Speer: Herbstlicher Goldregen im Toggenburg
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Der Speer gilt als der höchste Nagelfluhberg Europas. Touristiker in der Region Walensee und Toggenburg sehen in ihm auch gerne den ‘König der Voralpen’. Ganz sicher aber bietet er mit seinem auf 1'951 m ü.M. gelegenen Gipfelplateau eine prächtige Aussichtsterrasse mit Blick bis hin zum Bodensee und in die Alpen. An klaren Tagen mag man sich ob des wunderbaren Panoramas gar nicht satt sehen.
Aber was ist eigentlich ‘Nagelfluh’? Man findet dieses ‘Konglomerat’ (gemäss Duden bedeutet dieses Wort ‘Zusammenballung’ oder auch ‘Gemisch’) nicht nur am Speer, sondern weitherum in den Voralpen (Rossberg, Hirzli etc.) und auch an der Lägern bei Baden trifft man auf ihn. Wenn man sich dann dieses Gestein etwas näher anschaut stellt man fest, dass es sich tatsächlich um ein Gemisch aus Sand und Kies zu handeln scheint. Bei Nässe wird es bisweilen schmierig und rutschig und diesem Umstand ist auch bei einer Wanderung auf den Speer Beachtung zu schenken.
Soll es vor Beginn der Wanderung noch einen feinen Kaffee mit einem Stück des fas schon berühmten Schlorzifladens (eine Toggenburger Dörrbirnen-Tarte) sein, so empfiehlt sich das Café Ziehler an der Dorfstrasse, direkt beim grossen Wanderwegkreuz. Von hier geht es dann auch erst flach, nach gut 400 Metern zügig ansteigend auf die Ebene vor der Goldachalp. Die nächsten zwei Kilometer neigt sich der Weg nun ganz leicht, sodass man beinahe im Fluge vorwärtskommt. So richtig bergan geht es dann bei Pkt. 966, wo man die Wiss Thur nun auf einem schmalen Steg überquert und das befestigte Strässchen verlässt. Über Perfiren und die Ober Herrenalp gewinnt man nun rasch an Höhe. Unterwegs tun sich immer wieder prächtige Ausblicke in den Alpstein mit seinem allseits bekannten und beliebten Repräsentanten Säntis auf, umrahmt vom wunderbaren Herbstgold des schattenspendenden Mischwaldes.
Ab der Ober Herrenalp sind nochmals gut 400 Höhenmeter bis auf den Speer zu bewältigen. Je nach Perspektive möchte man gar nicht glauben, dass dieser Gipfel für den gewöhnlichen Wanderer überhaupt erreichbar ist. Tatsächlich erfordert die hier beschriebene Normalroute weder Schwindelfreiheit noch bergsteigerisches Können. Lediglich Trittsicherheit ist gefragt und ab und an mag man vielleicht auch mal die Hände zu Hilfe nehmen, zumindest, wenn man keine Wanderstöcke mit sich führt. Auf jeden Fall aber empfiehlt es sich, genügend Flüssigkeit einzupacken, denn je länger der Weg, desto schweisstreibender ist dieser.
Umso zufriedener ist, wer oben steht und das grandiose Panorama geniessen darf. Noch glücklicher, wer einen absolut klarsichtigen Tag erwischt. Von den Alpen über das Mittelland bis zum Bodensee präsentiert sich die halbe Schweiz zu Füssen des geneigten Berggehers. Wer es etwas spannender liebt, der wählt übrigens den von Westen her hinaufführenden Kletterweg. Dieser ist mit zahlreichen Tritten, Ketten und Eisenhaken versichert. Wer es ruhiger mag, der wählt für den Rückweg vorerst die zuvor bewältigten Gipfelserpentinen und zieht weiter bis zur Alp Oberchäsere. Hier bietet sich Gelegenheit auf eine kleine Verpflegung. Bei schönem Wetter ist hier freilich der Teufel los, denn bis zur Sesselbahn nach Amden ist nicht mehr allzu weit.
Bergläufer wählen von hier den angenehm kupierten Weg über die Hinterhöhi und das Alpbeizli ‘Furggle’ (eine Pause lohnt) zur Vorderhöhi. Von hier führt der Pfad mal über offenes Weidegelände, mal durch den Wald und ein schönes Tobel (Vorsicht bei Nässe!) ins Tal und zurück nach Stein.
Und wer den Schlorzifladen beim Konditor Ziehler noch nicht probiert hat, bekommt nun noch einmal Gelegenheit dazu – oder ist selber schuld, etwas Feines verpasst zu haben.
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