Džbán: Feste Häuser und historische Plätze


Publiziert von lainari , 16. Oktober 2019 um 13:00.

Region: Welt » Tschechien » Džbán
Tour Datum:13 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 560 m
Abstieg: 560 m
Strecke:24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Dolní Ročov oder Bus (DÚK/www.dopravauk.cz linka 713 bis Divice oder Vinařice bzw. linka 715 bis Brodec oder Ročov)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 8 Lounsko a Džbán

Intensive Herbstfarben im Krugwald
 
Heute rolle ich bei Kaiserwetter südwärts zu den Höhen des Džbán (Krugwald). Meine Wandertour soll hier durch böhmisches Kernland mit seinen unzähligen einstigen niederen und höheren Adelssitzen sowie anderen geschichtsträchtigen Plätzen führen. Ich fahre durch die Hopfenanbauregion bis Ročov und biege auf ein Nebensträßchen nach Dolní Ročov ab. Die Genossenschaft Ročov ist der größte Hopfenproduzent Tschechiens. Jetzt nach dem Ende der Hopfenernte ist wieder Ruhe auf den Höfen und in der Landschaft eingekehrt. Ich erreiche den Talboden und parke an einer Wendestelle.
 
Prägendstes Gebäude der Kleinsiedlung ist das Augustiniánský klášter, das auf eine 1373 durch Albrecht starší z Kolovrat (Albrecht der Ältere von Kolowrat) erfolgte Gründung zurückgeht. In seiner wechselvollen Geschichte mit einigen Zerstörungen war die Familie Libštejnský z Kolovrat stets ein Förderer des Klosters. 1950 wurde das Kloster aufgelöst und die Ordensbrüder im Kloster Osek interniert. Die Gebäude dienten fortan bis zur politischen Wende als Lagerhaus, Gefängnis und psychiatrische Einrichtung. Heute sind sie augenscheinlich ungenutzt.
Ich starte meine Wanderung auf einer grün markierten Route und steige den Talhang hinauf. Oben trifft ein roter Wanderweg hinzu. Wieder fallend, durchquere ich später Smilovice. Der Ort ist, wie fast alle der Umgebung, von einer großen, in rohem Beton gehaltenen Hopfendarre geprägt. Nun arbeite ich mich erneut auf einen Höhenrücken hinauf. An der Trennung von rotem und grünem Wanderweg gehe ich unmarkiert geradeaus.
Nach wenigen Metern sind links im Wald die rechteckigen, etwa 55 x 50 m großen Überreste der Umfassung des tvrziště Rychvald sichtbar. Das Feste Haus war zunächst Sitz des niederen Adels und wurde 1379 als Lichtenwald erstmals urkundlich erwähnt. Als letzter Nutzer wurde 1522 Děpolt z Lobkovic (Diepolt Popel von Lobkowitz) schriftlich belegt. Innerhalb der Umfassung befinden sich die Reste eines dreiteiligen, einst unterkellerten Gebäudes. In etwa einhundert Metern Entfernung sind die 15 x 10 m großen Reste eines hohen Einzelgebäudes zu finden. Deutungen gehen von einem Wohnturm oder einem Lagergebäude eines Gerichtes aus.
 
Ich begebe mich zum Abzweig zurück und folge der roten Markierung auf das Pläner-Plateau.
Hier sind die Reste des Burgplatzes hradiště Dřevíč zu sehen. Der Platz an sich weist eine ältere Siedlungsvorgeschichte aus der Späten Bronzezeit und der Hallstattzeit auf. Unter den Přemysliden wurde das Areal befestigt und zwischen dem 10. - 13. Jh. als Grenzburg gegen die Lučané (Lutschanen) und als Verwaltungszentrum genutzt. Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1004. Die Burg hatte eine dem natürlichen Gelände entsprechende Grundform eines gleichschenkligen Dreieckes. Die beiden längeren Schenkel messen etwa 600 m, die Nordseite etwa 200 m, daraus ergibt sich ein Innenraum von ca. 12, 5 ha Größe. Das Gelände wurde zusätzlich zur natürlichen Lage durch Wälle geschützt. An Süd- und Ostspitze waren jeweils Tore vorhanden.
Ich pausiere zunächst an der kaple sv. Václav (Kapelle des hl. Wenzel) und setze dann den Weg fort. Nach kurzer Zeit passiere ich das Anwesen des befestigten Gutshofes Dřevíč, der als Nachfolger des gleichnamigen Burgplatzes anzusehen ist. Nach abwechslungsreichem Marsch folgt später das Forsthaus Obora - hájovna, das heute noch dem tschechischen Staatsforst gehört. Dahinter verlasse ich den markierten Weg und folge dem Asphaltsträßchen bis zu einigen Wohnhäusern. Zuvor biege ich nach links in den Wald hinein.
Rechts zur Aufstiegsrichtung gelange ich zu den Überresten des tvrziště Hrádek/tvrz Kozojedy. Das Feste Haus war Sitz des niederen Adels, namentlich der Ritter von Kozojedy. Über seine Geschichte ist recht wenig bekannt. Die Anlage soll im 15. Jh. erloschen sein. Sie besteht heute aus einem vollständig von einem Wallgraben umschlossenen Burghügel und einem einst wassergefüllten Halsgraben, dessen Zuleitungsgraben noch im Gelände erkennbar ist.
Ich kehre zurück zum Forsthaus und nutze ab hier wieder den rot markierten Wanderweg bis nach Vinařice. Über dem Ort thronte einst eine kleine Burg. Eine Anliegerstraße bringt mich hinauf auf den Höhenrücken. Bei einem ausgehängten Weidezaun betrete ich eine Weide und steuere auf das einstige Burgareal zu.
Der Gründer von Hrad Vinařice ist umstritten, gelegentlich wird Jindřich z Dubé (Heinrich von Dauba), der sich 1319 mit dem Beinamen Vinařice schmückte, als Erbauer angesehen. Nachgewiesene Inhaber waren später die Herren z Divic und z Klinštejna und der bekannte Děpolt z Lobkovic. Letzter Nutzer war dann auch die Familie z Lobkovic, die die Burg 1586 aufgab.
Über den Zugangsweg kehre ich in den Ort Vinařice zurück und wandere weiter, diesmal entlang einer Straße nach Divice.
Mitten im Ort dominiert der Turm der einstigen Burg, die 1318 als Besitz der Vladyken (Freie/Ritter) Oneš, Juřík und Vratislav urkundlich wurde. Nach wechselnden Besitzverhältnissen ließen Děpolt und Jindřich z Lobkovic die Burg 1560 in ein Renaissanceschloss umbauen. Eine hinzugefügte Brauerei und Nebenanlagen wurden nach dem Verfall abgerissen. Im Verlauf wurde das Gelände auch von einer landwirtschaftlichen Genossenschaft genutzt. Heute ist das Areal wieder in Privatbesitz.
 
Ab Divice orientiere ich mich nach einer gelben Wanderwegmarkierung. Nach einem längeren Wegstück, hauptsächlich durch Kiefernwälder, wird Brodec erreicht. Der Ort stellt den nördlichen Kehrpunkt der heutigen Tour dar. Bisher hatte ich Außerorts lediglich 6 Personen mit 3 Hunden, allesamt auf Spaziergang angetroffen, gleich wird es „deutlich belebter“. Nun geht es Richtung Süden am bewaldeten Talhang entlang. Kurz verliere ich die Wegmarkierung des Hauptweges, entdecke jedoch einen Stichweg zu einer Quelle. Dort überrascht mich eine größere Personengruppe mit Kindern und Hunden. Eine barbusige üppige „Quellnymphe“, die man wegen der Schattenlage mit einer übergehängten Jacke wärmt, wird gerade für Aufnahmen vorbereitet. Ob es sich um Kunst oder Porno handelt, kann ich auf die Schnelle nicht verifizieren. Ich werfe einen fragenden Blick in die Runde und trete den Rückzug an. Auf dem wiederentdeckten Wanderweg überhole ich eine Zwei-Mann-Markierungsbrigade, die GPS-gestützt Markierungspfähle auf und neben dem Weg verteilt. Ihre Arbeit dürfte nur wenig Bestand gehabt haben, denn ein Quad-Chaot kommt nun zur Bespaßung seiner beiden Kinder jeweils hin- und wieder zurückgefahren. Auf einem Sandsteinfelsen lasse ich mich zur Mittagsrast nieder. Gestärkt nehme ich schließlich die letzten, herbstbunt dekorierten Kilometer zurück nach Dolní Ročov unter die Füße.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 30 min.
Die absolvierte Wegstrecke ist größtenteils als Wanderweg markiert und mit T1 zu bewerten. Die Erkundungen der Burgplätze haben abweichend die Schwierigkeit T2.

Tourengänger: lainari


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Výrov a Okrouhlík · lainari

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