Ludwigshöhe - Rietburg - Kohlplatz - Frankenburg: Historische Stätten am Haardtrand
|
||||||||||||||||||||||
Eindlich mal wieder raus! Das war dringend nötig. Nach einem richtig verregneten Wochenende musste ich am nächsten unbedingt raus. Geht mir nicht gut sonst. Ich hatte dieses Mal vor, ein paar historische Stätten am Rande des Pfälzerwaldes zu erwandern, und dazu noch ein paar Gletschermulden zu erkunden, die in meiner Karte eingetragen waren - an einer Stelle, an der nie ein Gletscher war...
Also legte ich "The Courage to be", das Debütalbum von Lux Terminus, auf, und dübelte los, Richtung Pfälzerwald. Geparkt habe ich direkt am Schloss Villa Ludwigshöhe (301m), das auch gleich das erste Highlight der Tour darstellte:
Die Villa Ludwigshöhe ist ein ehemaliger Sommersitz von König Ludwig I. von Bayern. Die Villa liegt am Nordosthang des Blättersberges, am Ostrand des Pfälzerwaldes ("Haardtrand"), und bietet einen weiten Blick über die Rheinebene.
Ludwigs Vater Maximilian I. stammte aus der Pfalz. Das war wohl die Inspi für Ludwigs Idee, sich in der (damals zu Bayern gehörenden) Pfalz eine Sommervilla bauen zu lassen. 1845 wurden Grundstücke erworben, der Bau des Schlosses begann 1846. Der Baumeister Joseph Hoffmann aus Ludwigshafen errichtete es, nach Plänen von Friedrich Wilhelm von Gärtner. Als 1847 der Architekt verstarb, übernahm Leo von Klenze die Bauleitung. 1852 war der Bau vollendet.
Die Villa Ludwigshöhe wurde nach italienischen Anregungen in klassizistischen Stilformen errichtet: Das zweistöckige Hauptgebäude besteht aus vier Flügeln, die sich um ein Atrium herum gruppieren. Die talwärts weisende Front ist durch zwei übereinander angeordnete Säulenstellungen gegliedert, die untere Reihe weist dorische, die obere ionischer Säulen auf. Joseph Schwarzmann stattete viele der 62 Räume mit neopompejanischen Wandmalereien aus. Wie sie haben auch die Mosaikfußböden nach römischen Vorbildern bis heute überdauert.
Ursprünglich gehörten zu dem Gebäudeensemble noch ein Kavaliersbau und ein Marstall. Nur der Kavaliersbau ist noch vorhanden.
Ludwig I. verbrachte alle zwei Jahre zwei Sommermonate in der Villa Ludwigshöhe, Juli und August. Sein letzter Aufenthalt war 1866. Eigens für seine Besuche erhielt der Edenkobener Bahnhof ein großes Empfangsgebäude, das sich an den Baustil der Villa anlehnte.
Heute gehört das Schloss dem Land Rheinland-Pfalz. Es beherbergt eine Sammlung von Gemälden Max Slevogts mit über 130 Gemälden. Daneben werden stetig wechselnde Sonderausstellungen gezeigt. Daneben wird das Schloss auch für Konzerte genutzt. An Wochenenden und Feiertagen hat ein Café geöffnet.
Nur wenige Meter oberhalb des Schlosses befindet sich ein Kuriosum: Die Talstation der Rietburgbahn (318m) - eines veritablen Sessellifts!
Der Sessellift wurde 1954 als erste derartige Anlage in Rheinland-Pfalz errichtet. Die knapp 1 km lange Trasse verläuft vom Schloss Ludwigshöhe hinauf zur Rietburg und überwindet dabei innerhalb von acht Minuten einen Höhenunterschied von 220 Metern. Tipp: Zum Burgfest im Juli/August werden nächtliche Lampionfahrten angeboten.
Der Lift pausiert im Winter, und so nahm ich einen der vielen hübschen Pfade, die hinauf zur Rietburg führen. Meiner passierte auf halber Strecke den "Schönen Punkt" (402m), von Ludwig I. höchstpersönlich mit viel Phantasie so benannt. Von einem kleinen Pavillon aus hat man eine schöne Sicht über das Rheintal.
Dann ging's weiter, an Sandsteinfelsen vorbei, hinauf zur Rietburg (530m).
Die Rietburg ist eine Hangburg oberhalb von Schloss Ludwigshöhe, auf etwa 535 Metern Höhe an der Nordostflanke des Blättersbergs. Erbauer der Burg war Konrad II. von Riet. Sie wurde vermutlich zwischen 1200 und 1204 errichtet. Die Herren von Riet waren anfangs Lehnsleute der Benediktinerabtei Weißenburg, später Ministerialen und Lehnsleute der Staufer.
In den bald nach 1250 aufflammenden Konflikten zwischen den Staufern und den Welfen standen die Herren von Riet also auf staufischer Seite. Sie ging durch eine politische Geiselnahme in die Geschichte ein: 1255 nahm Hermann von Riet die welfische Königin Elisabeth samt ihrer Begleitung bei Edesheim gefangen und sperrte sie auf der Rietburg ein. Als eine Koalition von regionalen Fürsten und Städten ihn dazu zwang, seine Geiseln freizulassen, kam Hermann zwar mit dem Leben davon, seine Burg aber verlor er. Sie wurde in der Folge zur Reichsburg erklärt, erster Lehnsmann wurde der oberelsässische Landvogt Otto III. von Ochsenstein. Bald danach fiel die Rietburg durch Heirat an die Leininger. Später erlangte das Hochstift Speyer das Eigentum.
1470, im Verlauf der Weißenburger Fehde zwischen Kurfürst Friedrich dem Siegreichen von der Pfalz und seinem Vetter, Herzog Ludwig dem Schwarzen von Pfalz-Zweibrücken, wurde die Rietburg durch Truppen der Leininger beschossen und schwer beschädigt. Den Bauernkrieg überstand die Burg unbeschadet, im Dreißigjährigen Krieg wurde sie dann endgültig zerstört. Seither ist sie Ruine.
Von der Burg sind heute nur noch Teile der Schildmauer sowie Teile des Berings und des Zwingers erhalten. 1925 führte die Gemeinde Rhodt umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen durch. 1954 wurde er Sessellift, 1955 wurde eine Burggaststätte gebaut. Seit 1991 kümmert sich ein lokaler Verein um den Erhalt der Anlage.
Es gibt eine Sage!
Vor langer Zeit hauste ein wilder Raubritter auf der Rietburg. Er war derart gefürchtet, dass die Leute ihn nur den "wilden Geier mit der Satansfratze" nannten. Der Geier lauerte den nichts ahnenden Menschen auf, und verschleppte sie auf seine Burg. Besonders unter den Frauen war er verhasst und gefürchtet.
Eines Tages raubte der Geier ein junges Mädchen, das sanft war wie ein Lamm. Da stieg ihr Vater mit einigen Getreuen zur Rietburg hinauf, und versuchte, sie zu erstürmen. Doch vergeblich. Der Geier stand nur lachend auf dem Turm. Schließlich verlangte er ein hohes Lösegeld von Gold und Erz. Dafür würde der Vater seine Tochter wiederbekommen.
Unter vielen Mühen wurde nun das Geld aufgebracht. Und tatsächlich gab der Geier dem Vater seine Tochter zurück: indem er sie von den Zinnen der Rietburg warf. Der Geier lachte nur, als das Mädchen auf dem Grund aufschlug. Daraufhin jedoch strömten alle Kämpen zusammen, erstürmten das Schloss, und stürzten den Geier von der Mauer. Seither muss dieser samt seinem Gefolge als böser Geist ruhelos durch die Nacht jagen....
Nur gut, dass ich taxüber unterwegs war... In der Nähe gibt es ein Wildgehege, in dem Damhirsche gehalten werden. Viel netter, als jener Geier mit der Teufelsfratze!
Ich ignorierte hier den blau-gelben Wanderweg, und wandere am Gehege entlang den Bergrücken hinauf. Ein guter, sehr schöner Weg führt immer genau auf dem Rücken weiter in Richtung des höchsten Punkts des Blättersbergs. An einer Wegspinne hielt ich mich geradeaus, und wanderte hinauf zum Gipfel des Blättersbergs (618 m).
Auf diesen Gipfel führt kein markierter Weg. Es ist einsam hier oben. Eine Lichtung sorgt für schöne lanschaftliche Eindrücke, Aussicht hat man hier ab er keine. Dafür stößt man im Wald auf einige alte Grenzsteine, denen ich nun in südlicher Richtung folgte. Es geht vom Gipfel hinunter, und bald stieß ich auf den blau-gelben Weg, der von der Rietburg herüberkommt. Ich folgte der Beschilderung Richtung Ludwigsturm (605 m), an dem ich wenige Minuten später anlangte.
Der Ludwigsturm ist ein kleiner, nur eben 15 Meter hoher Aussichtsturm aus Sandstein, der leider nicht mehr ganz fit ist, und vermutlich bald renoviert werden muss - oder einfach gesperrt wird. Er wurde 1889 vom Verschönerungsverein Edenkoben erbaut. Benannt ist er nach dem bayerischen König Ludwig I.
Eine - vorsichtige - Besteigung lohnt sich: Der Blick schweift über die mehr als 400 m tiefer gelegene Oberrheinische Tiefebene mit ihren prominenten Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg nach Norden, zum Odenwald hinüber, wo Melibokus und Felsberg, Weißer Stein, Heiligenberg und Königsstuhl zu sehen sind, dahinter der Katzenbuckel, der höchste Berg des Odenwalds. Im Schwarzwald zeigen sich Merkur, Mehliskopf, Hornisgrinde, Feldberg und Belchen. Und im Pfälzerwald kann man den Trifels sehen, den Orensberg, den Kesselberg, den Drachenfels und die Kalmit.
Ich unterhielt mich ein Weilchen mit einer netten Wandersfrau aus Landau, dann machte ich mich wieder auf den Weg. Weiter ging's, den blau-gelben Markierungen folgend, Richtung Kohlplatz - Schauplatz eines historischen Scharmützels. Der schmale Weg dorthin führt durch einen wunderschönen Pfälzer Kiefernwald, und vorbei an dem schönen, geschützten Meisenbrunnen (500m). Bald langte ich am Kohlplatz (464 m) an.
Der Kohlplatz ist ein Bergsattel zwischen dem Kesselberg und dem Querenberg, einem Nebengipfel des Blättersberges. Sein Name geht auf Kohlenmeiler zurück, die sich einst hier befanden. Ein Ritterstein erinnert an ein Rückzugsgefecht des Bataillons von Schladen unter Major von Borck im ersten Koalitionskrieg, am 13. Juli 1794. Es steht im Zusammenhang mit Kampfhandlungen drüben am Steigerkopf, wo sich im Zuge der Eroberung des linksrheinischen Teils der Kurpfalz französische Revolutionstruppen und preußischeTruppen gegenüberstanden. 100 Jahre später, 1894, wurde zur Erinnerung daran dort der Schänzelturm errichtet.
Ich hielt mich noch ein Weilchen an die blau-gelbe Markierung, um auf die Südwestseite des Kesselbergs zu gelangen. An einem Aussichtspunkt mit Tisch und Bänken verließ ich den markierten Weg, und stieg auf einem nach dem höchst zwiespältigen Historiker Friedrich Sprater benannten Steig hinauf auf den Kesselberg.
Der Weg zickzackt sich in weit ausholenden Serpentinen hinauf zum Gipfel des Kesselbergs (662m). Dort wanderte ich zum südöstlichen Ende des Gipfelplateaus, wo ein weiteres Highlight zu entdecken ist: Die Kugelfelsen.
Der Kesselberg ist mit 662 Metern Höhe der zweithöchste Berg des Pfälzerwalds, und der dritthöchste der Pfalz (der höchste ist der Donnersberg). Auf seinem Gipfel befinden sich verschiedene Buntsandsteinfelsen, die auffällige runde Vertiefungen aufweisen ("Naturdenkmal Felsengruppe Kugelfelsen"). In Wanderkarten sind sie als Gletschermulden eingetragen. Die Mulden entstanden aber nicht durch einen eiszeitlichen Gletscher (hier waren nie welche), sondern durch Auswitterung kugelförmiger Sandsteinpartien im Kugelfelshorizont der Karlstal-Schichten. Und nein, es sind auch keine keltische Opferschalen... Man kann es offenbar nicht oft genug sagen.
Weiter geht's! Ich stieg auf dem Spraterweg wieder hinunter, wanderte noch ein Stück auf dem blau-gelben Weg Richtung Nordwesten, und verließ diesen dann nach links. Ein paar Schritte weglos den Wald hinunter, dann langte ich an Pt. 545m an, einer Wegkreuzung westlich des Kesselberggipfels. Von hier aus kann man auf Holzabfuhrwegen zum Frankenfelsen gelangen, woi sich die spärlichen Ruinen den Frankenburg befinden. Ich blieb immer oben auf dem Rücken des Frankenbergs (556 m), auf diese Weise konnte ich den Felsen nicht verfehlen. Bei einem Felsentisch angekommen, hat man es nicht mehr weit. Dann steht man über der Frankenburg (545 m).
Die Frankenburg war eine hochmittelalterliche Felsenburg über dem Modenbachtal, gegenüber der Burg Meistersel. Der Burgfelsen befindet sich in 545 Metern Höhe an einem Ausläufer des Frankenbergs. Die Burg ist damit eine der höchstgelegenen Anlagen in der Pfalz.
Von der Frankenburg sind nur noch ganz wenige Mauerreste und Spuren im Felsen vorhanden. Anhand einiger Buckelquader und einzelner Keramikfunde ließ sich feststellen, dass die Anlage von der zweiten Hälfte des 12. bis vermutlich ins 15. Jahrhundert hinein existiert hat. 1327, als Jakob von Ruppertsberg dem Grafen Jofried von Leiningen die Burg anlässlich einer Urfehde öffnete, hören wir zum ersten Mal urkundlich von der Burg. Vor 1353 befand sie sich dann im Besitz der Herren von Dahn. Vermutlich wurde sie im 14. oder 15. Jahrhundert zerstört.
Die Frankenburg bestand aus einer Oberburg, auf der zwanzig Meter langen und bis zu 6,80 Meter breiten Felsplattform, und einer Unterburg, die sich um den Felsen herumzog. Den Aufgang zur Oberburg ermöglichte eine aus dem Fels herausgehauene Treppe an der Südseite des Felsens, von der noch spärliche Reste zu sehen sind. Eine kurze Schildmauer umgab die Anlage.
Der Weg zur Burg wird durch zwei Gräben unterbrochen, einen äußeren, kürzeren, der wohl auch als Steinbruch für den Bau diente, und von einer Brücke überspannt war, sowie einen breiten Halsgraben, der den gesamten Sporn abriegelte.
Einsam hier. Von der Burg steht nicht mehr viel, sie ist daher nur wenigen bekannt, und ich habe hier noch nie Menschen angetroffen. Und so kraxelte ich allein ein wenig herum (man kann den Burgfelsen überschreiten, II), und verließ die Anlage schließlich nordwärts. Etwas unterhalb der Burg stößt man auf einen breiten Waldweg. Dieser brachte mich zurück zum Kohlplatz (464 m). Hier wechselte ich kurz noch einmal auf den blau-gelben Wanderweg, bis kurz hinter den Meisenbrunnen (500m). Dann nahm ich einen nicht mehr benutzen Steig, der mich links hinauf zu einem breiten Weg knapp westlich unterhalb eines Sattels zwischen Querenberg und Blättersberg brachte. Hier wandert man kurz nach rechts hinüber zu einem großen Hochsitz, an diesem vorbei, und in spitzem Winkel nach links. Hier ist der Sattel nun erreicht. Von hier aus führt ein breiter Holzabfuhrweg eben durch die Nordflanke des Blättersberg zurück zur Rietburg. Wer mag, kann gleich an der nächsten Gabelung den rechten Weg nehmen, und so hinauf zu der bereits erwähnten Wegspinne nördlich des Blättersbergs gelangen. Über den Bergrücken zurück zur Rietburg zu wandern, ist schöner.
Beide Möglichkeiten bringen den Wanderer also zurück zur Rietburg (530 m). Hier könnte man nun einkehren - oder, wie ich es gemacht habe, gleich zum Schloss Villa Ludwigshöhe (301 m) hinuntersteigen.
Fazit:
Schöne Runde! Es geht von (prä)historischem Highlight(chen) zu (prä)historischem Highlight(chen), Aussichten gibt's auch, und man kommt zwei Mal an einer (der gleichen) Einkehrmöglichkeit vorbei. Und nicht mehr lang, dann kann man sich mit 'nem Riesling in der Hand zu den Pfälzern auf ihre Dorfstraßen stellen. When in Rome....! Der Frühling kommt!
Also legte ich "The Courage to be", das Debütalbum von Lux Terminus, auf, und dübelte los, Richtung Pfälzerwald. Geparkt habe ich direkt am Schloss Villa Ludwigshöhe (301m), das auch gleich das erste Highlight der Tour darstellte:
Die Villa Ludwigshöhe ist ein ehemaliger Sommersitz von König Ludwig I. von Bayern. Die Villa liegt am Nordosthang des Blättersberges, am Ostrand des Pfälzerwaldes ("Haardtrand"), und bietet einen weiten Blick über die Rheinebene.
Ludwigs Vater Maximilian I. stammte aus der Pfalz. Das war wohl die Inspi für Ludwigs Idee, sich in der (damals zu Bayern gehörenden) Pfalz eine Sommervilla bauen zu lassen. 1845 wurden Grundstücke erworben, der Bau des Schlosses begann 1846. Der Baumeister Joseph Hoffmann aus Ludwigshafen errichtete es, nach Plänen von Friedrich Wilhelm von Gärtner. Als 1847 der Architekt verstarb, übernahm Leo von Klenze die Bauleitung. 1852 war der Bau vollendet.
Die Villa Ludwigshöhe wurde nach italienischen Anregungen in klassizistischen Stilformen errichtet: Das zweistöckige Hauptgebäude besteht aus vier Flügeln, die sich um ein Atrium herum gruppieren. Die talwärts weisende Front ist durch zwei übereinander angeordnete Säulenstellungen gegliedert, die untere Reihe weist dorische, die obere ionischer Säulen auf. Joseph Schwarzmann stattete viele der 62 Räume mit neopompejanischen Wandmalereien aus. Wie sie haben auch die Mosaikfußböden nach römischen Vorbildern bis heute überdauert.
Ursprünglich gehörten zu dem Gebäudeensemble noch ein Kavaliersbau und ein Marstall. Nur der Kavaliersbau ist noch vorhanden.
Ludwig I. verbrachte alle zwei Jahre zwei Sommermonate in der Villa Ludwigshöhe, Juli und August. Sein letzter Aufenthalt war 1866. Eigens für seine Besuche erhielt der Edenkobener Bahnhof ein großes Empfangsgebäude, das sich an den Baustil der Villa anlehnte.
Heute gehört das Schloss dem Land Rheinland-Pfalz. Es beherbergt eine Sammlung von Gemälden Max Slevogts mit über 130 Gemälden. Daneben werden stetig wechselnde Sonderausstellungen gezeigt. Daneben wird das Schloss auch für Konzerte genutzt. An Wochenenden und Feiertagen hat ein Café geöffnet.
Nur wenige Meter oberhalb des Schlosses befindet sich ein Kuriosum: Die Talstation der Rietburgbahn (318m) - eines veritablen Sessellifts!
Der Sessellift wurde 1954 als erste derartige Anlage in Rheinland-Pfalz errichtet. Die knapp 1 km lange Trasse verläuft vom Schloss Ludwigshöhe hinauf zur Rietburg und überwindet dabei innerhalb von acht Minuten einen Höhenunterschied von 220 Metern. Tipp: Zum Burgfest im Juli/August werden nächtliche Lampionfahrten angeboten.
Der Lift pausiert im Winter, und so nahm ich einen der vielen hübschen Pfade, die hinauf zur Rietburg führen. Meiner passierte auf halber Strecke den "Schönen Punkt" (402m), von Ludwig I. höchstpersönlich mit viel Phantasie so benannt. Von einem kleinen Pavillon aus hat man eine schöne Sicht über das Rheintal.
Dann ging's weiter, an Sandsteinfelsen vorbei, hinauf zur Rietburg (530m).
Die Rietburg ist eine Hangburg oberhalb von Schloss Ludwigshöhe, auf etwa 535 Metern Höhe an der Nordostflanke des Blättersbergs. Erbauer der Burg war Konrad II. von Riet. Sie wurde vermutlich zwischen 1200 und 1204 errichtet. Die Herren von Riet waren anfangs Lehnsleute der Benediktinerabtei Weißenburg, später Ministerialen und Lehnsleute der Staufer.
In den bald nach 1250 aufflammenden Konflikten zwischen den Staufern und den Welfen standen die Herren von Riet also auf staufischer Seite. Sie ging durch eine politische Geiselnahme in die Geschichte ein: 1255 nahm Hermann von Riet die welfische Königin Elisabeth samt ihrer Begleitung bei Edesheim gefangen und sperrte sie auf der Rietburg ein. Als eine Koalition von regionalen Fürsten und Städten ihn dazu zwang, seine Geiseln freizulassen, kam Hermann zwar mit dem Leben davon, seine Burg aber verlor er. Sie wurde in der Folge zur Reichsburg erklärt, erster Lehnsmann wurde der oberelsässische Landvogt Otto III. von Ochsenstein. Bald danach fiel die Rietburg durch Heirat an die Leininger. Später erlangte das Hochstift Speyer das Eigentum.
1470, im Verlauf der Weißenburger Fehde zwischen Kurfürst Friedrich dem Siegreichen von der Pfalz und seinem Vetter, Herzog Ludwig dem Schwarzen von Pfalz-Zweibrücken, wurde die Rietburg durch Truppen der Leininger beschossen und schwer beschädigt. Den Bauernkrieg überstand die Burg unbeschadet, im Dreißigjährigen Krieg wurde sie dann endgültig zerstört. Seither ist sie Ruine.
Von der Burg sind heute nur noch Teile der Schildmauer sowie Teile des Berings und des Zwingers erhalten. 1925 führte die Gemeinde Rhodt umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen durch. 1954 wurde er Sessellift, 1955 wurde eine Burggaststätte gebaut. Seit 1991 kümmert sich ein lokaler Verein um den Erhalt der Anlage.
Es gibt eine Sage!
Vor langer Zeit hauste ein wilder Raubritter auf der Rietburg. Er war derart gefürchtet, dass die Leute ihn nur den "wilden Geier mit der Satansfratze" nannten. Der Geier lauerte den nichts ahnenden Menschen auf, und verschleppte sie auf seine Burg. Besonders unter den Frauen war er verhasst und gefürchtet.
Eines Tages raubte der Geier ein junges Mädchen, das sanft war wie ein Lamm. Da stieg ihr Vater mit einigen Getreuen zur Rietburg hinauf, und versuchte, sie zu erstürmen. Doch vergeblich. Der Geier stand nur lachend auf dem Turm. Schließlich verlangte er ein hohes Lösegeld von Gold und Erz. Dafür würde der Vater seine Tochter wiederbekommen.
Unter vielen Mühen wurde nun das Geld aufgebracht. Und tatsächlich gab der Geier dem Vater seine Tochter zurück: indem er sie von den Zinnen der Rietburg warf. Der Geier lachte nur, als das Mädchen auf dem Grund aufschlug. Daraufhin jedoch strömten alle Kämpen zusammen, erstürmten das Schloss, und stürzten den Geier von der Mauer. Seither muss dieser samt seinem Gefolge als böser Geist ruhelos durch die Nacht jagen....
Nur gut, dass ich taxüber unterwegs war... In der Nähe gibt es ein Wildgehege, in dem Damhirsche gehalten werden. Viel netter, als jener Geier mit der Teufelsfratze!
Ich ignorierte hier den blau-gelben Wanderweg, und wandere am Gehege entlang den Bergrücken hinauf. Ein guter, sehr schöner Weg führt immer genau auf dem Rücken weiter in Richtung des höchsten Punkts des Blättersbergs. An einer Wegspinne hielt ich mich geradeaus, und wanderte hinauf zum Gipfel des Blättersbergs (618 m).
Auf diesen Gipfel führt kein markierter Weg. Es ist einsam hier oben. Eine Lichtung sorgt für schöne lanschaftliche Eindrücke, Aussicht hat man hier ab er keine. Dafür stößt man im Wald auf einige alte Grenzsteine, denen ich nun in südlicher Richtung folgte. Es geht vom Gipfel hinunter, und bald stieß ich auf den blau-gelben Weg, der von der Rietburg herüberkommt. Ich folgte der Beschilderung Richtung Ludwigsturm (605 m), an dem ich wenige Minuten später anlangte.
Der Ludwigsturm ist ein kleiner, nur eben 15 Meter hoher Aussichtsturm aus Sandstein, der leider nicht mehr ganz fit ist, und vermutlich bald renoviert werden muss - oder einfach gesperrt wird. Er wurde 1889 vom Verschönerungsverein Edenkoben erbaut. Benannt ist er nach dem bayerischen König Ludwig I.
Eine - vorsichtige - Besteigung lohnt sich: Der Blick schweift über die mehr als 400 m tiefer gelegene Oberrheinische Tiefebene mit ihren prominenten Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg nach Norden, zum Odenwald hinüber, wo Melibokus und Felsberg, Weißer Stein, Heiligenberg und Königsstuhl zu sehen sind, dahinter der Katzenbuckel, der höchste Berg des Odenwalds. Im Schwarzwald zeigen sich Merkur, Mehliskopf, Hornisgrinde, Feldberg und Belchen. Und im Pfälzerwald kann man den Trifels sehen, den Orensberg, den Kesselberg, den Drachenfels und die Kalmit.
Ich unterhielt mich ein Weilchen mit einer netten Wandersfrau aus Landau, dann machte ich mich wieder auf den Weg. Weiter ging's, den blau-gelben Markierungen folgend, Richtung Kohlplatz - Schauplatz eines historischen Scharmützels. Der schmale Weg dorthin führt durch einen wunderschönen Pfälzer Kiefernwald, und vorbei an dem schönen, geschützten Meisenbrunnen (500m). Bald langte ich am Kohlplatz (464 m) an.
Der Kohlplatz ist ein Bergsattel zwischen dem Kesselberg und dem Querenberg, einem Nebengipfel des Blättersberges. Sein Name geht auf Kohlenmeiler zurück, die sich einst hier befanden. Ein Ritterstein erinnert an ein Rückzugsgefecht des Bataillons von Schladen unter Major von Borck im ersten Koalitionskrieg, am 13. Juli 1794. Es steht im Zusammenhang mit Kampfhandlungen drüben am Steigerkopf, wo sich im Zuge der Eroberung des linksrheinischen Teils der Kurpfalz französische Revolutionstruppen und preußischeTruppen gegenüberstanden. 100 Jahre später, 1894, wurde zur Erinnerung daran dort der Schänzelturm errichtet.
Ich hielt mich noch ein Weilchen an die blau-gelbe Markierung, um auf die Südwestseite des Kesselbergs zu gelangen. An einem Aussichtspunkt mit Tisch und Bänken verließ ich den markierten Weg, und stieg auf einem nach dem höchst zwiespältigen Historiker Friedrich Sprater benannten Steig hinauf auf den Kesselberg.
Der Weg zickzackt sich in weit ausholenden Serpentinen hinauf zum Gipfel des Kesselbergs (662m). Dort wanderte ich zum südöstlichen Ende des Gipfelplateaus, wo ein weiteres Highlight zu entdecken ist: Die Kugelfelsen.
Der Kesselberg ist mit 662 Metern Höhe der zweithöchste Berg des Pfälzerwalds, und der dritthöchste der Pfalz (der höchste ist der Donnersberg). Auf seinem Gipfel befinden sich verschiedene Buntsandsteinfelsen, die auffällige runde Vertiefungen aufweisen ("Naturdenkmal Felsengruppe Kugelfelsen"). In Wanderkarten sind sie als Gletschermulden eingetragen. Die Mulden entstanden aber nicht durch einen eiszeitlichen Gletscher (hier waren nie welche), sondern durch Auswitterung kugelförmiger Sandsteinpartien im Kugelfelshorizont der Karlstal-Schichten. Und nein, es sind auch keine keltische Opferschalen... Man kann es offenbar nicht oft genug sagen.
Weiter geht's! Ich stieg auf dem Spraterweg wieder hinunter, wanderte noch ein Stück auf dem blau-gelben Weg Richtung Nordwesten, und verließ diesen dann nach links. Ein paar Schritte weglos den Wald hinunter, dann langte ich an Pt. 545m an, einer Wegkreuzung westlich des Kesselberggipfels. Von hier aus kann man auf Holzabfuhrwegen zum Frankenfelsen gelangen, woi sich die spärlichen Ruinen den Frankenburg befinden. Ich blieb immer oben auf dem Rücken des Frankenbergs (556 m), auf diese Weise konnte ich den Felsen nicht verfehlen. Bei einem Felsentisch angekommen, hat man es nicht mehr weit. Dann steht man über der Frankenburg (545 m).
Die Frankenburg war eine hochmittelalterliche Felsenburg über dem Modenbachtal, gegenüber der Burg Meistersel. Der Burgfelsen befindet sich in 545 Metern Höhe an einem Ausläufer des Frankenbergs. Die Burg ist damit eine der höchstgelegenen Anlagen in der Pfalz.
Von der Frankenburg sind nur noch ganz wenige Mauerreste und Spuren im Felsen vorhanden. Anhand einiger Buckelquader und einzelner Keramikfunde ließ sich feststellen, dass die Anlage von der zweiten Hälfte des 12. bis vermutlich ins 15. Jahrhundert hinein existiert hat. 1327, als Jakob von Ruppertsberg dem Grafen Jofried von Leiningen die Burg anlässlich einer Urfehde öffnete, hören wir zum ersten Mal urkundlich von der Burg. Vor 1353 befand sie sich dann im Besitz der Herren von Dahn. Vermutlich wurde sie im 14. oder 15. Jahrhundert zerstört.
Die Frankenburg bestand aus einer Oberburg, auf der zwanzig Meter langen und bis zu 6,80 Meter breiten Felsplattform, und einer Unterburg, die sich um den Felsen herumzog. Den Aufgang zur Oberburg ermöglichte eine aus dem Fels herausgehauene Treppe an der Südseite des Felsens, von der noch spärliche Reste zu sehen sind. Eine kurze Schildmauer umgab die Anlage.
Der Weg zur Burg wird durch zwei Gräben unterbrochen, einen äußeren, kürzeren, der wohl auch als Steinbruch für den Bau diente, und von einer Brücke überspannt war, sowie einen breiten Halsgraben, der den gesamten Sporn abriegelte.
Einsam hier. Von der Burg steht nicht mehr viel, sie ist daher nur wenigen bekannt, und ich habe hier noch nie Menschen angetroffen. Und so kraxelte ich allein ein wenig herum (man kann den Burgfelsen überschreiten, II), und verließ die Anlage schließlich nordwärts. Etwas unterhalb der Burg stößt man auf einen breiten Waldweg. Dieser brachte mich zurück zum Kohlplatz (464 m). Hier wechselte ich kurz noch einmal auf den blau-gelben Wanderweg, bis kurz hinter den Meisenbrunnen (500m). Dann nahm ich einen nicht mehr benutzen Steig, der mich links hinauf zu einem breiten Weg knapp westlich unterhalb eines Sattels zwischen Querenberg und Blättersberg brachte. Hier wandert man kurz nach rechts hinüber zu einem großen Hochsitz, an diesem vorbei, und in spitzem Winkel nach links. Hier ist der Sattel nun erreicht. Von hier aus führt ein breiter Holzabfuhrweg eben durch die Nordflanke des Blättersberg zurück zur Rietburg. Wer mag, kann gleich an der nächsten Gabelung den rechten Weg nehmen, und so hinauf zu der bereits erwähnten Wegspinne nördlich des Blättersbergs gelangen. Über den Bergrücken zurück zur Rietburg zu wandern, ist schöner.
Beide Möglichkeiten bringen den Wanderer also zurück zur Rietburg (530 m). Hier könnte man nun einkehren - oder, wie ich es gemacht habe, gleich zum Schloss Villa Ludwigshöhe (301 m) hinuntersteigen.
Fazit:
Schöne Runde! Es geht von (prä)historischem Highlight(chen) zu (prä)historischem Highlight(chen), Aussichten gibt's auch, und man kommt zwei Mal an einer (der gleichen) Einkehrmöglichkeit vorbei. Und nicht mehr lang, dann kann man sich mit 'nem Riesling in der Hand zu den Pfälzern auf ihre Dorfstraßen stellen. When in Rome....! Der Frühling kommt!
Tourengänger:
Nik Brückner
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare