Über den Gottesacker auf den Hohen Ifen


Publiziert von countryboy , 11. November 2019 um 00:30.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:26 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1385 m
Abstieg: 1385 m
Strecke:ca. 20km: Talstation Ifenbahn - Jugendferienheim Haus Sonnblick - Gottesackeralpe - Bergstation Ifenbahn - Hoher Ifen - Eugen Köhler Weg - Ifersguntenalpe - Schwarzwasserhütte - Alpe Melköde - Talstation Ifenbahn (Auenhütte)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto zur Talstation Ifenbahn
Kartennummer:Onlinekarte bergfex (Download für Offlineverfügbarkeit)

Howdy

Vier erholsame Tage im Kleinwalsertal erlaubten mir den bei Ferien dieser Art üblichen Solowandertag. Die Wahl fiel mir allerdings sehr schwer, da - zum ersten Mal in dieser Ecke - die Auswahlmöglichkeiten riesig waren. Letztlich hat dann doch der Berg das Rennen gemacht, der mir bei der Anfahrt zuerst ins Auge gestochen war: der Hohe Ifen. Der heimliche Star dieser Tour ist aber der Gottesacker. Dieses Schrattenkalkgebirge besticht durch seine graue, weite Öde. Siehe dazu auch eine Sage* am Berichtende. Dank des Warmlaufens auf der Familienwanderung zwei Tage zuvor sollte mir erfreulicherweise ein allzu grosser Muskelkater erspart bleiben.

Ich parkiere mein Auto beim grossen Parkplatz der Ifenbahn. Obwohl die Bahn nicht mehr fährt und alle Gaststuben geschlossen sind, werden fleissig Parkgebühren geheuscht. Naja. Meine Route führt mich erst in Richtung Nordost. Beim Jugendferienheim Haus Sonnblick biege ich scharf links ab. Der Weg wird bald steiler und führt in den Wald, in dem es weiter tüchtig bergauf geht. Die Markierungen sind regelmässig, aber hier ist durchgehend ein gut ausgetretener Weg vorhanden, der sich in natürlicher Linie zur Gottesackeralpe hochschlängelt. Letztere existiert aber nur noch als Wegpunkt mit Namen, ist sie doch längst verfallen. Der anschliessende Streckenabschnitt über den Gottesacker, fast endloser Schrattenkalk, ist eine Augenweide. Vielleicht war es auch deshalb so eindrücklich, weil ich so gut wie nichts recherchiert und keine klare Vorstellung dieses Streckenabschnitts hatte. Ich kann diesen Teil aber wärmstens weiterempfehlen.

Von weitem war erkennbar, dass das Hahnenköpfle viel, sehr viel Besuch hatte, also habe ich diese Option der Mittagsrast schnell verworfen. So nahm ich meinen Snack bei der Bergstation der Ifenbahn ein. Schön einsam, was etwas surreal war. Es folgt ein kurzer Abstieg und dann die Querung durch den schattigen, schotterigen Ifen-Nordhang. Nach knackigem Aufstieg auf das Plateau des Hohen Ifen steht man wieder auf der Sonnenseite und je mehr man sich anschliessend dem Gipfel nähert, desto zahlreicher wird das Volk, das sich dieses Gipfelziel an diesem österreichischen Nationalfeiertag ausgesucht hat. Meine Gipfelpause fiel mit rund einer viertel Stunde dann auch eher spärlich aus. Trotzdem: ein sehr schöner Gipfelmoment. Perfekter Wandertag mit guter Fernsicht, wärmender, aber nicht heisser Sonne. Allerdings drückte etwas der Gedanke, dass noch etwa 10km Abstieg bevorstehen.

Beim Abstieg auf dem Eugen Köhler Weg ist dann auch endlich erkennbar, zumindest da Ende Oktober auch die Seilsicherungen abmontiert sind, warum der Weg weiss-blau-weiss markiert ist. Zwar dünkt mich wbw etwas hoch gegriffen, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind aber ein Muss. Die im Fels verankerten Tritthilfen empfand ich weniger als solche, sondern eher als Stolperfallen. Das ist aber Geschmackssache. Allmählich flacht der Abstieg ab und der Hohe Ifen liegt plötzlich recht weit hinter mir. Stein und grau weichen wieder Flora und grün/braun, schönste Herbstlandschaft. Es geht vorbei an Ifersguntenalpe, Schwarzwasserhütte und Alpe Melköde.

Landschaftlich wird es nie langweilig, aber gegen Ende spüre ich die 20km in den Füssen und ich freue mich auf ein ausgiebiges Abendessen im Kreise der Familie. Ich habe bewusst nicht "entspanntes Abendessen" geschrieben, denn das ist mit einem kleinen Zwirbel, der zwischen 19:00 und 20:00 seine grössten Launen entwickelt, schlicht nicht möglich. Aber auch das ist letzten Endes nur Einstellungssache. :-)

Ein paar Fakten zur Wanderung:
Wetter: schönstes Herbstwetter, sonnig, nicht heiss
Flüssigkeit: 1 3/4 Liter, hat perfekt gepasst (wäre im Hochsommer viel zu wenig)
Schwierigkeit: Gottesacker T2 (wobei die vielen Spalten und Löcher Vorsicht gebieten), Ifen Nordseite (Schotterfeld und Aufstieg durchs Felsband) T3, Ifen Südseite (Eugen Köhler Weg) T3+, anschliessend Abstieg via Ifersguntenalpe und Schwarzwasserhütte durchgehend T2
Hilfsmittel: Wanderstöcke
Zeit: insgesamt 7h 45min, wovon total ca. 1h für diverse Pausen und der Rest Gehzeit



Die verwunschene Alp

Es ist ein alter Glauben, daß es Glück und Segen in die Alpen bringe, wenn die Senner schöne Almosen geben an Käs und Schmalz und Ziger. So einer aber von Gottes Gut den Armen nicht mitteilt, folgt der Fluch.

Wo der helle gewaltige Felsstock des Ifen als öde Steinwüste zu den Gottesackerwänden langt, war vorzeiten eine fruchtbare Alpe. Auf weitem grünen Weideland sproßten da die würzigsten und besten Kräuter Ritz und Madaun, deren eines mehr fuhrt als von ändern eine Handvoll. Darum war die Herde giebig an Milch und Molken wie sonst nirgends ringsum und viele blinkende Taler wanderten in die Säckel der Alpgenossen. Der harte Taler macht aber das Herz nicht weich, und die Bauern stellten Senner an, welche in die bittende Bettlerhand nicht die kleinste Gabe legten.

Einmal kam wieder ein armes Männle auf die Alpe. Hungrig bat es um Ziger in sein Näpfchen zur Zehrung. Die Senner aber jagten es mit Spott und Hohn von einer Hütte zur ändern und warfen ihm Kuhfladen nach, als es mit Betteln nicht abließ. Ganz besudelt und ermattet kam es endlich weit abseits zum Hütbuben. Der gab ihm mitleidig, was er hatte, aus seiner Tasche. Da hob der Bettler die Hand auf und sagte: „Flieh’! Denn diese Alpe will ich verfluchen. Weil mir keine Erbarmnis widerfahren, meß ich mit gleichem. Und es wird arg sein!" Als er so gesprochen, verschwand er. Es war unser Herrgott selbst. — Der Hütbub aber lief, soviel er konnte. Und hinter ihm bebte und toste es und die Felsen barsten. Als er sich umsah, war kein Weidefleck mehr weitum. Felsgeröll deckte die Alpe, mit Steinen war sie verschüttet. Seitdem grünt kein Kräutlein mehr dort und wurzelt kein Gras; ein wildes und wüstes Hochkar ist der Gottesacker auf ewig.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 392, S. 220f


Tourengänger: countryboy


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