Durch die Auwälder an Rhein und Altrhein zwischen Neuried und Kehl


Publiziert von Schubi , 13. Juni 2019 um 15:20.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:10 Mai 2019
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 16 m
Abstieg: 16 m
Strecke:24,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Auen-Wildnis-Pfad. Da es eine Rundtour ist, kann man auch an einem Wanderparkplatz am südlichen Wendepunkt starten [(https://goo.gl/maps/n2u1YAmDAVLh37BG6 Parkplatz Baggersee Fohlengarten),] oder in Nähe des nördlichen Wendepunkts: Kehl, Ecke Bärmattstraße und Kronenhofstraße.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

    Dass schöne Touren nicht immer mit reichlich Höhenmetern verbunden sein müssen, möchte ich mit dieser Wanderung zeigen. Sie führt mich zwischen Kehl und Neuried entlang des Oberrheins und seiner Altrhein-Arme. Es geht durch Auwälder und das Ried, mal auf schmalen Pfaden, mal auf bequemen Wegen. Am Ende der gut 24 Kilometer langen Rundwanderung habe ich spektakuläre 16 Höhenmeter gemeistert.
     
Intro: Wissenswertes zu Geographie, Geschichte, Ökosystem

    Anders als der Mittelrhein wurde der Oberrhein mehrmals und extremst stark begradigt, eingedeicht und dafür in ein tlw. gänzlich neues Flussbett gelegt, bzw. es wurden jede Menge Durchstiche in den Flussschleifen gegraben um eine gerade Fluss-Führung zu erreichen. Aus heutiger Sicht, speziell unter Naturschutz-Aspekten ist das natürlich kritisierbar, im 19. und 20. Jahrhundert war es aber eine naheliegende Massnahme gegen das regelmässige, mitunter verheerende Hochwasser, gegen grassierende Krankheiten wie das Sumpffieber und für einen effizienten Warentransport auf dem Wasser und damit für ein Aufblühen des inner-europäischen Handels.

    Der ursprüngliche Verlauf des Oberrheins (damals wie heute die Grenze zwischen Elsass und Baden) war sehr mäandrierend, sprich reich an Flussschleifen. Und die änderten nach einem starken Hochwasser oft auch noch ihren Verlauf. Jedes Frühjahr sah dann die Flusslandschaft am Oberrhein etwas anders aus, es gab viele Flussarme und Inseln, die sozusagen „kamen und gingen“. Der Rhein hat sich also sein Flussbett ständig neu gemacht. Aus heutiger Sicht unwirklich surreal, im Grunde aber eine ganz normale Ausprägung von ganz normalen Naturgewalten. Aber in damaligen Zeiten halt auch ein No-Go-Bereich für Ansiedlungen und Landwirtschaft. Im für deutsche Verhältnisse recht warmfeuchten Klima dieser Region muss das Ganze jedenfalls ein echtes Paradies für Flora und Fauna gewesen sein!
     
    Die erste Begradigung erfolgte im 19. Jahrhundert durch den badischen Ingenieur Johann Gottfried Tulla, und zwar im Auftrag des damaligen badischen Großherzogs. Im 20. Jahrhundert wurde dann weiter eingedeicht, verbreitert, Staustufen und Wasserkraftwerke in den Fluss gesetzt. Wer sich ein bisschen zum Thema einlesen will, tut das hier.
     
    Wie bereits angedeutet hat die Rheinbegradigung aber nicht nur Vorteile gebracht, sondern für den Artenreichtum und das sich über tausende Jahre gebildete Ökosystem dieser Flusslandschaft eben auch reichlich verheerende Auswirkungen. Und auch für die menschgemachte Zivilisation, sprich die Städte am Mittel- und Niederrhein brachte die Oberrhein-Begradigung Nachteile: das Wasser floss dadurch schneller ab und Hochwasser wurden deswegen (und aufgrund der Eindeichung) oft nur verlagert: nämlich in die dichter besiedelten Abschnitte von Mittel- und Niederrhein. Die Kölner können ein Lied davon singen.
     
    Im späten 20. Jahrhundert hat man dieses Problem dann mit der Einrichtung von sog. Polder-Wehren und Polder-Flächen am Oberrhein entschärft und einigermassen in den Griff bekommen. Kurz gesagt handelt es sich dabei um das gezielte Überfluten von dazu vorgesehenen Arealen neben dem Fluss (oft auch in Resten der oben erwähnten ursprünglichen Rheinschleifen, also der heutigen Altrhein-Arme) während der Hochwasser-Phasen im Frühjahr. Gut erklärt ist es hier.

Grundsätzlich bringt das Poldern auch ordentlich was für Naturschutz und Artenvielfalt. Pflanzen- und Tierwelt bekommen dadurch (auf einigen Flächen) wieder das damalige Kommen und Gehen des Wassers zurück, mithilfe menschengemachter Logisitk und Ingenieurs-Kunst, sozusagen. Für viele Vogelarten z.B. sind halbfeuchte und feuchte Flächen mit ihrem Insektenreichtum nämlich ein rechtes Schlaraffenland. Allerdings gehen die Meinungen über das genaue Wie und Wo des Polderns auch auseinander, ein lesenswerter Artikel vom BUND dazu hier.
     
    Mit einem Zitat daraus möchte ich diese (etwas ausführliche) Einleitung beenden und zur eigentlichen Wanderung überleiten: „Ein fast verlorenes Paradies ... von den ursprünglich vorhandenen Auwäldern am Oberrhein sind nur noch 2% in naturnahem Zustand übrig geblieben. Hier ... hat über zwei Jahrhunderte hinweg ein Zivilisations- und Zerstörungsprozess stattgefunden, wie wir ihn im Moment in den Wäldern Amazoniens beobachten und beklagen.“
     
    Ein Stück dieser (relativ) ursprünglichen Auenlandschaft habe ich hier in die Tour eingebunden: Kernstück meiner Wanderung ist der Auen-Wildnis-Pfad, den der Landkreis Ortenau zusammen mit der Gemeinde Neuried angelegt hat. Hier geht es auf schmalen Trampelpfaden circa 1,5 km durch ein dschungelartiges Dickicht, entlang und über die Wasserläufe eines Altrhein-Arms bei Neuried. Auf zwei kurzen Abschnitten läuft der Weg über Bohlenbretter, hier wäre es sonst wohl zu „dauer-schlammig“. Aber ansonsten wird von Seiten der Gemeinde offensichtlich nur das Nötigste gemacht, man überlässt die Natur hier ihrem steten Werden und Vergehen.

    Wieauchimmer: ich denke, so ungefähr könnte die damalige wilde Flusslandschaft vor ihrer Begradigung zwischen Basel und Karlsruhe ausgesehen haben. Inklusive der Stechmückenplage :-/ Die stehende Luft an sonnigen Tagen und die hohe Luftfeuchtigkeit tun ihr Übriges… man hat hier also in den warmen Monaten ein rundum exotisch-tropisches Erlebnis. Ein sehr ähnliches naturräumliches Kleinod (aber besser vom Kanu oder Fischerboot aus zu erleben) ist übrigens das Taubergießen, ca 20 km rheinaufwärts.

   Nördlich und südlich des Wildnispfads setze ich die Wanderung aber noch fort, denn auch hier gibt es noch Althrein-Reste und schöne Wegführungen. Aber man sieht halt ebenfalls Technik, Wehre, die Eingriffe der Zivilisation. Und so erlebt man auch einige der oben geschilderten Aspekte. Ich finde in diesem Zusammenhang übrigens, dass die landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft des „Rieds“ (einer trockengelegten ehem. Sumpflandschaft) durchaus auch ihre charmanten Seiten hat.

    Bei den Weggabelungen muss man bissel aufpassen, sonst ist man schnell in einer Sackgasse auf irgendeiner Halbinsel. Deswegen die rel. ausführliche Tourenbeschreibung hier. Insgesamt ist die Tour mit 25.5 km als Tageswanderung angelegt.
 
   Noch ein Warnhinweis, speziell bezogen auf die Begehbarkeit des Wildnsipfads: wegen des oben erwähnten Polderns schwankt der Wasserstand mitunter extrem und Teile des Pfads können, gerade im Frühjahr, unter Wasser stehen. Hilfreich ist deswegen am Beginn des Pfads ein Blick auf den Wasserstand an der Pegellatte mit den „Ampfelfarben“ (grün super, gelb geht noch aber ggf. matschig, rot geht gar net!)

   
Die Tour

Als Soundtrack für die Anfahrt, zum Bilderbetrachten hier, aber natürlich NICHT während der Wanderung empfehle ich Arthur Lymans schwitzig-tropisches „Quiet Village“.

    Ich beginne die Rundwanderung am Parkplatz Auen-Wildnis-Pfad, ca 1 km östlich der über den Rhein führenden Pierre-Pflimlin-Brücke. Dort reibe ich mich mit einer ordentlichen Portion Insektenschutz-Lotion ein und gehe erstmal neugierdehalber (also optional) kurze 100 Meter nach Nordwesten auf dem Asphalt-Weg direkt auf dem Stauwehr: hier hat man entlang des Rheins einen schönen Blick in Richtung Norden bis zur Hornisgrinde. Ich kehre nun wieder um und laufe dann also vom Parkplatz aus Richtung Süden, kurz entlang am Rheinforum-Gebäude, runter zu einer Unterführung. Nach dieser geht es links weiter. Leider begleitet uns der Straßenlärm hier, es sind aber nur 250 m, nun zwischen Straßenböschung und dem Ufer eines größeren Baggersees, von denen es hier ja recht viele gibt. Einige Trampelpfade gehen nacht rechts durchs Gebüsch ans Seeufer, drei, vier echt lauschige, wilde Badeplätze finden sich da. Wer also nach der Wanderung mal ins kühle Nass hüpfen will hat hier Gelegenheit.

    Schliesslich geht der Weg noch über einen Wasser-Durchlass der Schnellstrasse, dann schwenkt er nach rechts ab und kommt so auf einen Feldweg nach Süden, der uns nach weiteren ca. 150 m zum Beginn des Auenwildnis-Pfads bringt. (Obacht: nicht schon vor dem Durchlass rechts abgehen, so liefe man nur entlang des Baggersees).

    Ein paar hingewürfelte Streuobstbäume lassen wir links liegen und tauchen nach rechts ein ins Dickicht des wilden Auwalds. Zu Beginn klärt eine Infotafel noch über allerlei Wissenswertes rund um sein Ökosystem und seine Artenvielfalt auf. Ausserdem werfen wir hier an der ersten Brücke einen Blick auf den Wasserstand am oben erwähnten Pegelstab (grün - gelb - rot).

    Man kann den Pfad erstmal nur in eine Richtung reingehen, später verzweigt er sich. Am sinnvollsten macht man einen Rundkurs ca. in Form einer Acht bzw. lädt sich einfach die hier von mir hinterlegte GPX-Datei aufs Gerät. Ich gehe südwärts  die beiden „linken Bögen“ dieser Acht. Eine Brücke auf ca der Hälfteder Mitte des Pfads bildet sozusagen den Mittelpunkt der Acht, bei der Verzweigung hier rechts halten (später, nordwärts dann laufe ich die rechten beiden "Bögen").

    Was soll ich sagen, es macht echt riesig Spass, sich auf dem schmalen Pfad durch den „Rhein-Dschungel“ zu schlagen, man muss so einige Äste beiseite schieben und oft unter/über umgestürzte Bäume kraxeln! Ich lasse die Bilder einfach mal für sich sprechen.

    Im Mai straht das frisch ausgetriebene Grün der Vegetation ja recht wunderbar vor sich hin und zusammen mit dem vielfältigen Zwitschern der Vogelwelt in dieser Jahreszeit stellt sich rasch ein ganz eigenes, wirklich irgendwie exotisches Feeling ein, als wäre man sozusagen weit weg von der Zivilisation. Gut, an Wochenenden sind sicher auch hier ein paar Leut unterwegs, ich lief die Tour an einem ruhigen Freitag und war bis auf zwei Begegnungen allein.

    Ein schöner Kontrast ist es, wenn der Pfad aus dem Dickicht heraus an ein Ufer des Altrheins geführt wird, hier kommt man sich mit den vielen im Wasser wurzelnden Pflanzen und umgestürzten Bäumen ein bisschen wie am Amazonas vor. Manchmal scheucht man auch unbeabsichtigt ein paar Wasservögel auf. Im besten Fall hat man dann die Kamera griffbereit und an ihr auch schon den richtigen Autofocus-Modus eingestellt (siehe unten :-/ ).

    Ich erreiche eine Lichtung mit ein paar wilden Feuerstellen und kurz dahinter überquere ich die Straße zum Kieswerk. Wir gehen ca. 50 m nach Osten und biegen dann rechts wieder in den Wald ein, weiter Richtung Süden. Den nun folgende Abschnitt entlang des Altrheins laufe ich auch gleich wieder auf dem Rückweg, also nach dem südlichen Wendepunkt unseren Rundwanderung, zurück. Dieser Pfad gehört zwar nicht mehr zum eigentlichen „Auen-Wildnis-Pfad“, ist aber genauso schön angelegt. Durch mein Rascheln scheuche ich einen Graureiher auf, der sich mit seinen mächtigen Schwingen träge in die Lüfte emporhebt. Nach ca 500 m öffnet sich nach links der Blick und man hat einen schönen Eindruck von der hier typischen Ried-Landschaft mit Ackerbau und Streuobstwiesen, immer wieder unterbrochen durch Hecken-Reihen und größere Laubbäume.

    An dieser Stelle gibt es eine Weggabelung und ich biege nach rechts ab, kurz darauf eine erneute Gabelung, ich gehen nochmals rechts (auf dem linken Weg komme ich wenig später zurück). Es geht wieder auf einem Fußpfad, düster-verschlungen, weiter entlang des Altrheins bis ich auf eine Wirtschaftsweg stosse, hier links weitergehen, jetzt sind es nur noch circa 200 m bis zum Rhein.

    Sein begradigtes, kanalisiertes, und eigentlich "höhergelegtes" Flussbett (eine Art Badewanne, die in die Landschaft gesetzt wurde), sehe ich aber erst, nachdem ich den Rheindeich erklommen habe. Ich vermute mal stark, dass es sich hier um die anfangs erwähnten kräftezehrenden sechzehn Höhenmeter handelt ;-) Oben angekommen erblicke ich – wie gerufen – ein Bänkle mit Flussblick, auf dem ich mich zum Verschnaufen und Veschpern niederlasse. Jetzt kann man auch besser erkennen was ich eben versucht habe, zu beschreiben: der Wasserspiegel liegt um einiges höher als der Rest der Rheinebene. Und das Flussbett wirkt dadurch irgendwie wie eine extrem langgezogene, niedrige Badewanne in der Auenlandschaft. Wunder der Wasserbau-Kunst. Immerhin hat man von „hier oben“ einen schönen Blick rüber zu unseren französischen Nachbarn, die Vogesen bilden die Horizont-Linie.

    Auf dem Rhein herrscht eigentlich mehr Verkehr von Wasservögeln als von Binnenschiffen. Kein Vergleich mit der hohen Schiffstaktung am Niederrhein, z.B. bei Duisburg. Nach fünfzehn Minuten kommt mal ein einsamer Frachter vorbeigedieselt. Aber da bin ich ich schon wieder den Rheindeich heruntergestiegen und laufe die 200 m des Hinwegs zurück, diesmal aber noch etwas weiter, bis zu einem Parkplatz (Baggersee Fohlengarten), da gehts dann links rein, entlang des Sees. Rechts blicke ich wieder in die liebliche Ried-Landschaft. Am Ende des Sees macht der Weg noch einen Rechts-Links-Bogen und ich treffe auf meinen Hinweg.

    Entlang des Althrein-Arms also wieder bis zur geteerten Straße des Kieswerks. Auf diese biege ich nur kurz nach links ein und gehe schon nach ca 20 m wieder rechts ab zum "zweiten Teil“ des Auen-Wildnispfads, diesmal in nördliche Richtung und sozusagen die rechten beiden Bögen der gedachten Acht. Es wird erneut dunkler, aber verlaufen kann man sich nicht wirklich … nach einiger Zeit komme ich auch wieder an tropisch anmutende Uferstellen. Und wenn man hier nur lange genug warten würde (in etwa so lange, wie  vorhin am Rhein auf ein Schiff), dann träfe man hier bestimmt einen müde dahinschippernden Alligator an, der hoffentlich keinen Hunger auf uns hat. Aber so viel Zeit hab ich gar nicht, die Tagestour möchte rechtzeitig geschafft werden und auch die umherschwirrenden, (imaginiert ;-) bunt schillernden Tropenvögel können mich nicht beeindrucken oder sind halt einfach mal wieder zu schnell für die Kamera :-/

   Ich trete wieder auf die offene Wiesenfläche vom Hinweg hinaus und gehen diesmal schnurstracks hoch zur Landstraße, die zu überqueren an einem Freitagnachmittag mit Feierabendverkehr ein rechtes Kunststück ist. Weiter geht es, entlang der nördlchen Fahrbahnseite, ca 300 m auf dem Radweg nach Osten bevor ich nach Norden abbiegen, da treffe ich wieder auf einen Althrein-Arm und einen weiteren Baggersee. Zunächst noch auf einer Art Halbinsel geht es in nordöstliche Richtung entlang des Sees, wo man bei Interesse die zum Einsatz kommende Bagger-Technik bewundern kann.

Obacht: hier immer am Baggersee-Ufer bleiben, es gibt bei einer Wehr-Anlage eine Abzweigung über eine Brücke nach links (da könnte man notfalls die Rundwanderung zurück zum Parkplatz abkürzen), ich gehen abe weiter halbrechts in nordöstliche Richtung.

   Der Weg mündet nun wieder in eine offene, mit Obstbäumen und Wiesen nett aufgelockerte Ried-Landschaft und schliesslich rauf (die sechzehn Höhenmeter! ;-) auf den Hochwasserschutz-Damm. Der läuft zwar etwas uninspiriert schnurstracks-gerade durch die Landschaft, aber hat immerhin die ideale Höhe um von der umliegenden Landschaft (nah und fern) wirklich viel mitzubekommen. Rechts im Osten grüßt der Schwarzwald mit dem markanten Höhenzug der Hornisgrinde herüber, links die Vogesen, direkt vor dem Damm liegen die netten Örtchen Marlen und Goldscheuer. Meine Route senkt sich bei Marlen nun vom Damm wieder auf "Ried-Ebene" herab. Ich laufe erneut entlang des Altrheins durch Felder und Streuobschtwiesen und komme dabei an schönen, teilweise schilfbestandenen Uferbereichen vorbei. Ich bin jetzt im Naturschutzgebiet Sundheimer Grund. Auch hier: ein Paradies für Wasservögel! Zweimal geht es dabei auf Brückchen über den Altrhein. Danach entlang einiger Kleingärten, die hier im Badischen "Stückle" heißen. Die sind tlw. richtig groß und haben schöne alte Baumbestände. Ich muss sagen, dass ich auf ihre Pächter ein bisschen neidisch bin.

    Nun erreiche ich einen breiten Fahrweg, der parallel entlang des Hochwasser-Damms führt. An dieser Stelle am besten direkt durchs Gras hoch auf den Damm, denn auf ihm entlang führt ebenfalls ein (Fuß-) Weg und diesen gehe ich nun ca. 300 m Richtung Süden am Waldrand entlang. Dort führt dann nach rechts ein Weg in den Auwald, der hier aus hochgewachsenen, teils recht alten Buchen und Eichen besteht. Nach weiteren 300 m erreiche ich schliesslich das sog. Kulturwehr, eine Staustufe zur Hochwasser-Regulierung (und damit zum oben beschriebenen Poldern), die mit einer Wasserturbine auch Strom erzeugt. Hier und hier gibt es ein paar Hintergrund-Infos.

    Durch die Anlagen des Kulturwehrs führt eine Treppe, da hoch: ich wende mich also nach Süden und gehe ab hier wieder direkt am Rhein entlang, immer auf dem Rheindeich. Wer vor lauter Deichen und Dämmen zwischenzeitlich ein bisschen durcheinander gekommen sein sollte: es gibt aus den oben genannten Hochwasserschutz- und "Polder-Gründen" oft zwei Deiche/Dämme am Oberrhein: einen direkt am Fluss, und einen weiteren etwas landeinwärts im Ried. Zwischen beiden wird "gepoldert", d.h. regelmässig mithilfe von großen Durchlässen (Wehren) kontrolliert überschwemmt.

    Nun nähere ich mich einem weiteren Highlight der Wanderung: der Vogelbeobachtungs-Station (vogelkundliche Station) etwa 2 km südlich des Kulturwehrs. Auf einem Holzpodest an einer offenen Uferbucht des Rheins (50 m unterhalb vom Damm, direkt am Wasser) kann man ganz wunderbar die Vielfalt der hiesigen Vogelwelt bewundern und auch das ein oder andere Foto des gefiederten Schwimm- und Flugverkehrs machen. Am besten in den Abendstunden, Tele-Objektiv nicht vergessen! Stichwort Flugverkehr: Interessanterweise lasen sich die Wasservögel kaum durch ein blödes Kleinflugzeug vom nahen Flugplatz Strasbourg-Neuhof stören. Ich allerdings schon. Nach der fünften Dröhn-Runde eines Propeller-Fliegers würde ich ihn am liebsten mit meiner Kamera abschiessen :-( Aber auch die dramatisch-dynamischen Flug-Akrobatik der Wasservögel schaffe ich nicht, einigermassen formatfüllend und scharfgestellt auf meinen Kamerasensor zu bannen. Meine Ausreden lauten: neue Kamera, erst zum zweiten Mal im Einsatz, kein Tele dabei, zu langsam beim Umschalten der Focus-Modi ... Asche auf mein Haupt :-/ Wieauchimmer: was die Kamera net packt, hält die Erinnerung fest, und es war auf jeden Fall eine schöne Viertelstunde auf der Vogel-Beobachtungsstation.

    Weiter geht es auf dem Rheindeich nach Süden, ich verlasse ihn rechts abzweigend nach ca 400 m. Vorbei an einem kleinen Hafen für Segelbötchen führt der Weg wieder näher ans Rheinufer. Hier schaue ich einer Wildgänse-Familie bei ihren Schwimmübungen für den putzigen Nachwuchs zu. Weitere ca 400 Meter geht es nun am Rhein entlang, der hier übrigens nicht von Schiffen befahren wird, die tun das auf einem hinter ein Halbinsel entlang geführten parallelen Flussbett. Diese Halbinsel heißt Rohrschollen, ist schon französisches Staatsgebiet und auch als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Erreichen lässt sie sich vom Parkplatz am Startpunkt der Wanderung.

    Zurück zur Wegführung: 400 m also am Rhein entlang, dann links den Weg in den Auwald rein. Der führt, parallel zum Fluss, auch nach Süden, ich fand diese waldige Wegführung aber schöner als immer nur schnurstracks am geradlinigen Rheinufer entlang. Der Weg schlängelt sich durch Wald und Wiese und nähert sich schliesslich wieder dem Uferweg auf ca 10 m an, bleibt aber parallel zu diesem. Ebenfalls parallel führt links, also östlich von uns, unser Hinweg in der Nähe vorbei, aber auf einer durch Wasser getrennten Halbinsel. Schön fand ich auf diesem Wegabschnitt das Efeu und andere, lianenartigen Gewächse, beide ranken sich empor an den mächtigen Stämmen der Pappeln und Eschen hier im Auwald.

    Nach ca 2,5 km komme ich zu einem Wehr, dort wende ich mich an der Weggabelung nach rechts und überquere auf einer schmalen Fußgängerbrücke einen Flussarm. Ein schöner Blick auf den hier stillen Rhein tut sich auf. Damit gelange ich schliesslich auf eine weitere Halbinsel, und dieser Weg führt mich südwestwärts, weiter am Rhein (hier rechts auch eine schöne Badestelle!), die letzten ca 1000 m bis zum Parkplatz Auen Wildnispfad, dem Ausgangspunkt der Wanderung, zurück.

Anmerkung zum Tourenverlauf: die von mir gegangene Routre entspricht im nördlichen Teil nicht exakt dem hier hinterlegten GPX-Track, ich bin vor Ort etwas "unmständlicher gelaufen. Der GPX-Track stellt eine verschlankte Idealversion der Tour dar.

Fazit: Abwechslung bedingt nicht Höhenmeter. Eine Tagestour durch eine Flusslandschaft mit all ihren wilden und gezähmten Seiten, inklusive Begegnungen mit schrägen Wasservögeln, schillernden Insekten und gemütlichen Fröschen. Am besten im Mai machen, Flora und Fauna sind hier in Top-Form und man wird förmlich zugezwitschert von der Vogelwelt und zugestrahlt vom leuchtend-frischen Grün der Pflanzen. Wenn man einen warmen Tag erwischt, hat man (speziell auf den zugewachsenen pfadigen Abschnitten der Tour) so einige tropisch-exotische Momente. Da keine Einkehrmöglichkeit: Veschper nicht vergessen! (und auch nicht das Teleobjektiv, s.o. :-/ )


Tourengänger: Schubi


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Kommentare (4)


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Henrik hat gesagt: Kupfer, Gold und anderes mehr
Gesendet am 13. Juni 2019 um 15:49
im grossen Stil geklaut... nicht mal Pflanzen sind von krimineller Energie geschont...in Taubergiessen!

Schubi hat gesagt: RE:Kupfer, Gold und anderes mehr
Gesendet am 13. Juni 2019 um 16:05
Jo, hab davon gehört. Sehr schlimme Sache. Was für armselige Gemüter, die so etwas anstellen. Aber die Gier halt ...

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 13. Juni 2019 um 19:22
Das sind ja ganz tolle Eindrücke aus dieser Gegend!!

Da habe ich bei meinem FH-Aufenthalt in Kehl in den 70ern wirklich was verpasst.

Grüße
Hanspeter

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Juni 2019 um 19:50
Hallo Hanspeter.

Das kann man so sagen *lach*
Besten Dank für dein Lob auch!

Schönen Gruß, Frank


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