Seekarlspitze Nieberl/Klammer // Verbindungs-/Trichterweg – a hard's Weckla
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Das Rofangebirge ist auch ein hervorragendes Klettergebiet, wobei m.E. die schon sehr gute Felsqualität an der Schüsselkarspitze oftmals übertroffen wird. Leider gibt es für Solotouren nur ein sehr geringes Potential, da die Kletterschwierigkeiten der unzähligen Routen meistens weit jenseits des V-ten Grades liegen. Einen AV-Führer besitze ich nicht und in dem Auswahlführer von Salvenmoser/Rutter sind ein paar leichtere Touren zwar namentlich erwähnt aber nicht weiter beschrieben. Eine Ausnahme bildet die Route von Nieberl/Klammer aus dem Jahre 1909 an der 400 m hohen Seekarlspitze N-Wand. Nach der 5-ten SL sind die Hauptschwierigkeiten überwunden, die Tour endet schließlich am W-Grat der Seekarlspitze. Vmtl. war dies ein Grund, diesen Weg mit dem Trichterweg zu verbinden, so dass eine wesentlich längere und beeindruckende Führe durch den zentralen Teil der N-Wand entstand, bei der man zuletzt auch direkt am Gipfel aussteigt.
Von Maurach geht es mit der Seilbahn zur Bergstation empor ( Berg-.und Talfahrt 21 Euro ). Ziel ist zunächst der Bettlersteig bei der Rofanspitze da man über ihn zum Fuße der N-Wände absteigt. Da meine Karte nicht mehr viel taugt, verlasse ich mich auf die örtliche Beschilderung. Die führt mich in einem kleinen Tal zwischen der Westseite der Haidachstellwand und dem Südgipfel des Rosskopfes hinauf in den Grubersattel südwestlich der Rofanspitze. Eigentlich hätte ich erwartet, dass der Bettlersteig ein paar hundert Meter weiter links, vom Sattel zwischen Rofanspitze und Rosskopf hinab zum Ampmoosboden führt, aber auf den Wegweisern wird er mit keinem Wort erwähnt, somit denke ich, dass er vmtl. erst östlich der Rofanspitze beginnt. Also umgehe ich den Gipfel der Rofanspitze auf einem Querweg, mit toller Aussicht zum Sagzahn, durch die Südflanke und lande schließlich beim Schafsteigsattel. Mist, hier gibt es zwar einen Steig, aber nicht den Bettlersteig, sondern den Schafsteig. Nun gehe ich über den Gipfel der Rofanspitze wieder zurück.
Als ich im Sattel vor dem Rosskopf stehe, wird alles klar, ein großes Schild weist darauf hin, dass der Bettlersteig gesperrt ist. Was nun? Alles abblasen kommt noch nicht in Frage, ich möchte den Abstieg auf jeden Fall versuchen, wenn er nicht möglich ist, kann ich immer noch umkehren. Der Bettlersteig ist ohne Probleme zu begehen, die Gründe für die Sperrung sind mir nicht bekannt, gab es evt. mal einen Felssturz? Wie dem auch sei, auf dem Wanderweg im Ampmoosboden wende ich mich nun nach Westen und folge ihm bis unter die N-Wand der Seekarlspitze.
Sehe schon von Weitem, dass im mittleren Teil große Wasserstreifen nach unten ziehen, der Kamin im untern Teil der Nieberl/Klammer scheint auch mit betroffen zu sein. Mangels Alternative muss ich mich wohl oder übel darauf einlassen. Die ersten 2 SL in bräunlichem Fels sind noch recht entspannt zu klettern, nun folgt ein sehr ausgesetzter 35 m langer Riss ohne Sicherungshaken der in den Kamin führt. Die schwierigste SL der N/K ( V ) ist auf der linken Seite komplett nass, na das wird ein Spaß. Der untere Teil des Kamins wird von einer senkrechten Platte in eine linke und rechte Seite geteilt, es geht wohl links hinauf, da oben um einen Klemmblock eine Schlinge gefädelt wurde. Auf halber Strecke stecke ich plötzlich fest, mein Helm der nicht auf dem Kopf sitzt sondern im Rucksack liegt, hat sich irgendwie verklemmt. Ich krieg die Krise, erst nach mehreren Minuten mit diversen Körperverwindungen gelingt es mir den Rucksack wieder frei zu bekommen, das hat Nerven gekostet. Nun weitet sich der Kamin auf, man muss 2 Überhänge überspreizen ehe man in eine Rinne gelangt. Da die eine Seite des Kamins komplett nass ist, trägt dies nicht gerade zur Beruhigung bei. Danach bin ich klatschnass geschwitzt und möchte heute keinen Kamin mehr klettern.
Bei der N/K-Route folgt nach der Rinne jedoch gleich wieder ein glatter Kamin, so dass ich mich endgültig entschließe linkerhand in den deutlich schwereren Verbindungs-/Trichterweg einzusteigen ( alles bloß keinen Kamin mehr ). Die erste SL führt in sehr schöner Plattenkletterei nach oben, vom nächsten Stand weg, klettert man einmal A0 und dann weiter in guter Kletterei zu einem Band. Dieses Band verfolgt man nun ca. 150 m nach rechts ( zuletzt kleine Schleife nach links ) bis zum Beginn der markanten, anfangs überdachten, schmalen Rampe die den oberen Teil der N-Wand von West nach Ost durchzieht. Mittendrin ist eine sehr glatte Wandstelle zu meistern.
Den ersten 100 m der Rampe in sehr schöner Kletterei folgen, danach nochmal ca. 100 m Gehgelände bis zum Beginn des engen Kamins ( erkennbar am Standhaken ). Mir wird schon übel als ich das Ding von unten sehe, aber meine Sorgen sind unbegründet. Der trockene Kamin lässt sich außen ohne Probleme ausspreizen, das macht sogar richtig Spaß, danach noch 60 m in einer Rinne aufwärts, zuletzt soll die Tour von einer Plattenstelle abgeschlossen werden. Man kann sowohl rechts- als auch mehr linkshaltend aussteigen, da ich keinen Haken sehe und für mich die Richtung aus dem Topo auch nicht klar erkennbar ist, entscheide ich mich für Rechts. Pech gehabt, war leider falsch, so beende ich die Tour eben ein paar Meter rechts anstatt links des Gipfels.
Die Aussicht auf die umliegenden Gipfel ist super, aber es herrscht ein Andrang fast wie in der Kantine zur Mittagszeit. Der „Achensee-5 Gipfel-Klettersteig“ ist offensichtlich sehr beliebt und führt zu einer starken Frequentierung des Grates entlang der N-Wandabbrüche. Ich laufe noch rüber zum Spieljoch und wandere danach gemütlich zur Bergstation der Rofan-Seilbahn hinab.
Hier gibt es nun noch ein weiteres „Highlight“ der Zivilisation zu bewundern: zum Gschöllkopf hinauf wurden Stahlseile gespannt, an denen ein Freiluftgestell befestigt ist, auf dem 4 Personen auf dem Bauch liegend festgeschnallt werden. Dieses Gestell und die menschliche Fracht werden nun zwischen der Bodenstation und dem Gschöllkopf mit hoher Geschwindigkeit hin und her gezogen. Frage mich, ob es unbedingt notwendig war, den Rummelplatz ins Gebirge zu verlegen.
Fazit: tolle Tour, bei der dank perfekter Sanierung ( gebohrte Standplätze, gebohrte Zwischenhaken nur an wenigen Stellen wo mobile Sicherungsmittel nur schlecht angebracht werden können ) der ursprüngliche Charakter weitgehend erhalten geblieben ist. Vor der Begehung sollte man aber ein paar regenfreie Tage abwarten, denn der Kamin im unteren Abschnitt ist bei Nässe kein Zuckerschlecken.
Schwierigkeitsübersicht:
V: 5 SL
IV: 4 SL
III: 4 SL
der Rest I und II
Viele Grüße
Albert

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