Grosse Hochwang-Rundtour

Erst kürzlich bin ich mit Zustieg von Süden (Schanfigg) zum ersten Mal auf der Hochwang-Kette gestanden (klick). Das Gebiet hat mir so gut gefallen, dass ich heute für eine grosszügige Rundtour zurückkehre. Ausgangs- und Endpunkt liegen dieses Mal aber nordseitig in Furna (Prättigau). Die Runde weist zwei Gesichter auf: zuerst die weitläufige, aussichtsreiche Gratwanderung vom Fadeuer über den Kulminationspunkt Hochwang bis zum Lüener Grat, dann die rassige 500Hm-Nordabfahrt vom Tüfelsch Chopf zum Laubenzug. Und ja, ich möchte es nicht verschweigen, für die Rückkehr nach Furna muss zuletzt noch der Wannenspitz überschritten werden.
 
Als ich um 8:15 an diesem Neujahrsmorgen vom Ortsteil Hinterberg (1409m) aufbreche, herrscht gähnende Leere in und um Furna. Die Spuren der Vortage sind aber eindeutig: Das Gebiet ist äusserst beliebt bei Wintersportlern aller Art. Bevor die Gratwanderung beginnen kann, gilt es den Erstaufstieg zum Fadeuer (2058m) zu absolvieren. Der ist schnell geschafft und kann wohl bei allen möglichen und unmöglichen Verhältnissen verantwortet werden. Oben sitzen bereits zwei Einheimische bei Kaffee und Röteli. Ich hingegen lege ohne Unterbruch los mit meiner Überschreitung.
 
Die Routenfindung ist offensichtlich: man kann praktisch durchgehend dem Grat folgen. Unterwegs werden Höchstelli (2185m) und Rothorn (2362m) mitgenommen, bis hierhin ist auch alles angespurt. Wer genug hat, kann nun – bei sicheren Verhältnissen – vom Sattel P. 2321 direkt zum Laubenzug abfahren. So macht das ein schneller Skimo-Gänger im sexy Gwändli, der mich kurz zuvor überholt hat. Ich jedoch spure weiter über den NE-Grat vom Hochwang (2532m) und gerate dabei in der prallen Morgensonne arg ins Schwitzen.
 
Der Kulminationspunkt meiner Rundtour wäre nun eigentlich erreicht. Aber weil früher dran als erwartet und die Beine noch frisch entscheide ich mich spontan für den Abstecher zum nahegelegenen Lüener Grat (2454m). Für die kurze Abfahrt in den Sattel P. 2391 lohnt sich aufgrund der Steilheit das Abfellen. Vorsicht, in der Querung unterhalb vom Tüfelsch Chopf muss in die sehr steile SE-Flanke ausgewichen werden, welche früh und intensiv Sonne bekommt. Aber das dürfte ohnehin kaum je gemacht werden, denn Lüener Grat und Schafläger werden normalerweise aus dem Schanfigg bestiegen. Auf dem Rückweg lasse ich es mir nicht nehmen, auf dem Tüfelsch Chopf (2479m) vorbeizuschauen, wobei der markante Kopf selber P. 2455 entspricht. Man könnte übrigens direkt von hier in die rassige Nordflanke einfahren, zuoberst gegen 50°. Mich aber reizt die ursprünglich geplante Variante ab Sattel P. 2391 mehr: Das ist eine geniale 500Hm-Abfahrt durch eine trichterförmige Steilmulde. Der Einstieg ist eng und bis 45° steil, die Verhältnisse müssen also passen. Unten läuft das Gelände in grosszügigen, abflachenden Hängen aus.
 
Mit brennenden Beinen und jauchzendem Herzen findet die Schussabfahrt im Talboden ihr Ende und sanft gleitend erreiche ich die Brücke vor der Alp Falsch (1478m). Den kurzen Gegenanstieg absolviere ich zu Fuss auf Schneeschuhspuren. Talauswärts folgen weitere zwei Aufschwünge, welche stöckelnd überwunden werden können. Auf dem Laubenzug (1401m) findet das gemütliche Ausfahren ein jähes Ende und es muss nochmals angefellt werden. Der Schlussaufstieg zum Wannenspitz (1970m) ist technisch zwar absolut harmlos, doch 570Hm sind als Tourenabschluss doch recht happig. Wobei, den eigentlichen Abschluss bildet natürlich die Abfahrt zurück nach Furna, zuerst über zerfahrene Hänge, dann in wildem Galopp durch ein enges Waldstück bis direkt an den Kofferraum meines Polos.


Zeiten (kum)
1:05  Fadeuer
2:05  Rothorn
2:55  Hochwang
3:25  Lüener Grat
4:25  Laubenzug
5:30  Hinterberg