Über den verwaisten Angelasteig auf den Großen Bärenstein


Publiziert von rele , 9. Oktober 2019 um 11:01.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum: 6 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 

In der Kompasskarte (veraltet wie so oft) ist sie noch eingezeichnet: die Nordost-Route auf den Großen Bärenstein, der "Angelasteig". Im Netz findet man bislang kaum etwas darüber -- immerhin liefert ein Facebookeintrag einige Aufschlüsse.

Ausgangspunkt für die Tour ist der Hermann-Schneider-Weg, welcher den Bärenstein östlich umrundet. Etwa auf Höhe des "Dreizack" zweigt ein schmaler Kletterzustieg (der einzige auf NO-Seite, also kaum zu verfehlen) zu den Felsen ab. Diesem folgend, halten wir uns am Dreizack rechts (nördlich), folgen den zunächst noch gut erkennbaren Wegspuren entlang der Felsen und gewinnen schon etwas an Höhe. Nach einer weiteren kleinen Felsnase arbeiten wir uns einige Meter schräg links nach oben und stehen nun an den beiden möglichen Einstiegen. Linkerhand die etwas einfachere Variante: Hier gewinnen wir durch 1-2 m Kletterei (I+) einen kleinen Felstisch, queren dort kurz etwas abdrängend und wenden uns rechterhand auf kaum vorhandenen Wegspuren aufwärts (T3). Der zweite (wohl ursprüngliche) Einstieg befindet sich einige Meter rechts davon und ist weniger ausgesetzt, doch klettertechnisch anspruchsvoller. Der früher angelegte Baumstamm, welcher das Hinaufkommen erleichterte, ist gegenwärtig nicht mehr vorhanden. Dafür entdecke ich neben den rechterhand in den Fels geschlagenen Griffen auch einen uralt-rostigen Nagel direkt im Riß, welcher (obschon winzig) einen sehr hilfreichen Tritt für den linken Fuß bildet! Mit dem Nagel schätze ich die Kletterei auf III (ca. 3m), ohne noch deutlich schwieriger. Hat man diesen kurzen Aufschwung hinter sich, war's das freilich schon mit dem "händischen" Teil, es folgt praktisch nur noch Gehgelände (T3). Direkt im Anschluss einige in den Fels gehauene Treppen, die andeuten, dass der Aufstieg unterhalb mal deutlich einfacher war! Oberhalb der Treppen münden die beiden Einstiegsalternativen zusammen*, und wir graben uns durch die Vegetation entlang spärlich vorhandener Wegspuren nach oben, wo wir auf den Wanderweg treffen.

Noch wenige Meter nach links, und wir stehen an den beiden östlichen Aussichstpunkten des Großen Bärenstein. Unser Abstieg folgt dann auf dem normalen Wanderweg, quert den Bärenstein in ganzer Länge und führt im Westen abwärts.

Fazit: Eine interessante Tour für Freunde verlassener Wege und Steige, mit wahlweise knackiger Mini-Kletterepisode gewürzt, bei Nässe wohl eine angenehmere Alternative zur Riegelhofstiege, doch Vorsicht bei der kurzen ausgesetzten Querung! Als Ausgangspunkte bieten sich Pötzscha, Naundorf oder Thürmsdorf an, vom Bahnhof Stadt Wehlen kann man den Großen mit dem Kleinen Bärenstein und dem Rauenstein zu einer schönen Tagestour verbinden.

Noch eine abschließende Bemerkung zur Schwierigkeit: Meine Bewertungen sind sicher hoch gegriffen, gemessen an anderen Schwierigkeitsbewertungen in der Sächs. Schweiz, wo z.B. die Rübezahlstiege manchmal mit T2 (!) bewertet wird. Laut SAC-Wanderskala sind ja in den Graden T1-T4 gar keine Kletterstellen vorhanden, streng genommen müsste für diese Tour hier also gar ein T5 her! Allerdings sieht man auf hikr immer öfter die Tendenz, die Kletterstellen nicht in der T-Skala zu berücksichtigen, insofern ist mein T4 hier vielleicht ein Kompromiss. T3 steht u.a. für "Weg am Boden nicht unbedingt durchgehend sichtbar", insofern möchte ich bei der Bewertung dieser Tour keinesfalls darunter gehen -- obwohl sie sicher nicht schwieriger ist als die Rübezahlstiege ;)

* Erst zwei Jahre später habe ich bei einer erneuten Begehung entdeckt, dass oberhalb dieser Treppen unter einer kleinen Felsstufe in einer Platikbox auch ein "Wandbuch" zu finden ist! Es ist mit "Bärentreppe" benannt, offenbar ein alternativer Name für den Angelasteig.

Tourengänger: rele


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Kommentare (2)


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Sarmiento hat gesagt:
Gesendet am 9. Oktober 2019 um 12:51
Ja sehr cool, danke für den Beitrag! Der Angelasteig war mir bisher gar kein Begriff. Muss ich mal in meinem Stiegenführer nachschauen, ob der da möglicherweise drin steht.
Auf jeden Fall eine schöne Inspiration für die nächste Herbst/Winterwanderung! :-)

rele hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Oktober 2019 um 14:41
Freut mich, danke für die Rückmeldung! Im 'Klettersteigführer
Steige und Stiegen in der Sächsischen Schweiz' und auch in einem weiteren Stiegenbuch soll er wohl beschrieben sein... hab die Bücher leider nicht ;)


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