4 Tage im Allgäu und der Hornbachkette
Routenverlauf:
Tag 1: Oberstdorf - Himmelschrofenkamm - Waltenbergerhaus
Tag 2: Waltenbergerhaus - Hochfrottspitze - Mädelegabel - Hermann von Barth Hütte
Tag 3: Hermann von Barth Hütte - Noppenspitze - Hermann von Barth Hütte
Tag 4: Hermann von Barth Hütte - Hermannskarspitze - Marchspitze - Kreuzeck - Spielmannsau
Tag 1: Himmelschrofenkamm zum Waltenbergerhaus
Gehzeiten: Parkplatz - Vorderer Wildgundkopf 3:15h / Vorderer Wildgundkopf - Wildengundkopf 3:00h / Wildengundkopf - Waltenbergerhaus 1:45h (Übrigens: Meine Gehzeiten sind als Vergleichswerte gedacht und sollen nur die Einschätzung des eigenen Zeitbedarfs für die verbleibende Strecke erleichtern!)
Höhenmeter: ca. 2000
Schwierigkeiten: kurze Stellen bis II, Weg bis T5- (kurze Passagen), Orientierung nicht immer einfach, gegenenfalls Altschneefelder
Charakter: Landschaftlich wunderschöne und abwechslungsreiche Tour für Individualisten, die ein wenig Latschenkampf und einiges an Auf und Ab nicht scheuen
Gute Tourenbeschreibung von Nic: https://www.hikr.org/tour/post69843.html
Anmerkungen zum Routenverlauf:
- Vom Parkplatz / Bushaltestelle Renksteg zunächst auf der Teerstraße Richtung Spielmannsau/ Christlessee. Nach einem Anstieg, etwa auf höhe des Golfplatzes geht ein Schotterweg nach rechts weg. Diesem folgen bis zum Tor des Schlosswies. Direkt vor diesem führt ein Steig steil bergan nach links in den Wald. Dieser ist zunächst etwas schwer erkennbar, prägt sich aber in der Folge immer deutlicher aus und leitet letztlich auf den Himmelschrofen.
- Ich bin nicht auf den Gipfel des Himmelschrofen aufgestiegen, sondern oberhalb der letzten Lawienenverbauungen, die etwas versteckt in Wald und Gestrüpp stehen, durch die Latschen leicht absteigend in die freien Hänge der Ostflanke des Himmelschrofenzuges rausgequert. Die Latschen sind zwar ein wenig garstig, aber von der Position, wo ich den Weg verlassen habe, konnten man die Abflachung der Flanke, in der der Weg verläuft schon erkennen - es war also ein Ende in Sicht, auch wenn man es in den Latschen manchmal aus den Augen verliert. In den Wiesenhängen der Ostflanke findet man dann die ersten Steinmänner und eigentlich auch ganz gute Pfadspuren.
- Grundsätzlich habe ich mich während der Tour am ehesten auf die Pfadspuren verlassen können. Steimänner gab es überhaupt nur am Anfang und die Markierungen sind teilweise schon extrem verblasst (siehe Foto). Bis zum Vorderen Wildgundkopf ist die Route aber eigentlich immer gut einzusehen und logisch, sodass keine größeren Wegfindungsschwierigkeiten auftauchen.
- Ab dem Vorderen Wildgundkopf wird die Wegfindung schwieriger. Gerade in der Westflanke (Abstieg vom Vorderen Wildgundkopf) ist der richtige Weg nicht immer gut von Gamswechseln zu unterscheiden. Es lohnt sich auf jeden Fall, immer mal wieder innezuhalten, zu schauen, ob man sich nicht doch etwas näher am Grat halten kann, um keine unnötige Energie zu vergäuden und vielleicht auch mal wieder einen gut erhaltenen Markierungspunkt zu finden. Das kleine Wandl, dass abgeklettert werden muss, ist da ganz willkommen, denn nun weiß man, dass man richig ist. Es kratzt zwar nur gerade an der IIer Schwierigkeit, ist aber ein guter Indikator, denn die nachfolgenden Schwierigkeiten sind auf jeden Fall höher.
- Ab dem Hinteren Wildgundkopf sollte man sich auf jeden Fall so nah wie möglich am Grat halten. Hier sind die Pfadspuren übrigens auch wieder recht deutlich. Der ersten Verhauermöglichkeit in die Westflanke konnte ich noch widerstehen (siehe Bild). Bei einer anderen Spur bin ich dann doch vom Grat abgeraten und musste das nachfolgede Gratköpfl dann direkt von Westen ersteigen. Insgesamt gibt es hier schon die eine oder andere schöne Kraxlstelle im IIten Schwierigkeitsgrat.
- Ab dem Aufstieg zum Schmalhorn wird es dann steil und grasig. Dazu kommt, dass der Boden von den Rindfiechern zum Teil übel zerstampft ist. Immer wieder erstaunlich, zu welchen bizzaren Formationen Matsch erstarren kann. Der Anstieg zum Wildengundkopf verlangt dann nochmal Durchhaltevermögen, aber einmal oben angekommen hat man einen schönen Überblick über den Weiterweg zum Waltenbergerhaus.
- Dieser Weg ist durchgehend markiert und ganz am Schluss auch mal kurz versichert. Im ständigen Auf und Ab geht es unter der Trettachspitze, Mädelegabel und Hochfrottspitze entlang, bis man urplötzlich fast direkt auf der Terasse der Hütte steht. Nach dem schneereichen Winter 2018/19 sind zwei Altschneefelder immer noch so mächtig, dass Wanderer wahrscheinlich noch lange ihre Freude daran haben werden. Insbesondere auf das zweite musste ich mich bäuchlings draufschieben, weil mir der Übergang von Fels zu Schnee nicht mehr vertrauenswürdig erschien. Hier sollte man auf jeden Fall Vorsicht walten lassen.
Tag 2: Hochfrottspitze - Mädelegabel - Hermann von Barth Hütte
Gehzeiten: Waltenbergerhaus - Bockkarscharte 1:00h / Bockkarscharte - Hochfrottspitze 0:45h / Hochfrottspitze - Mädelegabel 1:15h / Mädelegabel - Krottenscharte 3:00h / Krottenscharte - HvB Hütte 1:30h
Höhenmeter: knapp 1600
Schwierigkeiten: II+/II-, Weg bis T5+ im Aufsteig auf die Hochfrottspitze und im Übergang zur Mädelegabel, Abstieg von der Mädelegabel I+/ T4, Weiterweg zur HvB-Hütte T4-
Charakter: Langer Hüttenübergang mit anspruchsvoller, aber kurzweiliger Gipfelüberschreitung. Diese kann aber je nach Bedingungen ausgelassen oder durch ein anderes Gipfelziel auf dem Weg (Mädelegabel über Normalweg/ Öfnerspitze und Krottenspitze/ Krottenkopf) ersetzt werden.
Gute Beschreibung der Gipfeltour quacamozza: https://www.hikr.org/tour/post134097.html
- Nach dem schattigen Aufstieg in die Vordere Bockkarscharte (oben Seilversicherungen) kann man sich entscheiden, ob man direkt auf dem Heilbronner Weg weiterläuft oder die Hochfrottspitze und Mädelegabel über die SO-Grate ersteigt. Nach längerem Hin- und Herüberlegen habe ich mich dann, trotz des Schnees, dazu entschieden diese Tour anzugehen und hatte auch bis auf den Weg vom Hochfrottvorgipfel und ein paar Abstiegspassagen keine Probleme mit der Schneeauflage. Entgegen meiner Befürchtungen war die Schrofenpassage in der Ostflanke der Hochfrottspitze bereits wieder schneefrei.
- Die Hochfrottspitze hat drei anspruchsvolle Aufschwünge, die direkt hintereinander gleich zu Beginn überwunden werden wollen. Den ersten habe ich recht weit rechts (ostseitig) über geneigte Platten angegangen (I+). Den zweiten habe ich im Zuge der Umgehung des Grattürmchens (ist wirklich nur ein Türmchen und keine wirkliche Erhebung) komplett in der Ostseite umgangen (I, schrofig, schade). Der letzte und schwierigste kann definitiv nicht umgangen werden (II+, ausgesetzt, bei optimaler Routenwahl - sonst eher gen III-). Den ersten Anlauf habe ich aufgrund akuter Puddingbeine abbrechen müssen, aber aufgeben wollte ich auch nicht. Und siehe da beim zweiten Versuch war er plötzlich da, der Griff den ich zuvor verzweifelt gesucht hatte: Aus der zweiten Gratscharte geht es zunächst noch recht einfach auf einen kleinen Vorsprung. Zur Rechten hat man nun die bröselige, dunkle Rinne, von der wohl zu Recht abgeraten wird. Direkt vor einem ist es sehr steil und das rötlich-gelbe Gestein wirkt eher splittrig. Am besten man weicht hier nach links auf einen schmalen, abschüssigen und ausgesetzten Absatz aus. Mit ein wenig tasten findet man insbesondere auf der rechten Seite oberhalb dieses Absatzes auf verschiedenen Höhen ganz gute Griffmöglichkeiten, die die Lösung dieser Schlüsselstelle vermitteln.
- Nach der Schlüsselstelle geht es deutlich einfacher auf den Vorgipfel der Hochfrottspitze und dann über den fast ebenen Grat zum Hauptgipfel in dessen Gipfelbuchschatulle nun auch ein neues Büchlein steckt. (Wenn jemand Zeit hat, könnte er/sie den Einband noch ein bisschen kürzen, damit die Schatulle besser zu geht. Ich habe nur den seitlichen Rand des Einbands abgeschnitten, damit das Büchlein überhaupt in die Mini-Metallbox passt.)
- Der Anfang des Abstiegs von der Hochfrottspitze ähnelt dem Übergang vom Vorgipfel. Die Schneeauflage hat in meinem Fall einen Großteil des Kraxelgenusses eingesackt. Und ja, im Vergleich zu den Aufschwüngen am Anfang, ist es hier nicht alles bombenfest, aber das Allgäu hat andernorts weitaus schlimmeren Bruch zu bieten. Aufgrund der anderer Beschreibungen habe ich oft mal überlegt, ob hier schon in die Ostflanke gequert werden kann. Aber letztlich hat sich der Grat länger als ich dachte als beste Lösung herausgestellt. Erst als ein Durchstieg der Ostflanke bis in die tiefste Einschartung ganz offensichtlich und problemlos schien, habe ich mich in die Flanke getraut.
- Der Anstieg zur Mädelegabel über den Südostgrat ging erstaunlich schnell. Er ist zwar steil, aber die einzelnen Kletterstellen habe ich als nicht so ausgesetzt in Erinnerung. Und auch die Wegfindung ist recht einfach: Soweit als möglich am Grat bleiben. Nur das Abklettern in die letzte Einschartung vor dem Gipfel ist nochmal ein bisschen unangenehm. Ich bin leicht links haltend über eine plattige Stelle in die Scharte abgestiegen (II/ II+, leichter als Schlüsselstelle der Hochfrottspitze). Als Griff dient dabei ein schmaler, langer Riss in der Platte, den ich erst unter dem darüber ausgebreiteten Schneepolster freilegen musste. Im Anschluss ist der Gipfel der Mädelegabel schnell und einfach, wenn auch ausgesetzt, erreicht und wer diesen über den SO-Grat gewonnen hat, muss sich um den Abstieg auf dem Normalweg (abgesehen vielleicht vom Gegenverkehr) keine Sorgen machen.
- Der Weiterweg zur HvB-Hütte ist nicht mehr schwierig, zieht sich aber doch ganz ordentlich. Ich bin dabei über das Untere Mädelejoch zunächst noch weiter Richtung Kemptener Hütte und dann querfeldein über die Nachtböden zum Weg über das Obere Mädelejoch rübergequert (Wegweiser HvB-Hütte). Man könnte vom Unteren Mädelejoch auch Richtung Roßgumpenbach absteigen (Wegweiser Richtung Holzgau) und dann Richtung Krottenscharte aufsteigen, doch das würde exakt einen Höhenmeter mehr Anstieg bedeuten ;-)
Tag 3: Noppenspitze
Gehzeit: HvB-Hütte - Einstieg 3:00h / Einstieg - Gipfel 1:30h / Gipfel - Noppenkar 1:00h / Noppenkar - HvB-Hütte 1:30
Höhenmeter: 1150-1200
Schwierigkeiten: Schlüsselstelle III- und sehr ausgesetzt, ansonsten vor allem nervenaufreibend brüchig T6
Charakter: Auf die Gefahr hin, dass ich Hornbachketten-Liebhabern auf den Schlips trete, habe ich für mich festgestellt, dass dieser Berg zu viel Bruch für die eine schöne Kletterstelle aufweist. Aber wen das nicht stört, kann mit der Noppenspitze einen sehr exklusiven Berg in einsamer und beeindruckender Landschaft besteigen.
Gute Tourenbeschreibung von 83_Stefan: https://www.hikr.org/tour/post55651.html
Anmerkungen zum Routenverlauf
- Eigentlich hatte ich geplant, von der HvB-Hütte über das Gliegerkar auf die Bretterspitze zu gehen und die nächste Nacht im Kaufbeurer Haus zu übernachten. Am nächsten Tag wäre es dann noch auf die Urbeleskarspitze und dann zurück zur HvB-Hütte gegangen. Da das Kaufbeurer Haus aber gerade renoviert wird und keine Übernachtungen möglich sind, habe ich meinen Aufenthalt um einen Tag verkürzt und die Noppenspitze in die Tour eingebaut. So habe ich in den nächsten Jahren nochmal die Möglichkeit das Kaufbeurer Haus mit seinen zwei Gipfelzielen anzugehen. So kann ich über diese beiden Gipfel nichts sagen, aber ich vermute, dass die Tour über das Kaufbeurer Haus nicht nur rundtourtechnisch harmonischer, sondern auch klettertechnisch schöner ist, als die Noppenspitze.
- Für die Noppenspitze startet man zunäscht ebenfalls auf dem Enzensbergerweg Richtung Kaufbeurer Haus. Nach dem Luxnacher Sattel verlässt man den Wanderweg und quert Weglos durch das Sattelkar über Gras und und blockigen Schutt unter die Westwände der Sattelkarspitze. Ich habe hier auf dem letzten Grasflecken nochmal Pause gemacht, bevor ich immer so nah wie möglich an der Sattelkarspitze, also immer schon so weit oben wie möglich, im Geröllkar zur rechten, niedrigsten Einschartung des Grats zwischen Noppenspitze und Sattelkarspitze aufgestiegen bin.
- Nach dem Geröll arbeitet man sich über plattigen und teilweise schuttbedeckten Fels (I) Richtung Scharte empor und nach Rechts aus der Plattenrinne hinaus. Hier setzt ein gut gangbares Band an, dass einen direkt und fast eben nach links in die eigentliche Gratscharte bringt. Nun kommt der für mich unangenehmste Teil. Auf Bändern und Felsrippen wird die erste Graterhebung nordseitig gequert. Die ersten paar Meter gehen noch ganz gut, doch schnell wird das Gelände sehr abschüssig, brüchig und schuttüberflossen. 2/3 dessen, was ich angefasst habe, hatte ich danach in der Hand und das Wechseln zwischen den Rippen gestaltet sich schwierig, wenn auf den abschüssigen Felsbuckeln auch noch feiner Splitt liegt. Außerdem war ich mir nicht sicher, wie lange ich eigentlich hier hinten bleiben soll, sodass ich immer wieder mal versucht habe zum Grat hinaufzuschauen, was mir allerdings nicht gelungen ist. Man quert also noch eine Bröselrinne in der Nordseite und steigt heikel aus ihr auf einen nach Norden hinausragenen Buckel eines Seitengrates. Von dort kann man dann bereits die Schlüsselstelle und den sinnvollsten Weg dahin sehen.
- Die Schlüsselstelle ist zwar an der oberen Grenze dessen, was ich mir so ohne Seil zutraue und dazu auch noch sehr ausgesetzt, aber erstaunlicherweise war mir das in diesem Fall total egal. Erstens hatte ich partout keine Lust, diesen Weg wieder zurückzugehen und zweitens war ich einfach nur froh, endlich festen und vertraunenswürdigen Fels in den Händen zu halten. Und so hat das kleine Stück Grat sogar richtig Spaß gemacht, auch wenn ich sicher nicht besonders elegant aussah, als ich den ersten, waagrechten Teil im Reitersitz rüber bin. Den zweiten Teil, wo es steil nach oben geht, hält man sich oben an der Gratkante an guten Griffen fest und tritt direkt gegen die Felswand - kleine Leistchen und Felsstrukturen erhöhen ganz gut die Reibung. Den letzten Aufschwung dieses Gratstückes kann man wiederum nordseitig umgehen, bevor man in die letzte Einschartung des Verbindungsgrates zwischen Noppen- und Sattelspitze abklettert.
- Anschließend muss ein Felsvorsprung nach rechts ansteigend umgangen werden (Text AV-Führer), wobei ich mich wieder mit dem bereits bekannten und sehr unbeliebten Bruch rumschlagen musste, bis man vor einer dunklen Rinne steht, die man nach links hochsteigen soll. Die war leider in meinem Fall noch recht nass, sodass ich dort nur ein kleines Stück hoch bin und sie dann bei der ersten Möglichkeit auf einer nach rechts herausleitenden bauchigen Rampe verlassen habe (II+). Von dort aus bin dann immer schräg nach rechts oben in der Flanke Richtung Grat geklettert und habe diesen wahrscheinlich etwas später erreicht, als geplant. Dennoch war es dann noch ein gutes Stück am Grat bis zum Gipfel, wobei insgesamt zu sagen ist, dass der Fels nach der Rinne zwar weit entfernt von fest, aber auch deutlich weniger brüchig ist.
- Angesichts der mentalen Anstrengungen des Aufstiegs und des unbekannten Abstiegs fiel meine Gipfelrast kurz aus, was ich mir allerdings unten schon gedacht und daher vorgegessen hatte. Die Aussicht ist trotzdem ein Genuss!
- Den Abstieg ins Noppenkar fand ich dann jedoch weniger problematisch, als angesichts des Aufstiegsweges zu vermuten war. Die Hauptschwierigkeit bestand darin, aus den Steinmännern richtig zu schließen, wo es lang geht, denn auch mit Steinmann denkt man nur selten: "Klaro, da geht`s lang." Das Gefühl zu den Steinmänner entspricht eher: "Ok, wenn ihr meint... dann probier ich`s halt mal da lang."
- Aber zunächst geht es noch ohne / mithilfe ganz weniger Steinmänner direkt vom Gipfel südwärts über Schutt hinab. Es ist übrigens nicht so steil, wie es auf den Bildern scheint. Man kann eigentlich ganz entspannt gehen, auch wenn sich einem hin und wieder mal ein Felswulst in den Weg stellt, der einen etwas zur Vorsicht zwingt. Bei einer Einschartung des Südgrats vor einem markanten Türmchen geht es dann nach rechts in eine Rinne. Ober besser in ein System aus parallel verlaufenden Rinnen. Ich habe da gleich mal ein wenig nach rechts ausgeholt und bin nicht in der linken, feingriesligen Rinne sondern in der daneben oder auf der Rippe zwischen beiden hinabgestiegen. Das Spiel "Such dir deine Lieblingsrinne" wiederholt sich noch 1-2 mal bevor man zu einem schuttigen Absatz mit auffälligem Steinmann leicht rechts kommt. Hier verlässt man das Rinnensystem, steigt nach rechts aufwärts und dann durch einen engen Felsdurchschlupf hinab auf einen weiteren Absatz Dort wusste ich erstmal nicht weiter und habe den nächsten Steinmann erst nach ordentlich Suchen erspäht, denn es geht nicht am Hang entlang, wie zunächst vermutet, sondern abermals eine Schuttrinne hinab (Bild). Erst dann quert man dauerhaft nach rechts raus. Hier erhöht sich dann die Frequenz der Steinmänner und das ist auch gut so, denn von richtigen Bändern kann man nicht sprechen. Eher arbeitet man sich erneut, getragen von kleinen Felsrippen, von Absatz zu Absatz (Bild), bis man schließlich in feinem, teils schon begrüntem Schutt auch mal eine Trittspur entdecken kann. Nochmal geht es eine Doppelrinne hinunter bis man dann endlich im Schuttkar der Westflanke der Noppenspitze steht.
- Nun hatte ich mir die Brotzeit redlich verdient und habe inmitten unzähliger Murmeltierlöchern noch kurz verweilt, bevor es quer durchs Noppenkar Richtung Enzensbergerweg und zurück zur HvB-Hütte ging.
Tag 4: Hermannskarspitz - Marchspitze - Kreuzeck - Spielmannsau
Gehzeiten: HvB-Hütte - Hermannskarspitze 2:00h / HKS - Putzscharte 0:45h / Putzscharte - Marchspitze 1:30h / Marchspitze - Spiehlerscharte 0:30h / Spiehlerscharte - P.2201 1:00h / P.2201 - Kreuzeck 0:45h / Kreuzeck - Spielmannsau 1:30h
Höhenmeter: ca. 1100
Schwierigkeiten: T5 / II+ im Fels und bis T4 im Gras (Bettlerrücken)
Charakter: Definitiv ein Highlight dieser Rundtour. Klettern an Hermannskar- und Marchspitze macht einfach nur Spaß und nach ganz viel Stein freut sich das Auge über die grünen Flächen der March. Völlig einsam ist es bis zur Marchscharte noch dazu - hier könnte man mal länger verweilen. Bei Schlechtwetter könnte man die Marchspitze auf einfach weglassen - auch der Weg von der HvB-Hütte über die Marchscharte lohnt sich aufgrund der Landschaft. Wenn es wirklich nass ist oder Gewitter drohen, sollte man allerdings eher in Richtung Kemptener Hütte weitergehen und Kreuzeck und Bettlerrücken meiden.
Tourenbeschreibung mit GPS-Track von Yeti69: https://www.hikr.org/tour/post95913.html
- Von der HvB-Hütte nach Westen bis hinauf in die Schafscharte und noch ein Stück auf dem Wanderweg nach Norden in das Hermannskar. Aber nicht zu weit: Ich bin der Beschreibung des Alpenvereinsführers gefolgt und habe noch bevor der Weg ins Schuttgelände führt eine Rinne nach rechts oben genommen, die mir von unten gut gangbar erschien. (Yeti69& Co sind etwas später in die Flanke eingestiegen.) In ihr den einfachsten Weg suchend auf einen abschüssiges Band aus Erde und Geröll. Hier bin ich nicht direkt in eine nachfolgenden sehr engen und steilen Rinnen eingestiegen, sondern habe ein paar Meter Richtung Süden gequert, um dann in einem breiteren Graben schräg nach rechts weiter anzusteigen. Von da an geht es immer der einfachsten Routenführung folgend in die Scharte zwischen Hermannskarturm und Hermannskarspitze und hinter den großen Platten in Schutt und Schrofen zur Hermannskarspitze hinauf (kurze Stellen bis II-). Insegsamt habe ich im Aufstieg etwa vier Steinmänner gesehen - sie leiten einen nicht wirklich an, aber versichern einem auf dem richtigen Weg zu sein.
- Ich habe mich beim Abstieg von der HKS in die Putzscharte großteils in der Westflanke (kurze Stellen bis II-). Vom Gipfel erst ein paar Meter auf einer Gratrippe Richtung Westen und dann in den Schutt unterhalb des Grates queren. Kurz darauf steht man wieder auf einem kleinen Absatz des Hauptgrates (Haken mit Reepschnur) und direkt nach Norden gings für mich nicht weiter. Vielleicht kann man hier nach Norden abseilen und somit direkter am Grat bleiben, aber der sah mir auch im weiteren Verlauf eher ungemach aus und so bin ich abermals nach Westen rausgequert und dann dauerhaft in der Westflanke, allerdings immer so knapp wie möglich unterhalb des Grates geblieben (Trittspur, Steinmänner). Kurz vor der Putzscharte führt die Trittspur wieder auf den Grat und ich habe dort auf die Ostseite gewechselt. Die Felsen so knapp wie möglich umgehend bin ich etwas hinab und schließlich in die Putzscharte aufgestiegen.
- Die ersten Gratköpfchen vor Beginn des eigentlichen Marchspitz-Südgrates sind ein wenig verwirrend, aber nicht schwierig (I+). Vom ersten richtigen Aufschwung an ist die Kletterei bis zu den letzten Grattürmchen wirklich traumhaft und bei der Wegfindung helfen immer Steinmänner weiter. Die Einstiegsrinne leicht links vom Grat lässt sich gut hochstemmen, der Abstieg vom eindrucksvollen Zacken ist nur auf dem ersten Meter etwas unangenehm (die guten Henkel sind etwa auf Kniehöhe, wenn man auf dem letzten gut einsehbaren Tritt steht - hat man die, ist es kein Problem mehr), und die beachtlichen Aufschwünge bieten lange Klettereinlagen in steilem Gelände, ohne dass der IIte Grad überschritten wird. Der letzte Abschnitt des Grates wird dann aber nochmal unübersichtlich. Ich habe überhaupt nur zwei Grattürmchen gesehen. Vom davorliegenden Gratkopf aus bin ich leicht links (westlich) in das Schärtchen vor dem ersten hinabgeklettert (II, brüchig und ausgesetzt) und westlich an ihm vorbei. Dann bin ich in die Ostseite gewechselt und sandig bzw. plattig steil zwischen dem zweiten Gratkopf und dem weiteren, steil aufragenden Grat wieder in die Westseite. Hier bin ich noch ein Stück hinab, um mich dann in einer Schuttrinne und über Felsrippen und -rampen schräg nach rechts oben zu arbeiten. Irgendwann stand ich dann wieder auf dem Grat und es waren nur noch ein paar Gehmeter im Schutt bis zum Gipfelkreuz der Marchspitze.
- Der Abstieg von der Marchspitze in die Spiehlerscharte hat etwas vom Abstieg der Noppenspitze ins Noppenkar. Zunächst ein paar Meter direkt am Grat nach Westen, bis Steinmänner in die Nordflanke leiten. In dieser, immer nach Steinmännern Ausschau haltend und Bänder (ja, hier kann man tatsächlich von Bändern sprechen) nutzend, mal nach Westen queren, mal hinab, dann wieder nach Westen queren. Kurz vor den markanten Grattürmen der Kartenblätter leiten Steinmänner und Trittspuren wieder auf den Grat, denn die Kartenblätter werden auf der Südseite zu einem Absatz vor einer Doppelrinne umgangen. Anschließend geht es die linke (westliche) Rinne hinab, wobei ich auch hier Teile auf oder an der Rippe zwischen den beiden Rinnen geklettert bin. Weiter unten endet die westliche Begrenzungswand der Rinne und man kann über etwas plattiges Gestein mit Hilfe von Rissen in eine tiefer liegende Schuttrinne, in der ein riesiger Klemmblock steckt hinabklettern (II). Unter dem Klemmblock durch und im Zickzack hinab in die Schuttfelder oberhalb der Spiehlerscharte.
- Der Abstieg aus der Spiehlerscharte nach Norden wurde zwar auf Hikr noch nicht beschrieben ist jedoch bis auf die erste Engstelle bereits von der Marchspitze gut einzusehen. Der Abstieg ist gut machbar - er ist nicht zu steil, hat eine gute Geröllauflage (in meinem Fall sogar eine sehr angenehme Schneeauflage) und Abbrüche oder gefährliche Rinnen habe ich keine gesehen. Nach einem schönen Stück Schnee- und Geröllabfahrt wurde das Geröll kurz vor erreichen des Düsseldorfer Weges etwas grober und hakeliger, blieb aber völlig unproblematisch.
- Nachdem ich nun alle Schwierigkeiten überstanden glaubte ging es frohen Mutes und schnellen Schrittes durch die wunderschöne, von Bächen durchflossene Landschaft der March und hinauf zu der namenlosen Scharte P.2201, deren Anstieg im steilen Gras nicht 100% einfach zu finden ist, da die Markierungen recht überwuchert waren (Vorsicht bei Nässe und schlechter Sicht!).
- Ab hier wieder allgäutypische Grasgrate. Der Weg zum Kreuzeck beinhaltet die Übersteigung mehrerer Grasbuckel auf schmalem, aber gut erkennbarem (bei Nässe schnell matschigem) Pfad. Erst auf dem Bettlerrücken, der vom Kreuzeck nach Nordwesten wegstrebt, wird der Pfad wirklich undeutlich und ist zum Teil im Gras kaum auszumachen. Dabei hat man zu seiner Linken eine steile Grasflanke und zu seiner Rechten teilweise einen senkrechten Abbruch - ich habe lieber nicht nach rechts und links geschaut, vor allem weil ich signifikante Ermüdungserscheinungen wahrnehmen konnte, und ausrutschen ist nicht erlaubt! Eigentlich wollte ich vom Kreuzeck weiter über die Kegelköpfe, nach Gerstruben absteigen und dann zu Fuß zurück zum Parkplatz. Aber je näher ich den Kegelköpfen kam, desto klarer wurde mir, das ich und die Kegelköpfe heute nicht mehr zusammenkommen. Außerdem hatte ich eh schon überlegt, den Bergsteigerbus für den Weg zum Parkplatz zu nutzen und dann macht der Abstieg nach Gerstruben wirklich keinen Sinn. Also bin ich vom Bettlerrücken nach Süden über die Krauters- und die Hintere Traufbergalpe sehr steil in die Spielmannsau abgestiegen, wo es erstmal ein Radler und ein Schmalzbrot gab, bevor mich der Bus innerhalb von 10 Minuten bei meinem Parkplatz ausgespuckt hat.

Kommentare (3)