Santa-Cruz-Trek


Publiziert von mannvetter , 28. August 2019 um 18:15.

Region: Welt » Peru
Tour Datum:29 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: PE 
Zeitbedarf: 4 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Diverse Touranbieter in Huaraz. Wird als Gruppentour ab ca. 180 Dollar angeboten. Lieber nicht zu sehr sparen!

Der Santa Cruz Trek ist beileibe kein Geheimtipp, und gerade deswegen darf ich hier dafür "Werbung" machen. Die vielen touristisch unerschlossenen Täler Perus - lassen wir sie ruhig unerschlossen. Auf diesem Trek ist man nicht alleine, aber man begegnet Menschen mit Rucksäcken und leuchtenden Augen, immer wieder schweigsamen Menschen. Und die Landschaft ist so grandios, dass es mir nicht opportun erscheint, weitere einsamere Gegenden auch noch ihrer Einsamkeit zu entreißen, um sie Touristen wie mir preiszugeben.
Freitag, 29. Juni                       Santa Cruz Trek, Tag 1
Ich hatte ein halbes Jahr vorgebucht, und trotzdem kam der Touroperator am Vorabend in unser Hotel und wollte die Tour absagen, weil sich keine weiteren Gäste gefunden hatten, und wir hatten schließlich nur eine Gruppenreise gebucht, keine "private tour". Ich beschwerte mich, der Operator hatte ein Einsehen, und wir 4 Tage das Vergnügen, die einzigen Gäste zu sein. Mit einem Guide und Koch in einer Person, einem Mulitreiber und seinem 10-jährigen Sohn als Muligehilfe.
Vier Stunden Anfahrt in einem Allradwagen von Huaraz ins Llanganuco-Tal, dann hinauf zur Passstraße. Mein Vater war vor 40 Jahren hier - da gab es diese Straße noch nicht, da musste man bis zur Portachuela laufen!
Gigantisch! Huascaran, Huandoy, Pisco, Wahnsinn! Auf der anderen Seite dann verzweigteres Gelände, nicht bloß eine Wand mit Spitzkehren. Dann Vaqueria. Ein paar Häuser klebten am Hang. Tatsächlich standen da zwei Esel und ein Pferd, alles für uns. Gasbehälter, zwei Holzkisten, Jutesäcke... Was für ein Aufwand. Ein Pärchen stand da noch, die machten die Tour ganz alleine, das geht schon auch. Im Grunde ist die Gepäcklogistik die größte Schwierigkeit. Wasser, Wegfindung - das lässt sich alles auch ohne Guide bewältigen. Nur muss man eben jegliche Nahrung mitschleppen. Unterwegs bekommt man gar nichts.
Eine traumhafte Landschaft, grün, Eukalyptus, Wasser rauschte. Erst steil hinunter, dann am Hang entlang zum nächsten Ort Huaripampa, der in dem Tal lag, das wir jetzt hochgingen. Auch ein paar steilere Abschnitte, aber meist bequem. Weiter am rechten Talrand, dann wurde es einsamer, eine schöne Hochebene, hinten ein Gletscherberg, davor Wiese und Steine - das Paradies. Und völlige Einsamkeit. Schließlich hielten wir auf eine Talgabelung zu, das musste Paria sein, der Zeltplatz. Da stand schon ein großes Küchenzelt und ein kleines für uns. Das Paradies.
Paria ist ein ausgewiesener Zeltplatz, also eine Wiese mit gemaurten servicios higienicos, die nur aus einem Loch mit Sichtschutz bestehen. Wir waren hier die einzigen. Unser Guide war auch Koch in den Wintermonaten in Lima. Es gab eine leckere Gemüsesuppe, dann Fleischeintopf mit Pollo, Erbsen und Kartoffeln. Dabei gepflegte Konversation auf Spanisch. Wie alt der Bub sei, Niber, 10 Jahre. Der Burroführer Dante. Danach gab es noch Tee. Das ist schon luxuriös, wenn man sonst nur Brot und Käse auf Tour gewohnt ist!
Mittlerweile war es dunkel, wir wurden nach Lampe und Taschenmesser gefragt. Beides gaben wir für eine Operation am lebenden Esel. Wir guckten uns die Sterne an, der Esel überlebte. Dann ins Zelt. Mithilfe der Stirnlampe in alle Schichten eingemümmelt. Fühlte sich gut an, aber ich musste nachlegen. Inlet, zwei Hosen, drei Oberschichten. Und fror um die Knie, also da noch die Daunenjacke umgewickelt.
Samstag, 30. Juni                     Santa Cruz Trek, Tag 2
Um 6 Uhr guckten wir raus, da waren noch die Berge mondbeschienen. Wir packten zusammen, bekamen zwei Bottiche mit warmem Wasser hingestellt. Also Katzenwäsche. Bald schon Frühstück, nämlich süßer Quinoabrei mit Apfel, Brötchen mit Marmelade. Dann noch ein löslicher Kaffee. Wir gingen immer wieder raus, um die Berge zu betrachten. Um 7.00 Uhr gingen wir los, nachdem alle Zelte und Gedöns abgebaut waren. Die Sonne kam, es wurde gleich warm. Nun langsam aber stetig das Tal hinauf bis zur Punta Union, dem höchsten Punkt des Treks. Knapp 4800m - da empfiehlt es sich schon, vorher ein paar Akklimatisationstouren gemacht zu haben, wenn man hier nicht einbrechen will. Auf dem Pass war phantastische Sicht. Ich hatte allerdings aufgegeben, mir die Namen der Berge zu merken, diese Quetchuanamen waren einfach zu schwer!
Dann Abstieg bis zum Camp Taullipampa. Unsere Mulis waren ja vorausgegangen, aber hier war kein Zelt von uns aufgebaut. 5 Minuten später war dann unser Platz, und der war einsam und eigentlich viel schöner. Ganz toll am mäandernden Bach gelegen, mit 2-Bergeblick. Der eine war tatsächlich Alpamayo, der schönste Berg der Welt. Dass wir dem so nahe kamen, war mir gar nicht klar. Nun den ganzen Nachmittag frei zum Schauen, Herumspazieren, ein Fußbad. Zum Abendessen gab es wieder ein dreigängiges Menü mit anschließendem Tee. Am Campo Alto Alpamayo sah man dauernd Lichter aufblinken, das war doch keine Zeltbeleuchtung! Morgen sollten wir erfahren, was es damit auf sich hatte.
Sonntag, 1. Juli             Santa Cruz Trek, Tag 3
Ein phantastisches Morgenlicht über Alpamayo und Artesonraju. Wir gingen nun den Stichweg (sehr zu empfehlen!) zum Alpamayo-Basecamp, ein nördlich abzweigendes Tal hinauf. In diesem Morgenlicht wie auf einem anderen Planeten! Unser Guide erfuhr, dass gestern ein Guide mit zwei Touristen am Alpamayo von einer Lawine erfasst wurde. Die Leichen lägen noch oben. Wir eilten im Geschwindeschritt zur Laguna. Dort schöne Sicht zu einem Gletscherabbruch. Ich brachte das Gespräch mit meinem Guide auf die Cordillera Huayhuash, wo dieser herkam. Und da erzählte er Interessantes: Er hatte damals als Achtjähriger mit seinem Vater den verunglückten Bergsteiger Simon abtransportiert, was ja als "Touching the void" als Buch und Film in die Geschichte einging. Der Vater sei am Anfang des Films zu sehen. Was für ein Zufall! War das der schönste Lagerplatz bisher? Wir stiegen ab, vor uns der Artesonraju, der berühmte Berg von Paramount.
Nach der Hochebene stiegen wir steil in Kehren zur sandigen Talebene, die ziemlich heiß aussah. Es kamen uns auch die ersten erschöpften Touris entgegen. So einsam, wie unsere Tour angefangen hatte, war es nun doch nicht. Das Tal war heiß und staubig, der Weg ging aber oft links etwas erhöht entlang, mit Bewuchs, also ganz nett. Das Tal zog sich. Endlich zeigten sich hinten Häuser und auch ein gelbes Zelt. Das war Llamacorral! Und wie traumhaft lag es da. Eine sanfte Wiese vor dem Bachgewimmel, Pferde und Esel, ein Zeltplatz im Steinkarree. Ein letztes Abendessen, eine letzte Zeltnacht, nicht mehr ganz so kalt wie die letzte.
Montag, 2. Juli             Santa Cruz Trek, Tag 4
Heute ging es nur noch bergab, zunächst noch am munteren Bach entlang, dann steil hinunter bis zum Talanfang, dort am Wasserkanal entlang bis Cashapampa, einer eher hässlichen kleinen Ortschaft. Hier wurden wir mit Chicha begrüßt und bald mit dem Allradwagen zurück nach Huaraz gebracht.

Fazit
Wer es individuell liebt, wird diesen Trek auch ohne Guide, ohne Mulis und ohne dreigängige Menüs gehen können. Ich habe es ehefrauenkompatibel mit Gedöns gemacht (zum Glück wir alleine, ohne weitere Gäste), aber auch so war es ein eindrucksvolles Erlebnis. Überwältigende Landschaft, genügend Einsamkeit, immer wieder mal spanischer Smalltalk mit dem Guide - herrlich. Wenn nur der ökologische Fußabdruck nicht wäre! Ganz klar - so etwas sollte man nicht allzu oft machen und man muss es mit seinem Gewissen ausmachen können.
 

Tourengänger: mannvetter


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