Linkerskopf-Westgrat, Rotgundspitze und Eule


Publiziert von quacamozza , 31. August 2018 um 14:11.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:28 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1770 m
Abstieg: 580 m
Strecke:P Fellhornbahn-Schwarze Hütte-Auf dem Falken-Muskopf-Seeköpfl-Rappenseehütte-Linkerskopf-Rotgundspitze-Eule-Große Steinscharte-Rappenseehütte (17 km)
Kartennummer:Topographische Karte 1:50 000 UK 50/47 Allgäuer Alpen

Das Gebiet um die Rappenseehütte ist im Sommer stark besucht. An schönen Tagen starten über 200 Wanderer in Richtung Kemptner Hütte. Bergsteiger, die die Ruhe auf weglosen Gipfeln suchen, sind dagegen nur vereinzelt anzutreffen. Und so bleibt man abseits der ausgetretenen Pfade in der Regel allein.

Trotz des Trubels ist die Umgebung der Hütte gut geeignet für entspannte Tage. Man muss sich nur wenige Minuten von der Hütte entfernen. Schon der kurze Abstieg zum malerischen Rappensee ist für die meisten der Gäste ein zu weiter Abstecher.

Heute steht neben dem Aufstieg zur Hütte eine kurze Rundtour über den Linkerskopf und die Rotgundspitze auf meinem Programm. Diese Runde drehe ich zum wiederholten Mal. Es ist einfach die abwechslungsreichste Hüttenrunde, mit 2,5-3 Stunden Dauer gut für den Nachmittag geeignet, gespickt mit Steilgras, etwas Kletterei, dem Wechsel von Fleckenmergel zum Hauptdolomit und vor allem mit unterschiedlichen, aber immer tollen Ausblicken auf die Umgebung der Hütte.

Zum Abschluss der Runde lohnt sich die Besteigung der Eule. Früher stand dort ein 30 Meter hoher, filigraner Turm, das Wilde Männle (2399m). Auch wenn der Turm schon lange nicht mehr existiert (er fiel im Mai 1962 einem Unwetter zum Opfer), so sind die "Wilden Mändle" (einzelgängerische Sagenwesen mit übernatürlichen Kräften, die den Alpenraum besiedelten) nach wie vor eine Oberstdorfer Institution. Es gibt ein Gasthaus mit gleichem Namen. Alle fünf Jahre wird der "Wilde Mändle-Tanz" aufgeführt.
Da die Reste des Turmes aus dem Stillachtal gesehen wie die Ohren einer Eule aussehen, hat sich dieser Name etabliert, mittlerweile auch in den neuen offiziellen Karten, so dass es jetzt auch hier auf hikr Zeit wird, sich vom Wilden Männle zu verabschieden.



Zur Schwierigkeit:

Auf dem Falken: T 3
Muskopf: T 3-4
Linkerskopf Westgrat: T 6- und II (direkter Grat III)
Übergang zur Rotgundspitze: T 5+ und II
Rotgundspitze Ostgrat: eine Stelle II, sonst T 4 und I
Eule: unten II-III, oben II (guter Fels, oben extrem ausgesetzt, vor allem der letzte Zug auf den überhängenden Gipfelfelsen, nichts für schwache Nerven)


Zum Zeitbedarf:

P Fellhornbahn-Schwarze Hütte: 45 min radeln (mit E-Bike 25-30 min)
Schwarze Hütte-Eselweg-Auf dem Falken: 55 min
Auf dem Falken-Muskopf: 30 min
Muskopf-Seebichel: 25 min
Seebichel-Rappenseehütte: wenige Minuten

Rappenseehütte-Linkerskopf: 1 Std
Linkerskopf-Rotgundspitze: 20 min
Rotgundspitze-Eule: 25 min
Eule-Große Steinscharte: 25 min
Große Steinscharte-Rappenseehütte: 15-20 min



Der Großteil der Tour bedarf wegen anderer guter Berichte und/oder der offensichtlichen Wegführung keiner ausführlichen Beschreibung. Daher nur ein straffer Überblick:

Von der Fellhornbahn sind es gut 9 Kilometer Asphaltstraße bis zur Schwarzen Hütte. Wer das zu Fuß läuft ist selber schuld. 
Auf dem Eselweg ist es wegen der ergiebigen Regenfälle der letzten Tage noch ganz schön schmierig.
Bis zur Rappenseehütte nehme ich die drei kleinen Gipfelchen am Weg mit. Vom Falken hat man eine schöne Aussicht hinüber zum Heubaum, zur Trettach und zur Höfats. An der Hütte warte ich bis 12 Uhr. Dann gibt's Mittagessen.

Anschließend geht es auf dem von der Hütte bestens sichtbaren Westgrat des Linkerskopfes weiter. Während unten Steilgrasfertigkeiten gefragt sind (bis T 5), wird der Grat nach und nach schrofiger, ausgesetzter und ab der Vereinigung mit einem Seitenast auf ca. 2300m gar richtig felsig. Die Schlüsselstelle ist auf ca. 2400m die Überwindung eines mit einer senkrechten Stufe abbrechenden Plattengürtels mit ganz wenigen passablen Griffen und Tritten. Während es bisher immer direkt über diese Stelle drüber ging (III), probiere ich dieses Mal die Umgehung links. Dabei quert man heikel unterhalb der Stufe nach links (T 5+, eine Stelle II). Weiter geht es zünftig im unteren T 6-Bereich über zwei aufeinander folgende schmale Bänder im Vollbruch aufwärts, wobei man immer mehr nach links abgedrängt wird. Das Zurückqueren auf den Grat ist schwierig. Über eine schrofige Rippe (T 5+) steigt man steil nach rechts hoch, das Gipfelkreuz bereits in Sichtweite. Endlich wird das Gelände flacher, und man kann bequem auf den obersten Westgrat queren. 
Auf dem Linkerskopf befinden sich zwei Kreuze, ein größeres unterhalb des höchsten Punktes auf dem Westgrat und ein niedriges weißes Kreuz auf dem eigentlichen Gipfel.

Weiter über den scharfen Grat nach Süden, wobei eine senkrechte Felsstufe (II) mit guten Haltepunkten abgeklettert wird. Von der Scharte zu einem Kamin (knapp II), der auf den Gipfel der Rotgundspitze (GK und GB) führt.

Der Abstieg über den Ostgrat ist leicht. Nur eine kurze Steilstufe knapp oberhalb der Scharte P.2349 erfordert kurze Kletterei (II). Über Trittspuren, später Schrofen hinauf zur Gedenktafel an der Südseite der Eule. Noch kurz auf Geröll aufsteigen und um die Kante herum zu einem Kamin. In diesem hinauf (II-III), oben links hinüber (II-III) auf einen Absatz und auf die Südwestkante. In genussvoller, zeitweise extrem exponierter, aber leichter Kletterei (II) auf den Gipfel der Eule. Highlight ist das alte, zwischen den Gipfelfelsen eingeklemmte Gipfelkreuz des Wilden Männle. Oben befindet sich außerdem eine (allerdings alte) Schlinge zum Abseilen.
Da die Felsqualität durchgehend gut ist, habe ich es in der Gesamtbewertung bei einer II belassen. Eine III wäre allerdings auch vertretbar.

Vom Gipfelfuß über Schrofen, später Geröll und grobe Blöcke schräg hinunter zur Großen Steinscharte (T 4, unzählige Varianten möglich) und damit zum Heilbronner Weg. Auf diesem zurück zur Hütte.






Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (4)


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Tuppie hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2018 um 19:32
Grüß Dich Ulf,

eine sehr schöne Runde! Danke für die Bilder.

Zur Rappenseehütte muss ich nächstes Jahr auch mal wieder... Ich würde gerne mal den Linkerskopf über den Heubaum besteigen, frage mich aber, obs einen Weg abseits von Westgrat und Rotgundspitzüberschreitung runter zur Hütte gibt? Du wirst es wissen... Ich fürchte jedoch, dass es da keine weitere sinnvolle Alternative gibt, oder?
Gruß
Thomas

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. September 2018 um 11:50
Hallo Thomas,

da gibt es leider nur noch einen sehr unangenehmen Steilmergelabstieg aus der Scharte zwischen Linkerskopf und Rotgundspitze, ansonsten sind die drei Grate die gängigen Routen.

Der einfachste Weg ist der Abstieg über den Nordgrat. Den verlässt man 350 Hm unter dem Gipfel nach Nordwesten zur Enzianhütte.

Lieben Gruß
Ulf

Kauk0r hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2018 um 17:15
Danke für den Bericht zum Linkserskopf-Westgrat! Viel gabs dazu ja bislang nicht zu erfahren. Bene hat mal T5 und II gesagt.

Ich selber bin irgendwo oben nach der Vereinigung mit dem Seitenast mal umgedreht, als der Grat so bröselig wird. Das war mir dann nicht mehr geheuer. Den Anstieg bis dorthin im Steilgras empfand ich als sehr schön, es blühten noch Edelweiß.

Im Zustieg über die Schwarze Hütte konnte ich damals die NW-Flanke unterm Gipfel in Augenschein nehmen, dort schien es möglich über ein Band die Schlüsselstelle zu umgehen (hab ich mal eingezeichnet). Was denkst du, könnte das gehen? Wär jedenfalls mein Plan B gewesen, falls mir die Schlüsselstelle zu schwer geworden wäre. Da mir das ganze wegen dem Schnee natürlich sowieso zu heikel war und mir der Grat zu brüchig bin ich umgedreht. Zumal auch der Normalweg verschneit war, falls ich durchgekommen wäre aber mir der Abstieg über den gleichen Weg zu schwer geworden wäre.

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. September 2018 um 16:17
Hallo Kauk,,

der obere Teil der von Dir gestrichelten Linie, also die Querung zurück auf den Westgrat, stellte sich als anspruchsvoller wie erwartet dar.
Mag sein, dass es einen Durchschlupf im oberen T 5-Bereich gibt, aber das Gestein ist so plattig und bröselig, da habe ich es lieber anders versucht, nämlich zunächst auf das kleine Köpfl, das man auf dem Bild gut erkennt und noch weiter schräg ansteigend auf den im Profil zu erkennenden Grat. Dabei helfen unter anderem kleine, aber feste Grasbüschel bei den heikelsten Stellen.
Nächstes Mal werde ich den Aufschwung aber wieder direkt überklettern, das dürfte die sicherste Variante sein.
Der Grat hat's wegen des Bruchs in sich, da ist der Übergang zur Rotgundspitze erheblich angenehmer und daher auch beliebter.
Dann mal schauen, wie Du das alles bewertest...

Gruß
Ulf


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