Alpstein-Traverse über vergessene Pfade und wilde Gipfel
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Viele der bekannten Alpsteingipfel habe ich in meinem Leben bereits bestiegen. Da ich jedoch kein Freund des systematischen Bergsteigens bin (wenngleich ich es spannend finde, wenn jemand derartige Projekte verfolgt) waren es dann immer wieder die gleichen Gipfel, die ich besuchte, so dass einige Gipfel in diesem wunderschönen Gebirge von mir bislang "links liegen" gelassen wurden, sei es aufgrund ihrer Abgelegenheit oder der Schwierigkeit, sie ohne Kletterausrüstung zu besteigen. Jedoch spätestens als ich diesen Bericht von Delta gelesen hatte, wollte ich wieder einmal eintauchen in die wilde, alpine Welt der vergessenen Gipfel, welche auch für den Alpinwanderer erreichbar sind und deren stiefmütterliches Dasein völlig zu unrecht besteht!
An meiner Seite waren heute die Steilgras-Experten ossi und Berglurch - ich wusste also, worauf ich mich einliess und dass es wohl keine "normale" Wanderung werden würde. Während ich am selben Tag wieder irgendwo ins Tal absteigen und heimfahren wollte, planten meine beiden Tourenpartner, auf dem Säntis zu übernachten, um am nächsten Tag die höheren Weihen des Alpsteinbergsteigens zu erlangen...
Erster Schreck frühmorgens am Bahnsteig am Kreuzlinger Hafen: Die allseits beliebte und günstige OSTWIND-Tageskarte (mit Halbtax max. CHF 21,00 für alle Zonen) liess sich nicht mehr am Automaten direkt anwählen, nachdem das Zonensystem per 01.06.09 umgestellt worden war! Also ohne gültiges Billett in den Zug springen und hoffen, dass sich die Angelegenheit beim Umsteigen in Romanshorn klären liesse (LSCH auf der hier geprägten Skala). Dem war glücklicherweise auch so - die Lösung: es müssen nun Abfahrts- und Zielort eingegeben werden, woraus dann der Fahrpreis für die Tageskarte errechnet wird.
Als wir in Herisau in die Appenzellerbahn wechselten, trafen wir dann auf unseren Tourenpartner ossi und - KraxelDani, der zufällig ebenfalls zu einer Tour mit seinem jüngsten Sohn in den Alpstein fuhr! Kleines Hikr-Treffen im öV also...
Von unserem Zielbahnhof Wasserauen ging´s zunächst den stotzigen Fahrweg zum Seealpsee hinauf, der uns bereits ordentlich ins Schwitzen brachte. Und das, obwohl von dem angekündigten hochsommerlichen Wetter mit wolkenlosem Himmel noch keine Spur zu sehen war, was uns aber auch nicht weiter störte, wäre Hitze doch das Letzte, was wir -teilweise schwer bepackt- bei dieser Tour hätten gebrauchen können.
Borsthalden - Fälenschafberg (T6)
An der Meglisalp der nächste Schreck: Einer der Schuhe von Berglurch zeigte bereits Auflösungserscheinungen - die Sohle löste sich von der Kappe (WSCH+)! Schnell ein paar Lagen Leukotape drumgewickelt und weiter ging´s...hoffentlich hält das für die Klettereien am Wochenende!
Von der Meglisalp folgten wir dem ausgeschilderten Wanderweg Richtung Bötzel, um diesen auf einer Höhe von ca. 1700 m in südwestliche Richtung zu verlassen, um unser erstes Gipfelziel, den Fälenschafberg (2103 m) via Borsthalden in Angriff zu nehmen: Eine Route, die wohl kaum mehr begangen wird, es sind weder Wegspuren noch Markierungen vorhanden, lt. Führerliteratur quert man am besten den unteren Teil der Borsthalden nach Westen bis zu einer markanten Rinne. Von dort steigt man in beträchtlicher Steilheit über Rasenbänder und Schrofen zum Schafbergsattel auf. Nach ausgiebigem Routen- und Kartenstudium an der Alphütte am Spitzigstein (1617 m) unterhalb der steilen Nordflanke der Borsthalden meinten wir dann, eine geeignete Route durch den Felsriegel ausgemacht zu haben - die ganze Sache schien jedoch alles andere als trivial zu sein.
Nachdem wir den Hang ein Stück weit in westlicher Richtung gequert hatten, hielten wir ziemlich direkt auf den Felsriegel zu, der auf einer Höhe von ca. 1800 m auf Rasenbändern überwunden werden kann. Diese Schlüsselstelle erfordert eine geschickte Routenwahl - kommt man zu weit nach links (im Aufstiegssinn), gerät man im moosigen Schrofengelände, das hier wirklich fast senkrecht ist, bald in grosse Schwierigkeiten. Während Berglurch diese Passage etwas weiter rechts (westlich) anging, probierten ossi und ich, bis knapp unter die sich vom Fälenschafberg herabziehenden Platten zu gelangen, um dann nach rechts zu queren. Dies war keine gute Idee, denn die folgende Querung im äusserst steilen Gelände war sehr heikel, zu heikel für meinen Geschmack. Spärliche Moos-Rasen-Griffe und winzige, erdige Tritte vermitteln nicht wirklich ein Gefühl der Sicherheit, zumal unter einem der Abgrund pfeift. Jetzt bloss nicht wegrutschen, sonst ist´s vorbei...
Janu, es half ja nichts, ein Rückzug war bereits nicht mehr möglich (O-Ton ossi: "Jetzt ist die Kacke am Dampfen"), also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und kämpfte mich Meter für Meter hinüber zu einem Gamswechsel, der wieder etwas besseren Halt bot. Ohne die Tipps und die moralische Unterstützung von ossi, der ja in solch einem Gelände fast zuhause ist, würde ich wohl jetzt noch in den Steilflanken der Borsthalden hängen... An dieser Stelle möchte ich Dir, lieber ossi nochmals meinen Dank und meine Bewunderung aussprechen, dass Du in dieser Situation so cool geblieben bist!
Weiter oben wartete Berglurch auf uns, der die Schlüsselstelle offenbar ohne grössere Schwierigkeiten etwas weiter rechts (westlich) überwunden hatte (ist das der Spürsinn eines Allgäuer Steilgraskletteres?) Der weitere Aufstieg zum Schafbergsattel über steiles Gras-Schrofengelände war dann problemlos zu bewältigen. Vom Schafbergsattel erreichten wir in wenigen Minuten über gut gestuftes Gelände (T4+) und den ziemlich exponierten Gipfelgrat den Gipfel des Fälenschafbergs. Nach Eintrag ins Gipfelbuch, das erstaunlich wenige Einträge pro Jahr enthält, liessen wir die Blicke schweifen in die wilde, alpine Welt des Alpsteins, hinüber zu den schroffen Wänden von Hundstein und Freiheit, den Felstürmen der Freiheittürme, Fälentürm und: die faszinierenden Felsnadeln von Rot Turm und Nadlenspitz! Letzterer sollte unser nächstes Ziel für diesen Tag sein, obschon die hoch über der Fälenalp thronende, filigrane Felsnadel aus der Distanz betrachtet schon ein wenig unnahbar und vor allem seeehr exponiert aussah.
Nadlenspitz (T5, I)
Nach einer etwas mühsamen Querung der steilen und etwas feuchten Grasflanke des Fälenschafbergs erreichten wir zunächst den vorgelagerten Turm, den man rechts, etwas nach Süden absteigend, umgeht (ich liess mir dennoch eine Besteigung der zackigen Gratspitze nicht nehmen). Von dort sah der weitere Anstieg auf den Gipfel des Nadlenspitz bei weitem nicht mehr so gfürchig aus, wenngleich ob der Exponiertheit und des teilweise sehr brüchigen Gesteins Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unerlässlich sind. Vom Gipfel genossen wir den gewaltigen und berauschenden Tiefblick hinunter zum Fälensee und auf den Wanderweg, welcher über die Fälenalp und die Alp Häderen zum Zwinglipass führt. Berglurch war offenbar so berauscht von diesem Tiefblick, dass ihm beim Abziehen seines Rucksacks auf dem Fälenschafberg seine Kameratasche samt Kamera entglitt, die dann in der Tiefe verschwand und trotz einer sofort eingeleiteten Suchaktion nicht mehr ausgemacht werden konnte! (ZSCH). Dies war wirklich sehr unglücklich, aber besser die Kamera stürzt in die Tiefe, als dass irgendeinem von uns etwas passiert - auch wenn dies wohl nur ein sehr schwacher Trost sein dürfte...
Löchlibetter - Altmann (T4+, I)
Der Abstieg vom Nadlenspitz erfolgte mit der nötigen Vorsicht (Steinschlag!!) auf der Aufstiegsroute. Mühsamer Gegenanstieg zurück zum Fälenschafberg, auf dem wir unser Material deponiert hatten. Vom Fälenschafberg ging´s dann wieder hinunter zum Schafbergsattel, wo wir über die weitere Route debattierten. ossi und Berglurch wollten gerne die Fälentürme überklettern, um so in einer herrlichen Überschreitung zum Löchlibettersattel zu gelangen. Da ich keine Kletterausrüstung dabei hatte, kam dies für mich nicht in Betracht, blieb also nur die Umgehung der Fälentürme auf der Nordseite, wo auf schmalen, etwas schuttigen Bändern unter den Nordwänden des Schafbergturms und der Fälentürme Richtung Altmann gequert werden kann. Diese sog. "Löchlibetterroute" wurde wohl früher hin und wieder begangen, heute weist sie nur noch an einigen Stellen Wegspuren auf, die Route ist jedoch für den geübten Alpinwanderer problemlos zu bewältigen. Die grösste Gefahr stellen neben dem unangenehmen Geröll momentan die noch zahlreich vorhandenen Altschneefelder dar, die keinen Fehler verzeihen - ein Ausrutscher hätte angesichts der Steilheit des Geländes und der darunterliegenden Felsabstürze der Löchlibetter fatale Folgen!
Da ich diesen mir bis dato nicht bekannten "Löchlibetterweg" ungern alleine gehen wollte, einigten wir uns schlussendlich darauf, noch gemeinsam bis zum Löchlibettersattel zu gehen, wo sich unsere Wege dann für dieses Wochenende trennen sollten, hatten meine beiden Tourenpartner doch noch den Altmann-Ostgrat geplant, bevor sie via Rotsteinpass zu ihrem Nachtlager auf dem Säntis marschieren wollten. Ich hingegen begnügte mich mit dem Normalaufstieg von Nordosten über das steile Schneefeld, das in manchen Jahren sogar den ganzen Sommer überdauert, zum Altmannsattel und über die mit Eisenstiften versehene und rot markierte Route durch die Westwand. Ab dem Löchlibettersattel tauchte ich erstmals wieder in die "zivilisierte" Welt markierter und ausgeschilderter Wander- und Bergwege ein und traf auch zum ersten Mal seit dem Einstieg in die Borsthalden am Morgen wieder auf Menschen. Es ist toll zu erleben, dass auch der -vor allem an Wochenenden und im Sommer- überlaufene Alpstein noch ganz wilde und alpine Ecken bietet, in der man die bizarre Schönheit dieses Gebirges alleine geniessen kann!
Leider war die Sicht vom Gipfel des Altmanns etwas durch Quellwolken getrübt, die sich schon den ganzen Tag hartnäckig rund um die höchsten Alpsteingipfel hielten. Dank der Junisonne war es aber nun recht warm und ich entsprechend dehydriert. Nachdem ich von zwei netten Freiburgern, die ich auf dem Gipfel getroffen hatte, noch einen grossen Schluck Apfelschorle erbettelt hatte, machte ich mich vom Altmannsattel auf den heissen Abstieg nach Wildhaus - zunächst in herrlichem Geröllsurf und auf Schneefeldern zum Wanderweg Richtung Zwinglipasshütte. Dann über die Chreialp, vorbei am vielleicht formschönsten und begehrtesten Alpsteingipfel, dem Girenspitz, zur Alp Tesel und durch das Flürentobel ins Tal. Ein langer und eindrücklicher Tag im Alpstein war zu Ende - ich liess ihn auf der Sonnenterrasse eines Cafés in Wildhaus mit Blick auf die fabelhaften Churfirsten ausklingen!
Tour mit ossi und Berglurch. Herzlichen Dank für die tolle Tour und die nette Begleitung!
An meiner Seite waren heute die Steilgras-Experten ossi und Berglurch - ich wusste also, worauf ich mich einliess und dass es wohl keine "normale" Wanderung werden würde. Während ich am selben Tag wieder irgendwo ins Tal absteigen und heimfahren wollte, planten meine beiden Tourenpartner, auf dem Säntis zu übernachten, um am nächsten Tag die höheren Weihen des Alpsteinbergsteigens zu erlangen...
Erster Schreck frühmorgens am Bahnsteig am Kreuzlinger Hafen: Die allseits beliebte und günstige OSTWIND-Tageskarte (mit Halbtax max. CHF 21,00 für alle Zonen) liess sich nicht mehr am Automaten direkt anwählen, nachdem das Zonensystem per 01.06.09 umgestellt worden war! Also ohne gültiges Billett in den Zug springen und hoffen, dass sich die Angelegenheit beim Umsteigen in Romanshorn klären liesse (LSCH auf der hier geprägten Skala). Dem war glücklicherweise auch so - die Lösung: es müssen nun Abfahrts- und Zielort eingegeben werden, woraus dann der Fahrpreis für die Tageskarte errechnet wird.
Als wir in Herisau in die Appenzellerbahn wechselten, trafen wir dann auf unseren Tourenpartner ossi und - KraxelDani, der zufällig ebenfalls zu einer Tour mit seinem jüngsten Sohn in den Alpstein fuhr! Kleines Hikr-Treffen im öV also...
Von unserem Zielbahnhof Wasserauen ging´s zunächst den stotzigen Fahrweg zum Seealpsee hinauf, der uns bereits ordentlich ins Schwitzen brachte. Und das, obwohl von dem angekündigten hochsommerlichen Wetter mit wolkenlosem Himmel noch keine Spur zu sehen war, was uns aber auch nicht weiter störte, wäre Hitze doch das Letzte, was wir -teilweise schwer bepackt- bei dieser Tour hätten gebrauchen können.
Borsthalden - Fälenschafberg (T6)
An der Meglisalp der nächste Schreck: Einer der Schuhe von Berglurch zeigte bereits Auflösungserscheinungen - die Sohle löste sich von der Kappe (WSCH+)! Schnell ein paar Lagen Leukotape drumgewickelt und weiter ging´s...hoffentlich hält das für die Klettereien am Wochenende!
Von der Meglisalp folgten wir dem ausgeschilderten Wanderweg Richtung Bötzel, um diesen auf einer Höhe von ca. 1700 m in südwestliche Richtung zu verlassen, um unser erstes Gipfelziel, den Fälenschafberg (2103 m) via Borsthalden in Angriff zu nehmen: Eine Route, die wohl kaum mehr begangen wird, es sind weder Wegspuren noch Markierungen vorhanden, lt. Führerliteratur quert man am besten den unteren Teil der Borsthalden nach Westen bis zu einer markanten Rinne. Von dort steigt man in beträchtlicher Steilheit über Rasenbänder und Schrofen zum Schafbergsattel auf. Nach ausgiebigem Routen- und Kartenstudium an der Alphütte am Spitzigstein (1617 m) unterhalb der steilen Nordflanke der Borsthalden meinten wir dann, eine geeignete Route durch den Felsriegel ausgemacht zu haben - die ganze Sache schien jedoch alles andere als trivial zu sein.
Nachdem wir den Hang ein Stück weit in westlicher Richtung gequert hatten, hielten wir ziemlich direkt auf den Felsriegel zu, der auf einer Höhe von ca. 1800 m auf Rasenbändern überwunden werden kann. Diese Schlüsselstelle erfordert eine geschickte Routenwahl - kommt man zu weit nach links (im Aufstiegssinn), gerät man im moosigen Schrofengelände, das hier wirklich fast senkrecht ist, bald in grosse Schwierigkeiten. Während Berglurch diese Passage etwas weiter rechts (westlich) anging, probierten ossi und ich, bis knapp unter die sich vom Fälenschafberg herabziehenden Platten zu gelangen, um dann nach rechts zu queren. Dies war keine gute Idee, denn die folgende Querung im äusserst steilen Gelände war sehr heikel, zu heikel für meinen Geschmack. Spärliche Moos-Rasen-Griffe und winzige, erdige Tritte vermitteln nicht wirklich ein Gefühl der Sicherheit, zumal unter einem der Abgrund pfeift. Jetzt bloss nicht wegrutschen, sonst ist´s vorbei...
Janu, es half ja nichts, ein Rückzug war bereits nicht mehr möglich (O-Ton ossi: "Jetzt ist die Kacke am Dampfen"), also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und kämpfte mich Meter für Meter hinüber zu einem Gamswechsel, der wieder etwas besseren Halt bot. Ohne die Tipps und die moralische Unterstützung von ossi, der ja in solch einem Gelände fast zuhause ist, würde ich wohl jetzt noch in den Steilflanken der Borsthalden hängen... An dieser Stelle möchte ich Dir, lieber ossi nochmals meinen Dank und meine Bewunderung aussprechen, dass Du in dieser Situation so cool geblieben bist!
Weiter oben wartete Berglurch auf uns, der die Schlüsselstelle offenbar ohne grössere Schwierigkeiten etwas weiter rechts (westlich) überwunden hatte (ist das der Spürsinn eines Allgäuer Steilgraskletteres?) Der weitere Aufstieg zum Schafbergsattel über steiles Gras-Schrofengelände war dann problemlos zu bewältigen. Vom Schafbergsattel erreichten wir in wenigen Minuten über gut gestuftes Gelände (T4+) und den ziemlich exponierten Gipfelgrat den Gipfel des Fälenschafbergs. Nach Eintrag ins Gipfelbuch, das erstaunlich wenige Einträge pro Jahr enthält, liessen wir die Blicke schweifen in die wilde, alpine Welt des Alpsteins, hinüber zu den schroffen Wänden von Hundstein und Freiheit, den Felstürmen der Freiheittürme, Fälentürm und: die faszinierenden Felsnadeln von Rot Turm und Nadlenspitz! Letzterer sollte unser nächstes Ziel für diesen Tag sein, obschon die hoch über der Fälenalp thronende, filigrane Felsnadel aus der Distanz betrachtet schon ein wenig unnahbar und vor allem seeehr exponiert aussah.
Nadlenspitz (T5, I)
Nach einer etwas mühsamen Querung der steilen und etwas feuchten Grasflanke des Fälenschafbergs erreichten wir zunächst den vorgelagerten Turm, den man rechts, etwas nach Süden absteigend, umgeht (ich liess mir dennoch eine Besteigung der zackigen Gratspitze nicht nehmen). Von dort sah der weitere Anstieg auf den Gipfel des Nadlenspitz bei weitem nicht mehr so gfürchig aus, wenngleich ob der Exponiertheit und des teilweise sehr brüchigen Gesteins Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unerlässlich sind. Vom Gipfel genossen wir den gewaltigen und berauschenden Tiefblick hinunter zum Fälensee und auf den Wanderweg, welcher über die Fälenalp und die Alp Häderen zum Zwinglipass führt. Berglurch war offenbar so berauscht von diesem Tiefblick, dass ihm beim Abziehen seines Rucksacks auf dem Fälenschafberg seine Kameratasche samt Kamera entglitt, die dann in der Tiefe verschwand und trotz einer sofort eingeleiteten Suchaktion nicht mehr ausgemacht werden konnte! (ZSCH). Dies war wirklich sehr unglücklich, aber besser die Kamera stürzt in die Tiefe, als dass irgendeinem von uns etwas passiert - auch wenn dies wohl nur ein sehr schwacher Trost sein dürfte...
Löchlibetter - Altmann (T4+, I)
Der Abstieg vom Nadlenspitz erfolgte mit der nötigen Vorsicht (Steinschlag!!) auf der Aufstiegsroute. Mühsamer Gegenanstieg zurück zum Fälenschafberg, auf dem wir unser Material deponiert hatten. Vom Fälenschafberg ging´s dann wieder hinunter zum Schafbergsattel, wo wir über die weitere Route debattierten. ossi und Berglurch wollten gerne die Fälentürme überklettern, um so in einer herrlichen Überschreitung zum Löchlibettersattel zu gelangen. Da ich keine Kletterausrüstung dabei hatte, kam dies für mich nicht in Betracht, blieb also nur die Umgehung der Fälentürme auf der Nordseite, wo auf schmalen, etwas schuttigen Bändern unter den Nordwänden des Schafbergturms und der Fälentürme Richtung Altmann gequert werden kann. Diese sog. "Löchlibetterroute" wurde wohl früher hin und wieder begangen, heute weist sie nur noch an einigen Stellen Wegspuren auf, die Route ist jedoch für den geübten Alpinwanderer problemlos zu bewältigen. Die grösste Gefahr stellen neben dem unangenehmen Geröll momentan die noch zahlreich vorhandenen Altschneefelder dar, die keinen Fehler verzeihen - ein Ausrutscher hätte angesichts der Steilheit des Geländes und der darunterliegenden Felsabstürze der Löchlibetter fatale Folgen!
Da ich diesen mir bis dato nicht bekannten "Löchlibetterweg" ungern alleine gehen wollte, einigten wir uns schlussendlich darauf, noch gemeinsam bis zum Löchlibettersattel zu gehen, wo sich unsere Wege dann für dieses Wochenende trennen sollten, hatten meine beiden Tourenpartner doch noch den Altmann-Ostgrat geplant, bevor sie via Rotsteinpass zu ihrem Nachtlager auf dem Säntis marschieren wollten. Ich hingegen begnügte mich mit dem Normalaufstieg von Nordosten über das steile Schneefeld, das in manchen Jahren sogar den ganzen Sommer überdauert, zum Altmannsattel und über die mit Eisenstiften versehene und rot markierte Route durch die Westwand. Ab dem Löchlibettersattel tauchte ich erstmals wieder in die "zivilisierte" Welt markierter und ausgeschilderter Wander- und Bergwege ein und traf auch zum ersten Mal seit dem Einstieg in die Borsthalden am Morgen wieder auf Menschen. Es ist toll zu erleben, dass auch der -vor allem an Wochenenden und im Sommer- überlaufene Alpstein noch ganz wilde und alpine Ecken bietet, in der man die bizarre Schönheit dieses Gebirges alleine geniessen kann!
Leider war die Sicht vom Gipfel des Altmanns etwas durch Quellwolken getrübt, die sich schon den ganzen Tag hartnäckig rund um die höchsten Alpsteingipfel hielten. Dank der Junisonne war es aber nun recht warm und ich entsprechend dehydriert. Nachdem ich von zwei netten Freiburgern, die ich auf dem Gipfel getroffen hatte, noch einen grossen Schluck Apfelschorle erbettelt hatte, machte ich mich vom Altmannsattel auf den heissen Abstieg nach Wildhaus - zunächst in herrlichem Geröllsurf und auf Schneefeldern zum Wanderweg Richtung Zwinglipasshütte. Dann über die Chreialp, vorbei am vielleicht formschönsten und begehrtesten Alpsteingipfel, dem Girenspitz, zur Alp Tesel und durch das Flürentobel ins Tal. Ein langer und eindrücklicher Tag im Alpstein war zu Ende - ich liess ihn auf der Sonnenterrasse eines Cafés in Wildhaus mit Blick auf die fabelhaften Churfirsten ausklingen!
Tour mit ossi und Berglurch. Herzlichen Dank für die tolle Tour und die nette Begleitung!
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