Wo ist es im frühen April am schönsten, wenn oben im Schwarzwald die Natur nur langsam und noch graubraun zwischen den Altschnee-Resten erwacht? Natürlich unterhalb von ihm in der Oberrheinischen Tiefebene, wo es derweil schon längst knospt und blüht. Überall spriessen die frischen Triebe der Vegetation und setzen einen leuchtend grünen Schimmer in die Baumkronen. Eine Erinnerung kommt mir in den Kopf: "Schautamol, wos a herrlicher Lüster in die Baamer!" So sprach mein seliger Vater bei Frühjahrs-Ausflügen damals im Fränkischen immer.
Im warmen Klima Badens nun kann man den Lüster schon im frühen April bestaunen. In Fortsetzung zu meiner letztjährigen Solotour am Altrhein sind wir diesmal zu zweit losgewandert und haben diese sozusagen südlich ergänzt, wiederum als Rundwanderung. Bei der diesjährigen Runde kommen wir sogar auf schweißtreibende 30 Höhenmeter!
Auch heuer bewegen wir uns mal in wilder Szenerie und mal in aufgeräumteren Ecken, in denen mit viel technischem Aufwand in die Flusslandschaft eingegriffen wurde. Für Infos zu naturräumlicher und kulturlandschaftlicher Geschichte verweise ich deswegen der Einfachheit halber auf oben erwähnten, vorjährigen Tourenbericht.
Als Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt oder zum Betrachten der Bilder hier empfehlen wir das beschauliche Avila von den Wailin' Jennys, denn das passt ideal zum träge dahinfliessenden Altrhein.
Wir beginnen unere Runde bei prächtigstem Sonnenschein am Wanderparkplatz beim kleinen Badesee Fohlenweiher (Nähe Neuried-Altenheim). Von hier auf der Forststraße erstmal nur ca 50 m westlich. Man sieht eine Brücke, von dort werden wir am Ende der Runde herüberkommen. Jetzt zu Beginn gehen wir aber (etwas versteckt) direkt vor der Brücke rechts runter auf deine Trampfelpfad und dann links unter der Brücke hindurch in südliche Richtung. Ein schöner Pfad führt uns nun eine ganze Weile an einem Altrhein-Arm entlang und beitet viele schöne Blicke aufs Wasser und die abwechslungsreiche Vegetation. Die setzt in diesen Tagen gerade an, ihr frischestes Hellgrün in die Enden der Äste und Zweige zu schicken. Dort entfalten sich nun tausende kleiner Knospen und zaubern ein Gemälde in pointilistisch-hingetupfter Manier und mit definitiv allen Facetten leuchtenden Grüns. Weil das Blattlaub gerade erst beginnt, sich zu entfalten, wirkt der Auenwald noch hell und irgendwie transparent, noch sind viele schöne Durchblicke möglich. Im Sommer wird es hier sicherlich dunkler sein. Das Waldgebiet im ersten Teil unserer Wanderung dürfte ein Bannwald sein, so viel umgestürzte Bäume wie hier kreuz und quer liegen. Ein urige, wilde Stimmung.
Wir verlassen den Auwald und wandern nun einen ganze zeitlang über offenes Gelände zwischen Feldern, Hecken, kleineren Wasserläufen. Das Örtchen Neuired ist in Sichtweite. Von Osten grüßt der Schwarzwald herüber. Überall entlang von Rhein und Altrhein stehen Pappeln mit Mistel-Puscheln in ihren Kronen. Ich merk grad: das wäre auch ein schöner Titel für diesen Tourenbericht ;o) Zwischendurch auch ein paar Obstwiesen, bei einigen Bäume beginnt gerade die Blüte. Zwei, drei kurze weglose Abschnitte sind in der Tour auch dabei, aber wer dem hier hinterlegten GPX-Track brav folgt, der wird sich nicht verlaufen. Und dabei übrigens auch eine versteckte Trittstein-Querung über eine flachen Wasserlauf nutzen. Immer wieder versperrt hohes Schilf den Blick auf Gewässer. Aus Naturschutzgründen wird es in der Regel stehen gelassen, eine ideal schützende Umgebung fürs Brüten bei vielen Vogelarten. Bei einem Jägersitz mit schönem Ausblick zum Schwarzwald rüber beschliessen wir, darin eine Veschperpause zu machen.
Frisch gestärkt geht es weiter entlang eines Altrhein-Arms. Ein gemütlicher Einheimischer schippert auf seinem Flachkahn gemütlich vorbei und wir wechseln ein paar gemütliche Worte. Früher, vor Begradigung des Rheins im 19. Jahrhundert, war die Landschaft hier durchzogen von einem einzigen Wirrwarr schmaler und breiterer Wasserläufe, deren Verlauf nach den jährlichen Hochwässern sich oft ändern konnte. Auch das Hauptbett des Rheins war nicht so "konstant", wie man sich das heute landläufig unter eine Flußlauf so vorstellt.
Und wieder geht es über einen Wasserlauf. Der hier fliesst ausnahmsweise mal flott unter der Brücke weg. Noch schnelleres Fliessen inklusive lautem Rauschen können wir dann bald darauf an der Altrhein-Furt erleben, wo der Fluß über eine flache Schwelle rauscht und ma nicht gemächlich-gemütlich daherkommt. Hier ist der südlichste Punkt unserer Wanderung. Da wir uns hier auf einer Halbinsel befinden und die Furt nicht barfuss überqueren wollen, gehts zunächst das letzte Wegstück wieder zurück. Nun auf einem Hochwasser-Schutzdamm ein Stück nach Westen. Bad tauchen wir nach rechts/Norden wieder in den Auwald ein und queren diesen auf Forstwegen Richtung Rhein. Weil dem Rheindeich vorgelagert noch ein Wassergraben verläuft, kommen wir aber hier nicht direkt hoch zum Rhein. Also entlang des Grabens und dann nochmal zurück in den Wald, bis wir auf einen breiteren Weg treffen, der usn links/westlich rüber zum Rheinufer bringt.
Hier nun haben wir ein guten Überblick: links der erwähnte parallele Rhein-Seitengraben (er sorgt für die Wasserverteilung in den Auen beim Poldern), rechts der Rhein. Interessant dabei ist sein begradigtes, kanalisiertes Flussbett eigentlich in Relation zur umgebenden Landschaft/Wald "höhergelegt" ist (sozusagen eine Art Badewanne, die in die Landschaft gesetzt wurde). Damit ereichte man beim Begradigungs-Bau eine Nivelierung des Flussgefälles für eine bessere Schiffahrt. Trotzdem sind zwischen Basel und Karlsruhe noch so einige Staustufen nötig. Die "Basler Galgenfischer" haben zum Thema auf ihrer Website einiges Interessantes stehen.
Entlang des Rheins gehen wir auf dem Deichweg nun ein Stück nach Norden. Dank des sonnenbespiegelten Wassers direkt ein bissle in Urlaubsstimmung. Drüben im Westen grüßen die Vogesen aus dem Dunst herüber. Bald schon erreichen wir Rheinkilometer 281, den südlichen Wendepunkt meienr vorjährigen Wanderung hier. Kurz nach ihm verlassen wir den Rheindeich rechts runter und tauchen nochmal für ca 300 Meter in den Auenwald ein. Wir überqueren die zu Beginn erwähnte Brücke und haben von ihr ein letzten schönen Blicke auf den Altrhein und die grün-knspende Vegetation an seinen Ufern. Bald danch haben wir wieder den Wanderparkplatz erreicht.
Mit auf Tour: Amelie.
Fazit: in und um die Auwälder an Rhein und Altrhein gibt es so einiges zu entdecken. Man kann durchs kleinteilige Ried wandern, oder aber in wuselig-wilde Wald-Vegetation eintauchen. Noch schöner wär es natürlich, auch mal in die Gewässer einzutauchen :-), denen wir auf unserer Wanderung begegnet sind. Das sollten wir in einem warmen Sommermonat unbedingt nachholen.
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