Hochalmspitze (3360m) - von der Schneewinkelspitze bis zum Großelendkopf


Publiziert von BigE17 , 3. November 2019 um 15:18.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ankogel-Gruppe
Tour Datum:19 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Im Liesertal bei Gmünd nach Malta abzweigen. Durch Malta hindurch bis Koschach fahren, dann nach links abbiegen und über die sehr lange und schmale Straße bis zum Parkplatz Gößkarspeicher.

Nachdem diesen Sommer im Juli und August nur relativ wenige Tage vom Wetter her sicher genug waren, längere Touren zu unternehmen, war das im September anders: Bis auf wenige Regentage war das Wetter durchgehend perfekt zum Berggehen. Auch an diesem Tag war tolles Bergwetter gemeldet. So hatten ich und mein Tourenpartner die freie Auswahl, welche Gipfel wir besteigen würden. Nach einigem hin und her fiel unsere Wahl auf die Hochalmspitze in Kärnten. Wir hatten im vornherein geplant, die Winkelspitze, den Vorgipfel der Hochalmspitze - die "Schneeige Hochalmspitze" - und den Großelendkopf mitzunehmen. Im Endeffekt wurde es noch ein Gipfel mehr.

Wir starteten um 5 in Lienz und erreichten nach 2 Stunden Anfahrt den Gösskarspeicher um 7:00. Aber uns erwartete kein Sonnenschein, sondern dichtester Nebel und leichter Regen. Wir dachten, bald aus dem Nebel draußen zu sein, also starteten wir trotzdem unsere Tour. So ging es in einer Stunde über den Fahrweg und die den Fahrweg abkürzenden Steige bis zur Gießener Hütte. Die Schuhe waren schon nach kurzer Zeit durchnässt. Der Regen ließ gottseidank aber recht schnell nach. Nur der Nebel war äußerst hartnäckig und war auch bei der Hütte noch genauso dicht wie zu Beginn.

Wir folgten von nun an dem Weg in Richtung (Lassacher) Winkelscharte. Der Steig war nicht steil, angenehm zu begehen und wir gewannen trotzdem recht schnell an Höhe. Kurz riss der Nebel sogar auf und wir konnten zum ersten Mal an diesem Tag die Hochalmspitze sehen. Der Nebel kehrte aber genauso plötzlich zurück, war aber deutlich weniger dicht. Auf ca. 2650m ging das Gelände in Blockgelände über. Auch wenn der Weg noch halbwegs angenehm zu begehen war, wir kamen nicht mehr so schnell voran. 

Recht bald erreichten wir eine Abzweigung: Der eine Weg führt zur die Winkelscharte, der andere auf die Schneewinkelspitze. Wir entschieden uns für einen Abstecher auf die Schneewinkelspitze, um Zeit zu schinden, damit sich der Nebel verziehen kann. Wir wussten noch nicht, wie groß dieser Umweg tatsächlich ist (ca. 1,5 Stunden extra!). Von nun an wurde das Gelände sehr viel mühsamer, wir benötigten ab nun recht häufig die Hände im üblen Blockgelände. Die Blöcke waren riesig, ohne Kletterei nicht mehr machbar (I). So überwanden wir fast 300 Hm, bis wir nach einer ziemlichen Tortur endlich den flachen Gratrücken auf die Schneewinkelspitze erreichten. Hier wurde das Blockgelände zumindest etwas angenehmer zu gehen. Wir glaubten, schon bald am Ziel zu sein, doch der Weg ging immer weiter und weiter. Zumindest hatten wir freie Aussicht nach Nordwesten, während sich im Südosten der Nebel bis zu uns hochgekämpft hatte. Irgendwann war der Gipfel dann doch erreicht.

Der Nebel war nach wie vor auf unserer Aufstiegsseite sehr hartnäckig, immerhin war der lange Grat zur Hochalmspitze und der Großelendkopf zu sehen. Laut unserer Karte war der Grat zur Hochalmspitze 2 km lang, bis zum Großelendkopf insgesamt 2,5 km. Vor uns lagen also 150 Hm Abstieg in die Winkelscharte, 500 Hm Aufstieg und dann wieder 100 Abstieg und zum Schluss nochmal 50 im Aufstieg - also halb so wild. Wir ahnten nicht, wie lange wir dafür brauchen würden... Aber den Übergang zum Säuleck ließen wir wegen der Länge sein. 

Anfangs folgten wir dem Aufstiegsweg nach unten, bis der Weg den Gratrücken wieder verließ. Nun folgten wir dem anderen Weg, der dem Gratrücken folgte und die Winkelscharte direkt ansteuerte. Hier war das Blockgelände so richtig schlimm: Immer wieder wackelige Felsen, ständig benötigten wir die Hände, zusätzlich war es recht flach und wir verloren nur ganz langsam unsere Höhenmeter. Dieses Gelände war ähnlich schlimm wie beim Aufstieg zum Obersulzbachtörl 2 Wochen zuvor! Endlich erreichten wir dann doch die Scharte. Nun lag ein weiterer 300-Hm-Aufstieg im Blockgelände bis zur unscheinbaren Winkelspitze vor uns. Aber der Weg war wieder viel angenehmer zu begehen. So gelangten wir auf den Gipfel der Winkelspitze, der sich nur wenige Meter neben dem Weg befindet und immerhin mit einem Steinmann gekennzeichnet ist. 

Wir verweilten nicht lange und gingen weiter auf die Hochalmspitze zu. Es folgte eine kurze ausgesetzte Gratpassage (I), dann wurde es kurz schuttig. So gelangte wir über Bänder zum Beginn des Klettersteiges "Detmolder Grat". Wegen der geringen Schneelage war ein Ausweichen aufs Trippkees an keiner Stelle möglich. Nun begann der Klettersteig, der anfangs gleich ordentlich steil über Platten nach oben führte (eine Stelle C). In weiterer Folge war er etwas einfacher und verlief parallel zum Grat knapp unterhalb. Nach kurzer Zeit erreichten wir doch den Grat und es ging kurz ausgesetzt über diesen, ehe wir wieder in die südliche Flanke auswichen. Es folgten einige steilere Passagen (C), bis der Steig durch eine Verschneidung und über ein paar Blöcke zum Gipfel führte.

Beim Blick auf die Uhr merkten wir, dass wir von der Schneewinkelspitze bis zur Hochalmspitze fast 3 Stunden gebraucht hatten. Wir blieben aber nur kurz und machten uns gleich auf den Weg zum Großelendkopf. Zuerst stiegen wir kurz in eine Scharte ab und dann aufs Plateau der Schneeigen Hochalmspitze auf (I). Da der folgende Grat schattseitig gelegen ist, befand sich dann doch noch etwas Neuschnee. Es gab auch kurz ausgesetzte Stellen, es wurde aber nie schwierig (I) und wir mussten nie den Gletscher betreten, sondern blieben stets am Grat. Schließlich waren wir am tiefsten Punkt zwischen Hochalmspitze und Großelendkopf angekommen. Der wieder apere Schlussanstieg zum Großelendkopf war wegen des losen Blockwerks mühsam und wir mussten konzentriert steigen, aber nicht mehr schwierig. 

Auch hier hielten wir uns nicht lange auf und machten uns auf den Weg zurück zur Hochalmspitze. Zurück benötigten wir - genauso wie auf dem Hinweg - 45 Minuten. Während vor eineinhalb Stunden der Hauptgipfel der Hochalmspitze noch ziemlich überfüllt war und Nebel im Tal die Sicht zum Gösskarspeicher versperrte, hatten wir den Gipfel jetzt für uns allein und die Sicht war schon deutlich besser - obwohl immer noch viele Wolken über den Gipfeln lagen. In anderen Tourenberichten wurde, was die Aussicht anbelangt, sicherlich nicht zu viel versprochen.

So begannen wir mit dem langen Abstieg: Zuerst in 40 min den Klettersteig runter, dann die 300 Hm im Blockgelände abgestiegen, dann direkt über geschliffene Platten und vereinzelte Blöcke entlang der Markierung nach unten, bis wir auf 2650m wieder zur Abzweigung kamen, wo wir beim Aufstieg zur Schneewinkelspitze abgebogen waren. Der restliche Abstieg zog sich zwar noch ordentlich in die Länge, bereitete uns bei herrlichstem Bergwetter aber keine Probleme mehr. So erreichten wir um 17:30 wieder den Parkplatz.

Erwähnenswertes:

1. Es gibt zahlreiche Wege, die auf den Gipfel der Hochalmspitze führen. Während man im Frühjahr entweder über die Villacher Hütte und übers Hochalmkees bzw. von der Kölnbreinsperre über die Preimlscharte aufsteigt, ist das bei Ausaperung wegen der Steilheit nicht zu empfehlen. Dann steigt man entweder über den Rudolstätter Weg oder den Detmolder Grat auf, wobei der Detmolder Grat besser ist, da man hier keine steile Eispassage begehen muss. Anstiege von Mallnitz sind wegen der Länge zu vergessen.

2. Eine Überschreitung des Säulecks und der Schneewinkelspitze mit anschließendem Aufstieg über den Detmolder Grat ist nur als Zweitagestour zu empfehlen. Ansonsten wird die Tour einfach zu lang.

3. Es gibt zahlreiche Gipfel, die man mit einer Besteigung der Hochalmspitze kombinieren kann. Für die meisten muss man allerdings den Gletscher betreten. Eine Besteigung der Steinernen Mannle ist sehr schwierig (laut Willy Kreuzer IV!).

4. Ohne den Umweg über die Schneewinkelspitze ist die Tour locker in 9 Stunden zu schaffen. Der Übergang zum Großelendkopf kostet zwar auch ordentlich Zeit, ist aber sehr schön. Es ist verwunderlich, dass dieser so selten bestiegen wird.

5. Geübte Bergsteiger können den Detmolder Grat bedenkenlos ohne Klettersteigset und ohne Seilsicherung begehen. Ungeübte und Kinder sollten sich allerdings besser von der Hochalmspitze fernhalten.

6. Bei aperen Verhältnissen (so wie wir sie hatten) sind Steigeisen und Pickel unnötig.

7. Für Kletterer gibt es zahlreiche interessante Routen in dieser Gegend.

8. Die Hochalmspitze ist eine Pflichttour für jeden geübten Bergsteiger, der gern in den Hohen Tauern unterwegs ist.

Tourengänger: BigE17


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