Manaslu Circuit und Tsum Valley
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Ursprünglich wollten wir die Annapurna-Umrundung machen, meine Frau und ich. Durch annapurna bin ich aber auf den Manaslu Circuit aufmerksam geworden, der zunehmend auch von lokalen Anbietern als Lodge-Trek beworben wurde. Einsamer, noch etwas ursprünglicher als die Annapurnarunde, erst recht, wenn man wie wir die Zeit hat, den Abstecher in das tibetanisch geprägte Tsum-Valley zu machen, das landschaftlich wunderschön und auch der Akklimatisation sehr förderlich ist.
Einen ausführlichen Bericht will ich hier nicht einstellen, wer die Runde vorhat, wird sich vielfältig informieren, auch aktuellere Bedingungen einholen können. Ein halbes Jahr nach unserer Tour war das verheerende Erdbeben in Nepal, auch im Manaslu-Gebiet. Der Trek war einige Zeit gesperrt, mein Guide verlor sein Elternhaus. Mittlerweile ist längst alles wieder hergerichtet, der Trek „boomt“.
Gruppenreisen liegen mir nicht, wir hatten daher einen Touroperator aus Kathmandu ausfindig gemacht, der für uns beide einen Guide und einen Porter engagierte, dafür umgerechnet 50 Dollar bekam. Guide, Porter und unsere Verpflegung bezahlten wir selbst. Dafür musste ich 12 ATMs in Kathmandu leerräumen, bis ich 138.000 Rupien hatte, das war ein ordentliches Bündel Scheine, das ich nun für drei Wochen mitschleppte und das allmählich schmaler wurde. Wir waren wohl die einzigen Trekker, die das so machten, die meisten bezahlten ihren Operator pauschal und mussten sich dafür nicht selbst ums Essen kümmern. Ich fand's trotzdem gut, auch wenn es spannend blieb, ob wir mit dem Geld hinkämen, denn unterwegs gab es natürlich keine Möglichkeit mehr, Geld zu beschaffen, unsere Kreditkarten waren nutzlos.
Drei Tage Kathmandu zu Beginn - ich hatte mich auf alles mögliche vorbereitet, aber nicht auf diese riesige, laute und wuselige Stadt. Trotz beeindruckenden Tempeln, wir fremdelten noch mit Nepal, mit den hinduistischen Ritualen und Gerüchen. Wir freuten uns sehr auf das Trekking, erhofften uns da ein anderes Nepal kennenzulernen.
1. Tag Jeepfahrt - Arughat
5 Stunden Fahrt in einem Allrad-Jeep bis Arughat. Gewitter, Stromausfall, Neuschnee in den Bergen – ein verhaltener Beginn.
2. Tag Arughat - Lapubesi
Reisterrassen überall. Eigentlich ist der Trek ja „oneway“, alle gehen in die gleiche Richtung. Uns kamen aber viele Gruppen entgegen, weil der Larkya La, der Pass noch nicht begehbar war. Drei Wochen zuvor hatte es ein Unwetter gegeben, auf dem Thorung La sogar mit Todesopfern. Das trübte die Stimmung – vielleicht würden auch wir den Pass nicht schaffen und umkehren müssen. Wenigstens waren die Entgegenkommenden von der Landschaft begeistert, die sie durchschritten und wir noch vor uns hatten.
3. Tag Lapubesi - Tatopani
Heiße Quellen in Tatopani. Ein Genuss, abwechselnd mit den Portern ein kleines Duschbad zu nehmen.
4. Tag Tatopani – Philim
Unsere erste Gompa. Da wir einen streng buddhistischen Guide hatten, wollte er uns sämtliche buddhistischen Heiligtümer näherbringen. Auch wenn der ortsansässige Lama nicht da war, dessen Frau öffnete uns und zeigte uns das Gebetshaus mit den drei obligatorischen Statuen (welche Götterinkarnationen da standen – ich habe es nie wirklich begriffen) und den vielen Buchrollen, die nur der Lama öffnen und lesen darf.
5. Tag Philim – Chumling
Heute wichen wir ins Tsum-Valley aus, das bis nach Tibet hineinführt. Das wird noch eher selten begangen, die Nächte verbringt man in Homestays, also kleinen Privatpensionen, wo man die Mahlzeiten im Wohn- und Schlafzimmer der Wirtsleute zu sich nimmt. Beim Frühstück lag nicht selten der Hausherr noch neben einem in eine schmutzige Kolter eingerollt, während man seinen Tee trank.
6. Tag Chumling – Chokang Paro
Heute der erste Tag mit AKW – zwei Wochen lang hatten wir fortan Traumwetter mit der so gelobten klaren Herbstluft.
Die paar Brocken Nepalesisch nützten uns hier nichts mehr, wir mussten unseren Wortschatz um ein paar tibetanische Worte erweitern, damit wir bei den Einheimischen nicht ganz stumm blieben.
7. Tag Chokang Paro – Mu Gompa
Hinter Chokang Paro kommt eine Steilstufe, dann auf etwa 3000 Metern weitet sich das Tal zu einer wunderbaren Hochebene. Der Neuschnee unserer ersten Nacht in Arughat war der Puderzucker über dem Ganzen. Hier ist das Tal wirklich traumhaft schön! Wir stiegen bei Rachen Gompa eine steile Flanke nach Norden auf und kamen zur Milarepa Cave, einer Felsenhöhle mit Gumpa, in der der buddhistische Heilige Milarepa vor ca. 1000 Jahren viele Jahre gelebt haben soll. Ein Handabdruck im harten Lehm wird abgöttisch verehrt.
Hinter Nile verengt sich das Tal bis zum Kloster Mu Gompa, immerhin schon auf 3700m. Da spürten wir die knappe Luft. Ein Männerkloster im Nirgendwo, kurz vor der tibetanischen Grenze.
8. Tag Mu Gompa – Chokang Paro
Oberhalb des Klosters war noch viel Schnee, bis zur Grenze würden wir es nicht schaffen. Also stiegen wir stattdessen hinauf zu dem Frauenkloster Dephyudonma Gompa auf 4000m. Das war die größtmögliche Abgeschiedenheit. Gleich wurde uns von einer Ordensfrau Tee gebracht, wir besahen die wunderschöne Gumpa, stiegen dann ab, gesahen in Rachen Gumpa noch ein Kloster, vielfach größer.
9. Tag Chokang Paro – Langdung Gompa – Chumling
Während meine Frau wieter abstieg, ging ich mit unserem Guide in ein Seitental zu dem Kloster Langdung Gumpa, kurz vor dem Ganesh Basecamp. Wieder ein Kloster in den äußersten Randbezirken menschlicher Besiedlung. So langsam fand ich Geschmack an dem ranzigen Buttertee!
10. Tag Chumling – Deng
Auf bekanntem Weg stiegen wir zurück vom Tsum-Valley ins Tal des Budhi Gandaki. Jetzt waren wir wieder auf der Hauptroute, mittlerweile fast eine Woche später. War der Pass immer noch geschlossen? Antwort könnten uns nur zurückkehrende Gruppen geben, und auch deren Informationsstand wäre dann etwa 10 Tage vor unserem vermutlichen Eintreffen am Larkya La. Aber – es kamen keine Gruppen mehr zurück! Wir schöpften Hoffnung.
11. Tag Deng – Namrung
Allmählich gewöhnte man sich an einige Gesichter von Reisenden, die einem immer wieder begegneten, auch wenn sie andere Quartiere bezogen. Es wurde familiär, man traf und kannte sich – wir waren längst mittendrin.
12. Tag Namrung – Lho – Samagaon
Wir hatten uns mit dem Guide genau überlegt, wo wir noch ein paar Akklimatisationstage verbringen wollten. Denn trotz Mont Blanc hatte ich doch Respekt vor dem Pass und seinen 5100 Metern. Einen halben Tag in Lho verbringen, dann nach Samagaon, dort zwei Nächte und noch einen Abstecher zur berühmten Pung Gyen Gompa. Hatten wir uns schön ausgedacht, aber heute kam der Guide mit schlechten Nachrichten: er hatte bei einer Polizeistation einen Wetterbericht eingeholt, und der verhieß in drei Tagen eine Schlechtwetterfront. Die sollte uns nicht den Pass kosten und uns zur Umkehr zwingen, also wollten wir uns beeilen. Heute ging es also gleich weiter nach Samagaon. In Lho besahen wir uns aber doch noch das herrliche Kloster auf dem Hügel. Erste phantastische Sicht auf den Manaslu, sicher einer der schönsten 8000er!
13. Tag Samagaon – Samdo
Die Etappe nach Samdo ist nicht weit, da war ein Abstecher zum Birendra Tal, zu dem See unterhalb des Manaslu-Gletschers Pflicht. Alle Westalpen-Erfahrungen und Größenverhältnisse mal zwei, mindestens – das war die Größenordnung, in die wir hier im Hochland eintauchten.
In Samdo waren wir bereits am Mittag, für mich genug Zeit, mit dem Guide noch den Samdo Ri zu besteigen. Eigentlich ist es nicht der Samdo Ri, es ist nur ein völlig unbedeutender Gratbuckel auf dem Weg zum Ri, zum Gipfel, aber schön mit Flaggen geschmückt und eine Aussicht auf das Tal, den Manaslu und den nun schon nahen Pass, dass einem die Tränen kommen. Und für mich das erste Mal über 5000 Metern! Ich spürte die Höhe und die 1100 Höhenmeter von Samdo aus dermaßen, dass ich meinen Guide am Schluss sogar bat, die Halbliterflasche Wasser für mich zu tragen, weil sie mir zu schwer wurde. Nur den Fotoapparat gab ich nicht aus der Hand.
14. Tag Samdo – Dharamsala
Auf einer Moräne entlang bis zur kleinen Zeltstadt, dem letzten Vorposten vor dem Larkya La. Hier noch einige Schritte hinauf, der Akklimatisation wegen. Dann Ausruhen vor dem letzten Akt. Und diese Spannung, ob im letzten Augenblick ein böses Wettergeschick den Passübergang noch unmöglich machen könnte.
15. Tag Dharamsala – Larkya La – Bimthang
Um 3 Uhr Frühstück, dann gingen wir los, waren die erste Gruppe. Nur die Porter überholten uns allmählich, die hatten doch einen schnelleren Schritt drauf. Vollmond von vorne, allmählich die Morgendämmerung hinter uns, eine unwirtliche Atmosphäre. Um 8 Uhr schließlich waren wir auf dem Pass, wir alleine mit unseren beiden Nepali. Da kamen die Tränen. Von den Reisterrassen bis hierher, von allen Zweifeln und Ängsten, von allen Planungen vor einem Jahr bis hier oben, alle Fragezeichen und Spannungen wichen, zuletzt das angebliche schlechte Wetter, dass kommen sollte und doch nicht kam, das war mehr, als man hier in nüchternen Lettern aufschreiben kann. Ja, wir glaubten uns unserem Schöpfer näher zu sein.
Der Abstieg war nicht leicht, es hatte noch viel Schnee, der Westabstieg ist sehr steil, weshalb fast niemand die andere Richtung geht. Um 13 Uhr kamen wir in Bimthang an, einem touristischen Vorposten auf einer wunderschönen Hochebene mit traumhafter Kulisse. All unsere Gedanken der letzten beiden Wochen waren nur bis zum Pass, niemals darüber hinaus gegangen. Nun bewegten wir uns auch in mentalem Neuland – alles hatte plötzlich eine Leichtigkeit.
16. Tag Bimthang – Ghoa
Abschied von der nivalen Zone. Letzte Moränen steil hinunter, bis die ersten Gemüseterrassen wieder von Zivilisation zeugten.
17. Tag Ghoa – Dharapani
Eine kurze Etappe, wir beendeten hier schon den eigentlichen Manaslu Circuit, kamen bis zur Mündung in den Marsyangdi Khola, ins Tal des Annapurna Circuits.
18. Tag Dharapani – Jagat
Dharapani liegt bereits an einer Jeep-Trasse, wir sahen einige Gruppen, die sich hierher mit dem Auto bringen ließen, für uns seit knapp 3 Wochen die ersten Autos! Man kann an der Straße entlang gehen, was in schwindelnde Höhe mit Steilabstürzen führt, nicht unbeeindruckend, oder den alten Pfad im Talgrund gehen. Hat beides etwas für sich.
19. Tag Jagat – Besisahar
Wir gingen bis Syange auf der Straße, dann aber den Fußweg auf der anderen Flussseite, wunderschön durch die Reisterrassen, die es hier wieder hatte.
In Nadi Bazar stand ein Bus, den nahmen wir dann bis Besisahar – das wären noch ein paar öde Stunden an der Straße entlang gewesen. Diese Stadt ist hübsch hässlich, aber wir waren in verklärter Abschiedsstimmung.
20. Tag Besisahar – Pokhara
Wir nahmen einen Linienbus nach Pokhara, wo wir noch drei Tage dranhängten, leider ohne das vergangene Traumwetter – von der Annapurna, dem Dhaulagiri und dem Machapuchare sahen wir nichts im Dunst. Aber auch das konnte nichts mehr trüben – wir waren beseelt.
Fazit
Ich war mir vorher unsicher, ob ich als Gipfelfanatiker mich auf drei Wochen Trekking ohne jegliche realistische Gipfelchance einlassen würde können. Aber nach drei eher verstörenden Tagen in Kathmandu, wo wir vor lauter Menschen, Gerüchen, Lärm und Durcheinander völlig überfordert waren, tauchten wir ab Arughat schnell in den gleichmäßigen Tagesablauf ein, gewöhnten uns schnell an Guide und Porter, an "Namaste" und "Tashidaleh", an Dal Bhat und Musli Hot Milk, sogar an ranzigen Buttertee.
Der Circuit, also die große Runde mit einem Pass als Extrem- und Höhepunkt bietet eine unglaubliche Spannweite an Klimazonen, von Reis bis Eis, von 600m auf 5100m und wieder zurück auf 700m. Diese Dramaturgie von Natur, von Licht und Temperatur kann man sich kaum entziehen.
5 Jahre ist es schon her, viel zu lange - denn ich möchte wiederkommen, es hat in mir eine Saite angeschlagen, die immer noch klingt und schwingt.
Einen ausführlichen Bericht will ich hier nicht einstellen, wer die Runde vorhat, wird sich vielfältig informieren, auch aktuellere Bedingungen einholen können. Ein halbes Jahr nach unserer Tour war das verheerende Erdbeben in Nepal, auch im Manaslu-Gebiet. Der Trek war einige Zeit gesperrt, mein Guide verlor sein Elternhaus. Mittlerweile ist längst alles wieder hergerichtet, der Trek „boomt“.
Gruppenreisen liegen mir nicht, wir hatten daher einen Touroperator aus Kathmandu ausfindig gemacht, der für uns beide einen Guide und einen Porter engagierte, dafür umgerechnet 50 Dollar bekam. Guide, Porter und unsere Verpflegung bezahlten wir selbst. Dafür musste ich 12 ATMs in Kathmandu leerräumen, bis ich 138.000 Rupien hatte, das war ein ordentliches Bündel Scheine, das ich nun für drei Wochen mitschleppte und das allmählich schmaler wurde. Wir waren wohl die einzigen Trekker, die das so machten, die meisten bezahlten ihren Operator pauschal und mussten sich dafür nicht selbst ums Essen kümmern. Ich fand's trotzdem gut, auch wenn es spannend blieb, ob wir mit dem Geld hinkämen, denn unterwegs gab es natürlich keine Möglichkeit mehr, Geld zu beschaffen, unsere Kreditkarten waren nutzlos.
Drei Tage Kathmandu zu Beginn - ich hatte mich auf alles mögliche vorbereitet, aber nicht auf diese riesige, laute und wuselige Stadt. Trotz beeindruckenden Tempeln, wir fremdelten noch mit Nepal, mit den hinduistischen Ritualen und Gerüchen. Wir freuten uns sehr auf das Trekking, erhofften uns da ein anderes Nepal kennenzulernen.
1. Tag Jeepfahrt - Arughat
5 Stunden Fahrt in einem Allrad-Jeep bis Arughat. Gewitter, Stromausfall, Neuschnee in den Bergen – ein verhaltener Beginn.
2. Tag Arughat - Lapubesi
Reisterrassen überall. Eigentlich ist der Trek ja „oneway“, alle gehen in die gleiche Richtung. Uns kamen aber viele Gruppen entgegen, weil der Larkya La, der Pass noch nicht begehbar war. Drei Wochen zuvor hatte es ein Unwetter gegeben, auf dem Thorung La sogar mit Todesopfern. Das trübte die Stimmung – vielleicht würden auch wir den Pass nicht schaffen und umkehren müssen. Wenigstens waren die Entgegenkommenden von der Landschaft begeistert, die sie durchschritten und wir noch vor uns hatten.
3. Tag Lapubesi - Tatopani
Heiße Quellen in Tatopani. Ein Genuss, abwechselnd mit den Portern ein kleines Duschbad zu nehmen.
4. Tag Tatopani – Philim
Unsere erste Gompa. Da wir einen streng buddhistischen Guide hatten, wollte er uns sämtliche buddhistischen Heiligtümer näherbringen. Auch wenn der ortsansässige Lama nicht da war, dessen Frau öffnete uns und zeigte uns das Gebetshaus mit den drei obligatorischen Statuen (welche Götterinkarnationen da standen – ich habe es nie wirklich begriffen) und den vielen Buchrollen, die nur der Lama öffnen und lesen darf.
5. Tag Philim – Chumling
Heute wichen wir ins Tsum-Valley aus, das bis nach Tibet hineinführt. Das wird noch eher selten begangen, die Nächte verbringt man in Homestays, also kleinen Privatpensionen, wo man die Mahlzeiten im Wohn- und Schlafzimmer der Wirtsleute zu sich nimmt. Beim Frühstück lag nicht selten der Hausherr noch neben einem in eine schmutzige Kolter eingerollt, während man seinen Tee trank.
6. Tag Chumling – Chokang Paro
Heute der erste Tag mit AKW – zwei Wochen lang hatten wir fortan Traumwetter mit der so gelobten klaren Herbstluft.
Die paar Brocken Nepalesisch nützten uns hier nichts mehr, wir mussten unseren Wortschatz um ein paar tibetanische Worte erweitern, damit wir bei den Einheimischen nicht ganz stumm blieben.
7. Tag Chokang Paro – Mu Gompa
Hinter Chokang Paro kommt eine Steilstufe, dann auf etwa 3000 Metern weitet sich das Tal zu einer wunderbaren Hochebene. Der Neuschnee unserer ersten Nacht in Arughat war der Puderzucker über dem Ganzen. Hier ist das Tal wirklich traumhaft schön! Wir stiegen bei Rachen Gompa eine steile Flanke nach Norden auf und kamen zur Milarepa Cave, einer Felsenhöhle mit Gumpa, in der der buddhistische Heilige Milarepa vor ca. 1000 Jahren viele Jahre gelebt haben soll. Ein Handabdruck im harten Lehm wird abgöttisch verehrt.
Hinter Nile verengt sich das Tal bis zum Kloster Mu Gompa, immerhin schon auf 3700m. Da spürten wir die knappe Luft. Ein Männerkloster im Nirgendwo, kurz vor der tibetanischen Grenze.
8. Tag Mu Gompa – Chokang Paro
Oberhalb des Klosters war noch viel Schnee, bis zur Grenze würden wir es nicht schaffen. Also stiegen wir stattdessen hinauf zu dem Frauenkloster Dephyudonma Gompa auf 4000m. Das war die größtmögliche Abgeschiedenheit. Gleich wurde uns von einer Ordensfrau Tee gebracht, wir besahen die wunderschöne Gumpa, stiegen dann ab, gesahen in Rachen Gumpa noch ein Kloster, vielfach größer.
9. Tag Chokang Paro – Langdung Gompa – Chumling
Während meine Frau wieter abstieg, ging ich mit unserem Guide in ein Seitental zu dem Kloster Langdung Gumpa, kurz vor dem Ganesh Basecamp. Wieder ein Kloster in den äußersten Randbezirken menschlicher Besiedlung. So langsam fand ich Geschmack an dem ranzigen Buttertee!
10. Tag Chumling – Deng
Auf bekanntem Weg stiegen wir zurück vom Tsum-Valley ins Tal des Budhi Gandaki. Jetzt waren wir wieder auf der Hauptroute, mittlerweile fast eine Woche später. War der Pass immer noch geschlossen? Antwort könnten uns nur zurückkehrende Gruppen geben, und auch deren Informationsstand wäre dann etwa 10 Tage vor unserem vermutlichen Eintreffen am Larkya La. Aber – es kamen keine Gruppen mehr zurück! Wir schöpften Hoffnung.
11. Tag Deng – Namrung
Allmählich gewöhnte man sich an einige Gesichter von Reisenden, die einem immer wieder begegneten, auch wenn sie andere Quartiere bezogen. Es wurde familiär, man traf und kannte sich – wir waren längst mittendrin.
12. Tag Namrung – Lho – Samagaon
Wir hatten uns mit dem Guide genau überlegt, wo wir noch ein paar Akklimatisationstage verbringen wollten. Denn trotz Mont Blanc hatte ich doch Respekt vor dem Pass und seinen 5100 Metern. Einen halben Tag in Lho verbringen, dann nach Samagaon, dort zwei Nächte und noch einen Abstecher zur berühmten Pung Gyen Gompa. Hatten wir uns schön ausgedacht, aber heute kam der Guide mit schlechten Nachrichten: er hatte bei einer Polizeistation einen Wetterbericht eingeholt, und der verhieß in drei Tagen eine Schlechtwetterfront. Die sollte uns nicht den Pass kosten und uns zur Umkehr zwingen, also wollten wir uns beeilen. Heute ging es also gleich weiter nach Samagaon. In Lho besahen wir uns aber doch noch das herrliche Kloster auf dem Hügel. Erste phantastische Sicht auf den Manaslu, sicher einer der schönsten 8000er!
13. Tag Samagaon – Samdo
Die Etappe nach Samdo ist nicht weit, da war ein Abstecher zum Birendra Tal, zu dem See unterhalb des Manaslu-Gletschers Pflicht. Alle Westalpen-Erfahrungen und Größenverhältnisse mal zwei, mindestens – das war die Größenordnung, in die wir hier im Hochland eintauchten.
In Samdo waren wir bereits am Mittag, für mich genug Zeit, mit dem Guide noch den Samdo Ri zu besteigen. Eigentlich ist es nicht der Samdo Ri, es ist nur ein völlig unbedeutender Gratbuckel auf dem Weg zum Ri, zum Gipfel, aber schön mit Flaggen geschmückt und eine Aussicht auf das Tal, den Manaslu und den nun schon nahen Pass, dass einem die Tränen kommen. Und für mich das erste Mal über 5000 Metern! Ich spürte die Höhe und die 1100 Höhenmeter von Samdo aus dermaßen, dass ich meinen Guide am Schluss sogar bat, die Halbliterflasche Wasser für mich zu tragen, weil sie mir zu schwer wurde. Nur den Fotoapparat gab ich nicht aus der Hand.
14. Tag Samdo – Dharamsala
Auf einer Moräne entlang bis zur kleinen Zeltstadt, dem letzten Vorposten vor dem Larkya La. Hier noch einige Schritte hinauf, der Akklimatisation wegen. Dann Ausruhen vor dem letzten Akt. Und diese Spannung, ob im letzten Augenblick ein böses Wettergeschick den Passübergang noch unmöglich machen könnte.
15. Tag Dharamsala – Larkya La – Bimthang
Um 3 Uhr Frühstück, dann gingen wir los, waren die erste Gruppe. Nur die Porter überholten uns allmählich, die hatten doch einen schnelleren Schritt drauf. Vollmond von vorne, allmählich die Morgendämmerung hinter uns, eine unwirtliche Atmosphäre. Um 8 Uhr schließlich waren wir auf dem Pass, wir alleine mit unseren beiden Nepali. Da kamen die Tränen. Von den Reisterrassen bis hierher, von allen Zweifeln und Ängsten, von allen Planungen vor einem Jahr bis hier oben, alle Fragezeichen und Spannungen wichen, zuletzt das angebliche schlechte Wetter, dass kommen sollte und doch nicht kam, das war mehr, als man hier in nüchternen Lettern aufschreiben kann. Ja, wir glaubten uns unserem Schöpfer näher zu sein.
Der Abstieg war nicht leicht, es hatte noch viel Schnee, der Westabstieg ist sehr steil, weshalb fast niemand die andere Richtung geht. Um 13 Uhr kamen wir in Bimthang an, einem touristischen Vorposten auf einer wunderschönen Hochebene mit traumhafter Kulisse. All unsere Gedanken der letzten beiden Wochen waren nur bis zum Pass, niemals darüber hinaus gegangen. Nun bewegten wir uns auch in mentalem Neuland – alles hatte plötzlich eine Leichtigkeit.
16. Tag Bimthang – Ghoa
Abschied von der nivalen Zone. Letzte Moränen steil hinunter, bis die ersten Gemüseterrassen wieder von Zivilisation zeugten.
17. Tag Ghoa – Dharapani
Eine kurze Etappe, wir beendeten hier schon den eigentlichen Manaslu Circuit, kamen bis zur Mündung in den Marsyangdi Khola, ins Tal des Annapurna Circuits.
18. Tag Dharapani – Jagat
Dharapani liegt bereits an einer Jeep-Trasse, wir sahen einige Gruppen, die sich hierher mit dem Auto bringen ließen, für uns seit knapp 3 Wochen die ersten Autos! Man kann an der Straße entlang gehen, was in schwindelnde Höhe mit Steilabstürzen führt, nicht unbeeindruckend, oder den alten Pfad im Talgrund gehen. Hat beides etwas für sich.
19. Tag Jagat – Besisahar
Wir gingen bis Syange auf der Straße, dann aber den Fußweg auf der anderen Flussseite, wunderschön durch die Reisterrassen, die es hier wieder hatte.
In Nadi Bazar stand ein Bus, den nahmen wir dann bis Besisahar – das wären noch ein paar öde Stunden an der Straße entlang gewesen. Diese Stadt ist hübsch hässlich, aber wir waren in verklärter Abschiedsstimmung.
20. Tag Besisahar – Pokhara
Wir nahmen einen Linienbus nach Pokhara, wo wir noch drei Tage dranhängten, leider ohne das vergangene Traumwetter – von der Annapurna, dem Dhaulagiri und dem Machapuchare sahen wir nichts im Dunst. Aber auch das konnte nichts mehr trüben – wir waren beseelt.
Fazit
Ich war mir vorher unsicher, ob ich als Gipfelfanatiker mich auf drei Wochen Trekking ohne jegliche realistische Gipfelchance einlassen würde können. Aber nach drei eher verstörenden Tagen in Kathmandu, wo wir vor lauter Menschen, Gerüchen, Lärm und Durcheinander völlig überfordert waren, tauchten wir ab Arughat schnell in den gleichmäßigen Tagesablauf ein, gewöhnten uns schnell an Guide und Porter, an "Namaste" und "Tashidaleh", an Dal Bhat und Musli Hot Milk, sogar an ranzigen Buttertee.
Der Circuit, also die große Runde mit einem Pass als Extrem- und Höhepunkt bietet eine unglaubliche Spannweite an Klimazonen, von Reis bis Eis, von 600m auf 5100m und wieder zurück auf 700m. Diese Dramaturgie von Natur, von Licht und Temperatur kann man sich kaum entziehen.
5 Jahre ist es schon her, viel zu lange - denn ich möchte wiederkommen, es hat in mir eine Saite angeschlagen, die immer noch klingt und schwingt.
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