Bouquetins Überschreitung


Publiziert von Nyn , 25. Juli 2019 um 23:27.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:19 August 1993
Hochtouren Schwierigkeit: SS-
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Unterkunftmöglichkeiten:Biwakschachtel Bouquetins

Ich habe die Überschreitung der Bouquetins damals in dem Buch "Walliser Alpen - Die 100 schönsten Touren" von Michael Vaucher gefunden und die Bilder und die Beschreibung dort hatten mich nie losgelassen.
Nach einigen schönen Fels- und Kombitouren die Tage zuvor zum Vorbereiten und Akklimatisieren (Jegigrat-Überschreitung, Fletschhorn-Lagginhorn-Überschreitung und Weißmieß-Nordgrat) stiegen wir am Vortag ab Arolla schon früh hinauf zum Bouquetins-Biwak (T4) und verbrachten dort den Rest des Tages. Start am 19. nach einer mäßig erholsamen Nacht um 4.35 Uhr.

Die Grand Arrete über dem Col du Mont Brule haben wir ausgelassen und stiegen im Halbdunkeln über harten Firn, der aber mit den Eisen gut zu gehen war, ab dem Biwak zuerst leicht schräg ansteigend und querend, dann ziemlich direkt hoch zur kl. Einsattelung, der den eigentlichen Beginn der Bouquetins darstellt. (Col de la Grande Arête (3295m))

Im Folgenden gingen wir die gesamte Überschreitung im Doppelsolo mit Ausnahme von 2 Passagen, die wir mit Seil sicherten. (V und IV+ laut unserem Führerwerk). Diese mit den schweren Bergstiefeln zu klettern waren nicht gerade leicht, der Gneis dort fest, aber steil. Die IV+-Stelle war nur kurz, aber sehr ausgesetzt, und nicht absicherbar. AUA! (In Gegenrichtung kann abgeseilt werden). Mein Kamerad stieg das direkt ohne großes Murren und mit einer Gelassenheit vor, die meine Bewunderung mehr als verdiente. Selbst im Nachstieg hatte ich mit dem Seil, das dann doch eher von oben kam, immer noch genügend Muffensausen!

Dank der guten Vorbereitung und versiertem Kletterkönnen von uns Beiden waren alle anderen Passagen (sehr viel II-III, Stellen auch III und schwerer) für uns zügig und bei den sehr guten Verhältnissen recht flott zu begehen. So waren wir bereits gegen 11.30 Uhr am Nordgipfel!

Beim Abstieg folgten wir noch eine gute Zeit lang dem Grat (wie weit kann ich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, vermutlich etwa bis P. 3456) und stiegen dann nordöstlich zum Glacier du Mont Miné ab.

Um 14.15 Uhr erreichten wir durch zusehends aufgeweichten Schnee dann doch recht ermattet die Bertol-Hütte!

Als Gesamtbewertung würde ich ebenfalls eher eine SS- ausgeben. Das gilt für gute Verhältnisse.
Solides flottes, wennmöglich seilfreies Steigen im IIIer Gelände unerlässlich. Die Schlüsselpassagen sind zwingend schwer (um V). Eisausrüstung für die Gletscher.

Ich durfte die "Steinböcke" mit einem meiner besten Berg- und Kletterkameraden überklettern, der dann wenige Jahre später tödlich verunglückte. R.I.P.

Alles in allem ein großes Unternehmen, das zu Unrecht wenig bekannt ist und sehr selten gemacht wird.
Eigene Bilder gibt es leider nicht, dafür einen hervorragend detaillierten Bericht mit Bildern hier




Tourengänger: Nyn


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