Auf und Ab am Nadelgrat
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Auf und Ab am Nadelgrat; dies steht nicht nur für die vielen Auf- bzw Abstiege zwischen den einzelnen Gipfeln. Auch in der Gefühlswelt des Schweizkappenträger gab es eine mittlere Achterbahnfahrt während dieser 2,5 Tage. Der folgende Bericht soll einen kleinen Einblick über eine meiner bedeutendsten bzw. wichtigsten Touren geben.
Vorgeschichte:
Tourenbericht:
Begonnen hatte alles am Hauptbahnhof in Stalden. Dort standen 2 etwas verdutzte Herren, weil ihnen gerade per Internet erklärt wurde, das aufgrund fehlender Anschluss-Postautos für den Transfer von Stalden über St Niklaus nach Gasenried etwa 3,5 Std benötigt werden (anstatt der ausgerechneten 1:15 Std). Wer nicht rechnen bzw. nicht richtig nachschauen kann, darf wandern. Diese einfache Rechnung verstanden auch besagte Herren und gönnten sich eine ca. 35 minütige Verlängerung ab Grächen zur Bordierhütte.
(Eine kleine Anekdote von unterwegs: während einer kleinen Pause packte ich mein Laugenbrötchen aus, brach eine kleine Ecke ab und fragte Roger, ob er auch etwas möchte. Als er bejahte, gab ich ihm das Brötchen im Glauben, er würde sich auch ein Stück davon nehmen. Ziemlich verdutzt musste ich dann feststellen, dass er mich wohl mißverstanden hatte und mit großem Appetit das Brötchen verputzte... aber vermutlich dachte er nur, dass zuviel (Über)gewicht nicht gut für mich wäre. Innerlich musste ich jedenfalls herzhaft lachen und es gab mir ein positives Gefühl für die bevorstehende Tour)
Gedämpft wurde dieses Gefühl dann erst einmal wieder bei unserer Ankunft an der Bordierhütte. Dies hat aber einzig und allein mit meiner
persönlichen Geschichte zu tun. Auch nach mittlerweile 16 Jahren kann und will ich dies nicht unterdrücken. Zu intensiv sind die Erinnerungen an Reinhard und den tragischen Unfall 2003.
Schön, dass ich Roger an meiner Seite weiß. Nach all den Jahren kennt er seinen Tourenpartner doch ziemlich gut und weiß, wie er mich in solchen Momenten wieder aufrichten kann.
Beim dramatischen Sonnenuntergang dann eine Hiobsbotschaft... der Wetterbericht wetterberichtet nicht die aller erfreulichsten Wetterprognosen. Das böse Wort "Gewitter" taucht dabei auf... und zwar am späten Mittag bzw. frühen Nachmittag. Für eine Nadelgrattour nicht gerade die optimalste Wettervorhersage. Hm?? Was nun? Selbst den teuersten Ratschlag hätte ich sofort genommen, aber wo kein Ratschlag, da ein großes Fragezeichen. Mit großen Fragezeichen ist jedoch noch keiner auf Gipfel gestiegen, zu schwer, zu unhandlich und das Seil könnte sich auch drin verheddern. Deshalb beschließen wir zu guter Letzt, dass wir zur Weckzeit um 01:45 Uhr erneut das Wetterfröschlein quaken lassen. Vielleicht hat sich bis dahin die Gewittergefahr verschoben?!
01:45 Uhr.... 1. Gewißheit: Gold schmeckt nicht! Sagt der Volksmund bekanntlich, dass Morgenstund Gold im Mund hat, weiß ich, dass solch ein frühes Aufstehen geschmacklich nicht meins ist. Egal, 2. Gewißheit: Wetterfrösche sind auch nicht mehr das was sie mal waren. Sie lassen einen auch schon mal im Ungewissen bzw. wetterfröscheln munter weiter etwas von eventuellen Gewittern.
Beim Frühstück entscheiden wir uns trotzdem für einen Aufstiegsversuch. Mein persönliches Stimmungsbarometer steigt daraufhin zwar nicht in den Komikerbereich, aber immerhin geht's aufi.
Von der Bordierhütte geht's dann erstmal abwärts. Um 02:30 Uhr im Stirnlampenlichtschein gewöhnungsbedürftig. Da bin ich noch in der Aufwärmphase und muss mich eingrooven. Außerdem gab es
vor 2 Jahren für mich eine neue Erfahrung: so eine Aufwärmphase kann schonmal ganz gepflegt in die Hose gehen. Da war nämlich noch während des Aufstiegs zum Galenjoch Schicht im Schacht für die Schweizkappe und ihren Träger. Kein Dampf im Kessel, keine Kraft in den Gliedern und der Auftrieb war ein Abrieb. Was damals mit einem frustrierten Abstieg nach Gasenried endete... bei tollsten Wetter und allerbesten Verhältnissen... sollte diesmal mit einem positiven Aufstieg enden. Entsprechend nervös stampfe ich hinter Roger her. Bloß nicht wieder schlappig werden!!
Währenddessen ist der gute Roger in seinem Element und führt uns gekonnt durch den doch Längen aufweisenden Schutt- und Schotterbereich hinauf zum Galenjoch. Alles noch in dunkelster Nacht, versteht sich.
Am Galenjoch erst einmal große Erleichterung meinerseits, dass gefühlt noch ausreichend Reserven im WoPomotor vorhanden sind. Und die braucht man bei dieser Tour auf alle Fälle!
Auf dem Weg hinauf Richtung Dürrenhorn wechseln sich Gehpassagen und leichte Klettereien ständig ab. Der gute Roger hat weiterhin einen ziemlich guten Riecher, wo genau der optimale Weg verläuft. Dat fluppt, wie wir in Flachlandhausen gerne bei solcher Gelegenheit zu sagen pflegen... oder zu schreiben.
Ich freue mich, dass wir trotz des langen Aufstiegs sichtbar höher kommen. Noch mehr freue ich mich über einen tollen Sonnenaufgang. Was für Farben, was für eine Landschaft... GEWALTIG!
Und dann schaute Roger auf die neueste Wetterentwicklung und sagte: "Puh, eigentlich dürften wir nicht weiter. Der Wetterbericht prognostiziert ab Mittag Gewitter".
In diesem Moment kaum vorstellbar. Kraftvoll geht gerade die Sonne auf und von Schlechtwetter weit und breit keine Spur... und dann sollen wir jetzt wieder absteigen?? Ca 45-60 Minuten vor dem Gipfel des Dürrenhorns nicht weiter aufsteigen??? Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhh… !!!!
Tschuldigung; dieser damalige Gefühlsausbruch wurde in diesen Bericht übernommen. Aber anders kann ich nicht ausdrücken, was ich in dem Moment fühlte.
Das wir nach einigen Minuten des Hin- und Herüberlegens dann trotzdem nicht abgestiegen sind, lag wohl zum einen an der Option, zur Not auch noch den Abstieg zur Domhütte nehmen zu können. Zum anderen aber auch an unserer guten Verfassung an diesem Tag. Wie schreibt es Roger weiter unten so trefflich, "für einmal waren wir die schnellste Seilschaft".
Etwa eine Stunde später standen wir am Gipfel des Dürrenhorns. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass dies ein ziemlich ergreifender Moment für mich war. All das was in diesen Augenblicken an Gedanken und Gefühlen herumkreiste, brach dann kurzfristig heraus. Tat gut und fand genau dort den Platz, den es verdiente!!!!!
Aber die Zeit drängte, denn auf eine elektrisierende Pause mitten auf dem Nadelgrat bei Gewitter hatten weder Roger, noch der Zeilenschreiber Lust... für einmal :-)
Und deshalb machten wir Beide uns kurz darauf in Richtung Dürrenjoch auf. Auf den ersten Metern nicht ganz trivial den besten Abstieg zu finden, aber mit Roger an meiner Seite stellte sich auch dieses Unterfangen als unschwer dar.
Im Dürrenjoch ein sehr eindrücklicher Blick ins Couloir. Der sich früher dort befindliche Firn ist im Sommer längst Geschichte. Dort steigt keiner mehr durch, will er die Tour gesund zu Ende führen!!
Den Aufstieg zum Hohberghorn hatte ich mir dann etwas schwieriger vorgestellt, als er tatsächlich war. Dies lag aber definitiv an den guten Verhältnissen bzw. an der souveränen Führung Rogers. Am Gipfel nur ein kurzes Foto-Intermezzo und schon stiegen wir ins Hohbergjoch hinab. (hab in der Fotogalerie ein paar alte Fotos von 1990 mit eingestellt. Damals stieg ich mit Reinhard von der Domhütte ins Hohbergjoch und von dort über Stecknadel- zum Nadelhorn. Ganz bemerkenswert, die unterschiedlichen Firnverhältnisse zu erkennen).
Während des Aufstiegs zum Stecknadelhorn gerieten wir rechts etwas zu tief in die Flanke. Wegspuren hatten uns dorthin "verführt". In meinen Erinnerungen war die Kletterei am Grat damals auf jeden Fall schöner und interessanter....aber dauerte vermutlich auch länger. Roger und ich waren relativ zügig am Stecknadelgipfel. Was sich als nicht ganz unwichtig herausstellte. Denn mittlerweile war`s vorbei mit dem Sonnenschein und fette Wolken hatten sich ausgebreitet. Und wo sich Wolken breit machen, ist ein lieblicher Flockenfall nicht weit entfernt. Und so flockte es herzerfrischend danieder. 1. Entscheidung: wir lassen Nadelhorn, Nadelhorn sein und steigen zum Windjoch ab. 2. Entscheidung: wir seilen uns vom letzten Gendarm seitlich ab.... öhem… nach einer gewissen Zeit, die mit "kurzweiliger" Abseilerei und "Kommunikation" verbracht wurde (siehe hierzu auch die diesbezüglichen Ausführungen des geschätzten Zeilenschreibers Roger), folgte die 3. Entscheidung: wir steigen weiter den Normalweg hinab Richtung Firngrat, der zum Nadelhorn führt... gute Entscheidung, die!!
Der Rest ist jetzt auch schnell erzählt (bevor die aufmerksamen Hikr Leserrinnen und Leser vor Langeweile wegdämmern). Unproblematischer Abstieg zum Windjoch, über eine ziemlich ausgeaperte Flanke hinab auf den Gletscher. Hurtigen Schenkels den Gletscher gequert und hinab zur Mischabelhütte. Kaum dort angekommen, fing es dann auch ziemlich gepflegt an zu gewittern. Aber da saßen die beiden Protagonisten schon im Hüttenraum und gönnten sich auf diese Tour ein??...na, ihr wißt schon!!
Routenbeschreibung:
Der Schlüssel des Nadelgrats besteht wohl darin, mit vernünftigem Sicherungsaufwand einigermassen flott voranzukommen. Bis zum Chli Dürrenhorn sind wir seilfrei geklettert, ohne unsere Komfortzone auszureizen. Ab dem Chli Dürrenhorn sind wir dann alles am kurzen oder halblangen Seil geklettert und haben ausser bei zwei Abseilmanövern ausschliesslich Geländeformen zum Sichern verwendet. Wer lieber mehr sichert, kann an vielen Stellen am Nadelgrat Schlingen und Friends einsetzen.
Die einzige wirkliche Option für einen Tourabbruch bietet sich am Hohbergjoch, von dort könnte man zur Domhütte absteigen. Ein Tourausstieg vom Gipfel des Dürrenhorns zurück über das Galenjoch zur Bordierhütte dauert gemäss unserer Einschätzung fast gleich lang wie wenn man von dort zur Mischabelhütte weitergeht. Angesagte Kaltfronten und/oder grössere Gewittergefahr sind also keine optimalen Voraussetzungen, um die Tour anzugehen.
Die beiden Couloirs, die vom Riedgletscher zum Dirrujoch resp. zur Selle führen, waren bei unserer Tour soweit man vom Grat runtersehen konnte komplett schneefrei. Es befand sich nur Schutt und Sand in den beiden Couloirs und diese Zustiegsoptionen werden in Zukunft wohl für die Hochtouren-Sommersaison immer seltener zu einer Option.
Gedanken zur Tour von
roger_h
Der Nadelgrat und insbesondere das Dürrenhorn / Dirruhorn ist - wie viele hikr mittlerweile wohl mitbekommen haben - für meinen Freund
WoPo1961 eine Herzensangelegenheit und in den letzten paar Jahren ist es auch für mich zu einer Herzensangelegenheit geworden. Deshalb war eine Mischung aus Vorfreude und Anspannung deutlich spürbar, als wir dieses Jahr einmal mehr auf der Bordierhütte auf eine neue Chance warteten.
Die Ankunft auf dem Dürrenhorn war ein zugleich schöner wie auch ergreifender Moment. Je länger die Tour dauerte, desto mehr fiel die anfängliche Anspannug ab und wich dem reinen Genuss und der Freude.
Die grandiose Tour über den Nadelgrat, dass diese letztendlich so reibungslos geklappt hat, dass wir sie dermassen geniessen konnten und auch der anschliessende, ausgelassene Hüttenabend auf der Mischabelhütte gehört für mich zu den absoluten Höhepunkten meiner bisherigen Bergerlebnisse.
Letztes Wort des Kappenträgers ("für einmal" möchte ich auch das letzte Wort haben :-)
An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass mein ziemlich allerherzlichster Dank meinem Freund Roger gilt. Ohne ihn hätte ich diese Tour nie zu Ende führen können. Seine Geduld und Anteilnahme, das wieder Aufrichten, wenn`s mal anstand, das sichere Führen während der Tour, sind Dinge, die für mich unvergesslich bleiben werden!! Hätte nie gedacht, noch einmal einen solch tollen Tourenfreund zu finden wie damals Reinhard. Aber ich hab ihn gefunden. Merci vielmal, Jung!!!!
Ein Merci vielmal an Alle, die uns in diesen Tagen feste die Daumen gedrückt haben... an Alle, die nicht ganz so feste die Daumen gedrückt haben (tut auf Dauer ja auch weh), natürlich auch!
Vorgeschichte:
Tourenbericht:
Begonnen hatte alles am Hauptbahnhof in Stalden. Dort standen 2 etwas verdutzte Herren, weil ihnen gerade per Internet erklärt wurde, das aufgrund fehlender Anschluss-Postautos für den Transfer von Stalden über St Niklaus nach Gasenried etwa 3,5 Std benötigt werden (anstatt der ausgerechneten 1:15 Std). Wer nicht rechnen bzw. nicht richtig nachschauen kann, darf wandern. Diese einfache Rechnung verstanden auch besagte Herren und gönnten sich eine ca. 35 minütige Verlängerung ab Grächen zur Bordierhütte.
(Eine kleine Anekdote von unterwegs: während einer kleinen Pause packte ich mein Laugenbrötchen aus, brach eine kleine Ecke ab und fragte Roger, ob er auch etwas möchte. Als er bejahte, gab ich ihm das Brötchen im Glauben, er würde sich auch ein Stück davon nehmen. Ziemlich verdutzt musste ich dann feststellen, dass er mich wohl mißverstanden hatte und mit großem Appetit das Brötchen verputzte... aber vermutlich dachte er nur, dass zuviel (Über)gewicht nicht gut für mich wäre. Innerlich musste ich jedenfalls herzhaft lachen und es gab mir ein positives Gefühl für die bevorstehende Tour)
Gedämpft wurde dieses Gefühl dann erst einmal wieder bei unserer Ankunft an der Bordierhütte. Dies hat aber einzig und allein mit meiner

Schön, dass ich Roger an meiner Seite weiß. Nach all den Jahren kennt er seinen Tourenpartner doch ziemlich gut und weiß, wie er mich in solchen Momenten wieder aufrichten kann.
Beim dramatischen Sonnenuntergang dann eine Hiobsbotschaft... der Wetterbericht wetterberichtet nicht die aller erfreulichsten Wetterprognosen. Das böse Wort "Gewitter" taucht dabei auf... und zwar am späten Mittag bzw. frühen Nachmittag. Für eine Nadelgrattour nicht gerade die optimalste Wettervorhersage. Hm?? Was nun? Selbst den teuersten Ratschlag hätte ich sofort genommen, aber wo kein Ratschlag, da ein großes Fragezeichen. Mit großen Fragezeichen ist jedoch noch keiner auf Gipfel gestiegen, zu schwer, zu unhandlich und das Seil könnte sich auch drin verheddern. Deshalb beschließen wir zu guter Letzt, dass wir zur Weckzeit um 01:45 Uhr erneut das Wetterfröschlein quaken lassen. Vielleicht hat sich bis dahin die Gewittergefahr verschoben?!
01:45 Uhr.... 1. Gewißheit: Gold schmeckt nicht! Sagt der Volksmund bekanntlich, dass Morgenstund Gold im Mund hat, weiß ich, dass solch ein frühes Aufstehen geschmacklich nicht meins ist. Egal, 2. Gewißheit: Wetterfrösche sind auch nicht mehr das was sie mal waren. Sie lassen einen auch schon mal im Ungewissen bzw. wetterfröscheln munter weiter etwas von eventuellen Gewittern.
Beim Frühstück entscheiden wir uns trotzdem für einen Aufstiegsversuch. Mein persönliches Stimmungsbarometer steigt daraufhin zwar nicht in den Komikerbereich, aber immerhin geht's aufi.
Von der Bordierhütte geht's dann erstmal abwärts. Um 02:30 Uhr im Stirnlampenlichtschein gewöhnungsbedürftig. Da bin ich noch in der Aufwärmphase und muss mich eingrooven. Außerdem gab es

Währenddessen ist der gute Roger in seinem Element und führt uns gekonnt durch den doch Längen aufweisenden Schutt- und Schotterbereich hinauf zum Galenjoch. Alles noch in dunkelster Nacht, versteht sich.
Am Galenjoch erst einmal große Erleichterung meinerseits, dass gefühlt noch ausreichend Reserven im WoPomotor vorhanden sind. Und die braucht man bei dieser Tour auf alle Fälle!
Auf dem Weg hinauf Richtung Dürrenhorn wechseln sich Gehpassagen und leichte Klettereien ständig ab. Der gute Roger hat weiterhin einen ziemlich guten Riecher, wo genau der optimale Weg verläuft. Dat fluppt, wie wir in Flachlandhausen gerne bei solcher Gelegenheit zu sagen pflegen... oder zu schreiben.
Ich freue mich, dass wir trotz des langen Aufstiegs sichtbar höher kommen. Noch mehr freue ich mich über einen tollen Sonnenaufgang. Was für Farben, was für eine Landschaft... GEWALTIG!
Und dann schaute Roger auf die neueste Wetterentwicklung und sagte: "Puh, eigentlich dürften wir nicht weiter. Der Wetterbericht prognostiziert ab Mittag Gewitter".
In diesem Moment kaum vorstellbar. Kraftvoll geht gerade die Sonne auf und von Schlechtwetter weit und breit keine Spur... und dann sollen wir jetzt wieder absteigen?? Ca 45-60 Minuten vor dem Gipfel des Dürrenhorns nicht weiter aufsteigen??? Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhh… !!!!
Tschuldigung; dieser damalige Gefühlsausbruch wurde in diesen Bericht übernommen. Aber anders kann ich nicht ausdrücken, was ich in dem Moment fühlte.
Das wir nach einigen Minuten des Hin- und Herüberlegens dann trotzdem nicht abgestiegen sind, lag wohl zum einen an der Option, zur Not auch noch den Abstieg zur Domhütte nehmen zu können. Zum anderen aber auch an unserer guten Verfassung an diesem Tag. Wie schreibt es Roger weiter unten so trefflich, "für einmal waren wir die schnellste Seilschaft".
Etwa eine Stunde später standen wir am Gipfel des Dürrenhorns. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass dies ein ziemlich ergreifender Moment für mich war. All das was in diesen Augenblicken an Gedanken und Gefühlen herumkreiste, brach dann kurzfristig heraus. Tat gut und fand genau dort den Platz, den es verdiente!!!!!
Aber die Zeit drängte, denn auf eine elektrisierende Pause mitten auf dem Nadelgrat bei Gewitter hatten weder Roger, noch der Zeilenschreiber Lust... für einmal :-)
Und deshalb machten wir Beide uns kurz darauf in Richtung Dürrenjoch auf. Auf den ersten Metern nicht ganz trivial den besten Abstieg zu finden, aber mit Roger an meiner Seite stellte sich auch dieses Unterfangen als unschwer dar.
Im Dürrenjoch ein sehr eindrücklicher Blick ins Couloir. Der sich früher dort befindliche Firn ist im Sommer längst Geschichte. Dort steigt keiner mehr durch, will er die Tour gesund zu Ende führen!!
Den Aufstieg zum Hohberghorn hatte ich mir dann etwas schwieriger vorgestellt, als er tatsächlich war. Dies lag aber definitiv an den guten Verhältnissen bzw. an der souveränen Führung Rogers. Am Gipfel nur ein kurzes Foto-Intermezzo und schon stiegen wir ins Hohbergjoch hinab. (hab in der Fotogalerie ein paar alte Fotos von 1990 mit eingestellt. Damals stieg ich mit Reinhard von der Domhütte ins Hohbergjoch und von dort über Stecknadel- zum Nadelhorn. Ganz bemerkenswert, die unterschiedlichen Firnverhältnisse zu erkennen).
Während des Aufstiegs zum Stecknadelhorn gerieten wir rechts etwas zu tief in die Flanke. Wegspuren hatten uns dorthin "verführt". In meinen Erinnerungen war die Kletterei am Grat damals auf jeden Fall schöner und interessanter....aber dauerte vermutlich auch länger. Roger und ich waren relativ zügig am Stecknadelgipfel. Was sich als nicht ganz unwichtig herausstellte. Denn mittlerweile war`s vorbei mit dem Sonnenschein und fette Wolken hatten sich ausgebreitet. Und wo sich Wolken breit machen, ist ein lieblicher Flockenfall nicht weit entfernt. Und so flockte es herzerfrischend danieder. 1. Entscheidung: wir lassen Nadelhorn, Nadelhorn sein und steigen zum Windjoch ab. 2. Entscheidung: wir seilen uns vom letzten Gendarm seitlich ab.... öhem… nach einer gewissen Zeit, die mit "kurzweiliger" Abseilerei und "Kommunikation" verbracht wurde (siehe hierzu auch die diesbezüglichen Ausführungen des geschätzten Zeilenschreibers Roger), folgte die 3. Entscheidung: wir steigen weiter den Normalweg hinab Richtung Firngrat, der zum Nadelhorn führt... gute Entscheidung, die!!
Der Rest ist jetzt auch schnell erzählt (bevor die aufmerksamen Hikr Leserrinnen und Leser vor Langeweile wegdämmern). Unproblematischer Abstieg zum Windjoch, über eine ziemlich ausgeaperte Flanke hinab auf den Gletscher. Hurtigen Schenkels den Gletscher gequert und hinab zur Mischabelhütte. Kaum dort angekommen, fing es dann auch ziemlich gepflegt an zu gewittern. Aber da saßen die beiden Protagonisten schon im Hüttenraum und gönnten sich auf diese Tour ein??...na, ihr wißt schon!!
Routenbeschreibung:
Von der Bordierhütte steigt man auf dem Hüttenweg ab, zurück auf den Riedgletscher und überquert diesen entlang der Markierungsstangen. Am Ende der Gletscherquerung steigt man in westlicher Richtung mehr oder weniger direkt bzw. den Reflektoren/Katzenaugen entlang zu einem Felsband resp. Grasband hoch, das man bei Tageslicht (am Vortag) recht gut aufgrund seiner dunklen resp. grünen Einfärbung erkennt. Nun geht es in nordwestlicher Richtung diesem Felsband entlang, irgendwann dreht die Route in Richtung Süden und man steigt entlang von Wegspuren und/oder zahlreicher Steinmänner in Richtung Galenjoch.
Vom Galenjoch bis zum Chli Dirruhorn ist der Grat einfach und meistens recht breit, die Route kann so gewählt werden, dass die Schwierigkeiten den zweiten Grad nicht übersteigen. Punkt 3815 kann gut westseitig/rechts umgangen werden. Gleich nach dem Chli Dirruhorn wird der Grat schärfer und es folgt eine kurze Abseilstelle, bei der man aber auch abklettern kann. Danach geht es wieder einfacher runter bis zur Selle.
Von der Selle bis zum Dirruhorn wird der Grat steiler und es stellt sich einem noch ein von Weitem gut erkennbarer Felskopf in den Weg, den man überklettern (mit Abseilen) oder über eine Platte rechts, nahe des höchsten Punkts umgehen kann. Die Platte ist die Schlüsselstelle des Aufstiegs zum Dirruhorn und mit 3b angegeben, uns hat die Stelle richtig Spass gemacht. Nun klettert man ohne weitere, nennenswerte Schwierigkeiten zum Gipfel des Dirruhorns.
Vom Gipfel des Dirruhorns steigt man über ziemlich einfache Felsen in das Dirrujoch ab, zuerst ziemlich auf der Gratschneide, später oft etwas in der Flanke. Vom Dirrujoch steigt man zuerst über einfache, nicht allzu steile Felsen auf, dann geht der Grat in Firn über, bevor der brüchige Gipfelaufschwung des Hohberghorns folgt, der steil links der Gratkante erklettert wird.
Vom Gipfel des Hohberghorns steigt man über einen einfachen, aber beidseitig steil abfallenden Firngrat ins Hohbergjoch ab, dieser Abstieg kann bei Vereisung vermutlich durchaus heikel sein. Der Aufstieg zum Stecknadelhorn ist schön zu klettern und erfolgt zuerst meistens direkt auf und je näher der Gipfel kommt auf Bändern etwas rechts der Gratkante. Man sollte sich aber davor hüten, sich zu tief in die Flanke abdrängen zu lassen, auch wenn es dann und wann verführerisch wirkt, der Grat ist dort teilweise sehr brüchig.
Vom Gipfel des Stecknadelhorns steigt man zuerst einfach über Felsen und dann über Firn zum Stecknadeljoch ab und danach wiederum über Firn zu einem grossen Gendarmen auf, den man erklettert. Am fast höchsten Punkt des Gendarms kann man diesen rechtsseitig umgehen, dort ist auch eine Abseilstelle resp. ein Schlingenstand eingerichtet. Man sollte in Richtung des weiteren Gratverlaufs abseilen/abklettern (Richtung Südwesten, über eine Felskante) und sich nicht verführen lassen nach links runter ins Couloir weiterzugehen, man findet sich sonst in ungemütlich steilem Gelände wieder. WoPo hat das für uns getestet! Hinter dem Gendarmen kann man einfach zum Nadelhorn-Nomalweg queren und in kurzer, einfacher Kletterei den Nadelhorn-Gipfel erreichen. Von da über den Normalweg zur Mischabelhütte. Wir haben den Nadelhorn-Gipfel ausgelassen, weil wir beide schon auf dem Gipfel waren, die Sicht mittlerweile schlecht und ein Gewitter am Aufziehen war.
Die alternative Querung direkt vom Stecknadeljoch zum Nadelhorn-Normalweg ist stellenweise respekteinflössend steil und sollte nur bei sehr guter Spur und guter Firnauflage gewählt werden. Ansonsten ist der Weg über den Gendarmen die bessere, weil objektiv sicherere Option.
Allgemeine Toureninfos und Einschätzungen:
Die folgenden Infos, Zeiten und Einschätzungen sind nur bei ähnlichen Verhältnissen gültig, wie wir sie hatten. Sprich, komplett schnee- und eisfreie Kletterei und guter Trittfirn resp. gute Spur in den Firnabschnitten.
Allgemeine Toureninfos und Einschätzungen:
Die folgenden Infos, Zeiten und Einschätzungen sind nur bei ähnlichen Verhältnissen gültig, wie wir sie hatten. Sprich, komplett schnee- und eisfreie Kletterei und guter Trittfirn resp. gute Spur in den Firnabschnitten.
Unser Zeitbedarf auf den einzelnen Abschnitten (inkl. Pausen):
Bordierhütte - Galenjoch 2h
Galenjoch - Dürrenhorn 4h
Dürrenhorn - Hohberghorn 2h
Hohberghorn - Stecknadelhorn 1h
Stecknadelhorn - Nadelhorn Normalweg 1h (mit Verhauer am Gendarm)
Abstieg zur Mischabelhütte 2h
Wir sind aufgrund der möglichen Gewitter recht zügig geklettert und haben wenig Pausen gemacht. Wir waren an diesem Tag für einmal die schnellste Seilschaft, die anderen Nadelgrat-Seilschaften haben deutlich mehr Zeit gebraucht, dafür mussten die armen Kerle die erste Gewitterfront auf dem Grat über sich ergehen lassen. Der Abstecher zum Nadelhorn hätte uns etwa gleich viel Zeit gekostet, wie wir mit unserem misslungenen Abseilmanöver inkl. Rumgefluche am letzten Gendarmen verbraten haben. Deshalb sind unsere 12h von der Bordierhütte bis zur Mischabelhütte für einigermassen eingespielte Seilschaften eine vernünftige Zeitvorstellung für den Nadelgrat, wenn die Kletterei wie bei uns komplett schnee- und eisfrei ist.
Der Nadelgrat ist oft ziemlich ausgesetzt, aber nirgends richtig schwierig. Der Fels ist nur direkt auf der Gratkante einigermassen fest, in den Flanken ist der Grat teilweise äusserst brüchig. Die schwierigsten Stellen, die maximal einem mittleren IIIer entsprechen, sind der erste Absatz runter nach dem Klein Dürrenhorn (wo man aber abseilen kann), die Platte am grossen Felskopf zwischen Selle und Dürrenhorngipfel und evtl. noch die steile Kletterei zum Hohberghorn-Gipfel.
Der Schlüssel des Nadelgrats besteht wohl darin, mit vernünftigem Sicherungsaufwand einigermassen flott voranzukommen. Bis zum Chli Dürrenhorn sind wir seilfrei geklettert, ohne unsere Komfortzone auszureizen. Ab dem Chli Dürrenhorn sind wir dann alles am kurzen oder halblangen Seil geklettert und haben ausser bei zwei Abseilmanövern ausschliesslich Geländeformen zum Sichern verwendet. Wer lieber mehr sichert, kann an vielen Stellen am Nadelgrat Schlingen und Friends einsetzen.
Die einzige wirkliche Option für einen Tourabbruch bietet sich am Hohbergjoch, von dort könnte man zur Domhütte absteigen. Ein Tourausstieg vom Gipfel des Dürrenhorns zurück über das Galenjoch zur Bordierhütte dauert gemäss unserer Einschätzung fast gleich lang wie wenn man von dort zur Mischabelhütte weitergeht. Angesagte Kaltfronten und/oder grössere Gewittergefahr sind also keine optimalen Voraussetzungen, um die Tour anzugehen.
Die beiden Couloirs, die vom Riedgletscher zum Dirrujoch resp. zur Selle führen, waren bei unserer Tour soweit man vom Grat runtersehen konnte komplett schneefrei. Es befand sich nur Schutt und Sand in den beiden Couloirs und diese Zustiegsoptionen werden in Zukunft wohl für die Hochtouren-Sommersaison immer seltener zu einer Option.
Gedanken zur Tour von

Der Nadelgrat und insbesondere das Dürrenhorn / Dirruhorn ist - wie viele hikr mittlerweile wohl mitbekommen haben - für meinen Freund

Die Ankunft auf dem Dürrenhorn war ein zugleich schöner wie auch ergreifender Moment. Je länger die Tour dauerte, desto mehr fiel die anfängliche Anspannug ab und wich dem reinen Genuss und der Freude.
Die grandiose Tour über den Nadelgrat, dass diese letztendlich so reibungslos geklappt hat, dass wir sie dermassen geniessen konnten und auch der anschliessende, ausgelassene Hüttenabend auf der Mischabelhütte gehört für mich zu den absoluten Höhepunkten meiner bisherigen Bergerlebnisse.
Letztes Wort des Kappenträgers ("für einmal" möchte ich auch das letzte Wort haben :-)
An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass mein ziemlich allerherzlichster Dank meinem Freund Roger gilt. Ohne ihn hätte ich diese Tour nie zu Ende führen können. Seine Geduld und Anteilnahme, das wieder Aufrichten, wenn`s mal anstand, das sichere Führen während der Tour, sind Dinge, die für mich unvergesslich bleiben werden!! Hätte nie gedacht, noch einmal einen solch tollen Tourenfreund zu finden wie damals Reinhard. Aber ich hab ihn gefunden. Merci vielmal, Jung!!!!
Ein Merci vielmal an Alle, die uns in diesen Tagen feste die Daumen gedrückt haben... an Alle, die nicht ganz so feste die Daumen gedrückt haben (tut auf Dauer ja auch weh), natürlich auch!
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