.50m also raufklettern oder dich irgendwie raufziehen... wenn man da loslässt fliegt man rückwärts auch in die Tiefe...

bergschuh hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2009 um 20:04
Ja, genau, wir kamen den Hang vom Vanil Noir herunter (übrigens Kompliment für die schönen Fotos!). Beim Pass musste ich meine Begleiterin "überholen", d. h. 2, 3 Schritte auf die westliche Seite ausweichen, also konnte ich die schroffe Felswand Richtung Grandvillard hinunterschauen. Musste mich dann die 1,5 m - 2 m hinaufhangeln, war jedoch kein Problem, da es griffige Kanten gab. Oben angekommen, musste ich nochmals hinunter, da meine Begleiterin meine Route nicht erkennen konnte. Somit kletterte ich nochmals die Stelle ab, die Du beschrieben hast. Ich zeigte ihr dann, wo man sich festhalten musste und mit den Füssen einsteigen konnte. Es gab überall abgeschliffene "Kanten", die sich mit den Jahren vom vielen Besteigen ergaben und einen sicheren Halt gaben. Es ist jedoch klar, dass man sich dort keinen falschen Tritt erlauben kann, sonst stürzt man entweder Richtung Westen oder Osten ab...

Wanderer82 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2009 um 20:15
Danke für das Kompliment für die Fotos :-)

Hm, klettert man die Stelle "rückwärts" ab? Also man dreht sich oben um und steigt mit dem Bauch gegen den Fels gerichtet ab?

Ich habe halt keine Erfahrungen im Klettern... oder würdest du die Schwierigkeit auch für einen absoluten Anfänger als sehr einfach beschreiben? Ist für mich halt schwierig abzuschätzen, ich hab nur den Abgrund gesehen :-)

bergschuh hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2009 um 20:28
Wenn man dort nicht sicher ist und die Angst hochkommt, ist man am falschen Ort ;-). Kletterte rückwärts ab und konnte mich auch noch an den Schrauben orientieren (das besagte Drahtseil fehlte bekanntlich). Muss sagen, dass es problemlos ging (hatte die Route allerdings bereits vor 10 Jahren gemacht, somit war es nichts Neues). Andererseits kam dann das böse Erwachen, da auf der anderen Seite (wo Du hochgekommen bist) Schnee lag und teils sehr glitschig war. Interessanterweise waren an diesem Tag ca. 20 Personen dort unterwegs, die nicht gerade berggängig aussahen. Wunderte mich jedenfalls, dass sie die heiklen Stellen bewältigt hatten...


Wanderer82 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2009 um 21:48
Ach je, das fuchst mich ja umso mehr, dass andere das geschafft haben. Ich bin eigentlich schon schwindelfrei, aber im Abklettern ohne Seil habe ich wohl noch zu wenig gemacht, um mir da sicher zu sein und mich auf meine Füsse und Hände verlassen zu können.

Ja die andere Seite hat's bestimmt in sich, wenn's nass ist. Allerdings kann man dort nicht gerade in einen Abgrund fallen, sich aber schwere Verletzungen zuziehen.

War das Seil, welches früher dort war, denn an diesem ganzen Felsen entlang angebracht? Auf einem Foto sieht es so aus, als wäre es nur gerade oben in einem Bereich, wo es nichts nützt. Konnte man sich also vorher so richtig ins Seil hängen und so absteigen? Das hätte ich mich dann wohl problemlos getraut.

Werde dann irgendwann mal die umgekehrte Route versuchen...

War übrigens noch beim Öschinensee unterwegs, auf der unteren Fründenschnur und dann auf der Fründenhütte. Wunderschon dort und auch ein lustiger Weg mit zwei kurzen sehr heiklen Passagen. Wenn ich Zeit finde, stell ich auch mal einen Bericht und einige der zahlreichen Fotos, welche ich geschossen habe, hier ins Hikr.


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