Corona-Wanderung Nr.1: Hügel überschreiten statt Regeln übertreten: im Isartal über Lenggries


Publiziert von Vielhygler , 5. Mai 2020 um 01:36.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 6 April 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Der P. "Anger" ist, nachdem Schloss Hohenburg passiert wurde, der am weitesten östlich gelegene P. Gebührenpflichtig.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:keine
Kartennummer:DAV BY 11 Isarwinkel

Die Schweiz hat ihren freien Bürgern während der Coronakrise nur wenige, wirkliche Verbote auferlegt, dafür die Eidgenossen aber mit einer Moralkeule malträtiert: "RETTET LEBEN, BLEIBT ZU HAUSE!"      Auch die Hikr.org-Seite hatte schon früh einen höchst verdächtigen, roten Warnbalken: Resta per favore a casa! Reste s'il te plait a la maison! Rettet Leben! Bleibt zu Hause!

Als ob man alleine auf einem Forstweg sich selbst oder irgendjemand sonst lebensgefährlich werden könnte. Mit seinem Lockdown ist Hikr.org schließlich ganz und gar dem "Schweizer Weg" gefolgt, leider...

Corona gab' s nicht nur in der Schweiz. Wie war es denn in Bayern? In Bayern war Wandern erlaubt.

Die Regeln der Kontakt- Beschränkungen waren in Bayern viel rigider als in der Schweiz, allerdings hat die Bayerische Staatsregierung Luftlöcher gelassen und die Bürger auch aus medizinischen Gründen ermuntert, "selbstverständlich" in' s Freie zu gehen" und dabei  eigenverantwortlich alles zu vermeiden, was die Wahrscheinlichkeit von Ansteckungen oder Unfällen erhöht (unter anderem "richtige" Bergtouren...).

Ich hatte mir also als Bayer selbst zu überlegen, was ich in der Corona-Krise an sportlicher Betätigung verantworten wollte und welche Kriterien für mich gelten sollten.

Meine Wanderungen sollten ortsnah, kurz und einfach sein. Ich nahm mir vor, möglichst im Landkreis zu bleiben und keinesfalls eine lange Anfahrt in Kauf zu nehmen. Keine vollen Wanderparkplätze zu überfüllten Mainstream-Zielen. Auf der Tour wenn möglich Handynetz. Maximal T3. Keine längeren oder anspruchsvollen, weglosen Passagen.
Und ich wollte etwas Neues kennenlernen und das war gar nicht so einfach!

Ich habe mich auf Karten und in der Wirklichkeit umgesehen und bin ganz im Westen des Geiersteins fündig geworden. Als erste ASVS (" Ansteckungsbeschränkte Subalpine Virus-Spazierwanderung" habe ich mir die kleine Doppel - Überschreitung von Weinberg (800 m) und Kalvarienberg (731 m) oberhalb von Lenggries vorgenommen.

Um es vorwegzunehmen: ich war bass erstaunt und begeistert, wie landschaftlich lohnend und komplett einsam man direkt oberhalb der Ortschaft Lenggries dahinwandern kann.

Die Wegbeschreibung:

Gleich gegenüber des P. in Hohenburg führt ein Brückerl über den Hirschbach. Ich folge jenseits der kleinen Brücke nicht der Ausschilderung "Geierstein" nach rechts, sondern gehe auf derselben Straße nach links in Richtung "Kalvarienberg".
Nach wenigen, flachen Schritten bietet eine freie Wiese linkerhand einen schönen Blick auf das barocke Schloss Hohenburg.

Ruine Hohenburg (740 m): ein malerisches Ziel

Kurz darauf folge ich einer mit "Sonnenweg, und" Schlossweiher" bezeichneten, nach rechts abgehenden Sraße und unmittelbar danach einem weiteren, diesmal mit "Burgruine Hohenburg" beschilderten Sraßenabzweig nach rechts. Schnell geht es empor zu einer kleinen Senke nördlich unterhalb eines Felssporns, der dem eigentlichen Weinberg (800 m) südlich vorgelagert ist.
Dieser seit seiner "aktiven Zeit" als Ausguck zur Isar hin etwas zugewachsene Felsvorsprung beherbergt die "Ruine Hohenburg", die von der Senke aus in 1 Minute erreicht werden kann. Es handelt sich bei der Ruine um einen malerisch aus dem Waldboden herausragenden, mittelalterlichen Mauerstumpf, der, mit gebotener Vorsicht an einer Stelle (Obacht mit Kindern - siehe Foto!) auch umrundet werden kann. Interessante Info-Tafeln zur alten Burg sind hier und weiter unten am Abzweig vorhanden.

Überraschung: ein vollkommen einsamer, hübscher Pfad umrundet den Weinberg auf halber Höhe

Nach einer ausführlichen Würdigung geht es vom Ruinen-Felssporn in wieder 1 Minute zurück in die Senke. Gleich im Norden der kleinen Senke folge ich auf' s Geratewohl einem unscheinbaren Pfad, der sich in einer weiteren Minute bis unter die felsigen Abhänge des Weinbergs hinaufschraubt und dann nach links (Westen) weiterführt. 
Dieses überall deutliche, aber nirgendwo markierte, geschweige denn in der Karte eingetragene, landschaftlich sehr schöne Wegerl hält sich in der Folge, immer den südlichen Hang des Weinbergs nach Westen weiterquerend, stets knapp unterhalb beeindruckender Felsen. Schließlich stecken ein paar Haken im Gemäuer; dort kommt auch eine Pfadspur direkt von Hohenburg hinauf. Es folgen ein paar mild exponierte Schritte: kein Problem, aber Obacht mit Kindern!
Schon bald erreicht der Pfad die West- und dann die Nordseite des Weinbergs. Ich kann etwa an seiner nordwestlichen Ecke schon gegenüber den Kalvarienberg und unter mir den Schlossweiher Hohenburg sehen. Den Hang dorthin könnte ich mit wenigen, einfachen Schritten weglos absteigen. Zur Gipfelhöhe des Weinbergs kann es ebenfalls nicht weit sein. Das vom Wegerl ansteigende Gelände sieht sehr bequem aus, es gibt sogar Pfad- oder Wildspuren.
Ich merke mir die Stelle, doch zunächst folge ich dem hübschen Pfad weiter, weil mich interessiert, ob dieser den Weinberg bis zur Ruine Hohenburg ganz umrundet.
Es ging dann wirklich noch eine Weile ganz nett, mit Bruchholz phasenweise charmant- rustikal weiter bis zur östlichen Seite des Weinbergs. Erst hier war der Pfad jenseits einer ausgeholzten Windbruchzone nicht mehr auffindbar.

Die kurze Weinbergüberschreitung von Ost nach West...

...habe ich dann weglos und einfach über die ausgeholzte Windbruchzone empor angesetzt. Weiter südlich des ausgeholzten Hangstrichs waren schon wieder die dekorativen Felsen der südlichen Seite des Weinbergs zu sehen.
Dem in wenigen Schritten erreichten höchsten Punkt (800 m) der hübschen, aber nirgendwo aussichtsreichen, mehrbuckligen Gipfelfläche des Weinbergs kommt  ausschließlich meditative Bedeutung zu.
Etwas aussichtsreicher ist der Weinberg lediglich weiter westlich an einer schönen Hangkante direkt oberhalb der Felsen und über dem barocken Schloss Hohenburg. Ich zoome auf die Vogelkarspitze im Karwendel, aber das war' s auch schon. Ausgangs-beschränkt Wandern heißt halt auch Aussichts-beschränkt Wandern.
Gleich nach der netten, westlichen Aussichtswarte zeichnet sich schon ein absteigender Pfad ab, der an der nordwestlichen Ecke des Weinbergs auf den vorher bereits begangenen Querpfad trifft. Ich hatte mir die Stelle ja gemerkt und erkenne sie sofort wieder.

Von hier führen steile Pfadspuren in wenigen Minuten zu einer Straßensenke hinab, die den Weinberg (800 m) vom weiter westlich gelegenen Kalvarienberg (731 m) scheidet. Ich werfe kurz einen Blick auf den Hohenburger Schlossweiher im Osten direkt unterhalb der Senke und folge anschließend von dem kleinen Sattel aus einem nicht beschilderten oder markierten, aber deutlichen, breiten Wanderweg nach Westen in Richtung Kalvarienberg.

Der Kalvarienbergipfel (750 m) und die Kreuzwegstationen mit der Hl.Kreuz-Kapelle

Den Gipfel des Kalvarienbergs (etwa 750 m) erreiche ich vom Wanderweg aus mittels eines weglosen Mini-Abstechers (es sind nur etwa 100 Meter). Der höchste Punkt des Kalvarienbergs  ist unsichtig, temporäre Gipfelzeichen waren heute eine leere Plastikpackung Salzletten (Marke Gut und Günstig (Edeka) und eine leere Kunststoff-Packung Dextro-Energen. Die leeren Packungen nehme ich mit, einige durchweichte Salzstangen und eine Zigarettenkippe lasse ich liegen.
Anschließend ging es von der Gipfelhöhe in ein paar Schritten abwärts zurück zum Wanderweg und über ein kurzes Straßenstück zum Lenggrieser Kalvarienberg, den ich so gewissermassen über seinen "Hintereingang" erreiche, denn normalerweise gelangt man über eine recht eindrucksvolle, von Kapellen gesäumte, doppelläufige Freitreppe von der Ortschaft Lenggries dort hinauf.
Eine Besonderheit dieses Kalvarienbergs ist, daß sich die 14 Kreuzwegstationen nicht am Weg dort hinauf an der repräsentativen Freitreppe und natürlich erst recht nicht am Forststraßenzugang der bewaldeten Ostseite (meinem "Hintereingang") befinden, sondern als Rondell um die aussichtsreiche, parkartig gestaltete Kalvarienberg- Hochfläche herum angeordnet sind.
In der Kapelle zünde ich eine Kerze an...der Lenggrieser Kalvarienberg ist ein athmosphärisch besonders schöner Ort, an dem ich heute gerne und lange verweile! Auch die Aussichten des Kalvarienbergs auf das Isartal und die Benediktenwand sind sehr schön. So entsteht Sehnsucht, wiederzukommen...

Rückweg über die Freitreppe zu Schlossweiher, Fischweiher und Gut Hohenburg zum Parkplatz.

Der Weg zum P. zurück erfolgte zunächst über die wirklich großzügig angelegte, doppelläufige Freitreppe zur Ortschaft Lenggries hinab. Am Fuß des Kalvarienbergs ist in östlicher Richtung auch schon der Schlossweiher beschildert. Man kann den hübschen, friedlichen Schlossweiher im Süden oder Norden entlangschlendern, ich wähle die nördliche Variante.
Dem Schlossweiher folgt der Fischweiher und da dieser zum umfriedeten Grundstück des Guts Hohenburg mit durchaus sehenswertem Baubestand gehört, kann man nur auf seiner Westseite zurück zum Parkplatz Lenggries/Anger gehen.

Fazit

Eine kurze, einfache, abwechslungsreiche und nirgendwo überlaufene Wanderung, die ich bestimmt wiederholen werde. Es muß nicht immer der Geierstein sein!

Tourengänger: Vielhygler


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