Höfats Überschreitung via Biwakschachtel


Publiziert von McGrozy , 29. Oktober 2019 um 19:08. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:27 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:P Renksteg - Gerstruben - Biwakschachten - Höfats Westgipfel - Höfats Ostgipfel - Älpelesattel - Dietersbachalpe - Gerstruben - P Renksteg (19,7 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Kempten über die B19 nach Oberstdorf

Herzlich willkommen zu einem weiteren Bergtourenbericht meinerseits,

der Tourenbericht behandelt die klassische Überschreitung der Graskönig Höfats über die Biwakschachtel. Diese Tour wurde von mir bereits im Sept. 2019 hier grob beschrieben - nachdem allerdings die Aussicht an besagten Tag nicht gut war folgt nun dieser etwas ausführlichere Bericht. 

Die Höfats ist schon von Ihrer Erscheinung ein ganz besonderer Berg. Von jeder Seite ist sie gut zu erkennen und auch wenn Sie ein anderer Bergkamm verdeckt und nur die 4 Spitzen zu sehen sind kann man sie erkennen. Die Besteigung der König ist auf verschiedenen Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeiten möglich, die ich in den nächsten Jahren hoffentlich alle kennenlernen darf und will. Der folgende Wegverlauf führt über die "normale" Überschreitung und ist wohl die belieberste Überschreitungsvariante.


Los geht die Tour am Sonntag morgens um 7.45 Uhr am Parkplatz in Renksteg (823m). Meine Tourenbegleitung treffe ich in Gerstruben. Noch ein wenig Irritiert von der Zeitumstellung von der Nacht und der damit einhergehenden Helligkeit setze ich mein Fahrrad bei noch kühlen Temperaturen zusammen. Der Morgen ist vielversprechend und daher radel ich voller Zuversicht Richtung Gerstruben (1155m) los. Nach einer halben Stunde komme ich dort an und darf das Bergbauerndorf in seinem Herbstkleid bewundern. Dort mache ein paar Fotos, checke kurz die Feuchtigkeit und warte auf  einen Höfatskenner. Nach kurzer Zeit kommt Ulf (quacamozza) entspannt auf seinem Rad an. Wir fahren gemütlich weiter bis wir am Inneren Höfatstobel ankommen. Die Fahrstraße, welche bereits zum vierten mal indem Jahr fahre, wurde vor kurzem neu hergerichtet. Am Inneren Höfatstobel (1284m) stellen wir unsere Fahrräder ab und bemerken wir sind nicht allein. Zwei Weitere 2er Gruppen sind unterwegs. 

Wir starten gemütlich den Aufstieg in Richtung Biwakschachtel. Zuerst halten wir uns östlich vom Bachlauf bevor wir in ihn absteigen um dort ein Stück aufzusteigen. Dem Bachlauf folgen wir bis zur querenden Pfadspur gelangen. Der Pfadspur folgen wir in das kleine Waldstückchen. In Serpentinen geht es bergauf und die Konzentration muss hochgehalten werden, da der Pfad teilweise nicht ganz so gut zu erkennen oder einsehbar ist. Am Ende des Waldstücks kommen wir an einem Schild vorbei (siehe Bild). Nach einiger Zeit erreichen wir dann die Biwakschachtel (2030m).  Dort angekommen verzehren wir eine kleine Stärkung und beobachten die beiden Gruppe, vor uns, beim Besteigen des Westgipfels. Nach einer ausgiebigen Pause starten wir den letzten Anstrengenden Aufstieg.

Im kurzen Abstand zueinander laufen wir auf dem zuerst gut erkennbaren Pfad Richtung Norden. Wir halten uns zuerst in der ersten rötlichen Rinne und steigen dann eher auf der rechten Seite bis zu einer schmalen Rinne (westlichere von beiden) auf. Diese durchqueren wir und steigen danach den Grashang auf. Wir treffen schließlich auf die Pfadspur zwischen Höfats Wetsgipfel (2257m) und zweiten Gipfel- Diese nutzen wir um auf den Westgipfel zu gelangen. Dort angekommen machen wir eine Pause und genießen diesen traumhaften Herbsttag. Die Aussicht auf die drei weiteren Gipfel und die Allgäuer Alpen ist heute hervorragend. Daher lassen wir uns ein wenig mehr Zeit um das Ganze richtig genießen zu können.

Nach der Pause starten wir die Traverse mit dem ersten kleinen Abstieg. Dort steigen wir über die beiden "Zacken" zum Reitergrat und der Schlüsselstelle (III UIAA) auf. Die 3er Kletterstelle kann seitlich umgangen werden (II UIAA). Hat man diese Stellen überwunden steht man bereits auf dem zweiten Gipfel (2259m) der Höfats. Von dort steigen wir ab in den zweiten Höfatssattel/-scharte - wie man es nennen mag. Der Aufstieg zum dritten Höfatsgipfel ist zuerst geprägt von brüchigeren Gestein und dann von einer Moos und Erdmischung, welche recht feucht war - geschuldet der schattigen westlichen Exposition. Am Höfatsmittelgipfel (2257m) angekommen muss noch der schmale Gipfelgrat überwunden werden bevor es weiter zum Ostgipfel gehen kann. Der Abstieg vom Mittelgipfel in die letzte Höfatsscharte ist trocken und gut begehbar - allerdings wie Ulf angemerkt zum Vorjahr wieder etwas anders. Den letzten Aufstieg der Traverse wählen wir bewusst direkt über den steinernen Grat (II UIAA) . Mit überwinden des Grats stehen wir auf dem Höfats Ostgipfel (2259m) - welchen ich dieses Jahr bereits zum vierten mal bestaunen darf. 

Nach einer weiteren Pause steigen wir über den Normalweg des Höfats Ostgipfels ab. Im Abstieg gelangen wir nach ein paar Metern bereits an die Schlüsselstelle (II UIAA). Der Abstieg ist steil und wird im Verlauf immer "leichter" - darf auf keinen Fall unterschätzt werden!. Der Weg führt uns bis zum Falkenberg (2004m) an einigen Kraxeleien und abschüssigen Stellen vorbei. Ab dem Falkenberg ist der Weg zwar weiter recht steil allerdings kommen keinerlei Kraxeleien mehr auf uns zu. Daher bewältigen wir den Abstieg über den Älpelesattel (1780m) und der bereits geschlossenen Dietersbachalpe (1325m) bis zum Inneren Höfatstobel (1284m) recht schnell. Dort angekommen gelangen wir an unsere Fahrräder.

Zum Ende das Beste 

Von Inneren Höfatstobel (1284m) über Gerstruben (1155m) zurück zum Parkplatz Renksteg (823m). Die Strecke ist mit dem Rad sehr entspannt und schnell zu überwinden. Aufpassen beim Abfahren können auf der Kurvenreichen Strecke immer wieder andere Radfahrer, Wanderer oder Autos bzw Traktoren entgegenkommen!



Tourenanforderung
Start bis Ende Skala UIAA
P Renksteg Innere Höfatstobel  Rad: L
 Fuß: T2-3
 -
Innere Höfatstobel Biwakschachtel T6 I.
Biwakschachtel Höfats Westgipfel T6 II.
Höfats Westgipfel Höfats Ostgipfel T6  III.
Höfats Ostgipfel Älpelesattel T5 II.
Älpelesattel Innere Höfatstobel T4 -
Innere Höfatstobel P Renksteg Rad: L +
Fuß: T2-3
-


Ergänzung zu Anforderungen: 

+ Absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit unbedingt nötig!
+ Trockene Verhältnisse nötig 

Tourendaten
Start bis Ende   Strecke
in km
HM
Bergauf
HM
Bergab
Zeit
in min
P Renksteg (823m) Innere Höfatstobel (1284m)   6,8 460 0 45
Innere Höfatstobel (1284m) Biwakschachtel (2030m)   1,7 730 35 70
Biwakschachtel (2030m) Höfats Westgipfel (2257m)   0,5 230 0 40
Höfats Westgipfel (2257m) Höfats Ostgipfel (2259m)   0,3 ca. 110 ca. 110 30
Höfats Ostgipfel (2259m) Älpelesattel (1780m)   1,3 20 455 35
Älpelesattel (1780m) Innere Höfatstobel (1284m)   2,3 0 490 30
Innere Höfatstobel (1284m) P Renksteg (823m)   6,8 0 460 15
      19,7 1550 1550 265


Ausrüstung:

 - Steinschlaghelm
 - je nach Bedingung Pickel von Vorteil

Tourengeher:

Ulf & Stefan

Tourengänger: quacamozza, McGrozy


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Kommentare (7)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 29. Oktober 2019 um 21:57
Höfats Überschreitung die...wievielte waren es mittlerweile Ulf? Jedenfalls immer wieder schön anzuschauen. Gratulation zu diesem Steilgras-Klassiker. Muss ich doch irgendwann auch mal machen.

VG Nico

McGrozy hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Oktober 2019 um 23:03
Ich glaub es war seine 10te Überschreitung - wird er dir bestimmt demnächst hier selber schreiben.
Ist eine großartige Tour.

LG Stefan

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Oktober 2019 um 16:18
Hallo Nico,

vielen Dank. Das war seit 2001 meine 13. Überschreitung, dazu noch 2mal ohne Abstecher zum Westgipfel.

Nächstes Jahr ist eine "Höfats-Woche" in Planung, das wär doch mal eine Gelegenheit...

Grüßle
Ulf

montanus hat gesagt: Höfats-Überschreitung
Gesendet am 1. November 2019 um 19:17
Liebe Freunde,
ich halte die Überschreitung unter Einbezug des SW-Grates auf den Westgipfel für lohnender. Die Schwierigkeiten sind unwesentlicher höher; eine kurze IV- Stelle; dies war eine meiner Lieblingstouren in den Alpen. Ich hatte sie zwischen 1964 und 2004 ca. 12 begangen. Leider verwildert der Steig im Inneren Höfatstobel seit dem Abzug der Bergwacht immer mehr.
Übrigens, Pickel oder Steigeisen hatte ich nie gebraucht (auch nicht bei der Begehung des Rädlergrates).
Viele Grüße
Wolfhard

quacamozza hat gesagt: RE:Höfats-Überschreitung
Gesendet am 1. November 2019 um 22:30
Hallo Wolfhard,

danke für Deinen Kommentar.

Du hast in der Tat recht, wenn Du sagst, dass die Überschreitung mit Aufstieg über den Südwestgrat die lohnendere Tour ist.

Wo ich anderer Meinung bin, ist die Schwierigkeitsbewertung. Der Südwestgrat ist deutlich anspruchsvoller als der Gufelweg, nicht nur technisch (zwei Seillängen IV und IV- gegenüber I-II auf dem Gufelweg), sondern wegen der extremen Ausgesetztheit auch psychologisch.

Über den Gebrauch von Pickel und Steigeisen kann man sich streiten. Das hat Vor- und Nachteile, die man abwägen muss. Ich habe auf der Normal-Travers bisher nie Pickel und Eisen gebraucht, wobei ich zu unserer Empfehlung "je nach Bedingungen Pickel von Vorteil" stehe. Auf den nordseitigen Anstiegen (Nordgrat, Nordostgrat, Nordwand...) dagegen gehen mehrere Profis, die mir bekannt sind, mit Pickel und Steigeisen, deswegen mache ich das ebenfalls, obwohl ich etwa den Nordostgrat auch schon ohne diese Hilfsmittel gegangen bin.


Grüße zurück
Ulf


montanus hat gesagt: RE:Höfats-Überschreitung
Gesendet am 4. November 2019 um 19:53
Lieber Ulf,
Du darfst mich nicht missverstehen, meine Bemerkung in Bezug auf Pickel und Steigeisen ist keine allgemein gültige Empfehlung. Als ich 1964 das 1. Mal die Höfats bestieg, hatte ich keine Ahnung von der Aufstiegsroute; wir verließen schon zu früh den Alpweg und mühten uns im freien Gelände bergauf bis wir aufgrund der Steilheit in die Höfatswanne abgedrängt wurden und den Aufstiegsweg entdeckten. Mittlerweile hatten uns schon die am Berg patrouillierenden Bergwachtler gesehen und hielten uns für Edelweißräuber. Groß war ihre Enttäuschung als diese bei der Kontrolle der Rucksäcke keine Pflanzen fanden.
Ich möchte allen potenziellen Rädlergratbegehern Steigeisen empfehlen, da der untere, sehr steile grasige Teil des Anstiegs früh morgens sehr nass ist und nur unzureichenden Halt bietet. Ich war damals der Meinung, dass der Rädlergrat sich einer ähnlich großen Beliebtheit wie die Höfaltsüberschreitung erfreut und Trittstufen im grasigen Anteil vorhanden wären. Dies war aber nicht so; die Senner auf der Käseralpe erklärten uns später, dass nur wenige Seilschaften pro Jahr den Grat begehen. Auch die Angabe im AV-Führer von 1984 stimmt nicht; der schwierige Felsanteil besteht aus 2 Seillängen; die 1. VI- die 2. IV -V. (und nicht VI A2).
Du sprichst von Profis. Was verstehst Du darunter. Meinst Du Bergsteiger, die von Sponsoren bezahlt werden?? Oder sind wir, die wir regelmäßig über Jahrzehnte in die Berge gehen nicht ebenso Profis und entscheiden eigenverantwortlich über die Durchführung und den Stil unserer Unternehmungen?
Viele Grüße
Wolfhard

quacamozza hat gesagt: RE:Höfats-Überschreitung
Gesendet am 7. November 2019 um 16:48
Bei diesen Spezialthemen mache ich gleich auf dem PM-Kanal weiter...


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